
Raus aus der Sonne. Bei Hitze sind Schattenplätze zu bevorzugen. © Depositphotos / Liudmyla Chernetska
Hitzeperioden machen dem Körper zu schaffen – und können ihn laut Studien sogar schneller altern lassen. Umso wichtiger ist es, sich an heißen Tagen zu schützen.
Sonne und Wärme – das lockt viele Menschen raus ins Freie. Doch aus der Freude übers schöne Wetter wird schnell ein Gesundheitsrisiko, wenn die Hitze tagelang nicht nachlässt: Hautausschläge, Schwellungen in den Beinen oder Schlafstörungen können dann die Folge sein. Hitzewellen belasten mitunter die Nieren und das Herz-Kreislauf-System. Begleiterscheinungen sind Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung. Starke Hitze hat aber auch langfristige Auswirkungen auf den Körper: Sie kann ihn schneller altern lassen.
Wer viele Hitzetage erlebt, altert biologisch schneller
In einer im Fachmagazin Science Advances veröffentlichten Studie gingen Wissenschaftlerinnen der University of Southern California der Frage nach, inwiefern extreme Hitze Alterungsprozesse beim Menschen beeinflusst. Ihr Fazit: Waren die über 56-jährigen Testpersonen vielen Hitzetagen ausgesetzt, wirkte sich das deutlich auf ihr biologisches Alter aus.
Menschen aus Gebieten, in denen die Hälfte des Jahres Temperaturen über 32 Grad Celsius auftreten, waren körperlich um bis zu 14 Monate stärker gealtert als Probanden aus kühleren Regionen mit weniger als zehn so heißen Tagen pro Jahr. Dieser Zusammenhang blieb auch nach Berücksichtigung von Lebensstilfaktoren wie Alkoholkonsum oder Rauchen bestehen.
Schon kurze Hitzeperioden haben Auswirkungen
Selbst vergleichsweise kurze Hitzeperioden von sieben Tagen bis zwei Monaten beschleunigten in der Studie den Alterungsprozess – wenn auch in geringerem Ausmaß als bei längeren heißen Zeiträumen. Das deutet laut den Studienautorinnen darauf hin, dass es im Erbgut relativ schnell zu hitzebedingten Veränderungen kommen kann. Die Forscherinnen fordern daher, bei der Modernisierung städtischer Infrastruktur auch auf Hitzeschutz zu achten, etwa indem man mehr Bäume pflanzt und städtische Grünanlagen vergrößert.
Blutproben von rund 3 600 Personen ausgewertet
Doch wie haben die Forscherinnen das biologische Alter ermittelt? Sie untersuchten innerhalb von sechs Jahren Blutproben von über 3 600 US-amerikanischen Erwachsenen ab 56 Jahren auf epigenetische Veränderungen im Erbgut. Diese sind durch äußere Einflüsse wie Stress, Ernährung oder Temperatur bedingt. Anhand dieser Veränderungen bestimmten sie das biologische Alter der Teilnehmenden und verglichen es mit deren tatsächlichem Alter.
Das biologische Alter beschreibt den Zustand des menschlichen Körpers auf zellulärer und funktioneller Ebene. Es kann vom chronologischen Alter abweichen, das anhand des Geburtsdatums ermittelt wird. Ein erhöhtes biologisches Alter ist laut Studien mit einem gesteigerten Risiko etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz und Schlaganfälle verbunden.
Hitzetage nehmen zu: Bei uns und weltweit
Der Klimawandel dürfte dazu führen, dass Hitzeperioden in Deutschland häufiger auftreten und auch länger andauern werden. Laut Umweltbundesamt gab es im Jahr 2024 gemittelt über die Fläche Deutschlands etwa 12,5 heiße Tage mit Höchsttemperaturen von 30 Grad Celsius oder mehr. Die Zahl der heißen Tage pro Jahr schwankt zwar, steigt aber im Trend seit Beginn der Aufzeichnungen deutlich an. Auch die globale Durchschnittstemperatur ist gestiegen: Im Jahr 2024 lag sie laut dem Bericht Copernicus Global Climate Highlights 2024 erstmals mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau.
Deutsche Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen
Auch eine deutsche Studie mit rund 3 500 Personen aus der Region Augsburg untersuchte den Zusammenhang von Hitze und biologischer Alterung. Sie lieferte 2023 erste Hinweise darauf, dass Hitzeperioden von vier bis acht Wochen die biologische Uhr vorrücken lassen. Zudem zeigte sie, dass bereits eine Erhöhung der jährlichen Durchschnittstemperatur um 1 Grad Celsius biologische Alterungsprozesse beschleunigt.
7 Tipps, wie Sie gut durch Hitzewellen kommen
Hohe Temperaturen können unter anderem das Herz-Kreislauf-System stark belasten und durch Erkrankungen bestehende Beschwerden verstärken. Jeden Sommer kommt es in Deutschland auch zu hitzebedingten Todesfällen, vor allem bei älteren Menschen.
Besonders gefährdet durch Hitze sind Menschen ab 65 Jahren, Pflegebedürftige, Säuglinge und Kleinkinder. Außerdem Menschen mit Erkrankungen und Personen, die im Freien und körperlich schwer arbeiten. Sieben Tipps, wie sich Hitzebelastungen vorbeugen lässt.
- Wissen, wann es heiß wird. Achten Sie auf Hitzewarnungen in den Medien. Der Deutsche Wetterdienst veröffentlicht Hitzewarnungen für entsprechende Tage. Die Warnungen für einzelne Landkreise lassen sich per Newsletter abonnieren.
- Innenräume kühlen. Lüften Sie nur, wenn es draußen kühler ist als drinnen, etwa nachts oder in den Morgenstunden. Schließen und verschatten Sie die Fenster. Ventilatoren können hilfreich sein, ebenso Klimageräte oder Hitzeschutzmaßnahmen am Haus.
- Orte mit extremer Hitze meiden. Hat sich Ihre Wohnung oder Ihr Büro stark aufgeheizt, verbringen Sie täglich möglichst zwei bis drei Stunden an einem kühlen Ort. Wählen Sie schattige Plätze in Parks, Gärten oder Hinterhöfen. Bäume und andere Pflanzen befeuchten und kühlen die Luft. So zeigt etwa eine Modellierungsstudie für Karlsruhe, dass eine Erhöhung des Baumbestandes um mindestens 30 Prozent die jährliche Zahl der extremen Hitzestunden in der Stadt um fast 64 Prozent verringern könnte.
- Lokale Alternativen kennen. Für einige Städte gibt es Webseiten, die über kühle Orte oder Schattenplätze informieren zum Beispiel für München, Dortmund, Köln, Leipzig oder Hamburg. Auch öffentliche Gebäude wie Bibliotheken oder Einkaufspassagen können gute Aufenthaltsorte sein, wenn sie entsprechend kühl sind.
- Tagesablauf anpassen. Verlegen Sie körperliche Aktivitäten wie Sport und Erledigungen in die kühleren Morgen- und Abendstunden. Dann sind auch Ozonbelastung und Sonnenintensität niedriger.
- Ausreichend trinken. Achten Sie darauf, bei Hitze genug zu trinken – etwa Mineralwasser. Schwitzen führt zu erheblichem Wasserverlust unseres Körpers. Viele Städte bieten Trinkbrunnen und Wasserspender an öffentlichen Plätzen oder in Verwaltungsgebäuden. Was den Durst am besten löscht und wie hoch der tägliche Flüssigkeitsbedarf ist, steht in unserem Special Richtig trinken.
- Arzneimittel auf Hitzeverträglichkeit prüfen. Manche Medikamente beeinträchtigen bei Hitze die Fähigkeiten des Organismus, die Körpertemperatur selbst zu regulieren. Informieren Sie sich, welche Mittel im Sommer Probleme bereiten können.
-
- Leise, sicher, schnell montiert und sparsam im Stromverbrauch: Der Ventilator-Test zeigt die besten Tisch-, Stand- und Turmventilatoren. Frischluft muss nicht teuer sein.
-
- Bestimmte Medikamente sind vor allem bei Hitze von Nachteil: Sie schränken das Schwitzen ein oder schwemmen viel Wasser aus – mit riskanten Folgen. Wir klären auf.
-
- Winterzeit ist Wannenzeit. Doch was sagt die Wissenschaft: Wem schadet ein Vollbad? Was hilft bei Triefnase? Und ist ein Glas Wein in der Wanne erlaubt?
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Der DWD bietet für Smartphones die, in der Grundversion, kostenlose "WarnWetter" App an, die u.a. auch vor Hitze warnen kann.
Denke, das ist für die meisten praxistauglicher und sichtbarer (weil Push-Nachricht) als ein E-Mail Newsletter.
Überschrift: "Starke Hitze beschleunigt das Altern"
Erster Satz im Artikel: "(...) können ihn laut Studien sogar schneller altern lassen"
Was soll das?
@nils1896: In den genannten Studien wurde untersucht, wie sich ganze Tage mit großer Hitze auf den biologischen Alterungsprozess auswirken. Daher können daraus keine Aussagen über die Wirkung von Sauna-Besuchen abgeleitet werden. Andere Studien mit Saunagängern geben allerdings Hinweise auf positive Effekte auf die Gesundheit durch regelmäßiges Saunieren, etwa auf das Herz-Kreislauf-System. Nicht belegt ist nach Angaben der Donau-Universität Krems, dass Saunabesuche das Immunsystem stärken und sich mit ihnen Erkältungen vorbeugen lässt,
siehe: https://medizin-transparent.at/staerkt-die-sauna-das-immunsystem/
In der Sauna ist man ja nur ganz kurz, dafür ist es darin extrem heiß. Ist sie trotzdem ebenfalls kritisch zu sehen in Bezug auf vorzeitiges Altern? Oder ist sie sogar positiv, da sie das das Hitzeempfinden trainiert?