
Alternative Bedienkonzepte für Fernseher kennen wir von den Firmen LG und Samsung, die sich bereits mit Gesten- und Sprachsteuerung versuchten. Mit einer Fernbedienung für aktuelle Grundig-Fernseher bietet jetzt auch ein europäischer Hersteller ein neuartiges Bedienkonzept. Der Schnelltest klärt die spannende Frage: Kann Europa Asien toppen?
Zusatzfernbedienung mit drei Extras
Sprach- und Maussteuerung sowie Kopfhöreranschluss an der Fernbedienung: Die als Zubehör verkaufte Grundig Easy-Use Remote Control kostet 79 Euro und funktioniert mit „Smart Inter@ctive 2.0“-Fernsehern wie dem von uns geprüften Grundig 7 VLE 9272 CL (test-Qualitätsurteil und Bildqualität gut). Testergebnisse von derzeit 515 Fernsehern finden Sie im Produktfinder Fernseher. Beim Internetsurfen über den im Fernseher integrierten Browser erkennen Sensoren in der Fernbedienung, ob sie in der Hand gehalten und wie sie bewegt wird. Dem entsprechend steuert sie den Cursor. Sprachbefehle nimmt das in die Fernbedienung integrierte Mikrofon entgegen. Ein paar Tasten für die wichtigsten Kommandos wie Programmwechsel und lauter/leiser sind aber doch vorhanden. Als Extras gibt es eine Funktion zum Auffinden der Fernbedienung (Paging) und einen Kopfhöreranschluss. Der empfängt den Ton vom Fernseher. So muss kein Kabel bis zum Fernseher gelegt werden.
Fernbedienung leicht anzuschließen
Die Fernbedienung wird mit einer Ladeschale und einem Bluetooth-Adapter geliefert. Der wird in eine USB-Buchse am Fernseher gesteckt und verbindet ihn mit der Fernbedienung. Darüber laufen Sprachsteuerung und Fernsehton. Tastenkommandos sendet die Fernbedienung herkömmlich per Infrarot. Anstecken und Loslegen gelingen auf Anhieb selbst dem Laien.
Die Sprachsteuerung missfällt
Wie die von Samsung vorgestellte Sprachsteuerung überzeugt auch die von Grundig nicht. Selbst simple Bedienschritte wie lauter/leiser setzt die Sprachsteuerung zeitraubend und umständlich um: Taste Sprachsteuerung auf der Zusatzfernbedienung drücken, Befehl sprechen, Taste loslassen – und dann warten, bis der Befehl erkannt und umgesetzt wird. Ein simpler Tastendruck wirkt genauso, geht aber schneller und intuitiv. Ärgerlich: Die Sprachsteuerung missversteht den Nutzer häufig und einige der nach Anleitung gültigen Kommandos sind schlicht falsch. Wer beispielsweise den Fernseher mit „Ton aus“ stummgeschaltet hat, muss den Sound anschließend ebenfalls mit „Ton aus“ wieder zum Leben erwecken. Laut Gebrauchsanleitung dient dazu der Befehl „Ton ein“, doch den erkennt die Sprachsteuerung nicht. Normale Sprache wird übrigens ignoriert. Es funktionieren – wenn überhaupt – nur die programmierten Befehle.
Fernbedienung taugt nicht als Mausersatz
Mit der Firmwareversion 1.18 (sie wird über den Fernseher installiert) wird die Fernbedienung zur „Air-Mouse“. Ein Schwenk aus dem Handgelenk steuert den Cursor beim Surfen über den im Fernseher integrierten Internetbrowser. Das klingt gut, funktioniert in der Praxis aber nicht so toll: Der Cursor rauscht nicht geschmeidig über den Schirm, sondern ruckelt. Das stört vor allem, wenn er mit letzten kleinen Schritten beispielsweise auf eine Schaltfläche dirigiert werden muss. Meist sind mehrere Versuche erforderlich, ehe sie genau getroffen wird. Die Browser-App des Grundig-Fernsehers hat für dieses Bedienkonzept zu kleine Steuerelemente wie Scrollbalken und Schaltflächen. Das erschwert die Sache unnötig. Der südkoreanische Anbieter LG bietet mit „Magic-Remote“ ein ungleich brauchbareres Eingabegerät.
Der Kopfhörer wird zum Funkkopfhörer
Als Ersatz für Funkkopfhörer macht sich die Grundig Easy-Use Remote Control gut. An der Unterseite der Fernbedienung befindet sich ein Kopfhörerausgang. Sein Signal bekommt er via Bluetooth über den USB-Dongle am Grundig-Fernseher. Die Zusatzfernbedienung verwandelt damit einen normalen Kopfhörer in einen Funkkopfhörer – das Kabel muss nur noch bis zur Fernbedienung und nicht bis zum Fernseher reichen. Die Kopfhörerlautstärke lässt sich unabhängig von den TV-Lautsprechern einstellen. Der Lautsprecherton lässt sich sogar stummschalten, während die Sendung über Kopfhörer verfolgt wird. Allerdings erfolgen diese Einstellungen recht umständlich über das Bedienmenü des Fernsehers. Hier wären separate Tasten auf der Fernbedienung praktisch. Doch die gibt es nicht.
Befremdliches Energiemanagement
In die Zusatz-Fernbedienung hat Grundig einen nicht wechselbaren Akku eingebaut. Das ist eine Unsitte, ein Standardakku täte es auch. Angesichts ihrer normalen Größe sollte die Fernbedienung Platz genug für ein normales Batteriefach haben. Geladen wird der Akku über die mitgelieferte Ladeschale. Sie bekommt Strom via USB. Grundig empfiehlt die zweite USB-Buchse ihrer Fernseher. Dort angeschlossen liefert sie aber nur Ladestrom, wenn der Fernseher in Betrieb ist. Das ist unpraktisch, denn dann liegt die Zweitfernbedienung in der Hand des Zuschauers statt in der Ladeschale. Alternativ kann die Ladeschale an einen Rechner oder ein USB-Ladegerät angeschlossen werden. Dann lädt sie auch in Fernsehpausen.
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Gerade bei den immer umfangreicher werdenden Menüs und Informationsoberflächen wünsche ich mir eine (Tasten-)Fernbedienung, mit der ich den Fernseher bedienen kann, ohne immer wieder auf die Fernbedienung schauen zu müssen. Ich schaue ja zum Fernseher. Auch wenn ich im abgedunkelten Wohnzimmer das Licht einschalten muss, nur um eine bestimmte Taste zu finden, läuft irgendwas falsch. Oder die Lesebrille suchen. Tut mir leid, dass solche simplen Fernbedienungen nicht die Innovations-Eitelkeiten der Hersteller befriedigen.
@StiWa: Wird das eigentlich getestet, wie gut sich ein Fernseher mit der Fernbedienung bedienen lässt - ohne hingucken?
siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Grundig_AG