Gold als Depotbei­mischung Mehr Stabilität, aber auch weniger Rendite

Datum:
  • Text: Karin Baur
  • Testleitung: Thomas Krüger
Gold als Depotbei­mischung - Mehr Stabilität, aber auch weniger Rendite

Preisrallye. Gold ist eine attraktive Geld­anlage, aber beileibe kein Hort der Sicherheit. © Getty Images / Maskot

Gold ist für Vermögens­anlagen sinn­voll, da es ihre Stabilität erhöht. Wie unsere Analyse zeigt, lässt sich sogar ein hoher Gold­anteil begründen – zu Lasten der Rendite.

Noch nie war Gold so teuer wie derzeit. Der Preis des Edel­metalls wird üblicher­weise für eine Fein­unze (31,1 Gramm) in US-Währung angegeben, aktuell sind es mehr als 2 900 US-Dollar (20. Februar 2025). Einheimische Anle­gerinnen und Anleger müssen zurzeit rund 2 800 Euro für einen Krügerrand mit diesem Gewicht ausgeben. Seit mehr als einem Jahr geht der Preis ohne größere Rück­setzer nach oben. Davon sollte man sich nicht blenden lassen, denn Gold hatte in der Vergangenheit immer wieder lange Schwächephasen und ist nicht das, was wir als sichere Geld­anlage einstufen.

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Kein Ersatz für Zins­anlagen

Gerade in Zeiten politischer und wirt­schaftlicher Instabilität setzen viele Menschen auf Gold, das als klassischer Hort der Sicherheit gilt. Doch für eine Anlage in Gold gilt das Gleiche wie für Aktien­investments: Anle­gerinnen und Anleger sollten dafür nur so viel Geld einsetzen, wie sie lang­fristig entbehren können. Anders als bei sicheren Zins­anlagen wie Tages­geld und Fest­geld weiß man nie, wie sich das investierte Vermögen kurz­fristig entwickeln wird. Auch mit Gold kann man Verluste erleiden, wenn es zu einem ungüns­tigen Zeit­punkt verkauft wird.

Gold­preis häufig gegen­läufig zum Aktienmarkt

Davon abge­sehen ist das Edel­metall aber eine sinn­volle Ergän­zung von Vermögens­anlagen. Weil sich Gold oftmals gegen­sätzlich zu Aktien entwickelt, gewinnen Depots durch seine Beimischung an Stabilität. Es fragt sich nur, wie hoch der Gold­anteil sinn­voller­weise sein sollte. Selbst das World Gold Council gibt sich als Interes­sens­vertretung der Gold­industrie recht zurück­haltend und empfiehlt nicht mehr als 10 Prozent. Echte Gold­fans plädieren dagegen für deutlich höhere Beimischungs­quoten.

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Depot­verläufe über mehr als 50 Jahre analysiert

Welche Anhalts­punkte liefert die Entwick­lung in der Vergangenheit? Wir haben Depot­verläufe für verschiedene Mischungen aus dem welt­weiten Aktienmarkt und Gold seit Dezember 1969 berechnet. Der Gold­anteil wurde dabei in Ein-Prozent-Schritten verändert und für jeden Portfolio-Verlauf der maximale Verlust sowie die durch­schnitt­liche Rendite ermittelt.

Wir haben die Simulationen für rein auf Rendite ausgerichtete Portfolios mit 0 Prozent Anleihen­anteil durch­geführt, aber auch für offensive (25 Prozent Anleihen), ausgewogene (50 Prozent Anleihen) und defensive Portfolios (75 Prozent Anleihen). Hier haben wir den Anleihen­anteil jeweils konstant gehalten und den Gold- und Aktien­anteil variiert. Zudem haben wir auch ein „Sicher­heits“-Portfolio betrachtet, in dem gar keine Aktien vorkommen, nur die Aufteilung von Gold und Anleihen ist unterschiedlich. Kosten und Steuern bleiben aus Gründen der Einfachheit außen vor.

Die folgenden Charts zeigen die Ergeb­nisse:

  • Erhöht man ausgehend von null Prozent den Gold­anteil, verringert sich zunächst das Portfoliorisiko, hier gemessen anhand des maximalen Verlustes. Der maximale Verlust gibt an, wie weit der Portfolio­wert unter einen zuvor bereits erreichten Höchst­stand fallen konnte. Wie stark der Verlust verringert werden kann, hängt auch von der Höhe des Anleihen­anteils ab. Über­schreitet der Gold­anteil eine bestimmte Höhe, steigt das Risiko wieder an.
  • Hinsicht­lich der Rendite des Portfolios kann ein kleiner Gold­anteil eine Verbesserung bringen, tendenziell sinken jedoch die Rendite­chancen mit steigenden Gold­anteil.

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Hoher Gold­anteil begrenzt das Verlust­potenzial

Das Ergebnis für ein auf Rendite ausgerichtetes Portfolio ohne Anleihen mag am über­raschendsten erscheinen: Um den Verlust so gering wie möglich zu halten, wäre ein Gold­anteil von 56 Prozent optimal gewesen. In der Kombination mit 44 Prozent Aktien hätte man schlimms­tenfalls 28 Prozent verlieren können. Der globale Aktienmarkt ohne Beimischung hatte einen maximalen Verlust von rund 54 Prozent.

Die Wert­entwick­lung leidet unter „zu viel“ Gold

Die Stiftung Warentest hält jedoch aus gutem Grund einen nied­rigeren Gold­anteil für sinn­voll. Wie unsere Berechnungen ebenso zeigen, werden die Rendite­aussichten beein­trächtigt, wenn man zu sehr von Aktien auf Gold umschwenkt. Auf Sicht von knapp 55 Jahren seit 1969 hätte ein reines Aktienportfolio im Durch­schnitt 8,2 Prozent pro Jahr gebracht, ein 44-56-Depot aus Aktien und Gold dagegen 8,0 Prozent pro Jahr.

Optimal für die Rendite wäre beim Portfolio ohne Anleihen ein Gold­anteil mit 21 Prozent gewesen, die Rendite hätte hier durch­schnitt­lich bei jähr­lich 8,4 Prozent gelegen.

Die folgende Tabelle zeigt die optimale Gold-Aktien-Mischung, je nachdem, ob das Ziel Risikominimierung oder Renditemaximierung heißt. Und auch je nachdem, wie hoch der Anleihen­anteil im Portfolio ist.

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Im ausgewogenen Portfolio sind 10 Prozent Gold ein vernünftiger Kompromiss

Wir halten einen Gold­anteil von um die 20 Prozent des Rendite­bausteins – das heißt 10 Prozent der gesamten Anlagesumme – für einen vernünftigen Ansatz, so wie wir es auch im Rahmen der Pantoffel-Portfolios empfehlen. Damit verringern Anleger tendenziell die Risiken im Portfolio, ohne zu stark auf Rendite­chancen zu verzichten.

Aufs Portfolio bezogen bedeutet das folgende Zielgewichtungen für Gold:

  • Defensives Portfolio: 75 % Anleihen, 20 % Aktien und 5 % Gold
  • Ausgewogenes Portfolio: 50 % Anleihen, 40 % Aktien und 10 % Gold
  • Offensives Portfolio: 25% Anleihen, 60 % Aktien und 15 % Gold
  • Auf Rendite getrimmtes Portfolio: 0 % Anleihen, 80 % Aktien und 20 % Gold.

Wer den Gold­anteil deutlich höher setzt, vergibt Rendite­chancen. Nur für Anle­gerinnen und Anleger, denen die Verlust­begrenzung wichtiger ist als die Wert­entwick­lung, mag ein hoher Gold­anteil das Richtige sein.

Gold-ETC oder physisches Gold

Wer sich für Gold als Beimischung interes­siert, kann sogenannte Gold-ETC kaufen. Sie sind preis­wert und praktisch. Eine weitere Möglich­keit sind Gold­barren oder Münzen. Wollen Sie mehr über Vor- und Nachteile wissen, lesen Sie unseren Beitrag Wie umgehen mit der Gold-Rallye. Empfehlens­werte ETC finden Sie im Artikel Goldrichtige Ergänzung fürs Depot. Und sollten Sie darüber nach­denken, ihre Gold­schätze zu verkaufen, holen Sie sich Tipps in unserem kleinen Praxistest Gold verkaufen.

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4 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Gelöschter Nutzer am 16.06.2025 um 22:41 Uhr
    Wertentwicklung

    Es sei deutlich angemerkt, dass seit dem Jahr 2000, um einmal ein rundes und gutes Jahr als Beginn zu nehmen (jetzt 25 Jahre her), der S&P500 als marktbreiter Index amerikanischer Aktien, die auch wesentlicher Bestandteil des Welt Indexes sind, um etwa 520 % angestiegen ist. Gold ist ausgehend vom selben Stichtag bis heute in US-Dollar (der Handelswährung von Gold) um mehr als 1000 % angestiegen. Übrigens, im Wert von 520 % für den S&P500 wurde natürlich unterstellt, dass sämtliche ausgeschüttete Dividenden sofort wieder angelegt wurden. Ohne diese Annahme hätte der Wertzuwachs nur etwas über 300 % betragen. Und nein, das soll keine Werbung für Gold als Anlageobjekt sein. Anlage bedeutet für mich eine dauerhafte Rendite zu erzielen. Da Gold sich nicht vermehrt und keine Zinsen oder Dividenden abwirft, ist Gold ein Wertaufbewahrungsmittel, wie es echtes Geld früher auch mal war. Man kann es als Versicherung gegen Inflation bezeichnen. Und diese Versicherung war sehr lukrativ.

  • threin am 10.03.2025 um 15:38 Uhr
    Verschuldung Anleihen Gold

    Man soll nie alle Eier in einen Korb legen. Über den Anlagenmix kann man diskutieren.
    Gold hat in den letzten 20 Jahren eine Wertzuwachs von über 8% p.a. Gehabt. Wenn man das richtige Anlagevehikel nimmt, ist der Ertrag steuerfrei und auch noch ohne Gegenparteirisiko.
    Wenn man sich die Verschuldung innerhalb der Euroländer anguckt, frage ich mich schon wie man Anleihen mit gutem Gewissen empfehlen kann. Es gibt lediglich 3 Möglichkeiten die Verschuldung zu reduzieren. Rückzahlung, Bankrotterklärung (default) und Inflation. Dreimal darf geraten werden, welche Eurostaaten mitsamt der EZB wählen werden. Unsere gute Bundesregierung ist ja der Meinung, das sie spart, wenn sie EUR 50 Milliarden mehr ausgibt als sie einnimmt. Das ist Austerität in deren Augen. Andere Regierungen treiben es noch Ärger!

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 15.10.2024 um 11:49 Uhr
    Markteinstieg im Hoch

    @aotsuvq: Die Frage zum richtigen Zeitpunkt eines Markteinstieges haben wir zwar nicht für Gold, aber für Aktien-ETF auf den MSCI World behandelt, und zwar hier:
    www.test.de/markteinstieg
    www.test.de/Der-beste-Start-fuer-die-Einmalanlage-Markteinstieg-Wie-lange-man-die-Einzahlphase-strecken-sollte-5962790-0

    Leider weiß man nie, ob die Kurse nach dem Einstieg noch für kürzere oder längere Zeit ansteigen, bevor es wieder berab geht. Oder ob kurz nach dem Kauf ein Kurseinbruch erfolgt. Geht man davon aus, dass langfristig betrachtet die Kurse weiter ansteigen, muss man sich überlegen, ob man lieber scheibchenweise investiert oder alles auf einmal. Dieser Frage geht der o.g. Artikel nach.

  • aotsuvq am 11.10.2024 um 16:31 Uhr
    @stiftung_warentest

    Zu „gegen­sätzlich zu Aktien“, sind nicht gerade sowohl Aktien als auch Gold auf einem Allzeithoch?
    Lohnt es sich in einer Phase in der beides oben ist, Gold beizumischen?