Gebrauchte Kamin­öfen Problem-Öfen aus zweiter Hand

Gebrauchte Kamin­öfen - Problem-Öfen aus zweiter Hand

Für viele ältere Kamin­öfen ist bald Schluss. Still­gelegte Öfen werden nicht selten im Internet angeboten – sie gebraucht zu kaufen, birgt Risiken. © Getty Images

Viele Kamin­öfen müssen Ende 2024 still­gelegt werden – und landen als vermeintliche Schnäpp­chen auf Klein­anzeigenportalen. Brauch­bar sind die Second­hand-Öfen nur selten.

Auf Second­hand-Portalen tummeln sich derzeit vermeintliche Kamin­öfen-Schnäpp­chen. Der Grund: Viele ältere Holz­öfen, die die aktuellen Umwelt- und Gesund­heits­stan­dards der Bundes­immissions­schutz­ver­ordnung (1. BImSchV) nicht mehr erfüllen, müssen Ende 2024 stillgelegt werden. Etliche Besitzer solcher Kamin­öfen versuchen, diese über Klein­anzeigen loszuwerden, um sich so die aufwendige und teure Entsorgung der mitunter sehr schweren Öfen zu sparen. Nach einer Stich­probe müssen wir fest­stellen: Die gebrauchten Kamine sind nur selten zu gebrauchen.

Abnahme durch den Schorn­steinfeger erforderlich

Auf Anfrage der Stiftung Warentest warnte Markus Schlichter, stell­vertretender Technik-Vorstand beim Bundes­verband des Schorn­steinfeger­hand­werks: „Wenn eine gebrauchte Feuer­stätte an einem anderen Ort errichtet wird, gilt dies als Neuer­richtung und alle Anforderungen an eine neue Feuer­stätte müssen einge­halten werden.“ Konkret heißt das: Der Kamin­ofen muss die Stufe 2 der 1. BImSchV erfüllen, auch wenn er an seinem alten Zuhause noch bis Ende 2024 hätte weiter benutzt werden dürfen.

Bevor ein Ofen befeuert werden darf, muss er vom Schorn­steinfeger abge­nommen werden. Dies scheitere bei gebrauchten Öfen oft an den fehlenden Herstel­lernach­weisen für Wirkungs­grad, Staub oder auch Kohlen­monoxid, sagt Schlichter.

Tipp: Um abzu­klären, ob ein gebrauchter Ofen über­haupt infrage kommt, sollten Sie sich zunächst ein Bild des Typen­schilds oder des Daten­blatts schi­cken lassen – die will auch der Schorn­steinfeger bei der Abnahme sehen. Anhand der genauen Typbezeichnung können Sie in der Daten­bank HKI Cert schnell recherchieren, ob der Ofen allen gesetzlichen Anforderungen entspricht.

Nach­rüsten von Filtern – selten möglich

In vielen Anzeigen ist zu lesen, dass sich ein Ofen mit einem Filter für die aktuellen Immissions-Grenz­werte fit machen lasse. Tatsäch­lich ist das Nach­rüsten eines Filters – offiziell Einrichtung zur Staub­minderung genannt – für die meisten veralteten Kamin­öfen schwierig, da passende Staub­abscheider oft gar nicht mehr erhältlich sind. Außerdem braucht die veränderte Abgas­anlage eine Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (BIBt-Zulassung). Die fehlt in der Regel.

Ofen nur im richtigen Umfeld sicher nutz­bar

Selbst wenn ein gebrauchter Ofen durch einen Filter die BImSchV Stufe 2 erfüllt, scheitere Markus Schlichter zufolge eine Genehmigung durch den Schorn­steinfeger häufig an der Betriebs­sicherheit – etwa aufgrund sicher­heits­relevanter Schäden am Kamin­ofen oder weil das Umfeld des Ofens oder der Schorn­stein nicht geeignet sind. Wichtig sei beispiels­weise, dass Abstände zu brenn­baren Teilen einge­halten werden und Rück­wände, Wand­durch­führungen oder der Boden vor dem Ofen feuer­fest sind.

Tipp: Hinweise zu Abstands­maßen sind in der Anleitung vermerkt. Wenn Sie die genaue Typbezeichnung des gebrauchten Ofens haben, sollten Sie im Internet nach der Original-Anleitung suchen und über­prüfen, ob Ihr Zuhause die baulichen Voraus­setzungen zum Betrieb dieses Ofens erfüllt.

Sauer­stoff­zufuhr und Rauch­abzug sind lebens­wichtig

Besonders wichtig ist außerdem, dass der Rauch einwand­frei abziehen kann. Damit der Abzug des Rauchs funk­tioniert, braucht jeder Kamin­ofen einen Schorn­stein mit einer bestimmten effektiven Länge und einem bestimmten Durch­messer. Auch das wird vom Schorn­steinfeger geprüft. Seit 2022 gelten neue Regeln für Schorn­steine. Unsere Experten haben zusammengefasst, was Sie beim Schornstein beachten müssen.

Für den sicheren Betrieb ist außerdem eine ausreichende Versorgung des Feuers mit Sauer­stoff wichtig, damit kein Kohlen­stoff­monoxid freigesetzt wird. Neben einem intakten und sauberen Ofen muss für die Sauer­stoff­versorgung beispiels­weise der Raum groß genug sein. Markus Schlichter vom Schorn­steinfeger-Bundes­verband ergänzt: „Darüber hinaus ist zu prüfen, ob sich luft­absaugende Anlagen wie Dunstab­zugs­anlagen oder Wohnungs­lüftungs­anlagen in der Wohnung befinden.” Sie entziehen dem Raum zusätzlich Sauer­stoff.

Tipp: Pflicht und sinn­voll ist der Einbau von Rauchmeldern. In unserem Test von Rauchmeldern finden Sie zuver­lässige Modelle für unter 20 Euro.

Kamin­öfen auf sicht­bare Schäden unter­suchen

Selbst wenn alles zu passen scheint, ist es in jedem Fall zu empfehlen, einen Ofen vor dem Kauf persönlich unter die Lupe nehmen. Anhand eventueller Schäden lässt sich oft erkennen, ob ein Kamin­ofen beispiels­weise über­feuert wurde. Für Laien offensicht­liche Beschädigungen sind laut Markus Schlichter vom Bundes­verband des Schorn­steinfeger­hand­werks eine defekte Sicht­scheibe, fehlende Dichtungen oder Verformungen am Feuer­stättenkorpus. Auch gebrochene oder gerissene Schamotte-Steine sowie Risse in der Vermiculite-Innen­auskleidung der Feuer­stätte seien für Laien gut zu erkennen. Rost­schäden, defekte Türgriffe oder -scharniere sowie verzogene Feuerraumtüren seien weitere Gründe, einen gebrauchten Ofen besser nicht zu kaufen.

test-Fazit: Gebrauchte Öfen sind selten zu gebrauchen

Wir haben uns stich­proben­artig die Angebote auf dem großen Portal Klein­anzeigen in verschiedenen deutschen Städten angesehen. Auf Basis der bereit­gestellten Fotos und Informationen kommen wir zu dem Schluss, dass viele der von Privatpersonen angebotenen, gebrauchten Kamin­öfen die aktuellen Anforderungen nicht erfüllen können. Oder aber die Verkäufe­rinnen und Verkäufer beweisen Mut zur Lücke und informieren nicht darüber, welche Grenz­werte der Ofen einhält. Fotos des Typen­schilds sind in den Anzeigen ebenfalls Mangelware. Auch Beschädigungen wichtiger Bauteile – wie zum Beispiel eine gänzlich fehlende Scheibe – sind uns unterge­kommen.

Wir raten, den Kauf eines gebrauchten Kamins nur wohl­über­legt und wohl­informiert zu tätigen. Im Zweifels­fall vorab den Rat des zuständigen Schorn­steinfegers einholen.

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