Fonds­verschmel­zungen Amundi legt MSCI-World-ETF zusammen

Datum:
  • Text: Karin Baur
  • Testleitung: Yann Stoffel
Fonds­verschmel­zungen - Amundi legt MSCI-World-ETF zusammen

Auf zu neuen Ufern. Was tun, wenn der Fonds aufgelöst oder mit einem anderen zusammengelegt wird? Wir geben Tipps. © Getty Images / Filippo Bacci, Stiftung Warentest (M)

Der ETF-Anbieter Amundi verschmilzt einen milliarden­schweren MSCI-World-ETF auf einen anderen. Wir sagen, was bei Verschmel­zungen und Auflösungen von Fonds zu tun ist.

Amundi hat nach der Über­nahme von Lyxor schon viele ETF zusammengelegt, aber dieses Mal dürften eine Menge Anleger und Anle­gerinnen betroffen sein: Es geht um den ETF Amundi MSCI World V (Isin LU1781541179, WKN LYX0YD). Der rund 6,5 Milliarden Euro schwere Fonds soll auf den ETF Amundi MSCI World (Isin IE000BI80T95, WKN ETF146) verschmolzen werden. Der letzt­genannte ETF wurde vor einem Jahr aufgelegt und hat seither 3,5 Milliarden Euro einge­sammelt (Stand 31. Dezember 2024). Die Verschmel­zung findet am 21. Februar 2025 statt. Amundi hat für Fragen dazu eine Hotline einge­richtet: 0800 555 1928 (gebührenfrei aus Deutsch­land).

Tipp: Wenn Sie Ihren ETF in Raten besparen, sollten Sie bei Ihrer Bank nach­fragen, ob Ihr Sparplan auch mit dem neuen Fonds noch ausgeführt wird. Einige bieten das an, aber nicht alle. Wenn nein, müssten Sie einen neuen Sparplan einrichten.

Kosten identisch, steuerliche Vorteile

Für Anle­gerinnen und Anleger ändert sich zunächst einmal nichts. Beide ETF beziehen sich auf den MSCI World und bilden den Index physisch ab, also kaufen die enthaltenen Aktien tatsäch­lich. Beide kosten jähr­lich 0,12 Prozent, und beide bekommen von uns die Bewertung 1. Wahl. Auch bei der Behand­lung der Erträge ändert sich nichts: Beide ETF sind thesaurierend, das heißt, sie sammeln Dividenden im Fonds­vermögen an. Es gibt jedoch einen Unterschied: Anders als der alte ETF ist der neue in Irland angesiedelt, was steuerliche Vorteile bringt.

Vorteil: Irland zieht weniger Steuern ab

Nach der Über­nahme von Lyxor befreit der französische Anbieter Amundi seine ETF-Palette von Dubletten und sortiert sein Angebot neu. In einigen Fällen werden Fonds von Frank­reich nach Luxemburg verlegt oder von Luxemburg nach Irland. Dass Fonds nach Irland umziehen, hat oft steuerliche Gründe: In Irland werden US-Dividenden geringer besteuert, so dass Fonds mit amerikanischen Aktien eine bessere Rendite erzielen können. Der MSCI World Index besteht derzeit zu rund 70 Prozent aus US-Aktien.

Nachteil: Verschmel­zung steuer­pflichtig

In der Regel wird eine grenz­über­schreitende Verschmel­zung steuerlich wie ein Verkauf und ein Neukauf gewertet. Zu erkennen ist das daran, dass sich die ersten Stellen der Kenn­nummer Isin ändern, zum Beispiel von LU auf IE oder von FR auf LU. Auch in diesem Fall fällt Amundi zufolge auf die aufgelaufenen Gewinne Abgeltungs­steuer an – sofern der Sparerpausch­betrag nicht ausreicht. Das ist ärgerlich, wenn Anle­gerinnen und Anleger durch den Steuer­abzug mit weniger Kapital weitersparen und ihnen somit ein Teil des Zinseszins­effekts entgeht.*

Genau genommen wird zunächst jedoch der gesamte Betrag vom alten in den neuen Fonds einge­bracht. Die Steuer wird separat abge­zogen, zum Beispiel vom Verrechnungs­konto. Wenn dort nicht genug Geld vorhanden ist, können Anleger Anteile vom neuen Fonds verkaufen, um die Steuer zu zahlen. Oder sie über­weisen das Geld von einem anderen Konto. Immerhin: Die Steuern auf die bisher angefallenen Gewinne sind dann bezahlt und fallen später nicht mehr an.

Tipp: Wenn Sie von der Verschmel­zung betroffen sind, können Sie Ihren Frei­stellungs­auftrag entsprechend anpassen. Dafür ist noch Zeit.

Hier finden Sie mehr zur Fondsbesteuerung.

Weitere Verschmel­zungen bei Amundi

Amundi hat schon Dutzende ETF auf andere verschmolzen. Allein 2023 hat Amundi 65 ETF mit anderen verschmolzen, davon sind 42 in Luxemburg geblieben, 18 von dort nach Irland umge­zogen und fünf von Frank­reich gekommen. In einigen Fällen hat Amundi herkömm­liche ETF auf nach­haltig umge­stellt. Wenn zwei nach­haltige ETF zusammengeführt werden, können sich die Nach­haltig­keits­kriterien des neuen und des alten Fonds unterscheiden. Mehr zum Thema nach­haltige Fonds und ETF gibt es im Beitrag Ethisch und erfolgreich anlegen.

Fonds­verschmel­zungen kommen öfters vor

Änderungen gibt es nicht nur bei Amundi. Jeden Monat werden rund 70 Fonds und ETF aufgelöst oder mit anderen Fonds verschmolzen. Die Gründe für Auflösungen oder Verschmel­zungen sind vielfältig. Sie haben nicht nur mit Zusam­menschlüssen unter den Anbietern zu tun, die in der Folge ihre Produktpalette gestrafft und von Dubletten befreit haben. Aber auch bei Anbietern aktiv gemanagter Fonds kommt es zu Fusionen. In anderen Fällen haben Fonds nicht genug Geld einge­sammelt, um sich für den Anbieter zu lohnen. Wieder andere haben eine so schlechte Performance, dass sie keine neuen Anleger anlo­cken. Darüber hinaus ändern jeden Monat Dutzende Fonds ihre Anlage­politik – mal nur minimal, mal wird ein ganz anderer Fonds daraus.

Typische Fälle von Fonds­fusionen

In den vergangenen Jahren kam es beispiels­weise häufig vor, dass Anbieter ethisch-ökologische Auswahl­kriterien ergänzt haben. Das war auch bei ETF oft der Fall. Ebenfalls beob­achten wir, dass ETF den Indexanbieter wechseln; meistens macht der neue Index aber so ziemlich das Gleiche wie der alte.

In Zeiten nied­riger Zinsen haben wir auch öfter defensive Misch­fonds gesehen, die ihre Anla­gegrenzen für den Aktien­anteil erhöht haben – weil mit Anleihen lang­fristig keine Erträge mehr möglich waren. Damit wurden die Fonds risikoreicher. Solche Änderungen sind legitim und teil­weise sinn­voll, schme­cken aber trotzdem nicht jedem Anleger.

Manchmal findet man bei aktiv verwalteten Fonds oder ETF aber auch Verschmel­zungen, bei welchen der neue Fonds nichts mehr mit dem alten zu tun hat – es ändern sich ganze Anlage­regionen oder gar Anla­geklassen. Beispiels­weise kann es passieren, dass ein Fonds, der sich auf ein einzelnes Schwellen­land bezieht, plötzlich ein globaler Emerging-Market-Fonds wird. Oder aus einem Rohstoff­fonds wird ein Fonds für Trend­themen.

Anle­gerinnen und Anleger müssen über Fonds­auflösungen, Verschmel­zungen und bedeutende Änderungen der Anlage­politik informiert werden. Das über­nimmt die Bank, bei der sie ihr Depot führen.

Bei Fonds­änderung genau hinschauen

Wenn der Fonds verschmolzen wird oder seine Anlage­politik ändert, sollte der Anleger zuerst prüfen, ob der neue Fonds dem alten ähnlich genug ist:

  • Kosten. Ist der neue Fonds teurer?
  • Ertrags­verwendung. Geht der neue Fonds genauso mit den Erträgen um wie der alte? Schüttet er zum Beispiel weiter aus? Oder behält er die Erträge im Fonds, sprich thesauriert er sie?
  • Replikations­methode. Bei ETF ist außerdem darauf zu achten, welche Art der Index­nach­bildung der Fonds verfolgt. Kauft er die Titel aus dem Index (physische Replikation)? Oder verwendet er für die Nach­bildung einen Swap (synthetische Replikation)?
  • Anla­gestrategie. Bleibt der Fonds bei seiner Anla­gestrategie? Wenn nicht, ist das Risiko vergleich­bar?

Bei ETF auf Indizes bedeutet das zu prüfen, ob der alte und der neue Index ähnlich genug sind. Ob ein Anleger zum Beispiel seinen Fonds mit neuen nach­haltigen Auswahl­kriterien behalten möchte, kann davon abhängen, wie sehr dadurch die Anlage­politik verändert wird.

So kann etwa ein Europa-ETF ab nächstem Monat Hersteller geächteter Waffen (Controversial Weapons, „CW“) ausschließen sowie Firmen, die nicht die UN Global Compact Prinizpien („UNGC“) berück­sichtigen. Der Fonds verändert sich dadurch aber nahezu gar nicht – im Vergleich zum konventionellen MSCI Europe Index fallen nur vier Aktien raus.

Anders ist es, wenn nur Firmen mit den besten ethisch-ökologischen Bewertungen in den Index kommen, so wie bei der SRI-Reihe von MSCI. Das kann bedeuten, dass mehr als 75 Prozent der Unternehmen wegfallen.

Behalten oder verkaufen

Wer für sich entscheidet, dass der neue Fonds den alten gut genug ersetzt oder gut ins Portfolio passt, braucht nichts weiter zu tun. Im Depot wird der neue Fonds auto­matisch mit der neuen Isin auftauchen. Der alte Fonds verschwindet, und mit ihm die alte Kenn­nummer oder Isin. Auch hier kann die Umstellung aber einige Tage in Anspruch nehmen.

Wem der neue Fonds nicht passt, der sollte den alten verkaufen oder an die Fonds­gesell­schaft zurück­geben. In dem Fall ist es wichtig, die letzte Handels­möglich­keit nicht zu verpassen – sie kann eine Woche oder mehr vor dem offiziellen Umtausch liegen.

Tipps: Wenn Sie den neuen Fonds unpassend finden und lieber einen echten Ersatz für Ihren alten Fonds haben möchten, können Sie in unserer großen Fondsdatenbank nach Alternativen suchen. In der Fonds­daten­bank finden Sie auch Angaben dazu, wo Sie einen Fonds kaufen oder als Sparplan besparen können. Für ETF bieten wir einen eigenen ETF-Sparplan-Vergleich.

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Bei Auflösung warten oder verkaufen

Wenn der Fonds aufgelöst („liquidiert“) wird, haben Anleger zwei Möglich­keiten, die sich im Ergebnis aber kaum unterscheiden:

  • Sie warten, bis ihnen der Liquidations­erlös gutgeschrieben wird. Zwischen dem Zeit­punkt, ab dem der Fonds nicht mehr handel­bar ist bis zur Gutschrift des Guthabens können auch mal zwei Wochen vergehen.
  • Sie verkaufen den Fonds über einen der üblichen Verkaufs-/Rück­gabewege, solange dies noch möglich ist, und erhalten den Verkaufs­erlös in der Regel zwei Tage nach Verkauf (nicht nach Verkaufs­auftrag). Dabei können Kosten entstehen.

Wo Fall­stricke lauern

Auflösungen und Verschmel­zungen sind eigentlich Routine, zumindest für große Fonds­häuser. Trotzdem kann es immer wieder mal haken, denn die Prozesse sind komplex und viele invol­vierte Parteien – in der Regel in verschiedenen Ländern – müssen passend und recht­zeitig informiert werden, damit alles klappt. Beispiels­weise kann es vorkommen, dass Anleger nicht darüber informiert werden, dass ihr Sparplan ausgesetzt wurde.

Haben Anleger das Gefühl, dass etwas schief­gelaufen ist oder zu lange dauert, sollten sie ihren Anbieter oder ihre Bank kontaktieren und auf rasche Klärung bestehen.

Steuern fallen nicht immer an

Wenn Anleger Glück haben, ist ein Umtausch steuer­neutral, das heißt, dass der Umtausch nicht wie ein Verkauf und Neukauf behandelt wird, sondern so, als hätte man immer noch den alten Fonds im Depot. Dazu ist es aber in der Regel nötig, dass der alte und der neue Fonds aus dem gleichen Land stammen, also die Isin mit den gleichen Buch­staben anfängt.

Fazit

In der Regel sind die Änderungen, die sich durch Verschmel­zungen oder Anpassungen der Anlage­politik ergeben, nicht so groß. Oft müssen Anleger und Anle­gerinnen nichts tun, weil der neue Fonds in seinem Depot dem alten stark ähnelt. Trotzdem sollte man sich jede Änderung anschauen.

*korrigiert am 23. Januar 2025

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6 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 22.01.2025 um 14:34 Uhr
    Keine doppelte Besteuerung

    @juliang92: Die Wertzuwächse, die bis zur Fondsverschmelzung angefallen sind, werden in 2025 besteuert. Nur die zukünftigen Wertzuwächse, die der ETF erwirtschaftet, sind beim Verkauf zu besteuern.

  • juliang92 am 22.01.2025 um 14:00 Uhr
    Doppelte Steuer

    "Da tröstet es nur wenig, dass die Steuern, die jetzt gezahlt werden, später nicht mehr anfallen."
    Aber wenn es steuerlich wie ein Verkauf und Neukauf gewertet wird, dann muss ich ja später eben doch wieder Steuern bezahlen, wenn ich den ETF irgendwann auflöse, oder gibt es da eine Sonderregel, die ich übersehen habe?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 21.01.2025 um 09:12 Uhr
    Amundi MSCI World (IE000BI80T95, WKN ETF146)

    @dscheineide: Für Anleger, die bereits im aufnehmenden Fonds, den ETF 146 investiert sind, gibt es keinen Handlungsbedarf.

  • dschneibe am 20.01.2025 um 21:39 Uhr
    "Verschmelzung"?

    Wenn ich "wird verschmolzen" richtig verstehe, wird der ETF 1 (im konkreten Fall der Amundi MSCI World V, Isin LU1781541179, WKN LYX0YD) aufgelöst und das freigewordene Guthaben wird in Anteile des ETF 2 investiert (hier der Amundi MSCI World, Isin IE000BI80T95, WKN ETF146). Dies wird wie ein Verkauf des ETF 1 behandelt und die erzielten Gewinne werden steuerlich abgerechnet. Verstehe ich dies richtig? Und bedeutet dies für bisherige Anleger des ETF 2 (hier mit der WKN ETF146), dass sie diese Nachricht letztendlich vergessen können, weil sich für sie gar nichts ändert?

  • Profilbild Mitarbeiter_Stoffel am 22.01.2024 um 15:31 Uhr
    Wechsel eines Landes bei ETF

    @neuling: Beim LYX0AG handelt sich um einen Swap-ETF. Dieser kann unabhängig vom Auflegungsland des ETF Quellensteuern optimieren (weil das der Swap-Partner dahinter macht). Das ist wahrschinlich ein Grund, warum dieser ETF bisher nicht nach Irland (Isin IE...) verlegt wurde. Ob das später noch passieren wird, können wir nicht sagen.