Informationen zur Fondsbewertung
Finanztest untersucht jeden Monat rund 20 000 in Deutschland zugelassene Investmentfonds. Der Untersuchungszeitraum beträgt fünf Jahre. Für die Bewertung ordnen die Tester zuerst die Fonds einer von rund 1 200 Fondsgruppen zu. Dann prüfen sie, ob die Fonds bestimmte Mindestkriterien erfüllen. Nun folgt die weitere Bewertung. Hierfür ermitteln die Tester zunächst für jede Fondsgruppe markttypische ETF (Indexfonds). Diese Fonds sind in dieser Gruppe erste Wahl. Alle anderen Fonds erhalten Bewertungspunkte, die sich aus dem Verhältnis von Chance und Risiko ergeben.
Chance und Risiken
Wir teilen die Monatsrenditen der vergangenen 60 Monate in gute und in schlechte Renditen auf – wir nennen diese Glücks- und Pechrenditen. Gut heißt, die Monatsrendite des Fonds lag über dem Geldmarktzins und über null. Schlecht heißt, die Rendite lag unter dem Geldmarktzins beziehungsweise unter null. Diese Glücks- und Pechrenditen bilden die Koordinaten eines Fonds im Chance-Risiko-Diagramm. Der Anstieg der Geraden von 0 durch einen Fonds entspricht dem Chance-Risiko-Verhältnis des Fonds.
Vergleich mit Index
Als nächstes vergleichen wir das Chance-Risiko-Verhältnis des Fonds mit dem des Referenzindex der Fondsgruppe, bei Aktien Welt ist dies zum Beispiel der Index MSCI World. Ist das Verhältnis deutlich besser, bekommt der Fonds fünf Punkte. Im Diagramm heißt das: Ist der Anstieg der Geraden durch den Fonds um mindestens 5 Prozent höher als der Anstieg der Geraden durch den Index, erhält der Fonds die Bestnote. Fonds A im Diagramm oben wäre solch ein Fonds. Ist das Chance-Risiko-Verhältnis des Fonds dagegen schlechter, wie bei Fonds B, bekommt der Fonds weniger Punkte. Die Breite eines Bewertungsbereichs – also der Bereich, in dem die gleiche Punktzahl vergeben wird – beträgt jeweils 10 Prozent vom Chance-Risiko-Verhältnis des Index.
Chance-Risiko-Zahl

Aus dem Vergleich von Fonds und Index resultiert die Chance-Risiko-Zahl. Ist ein Fonds genauso gut wie der Index, liegt sie bei 100. Ist sie größer 100, war der Fonds besser als der Index. Wir geben die Chance-Risiko-Zahl in den Tabellen neben der Punktebewertung an. Der Zusammenhang zwischen Chance-Risiko-Zahl und Finanztest-Bewertung ist wie folgt: Der Index mit Chance-Risiko-Zahl 100 definiert die Mitte des Bewertungsbereichs für vier Punkte.
Die Bewertung 1. Wahl
Finanztest ermittelt für jede Fondsgruppe markttypische ETF (Indexfonds). Sie bilden einen für ihre Fondsgruppe typischen Index nach. Diese ETF haben nicht immer die beste Rendite, sind aber, unabhängig von ihrem aktuellen Chance-Risiko-Verhältnis, in ihrer Fondsgruppe „1. Wahl“.
Abwertung
Die Finanztest-Bewertung in Punkten entspricht der Chance-Risiko-Bewertung – mit folgenden Einschränkungen:
Chance: Die Finanztest-Bewertung eines Fonds kann höchstens zwei Punkte besser sein als dessen Bewertung im Bereich „Chance“. Beispiel: Ein Fonds, der extrem defensiv zu Werke geht und für den Bewertungsbereich „Chance“ nur zwei Punkte bekommt, kann in der Finanztest-Bewertung maximal vier Punkte bekommen.
Risiko: Die Finanztest-Bewertung kann höchstens einen Punkt besser sein als die Bewertung im Bereich „Risiko“. Beispiel: Ein Fonds, der sehr riskant unterwegs ist und im Bereich „Risiko“ nur zwei Punkte bekommt, kann in der Finanztest-Bewertung nicht besser sein als drei Punkte.
Auf diese Weise verhindern wir, dass ein Fonds mit zu hohen Risiken oder zu geringer Chance die Bestbewertung bekommt. Riskante Fonds strafen wir stärker ab als defensive Fonds – im Zweifel können Anleger besser auf ein wenig mehr Rendite verzichten als dass sie in zu große Risiken laufen.
Tipp: Die Bewertung aktiv gemanagter Fonds und nicht markttypischer ETF kann sich ändern. Anleger sollten daher die Qualität ihrer Fonds regelmäßig prüfen.
Kostenlos für Sie: Rendite- und Risikokennzahlen
Zu allen Fonds finden Sie – schon vor dem Freischalten des Produktfinders – Basisangaben wie zum Beispiel das Auflagedatum des Fonds oder die laufenden Kosten. Zudem erhalten Sie Rendite- und Risikokennzahlen und können die Wertentwicklung des Fonds mithilfe eines interaktiven Charts verfolgen.
So berechnet Finanztest die Renditen
Finanztest berechnet die Wertentwicklung der Fonds nach Abzug fondsinterner Kosten und immer auf Euro-Basis. Erträge wie Zinsen oder Dividenden werden berücksichtigt. Die Rendite ist in Prozent pro Jahr angegeben. Die Stichtage für die Berechnung liegen immer am Monatsende. Weil nicht jede Fondsgesellschaft denselben Tag als den letzten des Monats definiert – etwa, weil er auf einen lokalen Feiertag fällt – kann es vorübergehend zu Renditedifferenzen kommen. Diese sind insbesondere bei ETF auf denselben Index sichtbar, sollten sich aber in den Folgemonaten wieder ausgleichen.
Die Kosten eines Fonds
Angegeben sind die laufenden Kosten eines Fonds, wie sie in den gesetzlich vorgeschriebenen Wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) zu finden sind. In den laufenden Kosten enthalten ist zum Beispiel die jährliche Management- und Verwaltungsgebühr des Fonds. Nicht enthalten sind Erfolgsgebühren. Sollten Erfolgsgebühren erhoben werden, wird das angezeigt. In die Berechnung der Wertentwicklung sind sämtliche Kosten, die auf Seiten der Fondsgesellschaften anfallen, mit einbezogen. Nicht berücksichtigt sind Kosten, die auf Seiten des Anlegers anfallen – zum Beispiel der Ausgabeaufschlag oder die Gebühren fürs Depot.
Chancen und Risiken einschätzen
Gute Fonds können sich erheblich voneinander unterscheiden. Der eine hat fünf Punkte erhalten, weil er eine hohe Glücksrendite erzielt hat. Der andere ist so gut bewertet, weil sein Risiko so gering war. Ein Blick auf die Bewertungen von „Chance“ und „Risiko“ gibt Auskunft. Hat ein Fonds fünf Punkte bei „Chance“, geht sein Manager eher offensiv zu Werke. Hat der Fonds die fünf Punkte dagegen bei „Risiko“ bekommen, ist er defensiver unterwegs. Beides gleichzeitig – die eierlegende Wollmilchsau gewissermaßen – ist nur selten zu finden.
Eine weitere Hilfe bei der Auswahl sind Bewertungen der Renditen eines Fonds. Die Punktevergabe bei der Rendite zeigt, welchen Rang ein Fonds in dieser Hinsicht innerhalb der Fondsgruppe einnimmt. Ist zum Beispiel die Einjahresrendite mit fünf Punkten bewertet, kann das darauf hindeuten, dass der Manager aktuell gut in Form ist.
Marktorientierung: Kopieren oder eigene Ideen umsetzen
Einen wichtigen Hinweis auf den Charakter eines Fonds gibt der Wert für die Marktorientierung. Er zeigt, wie eng ein Manager den Vorgaben des Marktes folgt, in den er investiert: Hat er das Portfolio ungefähr so aufgestellt, wie es der Börsenindex des jeweiligen Marktes vorgibt? Oder macht er sich auf die Suche nach ganz anderen Unternehmen? Je eigenwilliger die Anlagestrategie, desto niedriger ist der Wert bei der Marktorientierung. Ein Wert von 100 Prozent bedeutet, dass sich der Fonds genau mit dem Markt bewegt. Werte über 80 Prozent bedeuten immer noch eine relativ hohe Nähe zum Markt. Je weiter der Fonds darunter liegt, desto mehr eigene Ideen bringt der Manager ins Spiel. Der Anleger kann davon profitieren, trägt aber auch das Risiko von Managementfehlentscheidungen.
Fondsart: Eng am Index oder aktiv gemanagt
Während aktiv gemanagte Fonds fast jeder kennt, sind ETF oder Indexfonds vielen Anlegern noch relativ unbekannt. ETF steht für Exchange Traded Funds, auf Deutsch: börsengehandelte Fonds. In der Regel bilden ETF einen Index ab. Das ist zuverlässig: Anleger wissen, dass sich ihr Investment so entwickelt, wie der jeweilige Marktindex es vorgibt. Mit aktiv gemanagten Fonds können Sie besser abschneiden, leider aber auch schlechter.
Quellen: FWW, Refinitiv, Bundesanzeiger; Börsen Frankfurt, Berlin, Düsseldorf, Hamburg-Hannover, München, Stuttgart, Tradegate; AAB, Comdirect, Consorsbank, eBase, FFB, ING Diba, Lang & Schwarz, Maxblue, Onvista, S-Broker; eigene Erhebungen und Berechnungen.
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