Fernwärmeanbietern wird häufig vorgeworfen, ihre Preise intransparent zu gestalten. Die Verordnung zur Fernwärmeversorgung (AVBFernwärmeV) verpflichtet sie zwar seit Oktober 2021, ihre Preisregelungen im Internet zu veröffentlichen. Doch verbessert habe sich bislang kaum etwas, beklagte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im Jahr 2023. Er hatte untersucht, ob entsprechende Angaben zu finden sind. Das war nur bei zwei Dritteln der Versorger der Fall.
Vorgeschrieben sind außerdem Abrechnungen mit verständlichen und unentgeltlichen Informationen für Fernwärmekunden. Besonders wichtig:
- Der aktuelle und prozentuale Anteil der eingesetzten Energieträger mitsamt der Technologie, mit der die Wärme gewonnen wird. Dazu zählen Angaben zur Emission von Treibhausgasen.
- Die Preise und der tatsächliche Verbrauch, dazu ein Vergleich des aktuellen Wertes mit dem des Vorjahres in grafischer Form.
Fernwärmeanbieter müssen auch Angaben zu Netzverlusten veröffentlichen, also zur Differenz zwischen der Wärme, die ein Kraftwerk in sein Netz speist und der, die Kunden entnehmen. So lässt sich beurteilen, ob ein Wärmenetz effizient und damit auch umwelt- und klimafreundlich ist. Auch dazu fand der vzbv nur bei rund einem Drittel der Versorger Angaben.
Preis von Netz zu Netz unterschiedlich
Die Kunden bezahlen jeweils einen festen Grundpreis und einen verbrauchsorientierten Arbeitspreis. Der Grundpreis umfasst die Kosten für Bau und Wartung des Fernwärmenetzes, Reparatur der technischen Anlagen, einen Lohnindex, Verwaltungskosten sowie die maximale Wärmeleistung, die verbraucht werden kann. Variieren kann der Grundpreis zum Beispiel, weil ein Rohrleitsystem in Gebirgsgebieten mühsamer zu errichten ist als im flachen Land. Im Schnitt macht er 30 Prozent vom Gesamtpreis aus.
Im Arbeitspreis sind vor allem die Kosten für Brennstoffe enthalten. Sein Anteil hängt vom Wärmeverbrauch der Kunden ab.
Preisformeln unterscheiden sich stark
Wir haben uns Preisformeln für Arbeitspreise angeschaut. Sie enthielten sehr unterschiedliche Bestandteile. Unter anderem wurden Wärmebereitstellungskosten sowie ein Mess-, Service-, Verrechnungs- und Netznutzungspreis sowie eine Zählermiete und Preise für Emissionszertifikate ausgewiesen.
Einige Anbieter ergänzen weitere Positionen. Energieexperte Roland Scharathow vom vzbv erläutert: „Aufgrund der derzeitigen Gesetzeslage und der Rechtsprechung haben Anbieter relativ große Freiheiten bei der Festsetzung ihrer Preise.“
Umstieg auf Fernwärme gut abwägen
Ist Fernwärme trotzdem zu empfehlen? Das lässt sich nicht allgemein beantworten. Haupteinfluss auf den Preis hat der Energiemix eines Versorgers. Werden wichtige Brennstoffe teurer, kann er mehr verlangen.
Fernwärme basiert zu 80 Prozent auf fossilen Brennstoffen. Diese können sich bei Krisen wie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine oder dem Angriff Israels auf den Iran dramatisch verteuern. Das trifft natürlich Haushalte mit Gas- und Ölheizungen ebenso. Selbst die Preise für Pellets schwanken erheblich.
Ob Fernwärme eine effiziente Option ist, hängt auch von der Art und Lage eines Gebäudes ab. Kraftwerke und Rohrnetze sind teuer. Fernwärmeanbieter setzen daher oft eine Mindestabnahmemenge pro Meter Netz an. Ein Anschluss ist so in dicht besiedelten Regionen tendenziell günstiger. Zusätzlich sollte ein Gebäude einen gewissen Mindestverbrauch haben. Bei schlecht isolierten Altbauten ist der Umstieg meist günstiger als bei gut isolierten Neubauten.
Kommentarliste
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Solange es, entgegen wie bei Strom oder Erdgas, nur einen regionalen Anbieter gibt, werde ich die monpolistische Preistreiberei gewiss nicht unterstützen.
Mein günstig gekaufter Strom kommt letztlich auch von einem lokalen Erzeuger, gleichwohl ich ihn woanders wesentlich bezahle.
Hallo
Habe heute meine Nebenkosten Abrechnung bekommen. Schock las nach. Habe gegenüber der vorjährigen Abrechnung 43 % kWs Heizung eingespart, und muss jetzt 1700 Euro nachzahlen . Das ist mit gesunden Menschen verstanden nicht zu verstehen. Wenn das jetzt jedes Jahr so weitergeht, bin ich gespannt wie lange sich das die Kunden noch bieten lassen. Danke liebe AMPEL🤢🤢🤢
um 228 Prozent beim Mieter. In den Medien konnte ich bisher weder vom Fernwärmeanbieter (Vattenfall) noch vom Vermieter (DEGEWO) öffentliche Stellungnahmen hierzu lesen. Ich zahle jetzt anstatt ca. 500 €/Jahr ca. 1700 €/Jahr. Welche Gründe es gibt, wurde uns nicht mitgeteilt. Das ist wirklich ungeheuerlich. Bereits 2022 sind die Preise hierfür bei DEGEWO um 58 Prozent gestiegen. Wer soll das noch bezahlen?