
Mit dem Auto mobil zu sein, ist für viele unerlässlich. Wichtige Faktoren für die Teilnahme am Straßenverkehr sind Sehfähigkeit, Gehör und Reaktionsfähigkeit. © Getty Images
Für den Führerschein gibt es keine Altersgrenze oder verpflichtende Tests für Senioren. Wer sicher Auto fahren will, kann seine Fahrfitness aber prüfen lassen.
In Deutschland gibt es keine Altersgrenze für den Führerschein – genauso wenig wie eine obligatorische Überprüfung der Fahrtauglichkeit oder eine Entziehung der Fahrerlaubnis ab einem bestimmten Alter. Die aktuelle Rechtslage setzt auf die Eigenverantwortung der Autofahrerinnen und Autofahrer.
Kein Gesundheits-Check
Auch wenn ältere Autofahrer oft als erfahrene und zuverlässige Verkehrsteilnehmer gelten, lassen körperliche Fähigkeiten im Alter und das Reaktionsvermögen manchmal nach. Ausgelöst durch eine Reform der EU-Führerscheinrichtlinie (2006/126/EG) stand Anfang des Jahres 2024 ein ärztlicher Medizin-Check für Senioren im Raum. Diskutiert wurde unter anderem, ab dem Lebensalter von 70 Jahren die Fahrtauglichkeit regelmäßig ärztlich prüfen zu lassen, verpflichtend oder auf freiwilliger Basis. Doch das ist in nun vom Tisch. Das EU-Parlament hat dafür gestimmt, dass die jeweiligen EU-Länder auf nationaler Ebene entscheiden, welche Regeln gelten. In Deutschland gibt es vorerst kein neues Gesetz.
Anders in Nachbarländern
In manchen europäischen Ländern gibt es verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfungen oder Tests für ältere Autofahrende. So müssen in Dänemark Autofahrende ab dem 80. Lebensjahr jedes Jahr einen Test ablegen. In der Schweiz gibt es ab 75 Jahren die Pflicht, sich alle zwei Jahre einer medizinischen Prüfung beim Hausarzt zu unterziehen, so genannte Fahrtüchtigkeitsprüfung. In Spanien ist ab dem 65. Geburtstag ein obligatorischer Gesundheitstest alle fünf Jahre vorgeschrieben. Auch in Italien, Niederlande, Portugal oder Tschechien gibt es für Senioren ab einem bestimmten Alter Auflagen.
Versicherer plädieren für Feedback-Fahrten
Versicherer plädieren dafür, verpflichtende Rückmeldefahrten einzuführen. „Die Unfallforschung hat gezeigt, dass Rückmeldefahrten mit speziell geschulten Fahrlehrern oder Verkehrspsychologen positiv angenommen werden“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV). Experten wie geschulte Fahrlehrer, Führerscheinprüfer oder Verkehrspsychologen können eine Rückmeldung („Feedback“) geben, ob er oder sie sicher Auto fährt – oder das Fahrverhalten anpassen und etwa auf Nachtfahrten und Großstadtverkehr verzichten sollte. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat Feedback-Fahrten in zwei Projekten geprüft. Die Mehrheit der Teilnehmenden bewertete die Rückmeldungen positiv. „Das Testergebnis sollte vertraulich sein und ohne Konsequenzen für den Führerschein“, findet Asmussen.
Unfallrisiko nicht außergewöhnlich hoch
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) verursachen Senioren nicht überdurchschnittlich viele schwere Unfälle. So wurden im Jahr 2022 von Autofahrenden ab 65 Jahren 18,2 Prozent der Unfälle mit Personenschaden verschuldet – also wenige Unfälle, als ihrem Bevölkerungsanteil von rund 22 Prozent entsprechen würde. Gemessen an ihrer Fahrleistung verursachen Autofahrende ab 75 Jahren aktuell ähnlich viele schwere Verkehrsunfälle wie die Risikogruppe der 18- bis 24-Jährigen. „Das Problem ist nicht die Fahreignung, sondern die Fahrkompetenz: Aufmerksamkeit, Konzentration, Reaktionsgeschwindigkeit“, erklärt Jörg Asmussen vom GDV. Defizite zeigten sich vor allem in komplexen Situationen, etwa an Kreuzungen mit vielen Fußgängern, Radfahrenden und Autos, auch beim Wenden, Rückwärtsfahren oder Einparken.
Fahrtauglichkeit freiwillig checken
Ihre Fahrtauglichkeit können Autofahrende freiwillig prüfen lassen. Mobilitäts- oder Fahrfitness-Checks bieten etwa manche Fahrschulen an oder Dekra, Tüv Nord und Tüv Süd. Kosten: Ungefähr 100 bis 250 Euro. Der ADAC bietet ein Programm zur Überprüfung der persönlichen Pkw-Fahrfertigkeiten für 95 Euro an, Mitglieder zahlen 75 Euro. Das Angebot enthält eine Vorbesprechung zu Hause sowie eine 45-minütige Fahrt im eigenen Auto mit einem qualifizierten Fahrlehrer. Anschließend erfolgt eine Auswertung und individuelle Beratung. Eine Meldung an die Behörden ist ausgeschlossen.
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Leider sehen das die Versicherungen geschlossen anders, kalkulieren ihre Beiträge für ihre älteren Kunden wesentlich höher. Meine Daten auf ein 20 Jahre jüngeres Geburtdatum gestellt, ergibt für die Haftpflicht nur die Hälfte des Beitrages..
Als Argument kam dann vom Versicherer, ältere Fahrer hätten meist eine hohe Schadensfreiheit-Stufe.
Tolle Aussage.