Versicherte können sich gegen die altersbedingt steigenden Beiträge nicht wehren: Es liegt keine Altersdiskriminierung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes vor. Weil ältere Menschen tatsächlich häufiger Schäden verursachen, dürfen Versicherer ihre Beiträge entsprechend kalkulieren.
Unsere Spartipps senken teure Beiträge
Was Versicherten bleibt, sind verschiedene Sparmöglichkeiten: Sie können den eigenen Tarif optimieren (Spartipp 1), auf einen Telematiktarif umsteigen (Spartipp 2) oder das gemeinsame Auto auf den jüngeren Partner versichern (Spartipp 3).
Bleibt die eigene Prämie trotz Spartipps vergleichsweise teuer, lohnt der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter.
Spartipp 1: Den eigenen Tarif optimieren
Im eigenen Versicherungsvertrag finden sich einige Stellschrauben, um den Beitrag nach unten zu drehen.
- Fahrleistung. Wer nicht mehr täglich zur Arbeit fährt, kommt womöglich auf weniger Kilometer pro Jahr, als er einst im Vertrag angegeben hat. Das wirkt sich auf den Beitrag aus. Fährt unsere Modellkundin, als 70-Jährige beispielsweise nur 8 000 Kilometer pro Jahr statt 15 000, zahlt sie bei unseren fünf Versicherern durchschnittlich 50 Euro weniger. Versicherte können ihren Anbieter über die geringere Fahrleistung per Telefon, E-Mail, Post oder ganz einfach online informieren.
- Werkstattbindung. Wer einen Kasko-Tarif abgeschlossen hat und damit einverstanden ist, dass das eigene Auto nur in einer Werkstatt repariert wird, die der Versicherer empfiehlt, kommt auch günstiger davon. Unserer Kundin bringt das im Schnitt 40 Euro im Jahr.
- Zahlweise. Versicherungsbeiträge jährlich zu zahlen, ist günstiger als vierteljährlich oder monatlich. Bei unserer Modellkundin macht es durchschnittlich 30 Euro aus, wenn sie jährlich statt vierteljährlich zahlt.
- Nächtlicher Stellplatz. Ob das Auto nachts in der abgeschlossenen Einzelgarage oder am unbewachten Straßenrand parkt, wirkt sich dagegen höchstens geringfügig auf den Preis aus. Je nach getestetem Tarif bringt das unserer Modellkundin gar nichts, höchstens aber 18 Euro pro Jahr.
- Selbstbehalt. Kasko-Tarife sind günstiger, wenn sich Versicherte am Schaden beteiligen. Wir empfehlen einen Selbstbehalt von 150 Euro in der Teilkasko und von 300 Euro in der Vollkasko. Geringere Selbstbehalte sind teuer, höhere lohnen sich kaum.
- Kasko. Ist ein Auto in die Jahre gekommen, braucht es womöglich keinen Kaskoschutz mehr. Damit kann sich der Beitrag mehr als halbieren. Die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung zahlt allerdings keine Schäden am eigenen Auto. Kompromiss ist die Teilkasko: Sie zahlt, wenn das eigene Auto durch Diebstahl, Brand, Wild, Sturm, Hagel oder Überschwemmung beschädigt wird, aber nicht bei selbst verschuldeten Unfällen. Bei diesen zahlt nur die Vollkasko.
Tipp: Wichtiges zur Autoversicherung und ihren Fachbegriffen erklären wir in unserem Special: Alles was Sie über die Kfz-Versicherung wissen müssen.
Spartipp 2: Tarif mit Telematik wählen
Telematiktarife sind günstiger als herkömmliche Kfz-Tarife. Bei ihnen zeichnet eine App, teils in Verbindung mit einem Sensor, das Fahrverhalten auf. Gemessen werden unter anderem Geschwindigkeit, Beschleunigung und Bremsverhalten.
Je besser jemand fährt, desto mehr kann er oder sie beim nächsten Jahresbeitrag sparen – je nach Tarif oft 30 Prozent.
Wer sich für Telematik entscheidet, muss damit einverstanden sein, dass die Versicherung das eigene Fahrverhalten auswertet, hat aber auch bei schlechtem Fahrwerten keinen Nachteil. Wir finden daher: Einen Versuch ist es wert.
Nachteil: Erst wenige Versicherer bieten Telematik an.
Tipp: Die Stiftung Warentest hat Telematik-Tarife getestet: Die meisten Tarife im Test sind auch für ältere Fahrer erhältlich: Unsere Testergebnisse zu Telematik.
Spartipp 3: Den Jüngeren versichern
Teilen sich zwei Menschen ein Auto und besteht zwischen ihnen ein größerer Altersunterschied, kann es sich lohnen, wenn die Versicherung über den oder die Jüngere läuft.
Was das bringt, haben wir anhand unseres Modellpaars für die fünf Tarife unserer Stichprobe ermittelt. Die Tabelle zeigt: Bis zu 123 Euro pro Jahr bringt es, wenn das gemeinsame Auto nicht auf die 70-jährige Fahrerin, sondern auf ihren 10 Jahre jüngeren Partner versichert wird. Vorausgesetzt, beide haben die gleiche Schadenfreiheitsklasse – in unserem Beispiel hat sich das Modellpaar gemeinsam SF-Klasse 35 erfahren.
Oft zählt nur das Alter des Versicherten
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Versicherer nur nach dem Alter des Versicherungsnehmers fragen und nicht nach dem genauen Alter der mitfahrenden Partner oder Partnerin. Einige Anbieter wollen nur wissen, ob alle Fahrerinnen und Fahrer mindestens ein bestimmtes Alter haben (oft 25 Jahre).
In unserer Stichprobe fragt nur die VHV nach dem genauen Alter der mitfahrenden Person: Bei diesem Versicherer wird der Beitrag daher nicht günstiger, wenn das gemeinsame Auto auf den jüngeren Fahrer versichert wird.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Hubert Gierhartz, ehemaliger Versicherungsmakler, heute Rentner 72 Jahre
Leider kann ich das Ergebnis nicht nachvollziehen.
Um ein Fahrzeug grundsätzlich präzise berechnen zu können, benötigt man die HSN und TSN (Typschlüsselnummern zu 2 und 3) Tag der ersten Zulassung, Zulassung auf Versicherungsnehmer, Postleitzahl (davon gibt es 8.181).
Die Versicherungsgesellschaften berechnen die Prämie individuell. Jede Gesellschaft wie sie es will.
@Friesenjunge: Sie haben Recht. Die Grafik lässt keinen Rückschluss auf der Schadensverlauf in den Altersstufen zu. Die Grafik stellt lediglich dar, wie sich bei fünf günstigen Anbietern die Kfz-Versicherungsprämien im Durchschnitt mit zunehmendem Alter verteuern. Hiermit möchten wir verdeutlichen, dass ab einem bestimmten Alter selbst bei den günstigen Versicherern der Beitrag steigt. Da beim unfallfreien Fahren jedes Jahr eine neue SF-Klasse dazu führt, dass man besser eingestuft wird, sehen nicht alle an der eigenen Rechnung, dass im Hintergrund die Beiträge gestiegen sind. Deswegen haben wir hier auch die Beiträge für die gleichen SF-Klassen dargestellt.
Selbst wer bei einem günstigen Versicherer versichert ist, sollte jährlich überprüfen, ob es beim gleichen Anbieter (oder bei der Konkurrenz) einen günstigeren Tarif gibt. Und macht auch mit wachsendem Alter Sinn, weil da zusätzlich die Beiträge steigen.
Sie haben auch Recht damit, dass die Schadensstatistik sich nicht 1:1 in der Beitragsbemessung wiederfindet. Es sind so viele Dinge, die einen Einfluss auf die Beitragskalkulation haben, dass man für jeden Fall konkret den Preis ermitteln muss. Man kann sich keinesfalls darauf verlassen, ob das logisch ist oder nicht.
Wer sich für die Schadensstatistik interessiert, findet hier die Jahresgemeinschaftsstatistik der Bafin (539 Seiten):
www.bafin.de/DE/PublikationenDaten/Statistiken/Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung/Kraftfahrzeug_Haftpflicht_node.html
Liebe Stiftung Warentest, danke für den Hinweis. Dennoch ist diese Statistik nicht so eindeutig und nicht so aussagekräftig wie es scheint. Erst ab 78 Jahren scheint es einen deutlich erhöhten Schadenaufwand zu geben. Dies rechtfertigt keinesfalls deutlich höhere Beiträge für Fahrer ab 55 Jahren. Schade dass Sie hier mal wieder so unkritisch sind…
Es trifft wahrscheinlich zu, dass 75 Jahre alte Fahrerinnen und Fahrer im DURCHSCHNITT mehr Unfälle verursachen als zum Beispiel 35 oder 45 Jahre alte Kfz-Lenker(-innen). Auf der anderen Seite gibt es zweifelsohne 75 Jahre alte Fahrerinnen/Fahrer, die ihre Sehfähigkeit regelmäßig überprüfen lassen, mehr Fahrerfahrung haben und aufmerksamer bzw. defensiver fahren als manche 35 bzw. 45 Jahre alte Autofahrerinnen bzw. Autofahrer.
In diesem Sinne wäre es m. E. wesentlich fairer und gerechter, wenn die Rückstufung für Versicherte (und damit auch die Beiträge) unabhängig vom Alter im Falle eines tatsächlichen Unfalls bzw. Schadens wesentlich höher ausfallen würde anstatt das Risiko IM VORAUS PER SE einfach am Alter festzumachen und auf alle Versicherten dieser Altersgruppe zu verteilen.
IM DURCHSCHNITT hat jeder Bundesbürger in diesem Land auch rund 100.000 Euro auf der hohen Kante. Warum gibt es dann alte, junge UND mittelalte Bürgerinnen/Bürger, die sich bei der Tafel anstellen?
@Friesenjunge: Die Statistiken sagen dazu leider etwas anderes:
www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Meldung/2020/meldung_2020_07_01_tarifierung_kfz-versicherung.html
Die Bafin hat festgestellt, dass die Schadenshäufigkeit bei Älteren steigt. Belegbar auch durch die Statistik der BaFin – Schadenverlauf in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung (Jahresgemeinschaftsstatistik 2021): www.bafin.de/SharedDocs/Downloads/DE/Statistik/Kfz_Schaden/dl_st_va_2021_kfz_schaden_va.html