
Gute Geschichte. In einem Dörrautomaten mit Metallgittern trocknen die Pflaumen gut geschichtet. © picture alliance / dpa
Dörrpflaume und Apfelring sind Produkte der ältesten bekannten Konservierungsmethode: Dörren. Wir sagen, mit welchen Methoden das Trocknen von Obst und Gemüse klappt.
Das Dörren basiert auf einem einfachen, aber effektiven Prinzip: Durch den kontrollierten Entzug von Wasser wird Bakterien, Schimmel und anderen Mikroorganismen die Lebensgrundlage entzogen.
Diese schonende Behandlung erhält nicht nur die Nährstoffe weitgehend, sondern konzentriert auch die Aromen – weshalb getrocknete Früchte oft intensiver schmecken als ihre frischen Verwandten.
Haltbarkeit durch Wasserentzug
Während frisches Obst einen Wassergehalt von 80 bis 90 Prozent hat, reduziert sich dieser beim Dörren auf etwa 10 bis 20 Prozent. Bei dieser geringen Restfeuchtigkeit können sich schädliche Keime nicht mehr vermehren. Diese Restfeuchtigkeit von 10 bis 20 Prozent lässt sich mit verschiedenen Methoden erreichen.
Lufttrocknung: Die natürlich Methode
Auf natürliche Weise geht das Trocknen am besten an einem warmen und schattigen Platz. Das Obst und Gemüse kann je nach Größe ganz oder geschnitten trocknen. Hilfreich sind Ständer mit mehreren Ebenen oder Stangen, auf denen beispielsweise Apfelringe trocknen.
Möglich ist aber auch, Obst auf Schnüre zu fädeln. Je nach Wassergehalt dauert der Vorgang eine oder auch mehrere Wochen.
Diese Methode ist energiefrei und schonend. Zudem lassen sich so große Mengen verarbeiten. Dem stehen jedoch einige Nachteile gegenüber: Das Dörren an der Luft ist wetterabhängig, benötigt Schutz vor Insekten, braucht sehr viel Zeit und funktioniert nur bei optimalen Bedingungen zuverlässig.
Dörrautomaten für bequemes Trocknen
Beliebte Helfer sind Dörrautomaten. Mit einem integrierten Ventilator verteilen sie 35 bis 70 Grad warme Luft durch übereinander gestapelte löchrige Plastikeinsätze oder Metallgitter. Der Luftstrom entzieht Obst, Gemüse, Pilzen oder Fleisch über mehreren Stunden die Flüssigkeit und macht sie so haltbar.
Die großen Pluspunkte der Dörrautomaten liegen in ihrer gleichmäßigen Trocknung und der präzisen Temperaturkontrolle. Zudem ermöglichen mehrere Etagen die Verarbeitung großer Mengen. Und sie sind wetterunabhängig nutzbar.
Dem stehen allerdings Anschaffungskosten von 50 bis mehreren Hundert Euro gegenüber. Zudem benötigen die Automaten Stellplatz und verbrauchen über mehrere Stunden Strom. Wer gern und häufig Lebensmittel trocknet, sollte über die Anschaffung nachdenken. Wer nur einmal im Jahr dörrt, für den lohnt sich der Kauf jedoch nicht.
Dörrautomaten im Test unserer Partner
Die Stiftung Warentest selbst hat noch keine Dörrautomaten getestet. Dafür aber unsere tschechische Partnerorganisation dTest. Das Ergebnis ihres Tests aus dem Jahr 2021:
Die meisten Dörrautomaten im Test arbeiteten gut. Effektiv, leise und sparsam ging der Testsieger der Tschechen, der Sencor SFD 851GR, zu Werke. Stand August 2025 war das Gerät in Deutschland noch erhältlich – ab rund 50 Euro. Knapp dahinter lag der ECG SO 570 (ab rund 45 Euro). Auch der drittplatzierte Dörrautomat Profi Cook DR 1116 war im August 2025 noch ab rund 115 Euro zu haben.
Bei der Trocknungszeit zeigten sich je nach Obstsorte große Unterschiede: Besonders gut und in rund vier Stunden gelang es, Äpfel zu trocknen. Sehr aufwendig war das Dörren von Weintrauben. Fast alle Geräte im Test der Tschechen brauchten dafür mehr als 20 Stunden, das langsamste 35 Stunden.
Der Backofen: Die Haushalts-Alternative
Wer zunächst ausprobieren möchte, ob Dörren das Richtige ist, kann auch den heimischen Backofen nutzen. Dabei sollte die Ofentür einen Spalt geöffnet bleiben, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.
Vorteile: Keine zusätzlichen Anschaffungskosten und eine große Fläche für große Mengen an Dörrgut. Allerdings ist der Energieverbrauch höher als bei Dörrautomaten, die Temperaturkontrolle weniger präzise, die Luftzirkulation nicht optimal und die Mindesttemperatur mit rund 50 Grad Celsius meist zu hoch.
Mikrowelle zum Trocknen ungeeignet
Die Mikrowelle eignet sich dagegen nicht zum Dörren. Sogenannte „Hot Spots“, also heiße Stellen mit konzentrierter Mikrowellenenergie, verhindern den gleichmäßigen Wasserentzug
Geeignete Sorten: Fast alles ist möglich
Beim Obst eignen sich besonders Äpfel und Birnen in Scheiben, alle Arten von Beeren wie Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren sowie Steinobst wie Pflaumen, Aprikosen und Pfirsiche. Auch Bananen, Weintrauben, Ananas, Mango und andere exotische Früchte lassen sich gut dörren.
Bei Gemüse sind Tomaten (besonders Roma- oder Cherrytomaten), Zucchini in dünnen Scheiben, Paprika, Karotten und Rote Bete ideal geeignet. Auch Pilze lassen sich gut trocknen. Sie brauchen zwischen fünf und zehn Stunden bei 45 Grad und sind fertig getrocknet, wenn sie brechen.
Kräuter – natürlich auch die aus dem Garten – sollten Sie am besten im Backofen bei 35 Grad in vier bis acht Stunden trocknen. Nüsse brauchen eine besondere Behandlung, damit sie sich lange halten: Vor dem Einlagern müssen die ganzen gewaschenen Nüsse zwei bis vier Wochen an einem warmen, schattigen Ort trocknen.
Weniger geeignete Sorten: Wasser- und fettreiches Gemüse
Weniger geeignet sind wasserreiche Gemüse wie Gurken, Salat, Radieschen oder auch große Tomaten, da sie ihre Struktur komplett verlieren. Auch sehr fetthaltige Produkte wie Avocados eignen sich nicht, da Fette ranzig werden können.
Buch-Tipp: Selbst versorgt aus dem Garten
Unser neues Gemüse- und Obstgartenbuch ist das Standardwerk für Selbstversorger. Gartenprofi Joachim Mayer gibt auf 336 Seiten umfangreiches Wissen zum Gemüse- und Obstanbau weiter – auch für Gartenneulinge. Mit Arbeitsanweisungen, Nutzpflanzen-Porträts, Sortenempfehlungen und praktischem Arbeitskalender.
Das Buch ist in unserem Online-Shop erhältlich. Es kostet gedruckt 29,90 Euro und digital 26,99 Euro.
Praktische Tipps für erfolgreiches Trocknen
- Für optimale Ergebnisse sollten die Früchte unbeschädigt und frisch geerntet sein. Verwenden Sie nur einwandfreie, reife aber noch feste Früchte.
- Gründlich reinigen, abtrocknen und größeres Obst und Gemüse in gleichmäßige 5 bis 10 Millimeter dicke Scheiben oder Stücke schneiden. Beeren, Pflaumen, Aprikosen zum Beispiel können im Ganzen dörren. Äpfel und Birnen können mit Zitronensaft beträufelt werden − dann werden sie nicht so schnell braun.
- In Backofen oder Dörrautomat bei der Temperatur zwischen den verschiedenen Lebensmitteln unterscheiden: Kräuter benötigen nur 30 bis 40 Grad Celsius, Gemüse 50 bis 60 Grad und Obst 60 bis 70 Grad. Haben Sie Geduld, denn je nach Größe und Wassergehalt dauert der Prozess sechs bis 24 Stunden. Größere Stücke gelegentlich wenden, damit sie gleichmäßig trocknen.
- Trocknungstest: Das Dörrgut ist fertig, wenn es sich ledrig anfühlt, aber noch leicht biegsam ist.
- Nach dem Dörren ist es wichtig, das Dörrgut vollständig abkühlen zu lassen, bevor es verpackt wird. Verschließen sie eine kleine Menge davon in einem Plastikbeutel − beschlägt der Beutel, müssen Sie noch einmal nachtrocknen.
Hygiene beim Dörren: Das ist wichtig
Da beim Dörren keine hohen Temperaturen wie beim Einkochen erreicht werden, ist penible Hygiene wichtig. Obst, Gemüse oder Kräuter, aber auch Dörrgitter, Schneidebretter, Messer und Hände – alles muss vorher gründlich gewaschen sein.
Behälter und Verschlüsse, in denen das Dörrgut aufbewahrt werden soll, sollten am besten in heißem Wasser ausgekocht und kopfüber auf einer sauberen Unterlage wie einem Geschirrtuch getrocknet werden. Alternativ können Gläser auch für einige Minuten bei 100 Grad im Backofen sterilisiert werden.
Kontrollieren Sie die gelagerten Produkte regelmäßig auf Schimmelbildung und entsorgen Sie bei ersten Anzeichen von Verderb das gesamte Behältnis. Die Luftfeuchtigkeit im Lagerraum sollte niedrig gehalten werden.
Haltbarkeit: Richtig lagern, lange genießen
Sachgemäß getrocknet und gelagert, halten sich gedörrte Lebensmittel erstaunlich lange. Obst bleibt sechs bis zwölf Monate genießbar, Gemüse acht bis zwölf Monate und Kräuter sogar bis zu zwei Jahre. Entscheidend ist die vollständige Trocknung und die richtige Lagerung in luftdichten Behältern an einem möglichst kühlen und dunklen Ort.
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- Einfrieren, dörren, fermentieren: Worauf es bei verschiedenen Konservierungen ankommt − und wie sich welches Obst und Gemüse am besten haltbar machen lässt.
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Kommentarliste
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@ziehel: Leider haben wir dazu bislang keine eigenen Untersuchungen durchgeführt und können Ihnen deshalb keine geprüften Empfehlungen geben. Grundsätzlich ist das Dörren von Obst oder Gemüse in manchen Heißluftfritteusen möglich, wenn entsprechende Programme oder Temperaturstufen vorhanden sind. Konkrete Ergebnisse oder Vergleichsdaten liegen uns jedoch nicht vor.
Haben Sie zufällig auch Hinweise für das Dörren mit der Heißluftfritteuse?
der Sencor SFD 851GR kostete 2021 bei amazon noch 39€, mittlerweile, wir schreiben das jahr 2025, kostet das gerät knapp 90€. das nenne ich mal kräftig an der preisschraube gedreht. gibt auch corona, ukraine und inflation nicht her.
Danke für die Testergebnisse bzw. die Zusammenfassung. Frustrierend ist nur, dass sowoh die Dörrautomaten aus dem Artikel von 2016 als auch die zwei besten Geräte von 08/2021 kaum verfügbar sind (Amazon, ebay usw.).