
Crashtest. Dummys erfassen die Belastungen für Kopf, Nacken, Brust und Bauch. © ADAC / Ralph Wagner
Die Stiftung Warentest bewertet Autokindersitze in vier Disziplinen: Unfallsicherheit, Handhabung, Ergonomie sowie Gesundheit und Umwelt. Lesen Sie hier, wie wir testen.
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Testergebnisse für 225 AutokindersitzePreise
Der Produktfinder Autokindersitze zeigt Ladenpreise. Die Stiftung Warentest erhebt die Preise mittels Anbieterbefragung. Der Stand des Preises wird für jedes Produkt angezeigt.
Prüfmethodik wird regelmäßig angepasst
Die Stiftung Warentest prüft regelmäßig Autokindersitze. Die Noten in den Disziplinen heißen Gruppenurteile. Aus den vier Gruppenurteilen ergibt sich die Gesamtnote, das Stiftung-Warentest-Qualitätsurteil. Wenn erforderlich, passen wir die Prüfungen an den technischen Fortschritt oder neue Studienerkenntnisse an. Im Folgenden beschreiben wir das aktuelle, ab 2025 gültige Prüfprogramm. Links auf frühere Testprogramme finden Sie am Ende dieses Textes.
Hinweis: Für die Tests ab 2025 haben wir unter anderem die Crash-Tests verschärft. Auch bei Schadstoffen gucken wir noch genauer hin und untersuchen nun auch auf PFAS. Die neuen Testergebnisse lassen sich deshalb nicht 1:1 mit den vor 2025 veröffentlichten vergleichen.
Herzstück des Tests: Die Crashtests
Ob ein Kindersitz bei einem Unfall gut schützt, kann man ihm nicht ansehen. Die Stiftung Warentest prüft die Sicherheit in aufwendigen Crashtests. Frontalaufprall und Seitenaufprall stehen auf dem Programm. Die Testbedingungen sind dabei für alle Kindersitze gleich. Bietet ein Kindersitz unterschiedliche Befestigungsarten, zum Beispiel Isofix oder Dreipunktgurt, vorwärts- oder rückwärtsgerichtet, mit oder ohne Basis, Rückenlehne mit Ruheposition, dann führt das Prüfteam eine entsprechende Anzahl von Crashtests für alle Varianten durch. Das gilt auch für unterschiedlich große Dummys zum Beispiel bei mitwachsenden Kindersitzen.
Autokindersitze – die Prüfungen im Detail
Wir testen Autokindersitze im internationalen Gemeinschaftstest unter Federführung der Stiftung Warentest gemeinsam mit dem ADAC, dem österreichischen ÖAMTC und dem TCS aus der Schweiz sowie Verbraucherorganisationen aus vielen europäischen Ländern. Sind zwei Produkte weitgehend ähnlich, prüfen wir die abweichenden Eigenschaften separat.
Gewichtung
Die Stiftung Warentest berechnet das Stiftung-Warentest-Qualitätsurteil aus den Gruppenurteilen Unfallsicherheit, Handhabung und Ergonomie. Jedes Gruppenurteil geht mit einem festen Anteil ins Qualitätsurteil ein. Ausnahme: Das Gruppenurteil für Gesundheit und Umwelt geht nicht direkt ins Qualitätsurteil ein. Nur wenn die Prüferinnen und Prüfer Schadstoffe oder PFAS in kritischer Menge finden, werten sie das Qualitätsurteil ab. Die Gruppenurteile selbst entstehen aus einer Vielzahl von Einzelurteilen.
Die Gruppenurteile für Autokindersitze sind wie folgt gewichtet:
- Unfallsicherheit: 50 %
- Handhabung: 40 %
- Ergonomie: 10 %
- Gesundheit und Umwelt: 0 %
Unfallsicherheit: 50 %
Das Urteil berechnet die Stiftung Warentest aus den Crashtest-Ergebnissen aller Befestigungsarten. Lässt sich ein Sitz vorwärts- und rückwärtsgerichtet montieren, muss er beide Crashtests absolvieren. In das Qualitätsurteil geht jeweils die schlechteste Note aller Montagearten ein.
Die Prüfungen werden durchgeführt in Anlehnung an die Norm R 129.
Unter anderem haben wir die Vorverlagerung und Belastung des Kopfes bewertet, die Belastung des Nackens, der Brust und das Bauchverletzungsrisiko. Wir prüfen mit unterschiedlich großen Dummys.
Aufprallversuche mit einem an den Testvorgaben des Automobil-Bewertungsprogramms Euro NCAP orientierten Schlitten erfolgen mit einer Kia-Sportage-Rohkarosse.
Frontaufprall: Wir orientieren uns am aktuellen Stand von Euro NCAP und simulieren auch Unfälle, bei denen zwei entgegenkommende Fahrzeuge mit je 50 km/h ohne Versatz (mit voller Überdeckung) aufeinander treffen. Hochgeschwindigkeitskameras halten jede Bewegung fest. Diese Videosequenzen werden genau ausgewertet, falls es zu schlechten Testergebnissen kommt. Die extreme Zeitlupe lässt keinen Moment während des Aufpralls aus.
Seitenaufprall: Der Kindersitz wird auf einer Testbank befestigt, die quer auf dem Prüfschlitten montiert ist. Aufprall des Sitzes gegen eine feststehende Tür. Die Prüfung entspricht im realen Verkehrsgeschehen etwa einem Aufprall, bei dem ein Auto mit 60 Kilometern pro Stunde in die Seite eines stehenden Wagens fährt, in dem das Kind sitzt. Abweichend von R 129: Die Tür ist nur mit 20 Millimeter Styrodur verkleidet und der Aufprallwinkel beträgt 80 Grad statt 90 Grad.
Sicherheit der Sitzkonstruktion: Zwei Experten beurteilten den Gurtverlauf und die Standfestigkeit des Kindersitzes auf dem Fahrzeugsitz.
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Testergebnisse für 225 AutokindersitzeHandhabung: 40 %
Das Urteil Handhabung beinhaltet folgende Einzelprüfungen:
Schutz vor Fehlbedienung: Zwei Experten und vier Testpersonen prüfen die Sitze im Praxistest. Falsch montierte Systeme stellen den Unfallschutz infrage. Die Experten bewerten das konzeptionelle Fehlbedienungsrisiko – auch mit Blick darauf, dass die Kindersitze manchmal von Personen bedient werden, die mit dem System nicht vertraut sind.
Ein- und Ausbauen, Anschnallen, Sitzumbau und Größenanpassung: Beurteilung durch zwei Experten. Für die Bewertung des Sitzeinbaus und Sitzausbaus kommen aktuelle Fahrzeugmodelle zum Einsatz.
Gebrauchsanleitung: Zwei Experten beurteilen die Anleitung nach einer Checkliste.
Reinigung und Verarbeitung: Zwei Experten beurteilen das Abnehmen und die Waschbarkeit des Bezugs sowie die Verarbeitung des Sitzes.
Ergonomie: 10 %
Zwei Experten beurteilen mit Kindern und Dummys in Prüffahrzeugen den Platzbedarf im Fahrzeug, den Platz für das Kind, den Komfort für das Kind (Beinauflage, Polsterung und Sichtverhältnisse für das Kind) und die Sitzposition (Winkel der Sitzlehne und Platzangebot für die Beine). Die genutzten Testwagen: Mini-Cooper (dreitürig), Kia Sportage, Peugeot Rifter oder baugleiche Modelle von Citroën, Opel oder Toyota.
Gesundheit und Umwelt: 0 %
Bezugsmaterialien im Kontaktbereich des Kindes werden auf folgende Schadstoffe getestet: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in Anlehnung an die Spezifikation AfPS GS 2019:01 PAK des Ausschusses für Produktsicherheit. Phthalate (Weichmacher) nach Extraktion Bestimmung mittels GC-MS/MS (Gaschromatographie mit Tandem-Massenspektrometrie), kurz- und mittelkettige Chlorparaffine nach Extraktion qualitative Bestimmung mittels GC-EI-MS/MS (Gaschromatographie mit Elektronenstoßionisation und Tandem-Massenspektrometrie) und quantitative Bestimmung mittels GC-CI-MS (Gaschromatographie mit Chemischer Ionisation und Massenspektrometrie).
Test auf Formaldehyd nach wässriger Extraktion, Bestimmung mittels HPLC-FLD/DAD (Hochleistungsflüssigchromatographie mit Fluoreszenzdetektion und Photodiodenzeilen-Detektion). Flammschutzmittel (Organophosphor-Verbindungen), Organozinnverbindungen und Alkylphenole in Anlehnung an Ökotex-Standard 100.
Wir prüfen die textilen Materialien im Kontaktbereich des Kindes zusätzlich auf PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen). In Anlehnung an Prüfnorm prEN 17681–1:2023 werden PFAS mittels alkalischer Hydrolyse aus den Materialien gelöst.
Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf das Stiftung-Warentest-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind in der Test-Tabelle mit einem Sternchen gekennzeichnet.
- Ab der Note Befriedigend im Prüfpunkt Unfallsicherheit, Handhabung oder Gesundheit und Umwelt werten wir das Stiftung-Warentest-Qualitätsurteil ab.
- Ab der Note Befriedigend bei den Prüfpunkten Frontal- oder Seitenaufprall oder Sicherheit der Sitzkonstruktion werten wir die Teilnote Unfallsicherheit ab.
- Ab der Note Befriedigend im Prüfpunkt Schutz vor Fehlbedienung, den Ein- und Ausbauen oder das Anschnallen, werten wir die Note im Prüfpunkt Handhabung ab.
- Das Urteil Gesundheit und Umwelt kann nicht besser sein als die Note für Schadstoffe oder PFAS.
Sind die Urteile gleich oder nur geringfügig schlechter als diese Noten, ergeben sich nur geringe negative Auswirkungen. Je schlechter die Urteile ausfallen, desto stärker ist der jeweilige Abwertungseffekt.
- Lautet die Note in einem der Prüfpunkte Unfallsicherheit, Handhabung oder Gesundheit und Umwelt Mangelhaft, kann das Stiftung-Warentest-Qualitätsurteil nicht besser als Mangelhaft sein.
- Sind die Ergebnisse im Crashtest – Frontal- oder Seitenaufprall mangelhaft, kann die Note im Prüfpunkt Unfallsicherheit nicht besser als Mangelhaft sein.
- Ist der Schutz vor Fehlbedienung, das Einbauen oder Anschnallen mangelhaft, kann die Handhabung nicht besser sein.
Frühere Prüfprogramme
Die Prüfungen aus früheren Jahre weichen in einzelnen Punkten vom aktuellen Testverfahren ab.
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Testergebnisse für 225 Autokindersitze-
- Das Kraftfahrt-Bundesamt warnt vor Universal-Adaptern für Autokindersitze. In Crashtests zeigte sich eine hohe Verletzungsgefahr.
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- Kinder müssen bei Autofahrten mit einem Kindersitz oder einer ähnlichen zugelassenen Rückhalteeinrichtung geschützt werden. Das Gurtsystem Smart Kid Belt hat eine...
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Kommentarliste
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@Haus1111: Zu 1. Nach Einschätzung unserer Experten handelt es sich bei den gefundenen Gehalten an PFAS-Verbindungen um Verunreinigungen. Für Kinder, die den Sitz benutzen, besteht allenfalls ein geringes Risiko. Wir kritisieren in diesem Fall vor allem die Umweltbelastung durch die Ewigkeitschemikalien.
Zu 2. Mit der anderen Bezugsvariante haben wir den Sitz noch nicht getestet.
@Haus111: Mit Blick auf die Kosten für die Verbraucher:innen, haben wir uns eher für die preisgünstigen Bezugsvarianten eines Kindersitzes entscheiden. Im Falle Cybex wären das die Comfortvarianten.
Liebes Team,
Zum neuen Kindersitze Test habe ich 2 Fragen
1.) es gibt eine Unterscheidung in Schadstoffe und Umweltschadstoffe- kann ich davon ausgehen wenn die Schadstoffbewertung super und die Umweltschadstoffbelastung schlecht ist, dass durch Kontakt des Kindes mit dem Stoff kein direkter Schaden zu erwarten ist?
2.) der anoris comfort wurde vom Markt genommen- heißt das, dass in der plus Variante keine Umweltschadstoffe zu finden waren?
Vielen Dank und LG
Wurden bei den Cybex sitzen immer der Comfort Stoff untersucht oder auch der Plus Stoff?
LG
@martin.unterholzner: Ihre Anfrage nehmen wir gerne als Untersuchungswunsch auf.
In der Regel veröffentlichen wir einmal im Jahr einen Testbericht im Sommer.