Amazon Prime Video Wie Sie 2,99 Euro je Monat zurück­fordern

Amazon Prime Video - Wie Sie 2,99 Euro je Monat zurück­fordern

Leistungs­verschlechterung. Amazon Prime-Video läuft inzwischen mit Werbung und ohne Dolby Atmos und Dolby Vision, wenn Abonnenten nicht 2,99 Euro pro Monat zusätzlich zahlen. © Getty Images, Quelle: App Amazon Prime, Screenshot 10.01.2024.Stiftung Warentest

Amazon zeigt noch mehr Werbung in Prime-Videos. test.de meint: rechts­widrig. Eine Sammelklage bringt die Chance auf 2,99 Euro je Monat. Über 82 000 Betroffene machen mit.

Amazon hat angekündigt: Es kommt noch mehr Werbung. Bereits seit Februar 2024 enthalten Amazon Prime Videos Werbung. Wer Filme und Serien weiter werbefrei schauen will, muss 2,99 Euro je Monat zusätzlich zahlen.

Das Wichtigste im Über­blick

  • Verschlechterung. Amazon blendet in Prime-Videos immer mehr Werbung ein, wenn Abonnenten nicht 2,99 Euro pro Monat zusätzlich zahlen. Wir und andere Verbraucherschützer halten das für rechts­widrig.
  • Sammelklage. Menschen, die Amazon Prime noch ohne Werbung abonniert haben, können sich mit nur minimalem Aufwand und ohne jede Kosten das Recht auf Erstattung von mindestens 2,99 Euro je Monat sichern, indem sie sich zur Sammelklage der Verbraucherzentrale Sachsen anmelden. Wie es geht, steht im Absatz „Schnell und leicht zur Sammelklage anmelden“ unten.
  • Verzugs­zinsen. Mit etwas zusätzlichem Aufwand können Sie sich das Recht auf Verzugs­zinsen in Höhe von aktuell 7,27 Prozent sichern. Dafür müssen Sie von Amazon ultimativ eine Zahlung fordern. Unser Musterbrief samt Hinweisen zu seiner Benutzung hilft Ihnen dabei. Wir denken: Das lohnt sich. Amazon wird sich vermutlich nach Kräften verteidigen. Bis zur Rechts­kraft kann es Jahre dauern. Entsprechend hohe Zinsen stehen Ihnen am Ende zu.

Preis­erhöhung durch die Hintertür

Für Kundinnen und Kunden von Amazon Prime-Videos, die ihr Abo bis Januar 2024 abge­schlossen haben, ist die Werbeein­blendung nach Ansicht der Juristen der Stiftung Warentest der Sache nach eine Preis­erhöhung. Eine solche ist aber nur mit Zustimmung der Kunden zulässig. So hat es der Bundes­gerichts­hof in etlichen Konstellationen entschieden. Zuletzt urteilte das Kammerge­richt in Berlin: Spotify und Netflix sind nicht berechtigt, einseitig die Preise zu ändern. Wir denken: Genau so wenig ist Amazon berechtigt, ohne Zustimmung seiner Kunden Werbung in Prime-Videos aufzunehmen.

Schlechtere Über­tragungs­stan­dards

Weitere Verschlechterung bei Amazon Prime Video: Im Stan­dard-Abo für aktuell 8,99 Euro pro Monat oder 89,90 Euro pro Jahr gibt es kein Dolby Atmos und Dolby Vision mehr. Das hat Heise online heraus­gefunden. Es bleibt nur 5.1-Surround-Sound. Den um Höhen-Kanäle erweiterten Dolby Atmos-Sound und die Dolby Vision-Bild­optimierung für geeignete Geräte gibt es nur noch mit dem Werbefrei-Zusatz­abo für 2,99 Euro. Das bestätigte Amazon den Kolleginnen von Heise.de gegen­über.

Chance auf Erstattung von 2,99 Euro pro Monat

Die Erlöse aus der Anzeige rechts­widriger Werbung sind nach Ansicht unserer Juristinnen und Juristen und der Kolleginnen der Verbraucherzentrale Sachsen eine rechts­widrige Bereicherung, die Amazon seinen Kundinnen und Kunden heraus­zugeben hat. Sie denken: Das Unternehmen hat ihnen mindestens 2,99 Euro pro Monat zu erstatten, so lange ihr Vertrag läuft und sie Filmbeiträge nicht mehr werbefrei schauen können.

So viel ist die Möglich­keit zu Werbeein­blendungen auf jeden Fall wert. Das zeigt der Preis, den Amazon selbst fürs Werbefrei-Abo fordert. Die Juristen bei der Verbraucherzentrale Sachsen sind der Meinung: Es ist noch mehr drin. Sie fordern für Kundinnen und Kunden, die das neue Zusatz-Werbefrei-Abo für 2,99 Euro pro Monat nicht abge­schlossen haben, die Erstattung der Hälfte der Amazon-Gebühren. Kunden, die für die Werbefreiheit zahlen, steht ihrer Ansicht nach Erstattung von 2,99 Euro pro Monat zu.

Amazon ohne Einsicht

test.de hatte bei Einführung der Werbung bei Amazon nachgefragt und auf seine Sicht auf die Rechts­lage hingewiesen. Das Unternehmen blieb dabei: Amazon-Prime-Kunden bekommen auch ohne ihre Zustimmung Werbung auf den Schirm, wenn sie Prime Video nutzen.

Noch mehr Werbeein­blendungen ab 2025

Immerhin schrieb uns eine Unter­nehmens­sprecherin damals.: „Unser Ziel ist es, bedeutend weniger Werbung zu zeigen als traditionelle TV-Anbieter und andere Video-Streaming­dienste.“ Gerade hat Amazon nun allerdings angekündigt: Ab 2025 kommt noch mehr Werbung in die Videos. Darunter sollen auch Spots sein, bei denen Zuschaue­rinnen die angebotenen Waren oder Dienst­leistungen sofort per Klick bestellen können.

Schnell und leicht zur Sammelklage anmelden

Die Sammelklage der Verbraucherzentrale Sachsen bringt Amazon-Prime-Video-Abonnenten die Chance, ganz leicht und mit nur minimalem Aufwand zu ihrem Recht zu kommen. Betroffene können sich über das Online-Formular des Bundesamts für Justiz zum Verfahren vor dem Bayerischen Obersten Landes­gericht anmelden. Das ist soweit selbst­erklärend. Schreiben Sie unter „VI. Gegen­stand und Grund des geltend gemachten Anspruchs oder des Rechts­verhält­nisses“ sinn­gemäß:

„Ich bin seit längerem (oder soweit bekannt: Monat und Jahr des Abo-Beginns) Amazon-Prime-Abonnent. Für die Anmeldung benutze ich die E-Mail-Adresse Meine@E-Mail.adresse. Das Angebot von Amazon, gegen Zahlung von 2,99 Euro pro Monat auch über den 5. Februar 2024 hinaus Amazon Prime-Serien und -Filme ohne Werbeein­blendungen schauen zu können, habe ich (sofern zutreffend: nicht) angenommen. Ich bin der Meinung, dass die Änderung der Bedingungen rechts­widrig war und fordere Erstattung zu Unrecht kassierter Beiträge und Heraus­gabe etwaiger ungerecht­fertigter Bereicherungen.“

Die Verbraucherzentrale Sachsen liefert weitere Hinweise.

Das Angebot kommt an. Stand 29. Januar 2025 haben 82 941 Menschen ihre Rechte wegen der mutmaß­lich rechts­widrigen Einblendung von Werbung zum Sammelklage­verfahren angemeldet. Weitere Einzel­heiten zu dieser und allen anderen Sammelklagen bei uns im Special Sammelklagen.

So fordern Sie selbst den Verzicht auf Werbung sowie Zahlung

Sie können von Amazon auch selbst Verzicht auf die Werbung sowie Zahlung von 2,99 Euro pro Monat samt Verzugs­zinsen fordern. Unser Musterbrief hilft Ihnen dabei. Die bisherigen Erfahrungen zeigen: Amazon weist die Forderung zurück. Wir halten aber für sicher: Am Ende wird Amazon zahlen müssen. Haben Sie die Zahlung auch selbst korrekt gefordert, stehen Ihnen zusätzlich Verzugs­zinsen zu. Wenn Amazon am 31.01.2025 in Verzug gerät und am 1.1.2028 zahlt, stehen Ihnen beim aktuellen Verzugs­zins­satz von 7,27 Prozent zusätzlich zur Zahlung von 140,53 Euro 19,02 Zinsen zu.

Kündigung möglich

Klar: Genau, wie Sie berechtigt sind, Ihr Prime-Abo zu kündigen, kann auch Amazon den Vertrag mit Ihnen beenden. Über kurz oder lang müssen Sie vermutlich mit der Kündigung rechnen, wenn Sie auf Ihrem Recht bestehen, weiter Amazon Prime-Video zu nutzen, ohne Werbung sehen oder mehr zahlen zu müssen. Bisher hat Amazon soweit bekannt keine Kündigungen vorgenommen.

Zusatz­chance für lang­jährige Prime-Abonnenten

Inzwischen ist bekannt: Die einseitige Erhöhung der Prime-Abo-Preise im Herbst 2022 war mit an Sicherheit grenzender Wahr­scheinlich­keit Alt-Abonnenten gegen­über ebenfalls rechts­widrig. Wer sein Prime-Abo noch zur Geltung der alten Preise von 7,99 Euro pro Monat oder 69 Euro pro Jahr abge­schlossen hat, kann sich sein Recht auf Erstattung der Preis­erhöhung ebenfalls leicht und schnell sichern. Unter Rechtswidrige Amazon Prime-Abopreise: Leicht und schnell zur Erstattung liefern wir alles, was Sie dazu wissen müssen samt einem Muster­text, mit dem Sie sich auch dort zusätzlich das Recht auf Verzugs­zinsen sichern können.

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26 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

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  • rh_lib am 05.02.2025 um 18:03 Uhr
    Praktisch egal.

    Ich habe Prime wegen des kostenlosen Versandes, die Zusatzdienste würde ich abbuchen, wenn ich könnte. Ein Video schaue ich alle 4-8 Wochen, da ist mir die Werbung egal. Allerdings hat mich das Verhalten Amazons auch geärgert, und wenn die Preise für das Kernprodukt, kostenloser schneller Versand, zu weit steigen, bin ich raus.

  • Lendo am 09.01.2025 um 12:48 Uhr
    Trotz meines werbefreien Prime-Abo's ...

    ... finde ich gerade (akt. Stand 2025/01/09) viele "bessere" Filme die ausschliesslich nur mit Werbung angeboten werden. Eigentlich haben die unter dieser eigentlich werbefreien Rubrik meiner Meinung nach nichts verloren. So kann man es natürlich auch machen.

  • wkuehn215 am 19.10.2024 um 15:39 Uhr
    War für mich zu erwarten

    Als ich vor Jahren noch vieles über Amazon bestellt habe, hatte ich auch das Angebot einer Prime-Mitgliedschaft angenommen, das damals aber nur den kostenlosen Versand für Bestellungen enthielt und recht günstig war. Dann wurde irgendwann der Preis drastisch erhöht mit der Begründung, man könne ja jetzt dafür kostenlos am Streaming-Angebot von Amazon teilnehmen. Das habe ich dankend abgelehnt da wir hier am Wohnort über TV-Kabel eine große Senderauswahl haben, und die Werbeunterbrechungen in den Filmen nutzt man dann eben als Toilettenpause. Ich habe die Prime-Mitgliedschaft dann gekündigt und bestelle seitdem nur noch sehr wenig über Amazon - das sind dann aber Dinge, die ich anderweitig nicht oder nicht zu einem akzeptablen Preis finde.

  • Gelöschter Nutzer am 24.05.2024 um 10:51 Uhr
    Tipps für Kündigungswillige

    Als Hinweise für Kündigungswillige: Wer Prime hat und aufgrund der hier dargestellten Problematik oder auch aus anderen Gründen Prime kündigen möchte, den kann ich ermutigen, ggf. mehrfach beim Amazon Support per Chat oder auch telefonisch nachzuhaken. Der Support hat weiterhin die Möglichkeit, dem Kunden sogar den kompletten Jahresbeitrag zu erstatten, wenn dieser unterjährig kündigt. Bei mir hat es drei Anläufe gebraucht. Dann wurde mir der gesamte Jahresbeitrag erstattet (€89), obwohl diese bereits ein halbes Jahr lief. Einen Grund für meine Kündigung musste nicht genannt werden und es wurde auch nicht danach gefragt. Also hartnäckig und auch mehrfach beim Kundenservice darum bitten.

  • Matchbox123 am 19.05.2024 um 17:50 Uhr
    Es war abzusehen

    Seit den Anfängen war mir klar, dass Amazon mit günstigen Preisen nicht nur Kunden gewinnen will, sondern regelrecht abhängig machen möchte.
    Zuerst lockt man mit günstigen Preisen, großer Vielfalt und super Service. Nach einer gewissen Zeit haben sich die Menschen daran gewöhnt und Amazon kann machen was es will.
    Ich habe meine Mitgliedschaft gekündigt. Nutze Amazon schon seit Jahren nicht mehr für Bestellungen. Ausnahmen sind kleine und dringend notwendige Produkte, die ich nicht ohne weiteres im örtlichen Handel kaufen kann und/oder bei anderen Händlern nicht in der erforderlichen Zeit geliefert werden können.
    Mit der Werbung nun, hat sich Amazon selbst ins Knie geschossen.
    Aber warum machen die das, wenn doch der Aufschrei so groß ist? Richtig. Es ist nur ein Aufschrei. Die meisten Leute beschweren sich darüber und sagen schöne Sachen, dass sie kündigen würden etc. aber dabei bleibt es auch. Alles richtig gemacht Amazon! Der Esel bleibt stur bei euch.