Private Alters­vorsorge Finger weg von Index­policen

Private Alters­vorsorge - Finger weg von Index­policen

Verpulvert. Das Geld für ihre Alters­vorsorge sollten Spare­rinnen und Sparer nicht in Index­policen stecken. © Getty Images / photoschmidt

Index­policen wie die IndexSelect der Allianz versprechen, Sicherheit mit Rendite zu vereinen. Das funk­tioniert aber nicht. Es gibt bessere Lösungen.

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Index­policen sind eine Möglich­keit, privat fürs Alter vorzusorgen. Die Werbung für die Produkte klingt zu schön, um wahr zu sein: Von den Renditen der Aktienmärkte profitieren – ohne das Risiko eines Verlusts. Doch damit versprechen sie zu viel, wie unser Test von elf Tarifen zeigt. Hohe Kosten, maue Verzinsung und oft kompliziert konstruierte Beteiligungen am Index­erfolg – wenig spricht für den Abschluss einer Index­police.

Deswegen rät die Stiftung Warentest seit Jahren von Index­policen ab. Auch das Feedback unserer Lese­rinnen und Leser zu den Produkten ist eindeutig. Einige Erfahrungen aus einer Leser­umfrage stellen wir auf diesen Seiten vor.

Warum sich der Test von Index­policen für Sie lohnt

Test­ergeb­nisse

Die Produkte sind durchweg nicht empfehlens­wert. Wir zeigen, was das Problem bei Tarifen wie Allianz IndexSelect, Ergo Vorsorge Rente Index, Nürn­berger Dax-Rente, Volks­wohl Bund Klassik Modern, R+V PrivatRente Index­Invest und weiteren ist. Wir haben die Kosten und den Anlage­erfolg der Unternehmen bewertet und stellen die Details der Tarife dar.

Simulations­rechnung

Wir zeigen für Tarife, die auf gängigen Aktienindizes wie Dax oder MSCI World basieren, welche Chancen auf gute Renditen die Produkte im Test über­haupt haben. Bei zwei Tarifen gab es in 65 Prozent der untersuchten Jahres­zeiträume gar keine Rendite­gutschrift.

Sicherheit

Die Anbieter argumentieren, dass Index­policen eine sichere Alters­vorsorge seien, bei der ein einmal erreichter Vertrags­wert nicht sinken könne. Wir zeigen, was Spare­rinnen und Sparer trotzdem verlieren können.

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Index­policen sind keine Aktien­anlage

Index­policen profitieren von einem naheliegenden Miss­verständ­nis: Die enthaltene Indexbe­teiligung ist keineswegs ein Indexfonds oder ETF, mit dem Anle­gerinnen und Anleger tatsäch­lich in die Aktien eines Index wie dem welt­weiten Aktien­index MSCI World investieren. Statt­dessen investieren sie in ein Finanz­konstrukt, dessen Erfolg von dem Verlauf eines solchen Index abhängig ist.

Bei einigen der getesteten Produkte gibt es zumindest einen eindeutigen Zusammen­hang zwischen der Rendite des Dax und der Rendite der Indexbe­teiligung des Kunden. Bei anderen Produkten kann aber selbst in guten Börsen­jahren eine Null­runde heraus­kommen. Wir sagen Ihnen, welcher Tarif Kunden wie beteiligt.

Tipp: Schon vor dem Frei­schalten können Sie alle getesteten Produkte in der Tabelle sehen.

Wer an der Börsen­entwick­lung partizipieren möchte, sollte das Produkt nicht wählen. Finger weg von IndexSelect.

Finanztest-Leser Peter Nolden hat 2013 eine Allianz IndexSelect abge­schlossen.

Große Intrans­parenz der Anbieter

Eine Intrans­parenz, die wir in der Form selten erleben und die ebenfalls nicht für die Produkte spricht: Von zwölf Anbietern wollten sich anfangs nur zwei – Stutt­garter und Volks­wohl Bund – am Test beteiligen. Die restlichen Daten, die wir für die Bewertung benötigten, mussten wir selbst auf den Internet­seiten, mit den Tarif­rechnern der Anbieter und mit Maklersoftware erheben. Die Württem­bergische und Ergo haben uns immerhin die erhobenen Daten bestätigt.

Die Auskunft verweigert haben: Allianz, Barmenia, LV 1871, Neue Leben, Nürn­berger, R+V, Targo und SV Sparkassen­versicherung. Bei den Tarifen von Targo und der SV Index­garant der Sparkassen­versicherung konnten wir nicht genug Informationen beschaffen, um sie in den Test aufzunehmen.

Insbesondere die Unterschiede zwischen den tatsäch­lichen Erträgen des Euro Stoxx 50 und dem, was bei mir ange­kommen ist, sind seit 2020 so eklatant, dass ich dieses Produkt nicht mehr als ehrlich ansehen kann.

Finanztest-Leser Heribert Butzküben hat 2015 eine Allianz IndexSelect abge­schlossen

Indexbe­teiligung oft null

Ernüchternde Ergeb­nisse lieferte auch unsere Simulationsrechnung der möglichen Renditen. Dafür haben wir bei Tarifen mit gängigen Aktienindizes auf Basis der aktuellsten uns vorliegenden Konditionen Simulations­rechnungen für die letzten 100 monatlich rollierenden Einjahres­zeiträume (im Zeitraum 27. Februar 2015 bis 31. Mai 2024) durch­geführt. Dabei haben wir berechnet, wie hoch oder nied­rig die Indexbe­teiligung im Durch­schnitt ausfällt.

Wir haben berechnet, wie oft die Indexbe­teiligung über der Mindest­verzinsung liegt, die meistens bei null Prozent liegt. Außerdem können wir zeigen, wie selten die Indexbe­teiligung besser ausfällt als die sichere Verzinsung, die Versicherer für das jeweilige Jahr angeboten haben.

Ich habe meine Index­police mitt­lerweile beitrags­frei gestellt. Die Police war der letzte Anlass, danach meine Finanzen komplett selbst in die Hand zu nehmen und um Bank­berater und Finanzmakler einen großen Bogen zu machen.

Finanztest-Leser Martin Lohfink hat 2007 eine Allianz IndexSelect als Basisrente abge­schlossen

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Alternativen zu Index­policen

Für Spare­rinnen und Sparer gibt es aber Alternativen: Wer an den Renditen der Aktienmärkte teilhaben möchte, sollte einen ETF-Sparplan oder eine kostengüns­tige fondsgebundene Renten­versiche­rung abschließen, in der Anleger sichere und chancenreichere Geld­anlagen nach ihren Wünschen mischen können. Dabei kann man sich an unserem Pantoffel-Portfolio orientieren.

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11 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • montechristo007 am 30.12.2024 um 20:53 Uhr
    Verdient hat nur der Vermittler

    Ich habe diese Versicherung Allianz Index Select nach einigen Jahren gekündigt, weil ich unterm Strich nur die eingezahlten Beträge angespart habe.
    Fühle mich mit dem Finanzprodukt vom Bankberater der Commerzbank auch betrogen.
    Kann ich auf gar keinen Fall empfehlen!

  • Frieda2015 am 13.08.2024 um 12:34 Uhr
    SV IndexGarant als bAV

    Bei meinem vorherigen Arbeitgeber wurde die SV IndexGarant als bAV angepriesen und von vielen Arbeitnehmern abgeschlossen.
    Ich habe mich 2017 auch vom seriösen Auftritt des Geschäftsstellenleiters blenden lassen und bis zur Beitragsfreistellung 13 TEUR einbezahlt.
    Seit 2017 *jedes einzelne Jahr* folgender Satz in der Renteninformation: "Da die maßgebliche Indexrendite des TrendPortfolio Index im letzten Indexjahr negativ war, wird diese für den Vertrag neutralisiert und auf Null gesetzt".
    In 7 Jahren immer negative Rendite! Und das als flächendeckende bAV!!! Aber jedes Jahr die Hochrechnung der Wertentwicklung bei bis zu 6% Rendite. Geldanlage bei der asiatischen Wettmafia ist seriöser, mindestens aussichtsreicher...
    Meine garantierte Kapitalabfindung 2044, also in 20 Jahren, liegt aktuell bei 10.700 €. Bei einer angenommenen 2%-igen Inflation hätten meine gezahlten Beiträge einen Wert von 19.300 €. D.h. die tatsächliche Rendite wird ~-50% betragen!

  • MichaelEausB am 04.08.2024 um 13:18 Uhr
    Volle Zustimmung: Finger weg !

    Ich kann dem Artikel nur voll zustimmen. Für mich kommt er leider 17 Jahre zu spät. Als sich in den ersten fünf Jahren nur genau ein Mal ein Wertzuwachs einstellte, war klar, dass der Abschluss von Allianz Index Select eine Fehlentscheidung war. Seitdem wähle ich beständig die sichere Verzinsung und freue mich jedes Jahr, wenn ich rechtbehalte. Ferner wurde zwei Mal der Rentenfaktor um insgesamt ca. 16% nach unten korrigiert. Aus einer Abfindung hatte ich einmal eine (steuermindernde) Zuzahlung geleistet. Das hat sich der Versicherer mit fürstlichen Gebühren vergolden lassen. Daher habe ich für mich denn monatlichen Beitrag minimiert und sitze den Vertrag nun bis 2025 aus. Ich sehe für mich in dem Vertrag bestenfalls ein paar steuerliche Vorteile. Der bereits zitierten Bank im Ländle habe ich ebenfalls unmissverständlich meine Meinung gesagt.

  • dkSVM am 02.08.2024 um 11:43 Uhr
    Indexpolice gekündigt

    Ich habe die Versicherung nun gekündigt und nehme die zusätzlichen Kosten dafür in Kauf. Die Allianz hätte auch bei "Ruhen" der Versicherung über die nächsten Jahre Gebühren erhoben. Ich werde das Geld in ein weiteres Pantoffel Portfolio mit 50/50 investieren. Damit bin ich flexibel, wenn ich das Geld im Alter nicht als "Puffer" benötigen sollte, oder etwas anderes dazwischen kommt. Leider beschäftigt man sich mit gewissen Themen immer erst zu spät und vertraut zu lange auf "Experten". Na klar, eine Erfolgsgarantie gibt es damit auch nicht, aber dann bin ich selber schuld und muss niemandem die Schuld für Verluste geben.

  • MissWina_TZ am 27.07.2024 um 19:06 Uhr
    Index Select war die schlechteste Wahl ever

    Index Select war die schlechteste Wahl ever
    Auch ich bin betroffen - damals von einer bekannten Bank im "Ländle" empfohlen, die mit zwei Großbuchstaben beginnt... Die Allianz hat das in den 2000er Jahren marketingtechnisch glänzend gemacht, eigentlich ist es eine "Black Box" finde ich! Es ist gut und wichtig, dass Sie über solche Geldanlagen berichten und davor warnen - interessant ist auch, dass die Versicherungen wohl wieder versuchen, solche doch eher unglücklichen Anlagen an den Kunden ranzubringen. Ein Hinweis zum Still-Legen des Selects: die Allianz sieht sich nicht in der Lage, einem die Gebühr dafür mitzuteilen (die natürlich "anfällt", deren Höhe man doch gerne wüsste) - auch die sachliche und durchaus berechtigte Frage nach einem Gebührenverzeichnis für deren Aktivitäten im Rahmen des Index Select / dessen Verwaltung wird schlichtweg ignoriert.