
Viele Rentenversicherer lassen ihre Kunden im Regen stehen: Sie bieten nur noch Tarife mit eingeschränkter Garantie.
Sichere Zusatzrente gesucht? Das ist nicht einfach. Viele Versicherer wollen nur noch neuartige Produkte verkaufen, bei denen es heißt: Weniger Garantie, mehr Risiko. Sie garantieren nur noch die eingezahlten Beiträge und eine Mindestrente. Diese Rente ist meist niedriger als bei einem Angebot mit garantiertem Höchstrechnungszins von maximal 0,9 Prozent. Finanztest hat beide Varianten untersucht und sagt, ob und für wen sich die Angebote lohnen. Von 22 Tarifen im Test schneiden nur drei gut ab.
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Auslaufmodell mit Garantien
Vorsorgesparer mögen die klassische private Rentenversicherung mit garantiertem Höchstrechnungszins auf den Sparbeitrag. „Alte Klassik“ sagen die Versicherer zu dieser Variante. Millionenfach haben Kunden in der Vergangenheit dieses Vorsorgeprodukt abgeschlossen, das zwar keine prächtige Rendite verheißt, aber eine feste Verzinsung und eine lebenslange Rente garantiert. Doch die Garantiezinsen sind dahingeschmolzen. In den „goldenen Zinszeiten“ vor 2000 wurden Kunden bis zu 4 Prozent Zinsen garantiert – für die gesamte Vertragslaufzeit!
Von den Zinsen bleibt meist nur die Hälfte übrig
Schritt für Schritt wurden diese garantierten Zinsen für Neuverträge abgesenkt. Aktuell sind gerade mal noch 0,9 Prozent garantiert. Das Problem: Diese Verzinsung gab es immer nur auf die „Sparbeiträge“. Also das, was von den eingezahlten Beiträgen nach Abzug der Kosten übrig bleibt. Und die Kosten sind bei diesen Verträgen häufig ziemlich hoch, so dass die Kunden froh sein konnten, wenn von ihren 0,9 Prozent Zinsen noch die Hälfte übrig blieb.
Klassische private Rentenversicherung – das bietet der Vergleich
Testergebnisse. Unsere Tabelle zeigt Bewertungen für 22 Tarife der privaten Rentenversicherung. Davon 14 Angebote mit der traditionellen Garantie („alte Klassik“); die meisten garantieren 0,9 Prozent auf den Sparbeitrag sowie 8 Tarife mit weniger Garantie – also mit einer Kapitalabfindung in Höhe der eingezahlten Beiträge („neue Klassik“). Wir haben errechnet, wie hoch die garantierten Renten der Anbieter ausfallen, wenn der Kunde 30 Jahre lang 1 200 Euro jährlich einzahlt und sich die Rente ab dem 67. Geburtstag auszahlen lässt.
Tipps und Hintergrund. Die Altersvorsorgeexperten der Stiftung Warentest erklären, für wen sich der Abschluss einer Rentenversicherung überhaupt noch lohnt, was die neuartigen Policen von den „alten“ unterscheidet, welche Chancen sie bieten und wie flexibel und transparent die Angebote sind.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus Finanztest 12/2019.
Niedrigzinsphase macht Versicherern zu schaffen
Doch selbst die Minizinsen von 0,9 Prozent auf die Sparbeiträge wollen die meisten Anbieter von Lebens- und Rentenversicherungen nicht mehr versprechen. Die niedrigen Zinsen auf den Kapitalmärkten treffen natürlich auch ihr Geschäftsmodell. Deswegen haben sich die Versicherer neue Produkte ausgedacht, bei denen sie weniger garantieren – meistens nur noch den reinen Beitragserhalt. Diese Tarifvariante heißt bei den Versicherern „neue Klassik“.
„Chancen“ sind vom Anlageerfolg der Versicherer abhängig – und der ist oft mau
„Wir versprechen Ihnen, dass wir Ihnen in 30 Jahren das Geld zurückgeben, das sie bei uns eingezahlt haben“, ist allerdings kein guter Werbespruch. Deswegen betonen die Versicherer die „Chancen“, die sich durch die neuen Produkte für die Kunden ergeben. Doch diese Chancen sind vage. Wie hoch die Gesamtrente bei Rentenbeginn ausfällt, ist so ungewiss wie bei der „alten Klassik“. Sicher ist immer nur die garantierte Mindestrente. Ob die Hoffnung der Kunden auf Überschüsse in Erfüllung geht, hängt vom Anlageerfolg des jeweiligen Versicherers ab. Und hier sah es in den vergangenen drei Jahren bei den getesteten Versicherern, die einen „Neue-Klassik-Tarif“ anbieten, nicht besonders rosig aus – mit einer Ausnahme. Auch schmälern hohe Kosten die Rente. Versicherer, die sehr viel vom Kundenbeitrag für Kosten abziehen, können keine gute Rente zahlen.
Rente als Glücksspiel
Wie das Vertragsguthaben dann später mal in eine Rente umgerechnet wird, das wollen die meisten Anbieter erst entscheiden, wenn es so weit ist. Die Sparer können sich also überraschen lassen, wie hoch ihre Rente in 30 oder 40 Jahren ausfallen wird. Wer eine „sichere“ Rentenversicherung abschließt, kann auf derlei Überraschungen getrost verzichten.
Dieser Test wird regelmäßig aktualisiert. Nutzerkommentare können sich daher auf einen früheren Stand beziehen. Letzte Aktualisierung: 12. November 2019.
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