Nur wenige schneiden von Brot bis Wurst und Käse alles gleich gut. Und bei vielen sind die Finger in Gefahr. Überzeugt haben nur vier Geräte.
Wie der Name schon sagt, Allesschneider schneiden alles. Auch Finger. Das sichert ihnen einen festen Platz in der Unfallstatistik des Landes. Die kleine Kreissäge gehört zwar nicht zu den häufigsten, so aber doch zu den verlässlichsten Kandidaten, wenn es um Schnittwunden in der Küche geht. Oft bietet schon die kleinste Konfrontation Anlass zu ernsthafter Sorge. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin liegt dabei nur selten ein technischer Mangel vor. In den meisten Fällen ist es Unachtsamkeit, die zum Arztbesuch führt. Wir haben daher auch geprüft, wie sicher die Finger sind, wenn man mal nicht so ganz bei der Sache ist. Im Test vertreten sind 21 elektrische Allesschneider, darunter einer für Linkshänder, aber auch ein handbetriebener Allesschneider mit Kurbel. Sie kosten 30 bis 170 Euro.
Rund 25 Millionen Allesschneider stehen in deutschen Küchen, die meisten davon arbeiten elektrisch. In mehr als 60 Prozent der Haushalte wird Brot, Wurst, Käse und Schinken elektrisch zerlegt. Kein Wunder, dass da die eine oder andere Fingerkuppe dran glauben muss. Doch manche Geräte fordern das Unheil auch geradezu heraus.
Gefahr von Schnittverletzungen
Die Gefahr lauert beim Einschalten: Hier ist der Fingerschutz nicht immer optimal. Oft legt die Maschine sofort los, sobald der Schalter gedrückt wird. Liegt der wie etwa beim Graef Economic nah am Messer, kann es für Daumen oder Finger gefährlich werden. Die Anbieter weisen zwar in der Gebrauchsanleitung darauf hin, den Daumen zum Einschalten zu benutzen, aber wer erinnert sich schon daran, wenn es am Morgen mal etwas hektischer zugeht. Als Sicherheitsplus werten wir, wenn die Maschine keinen Dauerbetrieb hat. Dann stoppt sie sofort, sobald die Hand loslässt. Allerdings ist ein Dauerschalter durchaus komfortabel, weil eine Hand frei bleibt, um Wurst- oder Käsescheiben abzunehmen. Zumal nicht jeder Allesschneider ein Auffangtablett fürs Schnittgut hat. Beim Schneiden selbst ist das konstruktionsbedingte Risiko von Schnittverletzungen relativ gering – vorausgesetzt, man benutzt stets den Restehalter (siehe Tipps).
Von Vollkorn- und Weißbrot, Jagdwurst und Salami bis Gouda und Tilsiter haben wir zehn verschiedene Lebensmittel in Scheiben geschnitten und bewertet. Trotz vieler guter Noten war nur ein Gerät in punkto Schneiden durchweg „gut“ bis „sehr gut“: der Bosch MAS 9101. Alle anderen hatten zumindest bei einem Lebensmittel Mühe. Dem Graef Economic bereitete das Krustenbrot Schwierigkeiten, und der Clatronic AS 2958 kam weder mit Gouda noch mit Carpaccio richtig klar. Auch dem Siemens MS 42000 wollten die hauchdünnen Rinderfiletscheiben nicht wirklich gelingen (siehe Tabelle: Allesschneider). Abgebrochen werden musste die Prüfung indes nur in einem Fall: Das Handkurbelgerät scheiterte am Tilsiter. Der weiche Käse saugte sich regelrecht an der Geräteplatte fest, sodass gar nichts mehr ging. Der sonst übliche Schiebetisch fehlt beim Handschneider. Außer Konkurrenz haben wir noch Tomaten geschnitten, was alle gut schafften.
Spezialmesser nur selten von Vorteil
Die meisten Allesschneider werden mit einem Universalmesser angeboten, das im Grunde für alle Lebensmittel taugt. Mitunter ist aber auch noch ein Spezialmesser als Zubehör erhältlich, das laut Anbieter besonders gut für Wurst, Fleisch oder Käse geeignet sein soll. Wir haben das getestet: Mal war das Spezialmesser tatsächlich etwas besser, mal zeigte sich kein Unterschied, und manchmal war es sogar schlechter. So hatten zum Beispiel die glattgeschliffenen Wurstmesser oft Probleme mit der harten Pelle der Jagdwurst. Gewellte oder gezahnte Universalmesser waren hier im Vorteil.
Die Messerhärte ist bei allen Geräten im Test „sehr gut“ bis „befriedigend“. In diesem Bereich wirkt sich die Härte des Stahls kaum auf das Schneideergebnis aus. Vom efbe-Schott AS 210 sind zurzeit allerdings zwei Geräteversionen auf dem Markt: eins mit hartem Messer und eins mit deutlich weicherem. Geprüft haben wir das Gerät mit dem harten Messer, weil das andere laut Anbieter ein Auslaufmodell ist. Das weiche Messer haben wir aber exemplarisch an Krustenbrot und Salami getestet – mit beeindruckend schlechtem Ergebnis.
Tipp: Wenn Sie den Allesschneider efbe-Schott AS 210 kaufen wollen, sollten Sie das Gerät mit dem besseren Messer wählen – zu erkennen am Verpackungsaufdruck „Edelstahlmesser aus Solingen“. Auch das Messer selbst trägt die Gravur „Solingen“.
Generell haben Käufer die Wahl zwischen Stand- und Klappgeräten. Klappgeräte sparen Platz in der Küche und sind meist auch preisgünstiger als Standgeräte. Dafür sind sie aber nicht immer besonders stabil gebaut. Zum Beispiel steht die Anschlagplatte nach dem Einstellen der Schnittstärke oft zunächst etwas schief. Sie ruckelt sich zwar meist in die Senkrechte, wenn das Brot oder der Schinken angedrückt wird. Dennoch gerät so manche Scheibe leicht keilförmig.
Teure Geräte tendenziell besser
Die teureren Geräte schneiden tendenziell etwas besser und sind auch solider gebaut als preiswerte. Sie haben meist eine Millimeterskala zum Einstellen der Schnittstärke; ein erhöhter Schlitten bietet Bewegungsfreiheit beim Abnehmen der Scheiben. Manchmal sind Tisch und Schlitten gekippt, was den Andruck auf die Anschlagplatte erhöht. Das sorgt für glattere Schnittflächen und lässt das Schnittgut besser fallen. Gut ist auch eine Messerabdeckplatte, die nur die beiden Testsieger von Bosch und Ritter haben. Der Anschlag ist dadurch länger, das Schneidgut gleitet besser und kann nicht vom rotierenden Messer mitgerissen werden – was sich auch auf die Unfallstatistik günstig auswirkt.
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Kommentarliste
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@AntjeNRW: Ihre Anfrage nehmen wir gerne als Untersuchungswunsch auf. Allerdings ist unser Test- und Terminplan bereits jetzt bis an die Grenze der Kapazitäten gefüllt, so dass die Chancen für eine Realisierung zusätzlicher Projekte zumindest kurzfristig eher schlecht stehen.
Wir überlegen eine Schneidemaschine zu kaufen, ist eine Aktualisierung des Testes in Sicht?
Zum Test Allesschneider von 2008 wäre nach 15 Jahren eine Aktualisierung sehr sinnvoll.
Es soll ja Leute geben, die ihr Brot selbst backen und dies auch gern mit einer Maschine gleichmäßig und gut schneiden möchten.
@mikehg: Leider liegt die letzte Untersuchung von Allesschneidern zu lange zurück (veröffentlicht in test 12/2008), als dass die seinerzeit ermittelten Ergebnisse noch eine wirksame Einkaufshilfe bieten könnten. Wir wissen nicht, ob die Geräte noch genauso funktionieren und hergestellt werden wie zum Einkauf der Prüfmuster.
Der stumpfe Winkel des Gehäuses der Ritter solida 5 direkt hinter der Schneide erschwert das Scheiden von frischem, knusprigem oder etwas älterm Brot erheblich und macht das Ergebnis unansehnlich. Bei knusprigem Brot splittert die Kruste ab und das Brot wird zusammen gequetscht und platzt. Etwas älteres Brot verklemmt am Gehäuse und lässt sich nur mit hohem Kraftaufwand schneiden, was durch den schwergängigen Schlitten noch verschlimmert wird. Meine Frau ist deshalb nicht in der Lage mit dieser Maschine Brot zu schneiden. Wir hatten schon mehrere, erheblich preiswertere Brotschneidemaschinen, die leider mit den Jahren abgenutzt waren. Derart schlechte Schneidergebnisse hatte keine gezeigt.
Es ist mir unerklärlich, wie dieses Gerät Testsieger werden konnte.