Zecken­mittel für Hunde Vor Zecken schützen, ohne zu schaden

Zecken­mittel für Hunde - Vor Zecken schützen, ohne zu schaden

Zecken suchen ein Zuhause. War der Vier­beiner in hohem Gras unterwegs, sollten Herr­chen oder Frauchen im Fell nach den Parasiten suchen. © Getty Images/iStockphoto

Einige Zecken­mittel für Hunde sind wirkungs­los, andere enthalten Gifte, die Fische und Singvögel gefährden. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden.

Auch auf Hunde können Zecken gefähr­liche Krankheiten über­tragen, vor allem Borreliose. Die bakterielle Erkrankung ruft Lähmungen der Glieder und Gelenk­entzündungen hervor. Zudem breitet sich in Deutsch­land zunehmend die umgangs­sprach­lich Hundemalaria genannte Babesiose aus.

Von Hals­band bis Tropfen

Um Haustieren Zecken­stiche zu ersparen, sind zahlreiche Mittel auf dem Markt: Hals­bänder, Tabletten, Sprays, Tropfen und vieles mehr. Doch nicht jedes Mittel schützt wirk­lich vor den gefähr­lichen Parasiten. Und auch die wirk­samen bringen Nachteile mit sich – für den Hund, für die mit ihm kuschelnden Menschen und für die Umwelt.

Wirk­sames Gift in Zecken-Hals­band und Spot-on

Sogenannte Spot-on-Tropfen enthalten synthetische Gift­stoffe, die Zecken abtöten. Sie werden in den Nacken des Tieres geträufelt und verbreiten sich von dort auf seinem Körper. Spot-ons müssen in der Regel erst nach längerer Zeit, zum Beispiel nach einem Monat, wieder aufgetragen werden. Auch Zecken-Hals­bänder enthalten Gift­stoffe, die sie lang­fristig ans Fell abgeben sollen.

Die Stiftung Warentest hat aktuell keine Zecken­mittel für Haustiere untersucht. Wir haben mit Ursula von Einem, Presse­sprecherin beim Bundes­verband Praktizierender Tier­ärzte über die aktuellen Empfehlungen der Tier­ärzte gesprochen. „Grund­sätzlich sind alle in Deutsch­land angebotenen Hunde-Zecken­mittel mit chemischen Wirk­stoffen wirk­sam“, sagt die Veterinärin. Egal, ob beim Tier­arzt, in der Apotheke oder im Zoofach­handel gekauft: Die Wirk­stoffe müssen auf den Produkten angegeben sein, etwa Permethrin, Imidacloprid oder Fipro­nil. Viele Mittel wirken sinn­voller­weise gleich­zeitig gegen Flöhe.

Tipp: Wie Sie sich selbst und Kinder am besten gegen Blutsauger schützen, erfahren Sie in unserem Spezial Schutz vor Zecken und Krankheiten. Die von uns getesteten Mittel gegen Mücken und Zecken für Menschen sind nicht für Vier­beiner geeignet.

Spot-On-Zecken­schutz mit Neben­wirkungen

Als Neben­wirkungen von Spot-ons und ausgerüsteten Hals­bändern nennt Ursula von Einem vor allem Hautrei­zungen. Zu Kreis­lauf­schwäche oder Zittern komme es vor allem, wenn die Tropfen über­dosiert werden oder wenn Tiere sich gegen­seitig das Mittel abschle­cken. Deshalb sollten Halter von mehreren Haustieren diese nach dem Auftragen eines Zecken­mittels erst einmal voneinander getrennt halten. Menschen sollten intensiven Kontakt mit den Giften meiden und Hand­schuhe tragen, wenn sie die Mittel aufbringen.

Wirk­stoffe wie Permethrin oder Fipro­nil sind auch schädlich für Fische und andere Wasser­lebewesen. Viele Hals­bänder und Spot-ons tragen entsprechende Warnhin­weise − auch solche, die mit Wirk­stoffen „natürlichen Ursprungs“, etwa aus der Chrysan­theme, werben. Eine aktuelle Studie aus Großbritannien zeigt zudem, dass Insektizide aus dem Fell der Haustiere in die Nester von Vögeln gelangen und dort dem Nach­wuchs schaden.

Wichtig: Verwenden Sie Mittel für Hunde nie für Katzen! Stoffe wie Deltame­thrin und Permethrin sind für Katzen lebens­gefähr­lich. Wer Hund und Katze im Haushalt hat, sollte sich bei der Wahl des Mittels tier­ärzt­lich beraten lassen.

Vor- und Nachteile von Tablette gegen Zecken

Gerade mit kleinen Kindern im Haushalt könnten Zecken-Tabletten, die der Hund einnimmt, eine Alternative sein. Statt über die Haut oder das Fell wirken sie innerlich. Das hat den Vorteil, dass Menschen nicht mit dem Gift in Berührung kommen, wenn sie die Hunde streicheln oder knuddeln. Außerdem können die Vier­beiner im Teich oder See schwimmen gehen, ohne Permethrin und Co an die Umwelt abzu­geben.

Kautabletten gegen Zecken und Flöhe gibts in Tier­arzt­praxen und Apotheken. Sie enthalten Insektizide, welche die Parasiten töten. Das geschieht allerdings erst, nachdem die Zecke zugestochen hat. Mit viel Pech könnte der Blutsauger also schon Krank­heits­erreger über­tragen haben, bevor er abfällt.

Zecken­tabletten können Neben­wirkungen wie Appetitlosig­keit oder Erbrechen haben. Bei Hunde­rassen mit Risiko für den MDR1-Gendefekt wie Border Collie oder Australian Shepherd sollte man mit dem Tier­arzt besprechen, welches Präparat unbe­denk­lich ist.

Zecken-Sprays können Spürnasen stören

Hunde-Zecken­sprays enthalten anstelle von Insekten- oder Spinnengiften häufig Stoffe, die die Parasiten nicht töten, sondern vom Ando­cken abhalten – sogenannte Repellents. Ätherisches Zitroneneukalyptusöl enthält zum Beispiel den Wirk­stoff PMD (Para-Menthan-3.8-diol), der auch in Mitteln für Menschen Zecken auf Abstand halten soll.

Sind solche Mittel mit natürlichen Wirk­stoffe besser für Tier, Mensch und Umwelt? Tier­ärztin von Einem nennt zwei Nachteile von Sprays mit ätherischen Ölen: Die Mittel müssten täglich aufgebracht werden – und Hunde einzusprühen, könne schwierig sein. Außerdem könne der Hund mit seinem empfindlichen Geruchs­sinn unter dem kräftigen Geruch der Mittel leiden.

Haus­mittel und Hokus­pokus

Leinöl als Haus­mittel gegen Zecken beim Hund hat die Stiftung Warentest schon vor mehr als 20 Jahren entzaubert. Es wirkte nicht – ebenso wie die meisten anderen der Haus­mittel, die wir an 14 Hunden getestet hatten. Lediglich Lavendelöl zeigte bei wenigen Hunden eine sehr geringe Wirk­samkeit.

Ursula von Einem vom Bundes­verband Praktizierender Tier­ärzte ist auch kein physika­lisches Mittel mit belegter Wirk­samkeit bekannt. 2003 testeten wir auch Hokus­pokus wie Ultra­schall-Anhänger oder Plaketten, die über „bioenergetische Ladung“ wirken sollen. 2025 gibt es solche Produkte immer noch. Die Zecken zeigten sich damals unbe­eindruckt, wir bewerteten den Schutz mit Mangelhaft.

Absuchen ist ein Muss

Letzt­lich ist der Einsatz von wirk­samen Zecken­mitteln Abwägungs­sache. Ist der Hund wenig in der Natur unterwegs und hat nur selten Zecken? Wird viel mit ihm geknuddelt und hat er kurzes Fell, sodass sich Zecken schnell finden und entfernen lassen? Dann braucht es vielleicht keinen Zecken­schutz. Oder kommt der Hund oft mit Zecken nach Hause und hat über­dies langes Fell, unter dem sich die Biester verstecken können? Das spricht eher für einen Schutz.

In jedem Fall wichtig: Nach jedem Spaziergang in der Natur Hund wie Mensch nach Zecken absuchen und diese schnell entfernen. Für Hunde gibt es extra Zeckenzangen. Zecken beim Abziehen nicht zerdrücken, weil sie dabei Krank­heits­erreger abgeben.

Tipp: Auf unserer Haustier-Themenseite finden Sie zahlreiche Tests sowie Tipps, zum Beispiel worauf Sie beim Kauf eines Haustiers achten sollten.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 06.05.2025 um 11:34 Uhr
    Neuer Test

    @Haisch3: Wir nehmen Ihren Testwunsch gerne auf - auch wenn wir nicht versprechen können, dass wir ihn in absehbarer Zeit realisieren können. Es gibt eine sehr lange Liste von Untersuchungsvorhaben und redaktionellen Projekten, die auf Umsetzung warten, aber leider nur begrenzte Ressourcen.

  • Haisch3 am 04.05.2025 um 20:48 Uhr
    Neuer Test

    2025 und immer noch kein neuer Test …?!? Kann man dem “Gremium” vielleicht noch mal ein Memo zukommen lassen?

  • amliy am 07.06.2024 um 09:36 Uhr
    Neuer Test…?

    Willkommen in 2024. wann kommt ein neuer Test? Parasiten bilden Resistenzen aus, die „Testsieger“ sind schon lange nicht mehr überzeugend.

  • Kon-Tiki am 17.06.2022 um 12:20 Uhr
    Mittlerweile beinahe 20 Jahre alter Test

    Habe mittlerweile auch einen Hund und bitte daher ebenfalls um Wiederholung dieses Tests.
    Müssen wir denn als zahlende Abonenten wirklich um einen aktuelleren Test wirklich betteln?

  • lewalaw am 08.04.2022 um 15:37 Uhr
    Bitte ebenfalls um Wiederholung

    Der letzte Test ist ja schon ziemlich betagt.