
Auf der Lauer. Zecken sind auf Blättern und im hohen Gras kaum zu sehen.
Zecken können Lyme-Borreliose und FSME (Hirnhautentzündung) übertragen. Für 2021 werden viele Erkrankungen erwartet. Hier erfahren Sie alles über Zeckengebiete und Impfschutz.
So nisten sich die Zecken ein
Video: Tipps gegen Zecken und Mücken
Zecken lauern wo es dunkel, feucht und warm ist
Sie liebt das milde Wetter des Frühsommers, aber auch im Sommer ist sie aktiv. Die Zecke Ixodes Ricinus, auch Gemeiner Holzbock genannt, hasst Hitze und Trockenheit. Doch sie sitzt überall dort, wo es dunkel, feucht und warm ist: im Gras, Gestrüpp, Laub oder Unterholz. Ungefähr auf Kniehöhe harrt der Winzling dort aus, bis ein potenzieller Wirt vorbeikommt und ihn abstreift. Dass Zecken sich von Bäumen auf ihre Opfer fallen lassen, ist ein Märchen. Wenn Menschen leicht bekleidet in der Natur unterwegs sind, steigt ihr Risiko, mit Zecken in Kontakt zu kommen (So schützen Sie sich gegen Zecken).
Achselhöhlen, Kniekehlen, Genitalbereich
In Sekundenbruchteilen krallen Zecken sich an ihren Opfern fest – ob in der Kleidung oder direkt auf der Haut. Sofort krabbeln sie los, um sich an feuchten Orten festzusaugen: in Achselhöhlen, Kniekehlen, dem Genitalbereich, aber auch Haaransatz und Nacken. Wenn die Zecke mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen die Haut ihres Wirts aufreißt und den Saugrüssel hinein senkt spricht man von einem Stich, nicht von einem Biss. Wird die Zecke nicht entfernt, labt sie sich über Stunden oder Tage am Blut ihrer Beute. Dabei kann sie auf die Größe einer Perle anschwellen. Die Zecke braucht das Blut, um sich zu entwickeln und fortzupflanzen. Bevorzugte Lieferanten sind Wirbeltiere, zudem Vögel und sogar Reptilien. Mit dem Blut ihrer Opfer saugen die Spinnentiere Erreger auf – die sie an den nächsten Wirt weitergeben können.
FSME – wo Gefahr droht und Impfen klug ist
Besonders gefährliche Erreger sind die FSME-Viren. Sie können eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslösen. Die Symptome der Krankheit reichen von Kopfschmerzen über Lähmungen bis hin zu lebensgefährlichen Hirnhautentzündungen.
RKI meldet für 2020 Rekordzahl an FSME-Erkrankungen
Die Zahl der Infektionen schwankt von Jahr zu Jahr, doch die Tendenz zeigt insgesamt nach oben. 2020 wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) insgesamt 704 FSME-Erkrankungen übermittelt – knapp 58 Prozent mehr als 2019 und der höchste Wert seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001.
Für 2021 erneut viele FSME-Fälle zu erwarten
Für 2021 erwartet Franz Rubel vom Wiener Veterninärmedizinischen Institut „das zweithöchste FSME-Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen“. Der Experte für Infektionskrankheiten und Klimawandel hat ein Modell entwickelt, um die Zeckendichte vorherzusagen. Dabei stützt er sich unter anderem auf Temperaturwerte und Zecken-Populationszahlen des Nationalen Konsiliarlabors für FSME, das die Bundeswehr betreibt und das auch dem RKI zuarbeitet.
169 Kreise gelten als FSME-Risikogebiete - Impfung empfohlen
Eine Impfung empfiehlt das RKI für Deutschland derzeit nur für FSME-Risikogebiete. In Deutschland ist ihre Anzahl im Berichtsjahr 2020 auf 169 Kreise angewachsen – 2019 waren es fünf Kreise weniger. Neu hinzugekommen sind in Bayern der Landkreis Dillingen an der Donau, in Hessen der Landkreis Fulda, in Thüringen der Landkreis Weimarer Land, in Sachsen der Landkreis Mittelsachsen und in Sachsen-Anhalt der Stadtkreis Dessau-Roßlau. Bemerkenswert: Dessau-Roßlau grenzt nicht an bekannte Risikogebiete. Das gilt auch für den Landkreis Emsland in Niedersachsen, den das RKI seit 2019 als betroffene Region einstuft. Die meisten Risikogebiete liegen weiterhin eher im Süden Deutschlands, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg.

Die Karte des RKI zeigt FSME-Risikogebiete in Deutschland (Basis: FSME-Erkrankungen in den Jahren 2002-2020, die dem RKI übermittelt wurden, n=6098; Stand: 18. Januar 2021). Für 169 Kreise in Deutschland sind Impfungen empfohlen.
Die Karte des RKI zeigt FSME-Risikogebiete in Deutschland (Basis: FSME-Erkrankungen in den Jahren 2002-2020, die dem RKI übermittelt wurden, n=6098; Stand: 18. Januar 2021). Für 169 Kreise in Deutschland sind Impfungen empfohlen.
Erderwärmung begünstigt Zecken
Dass der FSME-Erreger Richtung Norden und Westen vordringt, führt die Parasitologin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim bei Stuttgart unter anderem auf die Erderwärmung zurück. Steigen die Temperaturen über null Grad, werden sie langsam aktiv. Weiterhin werden deshalb die meisten FSME-Erkrankungen in den wärmeren Monaten von Mai bis Oktober gemeldet.
Corona-Pandemie treibt Menschen in FSME-Gebiete
Als mögliche Gründe für den starken Anstieg der FSME-Zahlen nennt Mackenstedt unter anderem ein durch die Corona-Pandemie verändertes Freizeitverhalten. In der Pandemie hätten Menschen mehr Zeit in der heimischen Natur und in FSME-Risikogebieten verbracht.
Dazu kann auch der heimische Garten gehören: Mackenstedt und ihre Mitarbeiter suchen seit 2014 rund 100 Gärten im Großraum Stuttgart regelmäßig nach Zecken ab. Abhängig von der Witterung entdeckten sie bereits im Februar aktive Tiere. Eine weitere Erkenntnis der Forscher: Zecken finden sich immer häufiger in Gärten, eingeschleppt durch Vögel, Wild und Haustiere.
FSME-Impfung: In Risikogebieten zahlt die Kasse
Die Krankenkassen übernehmen die Impfkosten für Einwohner deutscher Risikogebiete, zum Teil auch für Reisende.
Tipp: Fragen Sie wegen einer Kostenübernahme am besten Ihre Krankenversicherung. Über Extraleistungen der Versicherungen zu Impfungen informiert unser Krankenkassenvergleich.
Auch bei Auslandsreisen empfiehlt sich eine Impfung
Das RKI empfiehlt die FSME-Impfung auch für Reisen in bestimmte Länder. Dazu gehören beispielsweise Österreich, Tschechien, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland.
FSME-Impfung: Drei Spritzen notwendig
Auch die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest empfehlen die Impfung für Kinder und Erwachsene, die sich vorübergehend oder dauerhaft in FSME-Gebieten aufhalten und viel Zeit in der Natur verbringen.
Grundimmunisierung. Sie besteht aus drei Impfungen: Die ersten beiden Dosen werden normalerweise im Abstand von ein bis drei Monaten gegeben – ein Schutz besteht frühestens 14 Tage nach der zweiten Impfung. Zur langfristigen Vorbeugung muss fünf bis zwölf Monate später noch einmal geimpft werden. Einen relativ kurzfristigen Schutz bietet in Ausnahmefällen ein Schnellschema zur Grundimmunisierung.
Auffrischung. Abhängig davon, wie alt die geimpfte Person und wie stark der Impfstoff ist, raten die Impfexperten der Stiftung Warentest, die Immunisierung bei weiterer Gefahr alle drei bis fünf Jahre nachzuholen.
Zeckenbiss kann auch Borreliose auslösen
Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die die durch Bakterien der Gattung Borrelia ausgelöst wird. Diese sind in ganz Deutschland gefährlich. Die Bakterien leben im Darm der Zecke. Sie gelangen erst 12 bis 24 Stunden, nachdem sich der Holzbock festgesaugt hat, über seine Ausscheidungen in den Wirtskörper.
Tipp: Suchen Sie sich nach einem Aufenthalt in der Natur deshalb unbedingt gründlich ab (So schützen Sie sich gegen Zecken).
Nur wenige Zecken sind Krankheitsüberträger
Die gute Nachricht: Wer einen Zeckenbiss hat, wird nicht automatisch krank. Experten wie die Forscher vom Robert-Koch-Institut in Berlin rücken die Gefahr in die richtige Perspektive: Borreliose trifft nur ungefähr 5 Prozent der Personen, die von einer Zecke gestochen wurden. Nur etwa 1 Prozent dieser Infizierten entwickelt wiederum Krankheitssymptome. Und auch FSME übertragen nur wenige Zecken: Selbst in Risikogebieten tragen im Mittel nur 0,1 bis 5 Prozent der Zecken das Virus in sich. Und nur ein Teil der infizierten Personen entwickelt Anzeichen einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Sie zeigen sich ein bis zwei Wochen nach dem Stich.
Neue Zeckengattung in Deutschland
Für Aufsehen sorgten in Deutschland in den vergangenen Jahren Funde von Hyalomma-Zecken. Vermutlich wurden die aus Afrika, Asien und Südeuropa stammenden Tiere von Vögeln eingeschleppt. Diese Zecken sind größer als die einheimischen und fallen durch gestreifte Beinchen auf. Teilweise können diese Zecken Fleckfieber-Erreger (Rickettsien) enthalten – aber derzeit immerhin noch keine anderen tropischen Krankheitserreger. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Uni Hohenheim. Der Bericht informiert auch über die Ausbreitung der Braunen Hundezecke.
Tipp: Sie suchen nach einem Mittel gegen Zecken? Im Test von 14 Sprays gegen Zecken und Mücken hielten die Besten die Blutsauger mindestens sechs Stunden auf Abstand. Allerdings bleiben Hautflächen unter der Kleidung oder den Haaren meist unbehandelt.
So schützen Sie sich gegen Zecken
Das Beste ist, sich gar nicht erst stechen zu lassen. Schützen Sie sich also gut vor den Mini-Vampiren – mit der richtigen Kleidung und mit Mitteln zur Zeckenabwehr. Hier fassen wir die wichtigsten Tipps zusammen.
Auf dem Weg bleiben
Zecken lauern da, wo es feucht, warm und dunkel ist. Meiden Sie deshalb vor allem in Risikogebieten Unterholz, hohes Gras und Gestrüpp. Dort sitzen die Tiere meist in Kniehöhe. Streift sie ein Mensch oder Tier, springen sie in Sekundenbruchteilen auf ihr Opfer über.
Keine Angriffsfläche bieten
Tragen Sie geschlossene Schuhe, Socken, lockere lange Hosen und langärmelige Oberteile. Noch besser: die Hosenbeine in die Socken stecken – die Zecke muss dann die Kleidung hochkrabbeln und ist vor allem auf heller Kleidung leichter zu finden.
Zeckenbefall? Rasch handeln!
Wenn Sie aus der freien Natur oder aus dem Garten kommen, suchen Sie sofort Ihren Körper und Ihre Kleidung ab. Zecken stechen nicht sofort zu, sondern laufen zunächst umher, um eine geeignete Körperstelle für ihre Blutmahlzeit zu finden.
Körper komplett absuchen
Schütteln Sie die Kleidung sorgfältig aus und untersuchen Sie dann gründlich Ihre gesamte Körperfläche. Nur so spüren Sie auch jene Tiere auf, die sich schon festgesaugt haben. Kontrollieren Sie Achselhöhlen, Kniekehlen, Genitalbereich, Bauchnabel, aber auch Haaransatz und Nacken sowie den Bereich hinter den Ohren.
Antizeckenmittel richtig einsetzen
Sogenannte Repellents, die auf die Haut oder Kleidung aufgetragen werden, bieten einen zeitlich begrenzten Schutz. Im Test von 14 Sprays gegen Zecken und Mücken hielten die Besten die Blutsauger mindestens sechs Stunden auf Abstand. Allerdings bleiben Hautflächen unter der Kleidung oder den Haaren meist unbehandelt. Deshalb sollten solche Mittel mit den oben genannten Maßnahmen kombiniert werden.
So entfernen Sie Zecken richtig
Handeln Sie schnell
Entdecken Sie eine Zecke, entfernen Sie den Blutsauger möglichst rasch. Hat er nicht länger als zwölf Stunden auf Ihnen gesessen, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass Borreliose übertragen wurde. Der FSME-Erreger wird mit dem Speichel der Zecke übertragen und infiziert das Opfer sofort.
Mit Karte, Zange oder Pinzette
So lassen sich Zecken einfach entfernen: Greifen Sie das Tier mit Pinzette oder Zange möglichst dicht über der Haut und ziehen Sie es vorsichtig heraus. Leichtes Drehen hilft. Nicht quetschen! Eine spezielle Zeckenkarte schieben Sie mit Druck auf die Haut an die Zecke heran und diese dann heraus. Sie können die Zecke auch vorher mit Vereisungsspray betäuben, sie lässt sich so leichter abziehen.

In der Zange. Die Zecke mit Pinzette oder Zange weit unten am Kopf greifen und herausziehen.
Keinesfalls Klebstoff oder Öl
Benutzen Sie kein Öl, um die Zecke zu ersticken! Ein auf diese Art gestresster Holzbock sondert vermehrt Speichel ab, das Infektionsrisiko steigt. Bleibt der Stechrüssel in der Haut zurück, birgt das meist keine Gefahr. Sie können ihn vom Arzt entfernen lassen.
Stichstelle desinfizieren
Nach Einschätzung der Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest eignen sich dafür zum Beispiel folgende Mittel:
- Sepso J Lösung mit dem Wirkstoff Povidon-Jod für etwa 3,70 Euro für 10 Milliliter. Povidon-Jod wirkt abtötend auf Bakterien, Pilze (einschließlich deren Sporen) und Viren. Achtung: Nicht anwenden, wenn bei Ihnen eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegt.
- Octenisept für etwa 3 Euro für 15 Milliliter, ist eine Kombination des Antiseptikums Octenidin mit dem Alkohol Phenoxyethanol. Das Mittel tötet viele Bakterien und Pilze ab sowie einige Viren.
Tipp: Mehr zum Thema in unserem Special Was Wunden gut desinfiziert und pflegt.
Dieses Special wird regelmäßig aktualisiert. Jüngstes Update: 17. März 2021.
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