Zweites Leben für Textilien Ballast abwerfen, aber mit Bedacht

Zweites Leben für Textilien - Ballast abwerfen, aber mit Bedacht

Vorbild­lich. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) nennt auf seinen Kleidercontainern Adresse, Telefon und Fair­wertung-Siegel. © mauritius images / Josef Kuchlbauer

Rund 18 Kilo Kleidung im Jahr kaufen Kunden in Deutsch­land. Manche verkaufen alte Textilien weiter, der größte Teil landet aber in Containern. Worauf Sie achten sollten.

Jeder Einwohner in Deutsch­land gibt laut einer Studie des Bundes­verbands Sekundärroh­stoffe und Entsorgung (BVSE) pro Jahr 15,3 Kilogramm Kleidung in die Altkleider­samm­lung. Je nach Gewicht sind das umge­rechnet fünf Paar Schuhe und 41 Stück Kleidung. Die Tendenz ist steigend.

Viele alte Textilien sind unbrauch­bar

Was geschieht mit der Altkleidung? Der Verband Fair­wertung schätzt, dass nur gut die Hälfte der einge­sammelten Kleidung über­haupt für den Second­hand­markt taugt. Alles übrige wird etwa zu Putzlappen verwertet oder einfach verbrannt.

Tipp: Achten Sie beim Kauf von Kleidung darauf, dass sie nur aus einem einzigen Material hergestellt wurde. Misch­gewebe lässt sich schlecht recyceln.

Darf Altkleidung in den Müll?

Seit Anfang 2025 gilt eine neue EU-Verordnung, die besagt, dass alle alten Textilien gesammelt werden müssen. In Deutsch­land sorgte die neue Regelung mit seinem bestehenden Sammel­system für Irritation. Gehören stark verschmutzte, zerschlissene oder kontaminierte Stoffe nun auch in den Altkleidercontainer? Nein, sagt die Verbraucherzentrale Hamburg. Solche Stoffe kommen wie zuvor in den Restmüll, brauch­bare Altkleider, Bett­bezüge oder Tisch­decken weiterhin in die Altkleiderbehälter.

Die EU-Verordnung unterscheidet nicht zwischen gut und schlecht erhaltenen Textilien. Ihr Ziel ist es, die Wieder­verwertungs­quote zu erhöhen. Das dürfte durch das etablierte Sammeln und Sortieren hier­zulande aber schon ganz gut funk­tionieren.

Wer sammelt?

Etwa jeder sechste Euro aus dem Altkleider­verkauf landet bei karitativen Einrichtungen wie dem Deutschen Roten Kreuz oder der Caritas. Gewerb­liche Sammler wirt­schaften meist in die eigene Tasche. Auch kommunale Entsorger sammeln Kleidung und halten so die Müll­gebühren stabil.

Tipp: Fragen Sie vor Ort nach, welche Kleidung Kälte­hilfe, Bahnhofs­mission oder Notunterkünfte gerade brauchen.

Wie erkenne ich unseriöse Anbieter?

Gewerb­liche Sammler stellen Altkleidercontainer teils ungenehmigt auf Park­plätzen, Grün­streifen oder unbe­bauten Grund­stücken auf. Unseriöse Sammler verschweigen häufig Namen und Adresse und geben Telefon­nummern an, die nicht erreich­bar sind. Sie locken mit Symbolen, die an karitative Einrichtungen erinnern. Im Zweifel beim Ordnungs­amt nach­haken.

Tipp: Auch Google Maps findet Aufstell­orte. Einfach das Such­wort „Altkleidercontainer“ eingeben.

Gibt es Siegel?

Die Vertrags­partner des Verbandes Fairwertung haben sich verpflichtet, bestimmte Stan­dards einzuhalten – etwa wahr­heits­gemäße Angaben zum Samm­lungs­zweck zu machen. Das DZI-Spendensiegel steht für die nachgeprüfte, spar­same Verwendung der Spenden, das BVSE-Qualitätssiegel garan­tiert Trans­parenz und nach­voll­zieh­bare Verwertungs­wege.

Tipp: Wo und wie Sie gebrauchte Klamotten auf Vinted und Co am besten loswerden, zeigt der Vergleich von Portalen für Second-Hand-Mode.

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