Fahr­radhelme im Test

„Die Hersteller haben offen­bar auf unsere Tests reagiert“

Fahr­radhelme im Test - Sicherheit für unter 50 Euro

Dr. Axel Neisser ist wissenschaftlicher Leiter im Team Haus, Energie, Frei­zeit und Verkehr der Stiftung Warentest. © Sandra Kühnapfel

Unser Experte Dr. Axel Neisser erklärt, warum wir Fahr­radhelme teils ganz anders prüfen als die Norm und wo viele Helme noch immer Schwach­punkte haben.

Fahr­radhelme im Test Testergebnisse für 28 Fahr­rad­helme freischalten

Warum testet die Stiftung Warentest Fahr­radhelme strenger als die Norm?

Wir testen mit sehr unterschiedlichen Aufprall­bedingungen bei einem Sturz, was die Fahr­radhelm-Norm Din EN 1078 leider nicht vorsieht. Die Norm lässt die Helme zum Beispiel senkrecht auf eine waagerechte Fläche oder Kante prallen. Das wäre in etwa so, als wenn der Radfahrer an der Ampel steht und ihm ein Ziegel­stein auf dem Kopf fällt. Wir simulieren auch Rotations­beschleunigungen, die auftreten können, wenn Radler schräg mit dem Kopf aufschlagen. Die sind fürs Gehirn besonders gefähr­lich.

Sind Fahr­radhelme in den letzten Jahren besser geworden?

Ja. Wir haben wissenschaftlichen Erkennt­nissen folgend 2015 erst­mals die besonders gefähr­lichen Stöße auf den Schläfen­bereich geprüft, die ebenfalls in der Norm nicht vorkommen. Darauf haben die Hersteller offen­bar reagiert. Schon im Test zwei Jahre später sahen wir viele Helme, die seitlich weiter herunter­gezogen waren. Heute gibt es kaum noch Helme, die die Schläfe aussparen. Das ist ein wichtiger Erfolg.

Wo müssten Hersteller aus Ihrer Sicht noch nach­legen?

Fahr­radhelme im Test Testergebnisse für 28 Fahr­rad­helme freischalten

Der seitliche Aufprall stellt für viele Fahr­radhelme bei einem Unfall immer noch die größte Heraus­forderung dar. Das betrifft auch die Helme, die die Hersteller zum Fahren schneller S-Pedelecs bewerben. Einige Helme sind zudem schwierig einzustellen. Um gut zu schützen, müssen sie aber unbe­dingt richtig sitzen. Damit es gar nicht erst zum Unfall kommt, sollten die Anbieter Fahr­radhelme grund­sätzlich mit Rück­lichtern und Reflektoren ausstatten. Das ersetzt natürlich kein Fahr­radlicht, bringt aber ein Plus an Sicherheit.

S-Pedelec-Helme sind nach der neueren nieder­ländischen Norm NTA 8776 zertifiziert. Steht die für anspruchs­vollere Prüfungen?

Naja. Der wesentliche Unterschied zur EU-Fahr­radhelm-Norm ist, dass die S-Pedelec-Helme mit einer um knapp 20 Prozent höheren Geschwindig­keit aufschlagen. Das aber ebenfalls nur senkrecht. Ich hätte mir zudem Anforderungen zum Schutz des Kinn­bereichs gewünscht. Auf dem Pedelec ist man mit 45 km/h unterwegs! Aus gutem Grund gibt es für Mountain­biker Helme mit Kinn­bügeln.

Fahr­radhelme im Test Testergebnisse für 28 Fahr­rad­helme freischalten

Mehr zum Thema

192 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Günni.Allgäu am 06.06.2025 um 15:50 Uhr
    Sicherheit fängt bei der Sichtbarkeit an

    Wenn sie sich um die Sicherheit der Radfahrer und E-Biker sorgen, kann ich es nicht ganz nachvollziehen hier nur graue und schwarze Helme abzubilden. Es mag Mode sein aber trägt nicht zur Sicherheit bei. Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin und auch gesehen werden will, damit ich nicht übersehen werde, sollte ich doch etwas Farbe wagen.
    Wenn ich auf meinen Touren unterwegs bin , frage ich mich oft, wollt ihr von den Autofahrern übersehen werden, dunkle, eintönige Kleidung, dunkle Helme. Schon zur Tageszeit an Waldrändern und erst Recht während der Dämmerung nicht mehr sichtbar. Dies wäre doch einmal ein Thema, das mit in die Test aufgenommen werden sollte, wenn sie es mit der Sicherheit ernst nehmen.
    Vielleicht sind sich manche Radler dessen nicht bewusst, aber es kann ebenso Leben retten wie ein guter Helm.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 14.03.2025 um 09:40 Uhr
    Neuer Test

    @stoniep: Für die nächste Ausgabe ist keine neue Veröffentlichung in diesem Bereich geplant. Informationen über zukünftige Untersuchungsvorhaben oder andere geplante Veröffentlichungen unterliegen der Verschwiegenheit. Da wir keine Informationen über zukünftige Untersuchungsvorhaben nach außen tragen dürfen, können wir Ihnen nicht mitteilen, ob ein Test bereits vorbereitet wird oder geplant ist. Das gilt auch für andere Testvorhaben. Wir können Sie nur auf unsere Heftvorschau in unserem Shop verweisen: https://www.test.de/shop/stiftung-warentest-hefte/vorschau/

  • stoniep am 13.03.2025 um 23:17 Uhr
    Wann wird erneute getestet

    Liebes Team von Stiftung Warentest,
    Ich würde interessieren, ob Sie demnächst erneut Fahrradhelme testen und ob ich dementsprechend mit meiner Kaufentscheidung etwas warten sollte. Generell fände ich es sehr spannend und hilfreich, wenn es eine Übersicht der anstehenden Warentests gäbe und in den jeweiligen Artikel der geplante nächste Test steht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 26.02.2025 um 09:48 Uhr
    Haltbarkeit der Fahrradhelme

    @psbjost: Vielen Dank für diese Nachfrage. Generell sollte ein Helm nach einem Sturz ersetzt werden: Es können dabei nicht sichtbare Schäden entstanden sein. Dadurch ist dann die Schutzfunktion des Helms teilweise oder vollständig beeinträchtigt.
    Entsprechend der Norm DIN EN 1078; „Helme für Radfahrer und für Benutzer von Skateboards und Rollschuhen“ muss das Jahr und das Quartal der Herstellung im Helm gekennzeichnet sein. Dies war auch bei allen getesteten Helmen der Fall. Zudem gibt es in jeder Bedienungsanleitung eine Empfehlung für die Nutzungsdauer. Diese liegt je nach Anbieter meistens zwischen 6-8 Jahren nach dem Produktionsdatum und zwischen 3-5 Jahren nach dem ersten Gebrauch. Bitte, orientieren Sie sich an diesen Angaben.

  • psbjost am 26.02.2025 um 08:29 Uhr
    Haltbarkeit

    Ein allgemeiner Hinweis, wann man einen Fahrradhelm aus Alterungsgründen austauschen sollte, konnte ich in dem Artikel leider nicht finden.