Von A wie Asthma bis Z wie Zöliakie: Für so ziemlich jede Krankheit finden sich Selbsthilfegruppen zusammen. In Deutschland gibt es schätzungsweise 100 000 mit 3,5 Millionen Mitgliedern. Kritiker bemängeln Verflechtungen mit Pharmafirmen. Was bewirken die Gruppen? Das ergründeten Forscher der Unis Hamburg, Hannover und Köln, gefördert vom Bundesgesundheitsministerium.
Innensicht
Für die Studie „Selbsthilfe und Selbsthilfeunterstützung in Deutschland“ wurden Hunderte Fragebögen an Selbsthilfegruppen verschickt und Dutzende Interviews geführt. Selbsthilfegruppen sind laut der Studie sehr aktiv. Zeit fließt etwa in den Austausch mit Ärzten oder die Entwicklung von Infoangeboten. In vielen Gruppen treffen sich Mitglieder monatlich bis wöchentlich, um Erfahrungen auszutauschen, aber auch über Gefühle zu sprechen, „zu klönen“. Die wichtigsten Ziele der Arbeit: das Wissen von Patienten über ihre Krankheit zu erhöhen und sie zu befähigen, mit dem Leiden umzugehen. Beide Ziele, meinen die Befragten selber, werden meist erreicht.
Außensicht
Ähnlich sehen das Ärzte und andere Außenstehende, die ebenfalls interviewt wurden. Sie meinen, Selbsthilfe gebe enorm Kraft – da Patienten erleben, dass sie mit dem Problem nicht allein sind. Oft würden „erfahrene Erkrankte“ zu Vorbildern, vermittelten auch praktisches Wissen. Gut sei häufig auch das Netzwerk mit professionellen Helfern.
Schattenseiten
Ein Aspekt kommt in der Studie nicht vor: Interessenkonflikte. Experten bemängeln, dass Pharmafirmen versuchen, Selbsthilfegruppen einzuspannen, um so Werbung für Medikamente zu machen.
Tipp: Werden Sie misstrauisch, wenn Pharmafirmen auf Selbsthilfe-Webseiten auftauchen oder Industrievertreter auf Veranstaltungen Vorträge halten. Besprechen Sie Arzneiempfehlungen von Selbsthilfegruppen mit dem Arzt. Mehr Infos stehen auf nakos.de. Dort können Sie nach Selbsthilfegruppen suchen – teils über Kontaktstellen, die Ansprechpartner in der Gegend nennen. Oder fragen Sie Ihren Arzt.
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