Medikamente bei Hals­schmerzen im Test

So sind wir vorgegangen

Datum:
  • Text: Anke Kapels
  • Testleitung: Dr. Claudia Michael
  • Produkt­auswahl: Marianne Bernhart

Medikamente bei Hals­schmerzen im Test Testergebnisse für 46 Mittel bei Hals­beschwerden freischalten

Im Test:

46 häufig gekaufte rezept­freie Mittel für die lokale Anwendung. Davon sind 25 Arznei­mittel, die laut Anwendungs­gebiet bei Entzündungen der Rachen­schleimhaut oder Hals­schmerzen beziehungs­weise für beide Anwendungs­gebiete zugelassen sind. Außerdem 21 Medizin­produkte, die laut Produktbezeichnung, Deklaration oder Werbeaussagen zum Schutz der Mund- und Rachen­schleimhaut beziehungs­weise zur Linderung oder Behand­lung von Hals­beschwerden wie Hustenreiz, Heiser­keit und Hals­schmerzen angeboten werden.

Unter den 46 Mitteln sind 22 Produkt­varianten, die sich nur in der Geschmacks­richtung und/oder im Süßungs­mittel unterscheiden Die Auswahl der Mittel basierte auf einer Markt­analyse der am häufigsten gekauften rezept­freien Arznei­mittel und Medizin­produkte in der Apotheke und im Apotheken-Versand­handel. Alle Präparate sind in der Apotheke ohne Rezept in der in den Tabellen angegebenen Packungs­größe erhältlich. Wir kauf­ten die Produkte im April und Mai 2024 ein.

Preise: Für die Arznei­mittel und Medizin­produkte ermittelten wir die Preise auf Basis der Lauer-Taxe mit Stand vom 1. November 2024.

Bewertung:

Die Beur­teilung erfolgte auf der Basis von wissenschaftlicher Literatur, die dem aktuellen Wissens­stand entspricht. Die Gutachte­rinnen suchten nach öffent­lich zugäng­lichen Studien und prüften, ob güns­tige Effekte belegt und Nutzen und Risiken aller Mittel ausreichend geklärt sind.

Die Anbieter der Medizin­produkte baten wir zusätzlich um Studien, die den medizi­nischen Nutzen ihrer Produkte für die deklarierten Effekte und Werbeaussagen belegen. Zudem sichteten die Gutachte­rinnen nach der Medizin­produkte­ver­ordnung die Produkte, Werbeaussagen sowie Informationen wie etwa Anwendungs­hinweise auf der Verpackung und in der Gebrauchs­information.

Ein Fach­arzt für Allgemeinmedizin nahm aus klinischer Sicht die Schluss­begut­achtung vor. Unser Vorgehen orientiert sich an den Grund­sätzen der evidenzbasierten Medizin.

Ergän­zung zur Bewertung von Kombinations­mitteln: Für die Bewertung von Arznei­mitteln mit festen Wirk­stoff­kombinationen, haben sich die sogenannten Crout-Kriterien als interna­tionaler Stan­dard bewährt. Sie fordern, dass jeder Wirk­stoff eines Kombinations­mittels nach­weislich einen positiven Beitrag zu dessen Nutzen leistet. Der Nach­weis der therapeutischen Wirk­samkeit und der Verträglich­keit der Einzel­bestand­teile und der Kombination muss ausreichend belegt sein.

Während Arznei­mittel metabo­lisch, immunologisch oder pharmakologisch wirken, trifft dies auf Medizin­produkte nicht zu. Ihre Wirk­weise ist physika­lischer Natur. In den meisten Fällen heben die Hersteller die Inhalts­stoffe, die physika­lisch wirken sollen, besonders hervor. Medizin­produkte durch­laufen zudem eine andere Zulassung als Arznei­mittel.

Die Crout-Kriterien können nicht problemlos auf physika­lisch wirkende Medizin­produkte über­tragen werden. Für die Medizin­produkte in unserem Test, die mehr als einen Inhalts­stoff enthalten, war ein Nach­weis der therapeutischen Wirk­samkeit und der Verträglich­keit des Mittels erforderlich, aber kein Nach­weis für die Einzel­bestand­teile – voraus­gesetzt, die Inhalts­stoffe arbeiten alle mit dem gleichem physika­lischen Wirk­prinzip.

Anders ist es, wenn zwei unterschiedliche Wirk­prinzipien in einem Medizin­produkt vereint werden. In diesem Fall ist erforderlich, dass die Wirk­samkeit sowohl für die Einzel­komponenten als auch für die Kombination nachgewiesen ist. Grund: Das Risiko­potenzial eines Medizin­produktes, das mit zwei oder mehr Wirk­prinzipien arbeitet, kann höher sein als das eines Medizin­produkts mit nur einem Wirk­prinzip.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • knutASP am 16.11.2024 um 16:33 Uhr
    Fokus der Nutzenbewertung

    Ich kann mich der Vorrednerin WittyPitty nur anschließen: die Bewertung erweckt den Eindruck, die Hersteller der Mittel würden die Anwendung mit der Wirkung gegen die Ursache der Halsentzündung begründen.
    Unter anderem begründen Sie dies auch mit den Informationen aus den Gebrauchsinformationen: im Fall der "neo-angin Benzydamin"-Lutschtabletten wird darin jedoch explizit auf die Wirkung gegen "akute Halsschmerzen" abgestellt. Von der Behandlung der zugrundeliegenden Infektion ist keine Rede. Ich gehe davon aus, dass dies auch bei anderen Herstellern der Fall ist.
    Ich hätte es sehr begrüßt, wenn auch die test-Bewertung auf den Vergleich der Effektivität der Symptomlinderung abgestellt hätte. Im aktuellen Test lassen sich dazu nur Hinweise in den Erläuterungen zu den Bewertungen finden.
    Gerade der Wirkstoff Benzydamin wird in der Fachliteratur als effektiv in der Schmerzlinderung durch entzündete Mundschleimhaut beschrieben und bewährt sich auch in der Praxis dahingehend gut.

  • Leu am 16.11.2024 um 13:58 Uhr
    Salviathymol

    Ich hatte mal so extreme Halsschmerzen, dass ich nur mit sehr starken Schmerzen schlucken konnte. Die Schleimhaut war extrem angegriffen. Verordnete Schmerzmittel wirken etwas und trotzdem blieb ein sehr starker Schluckschmerz, weil die Schleimhaut große Defekte aufwies. Alles rein viral verursacht.
    Ein Notarzt hatte dann eine Idee: Mit Salviathymol gurgeln. Das bewirkte, dass sich die offenen Fasern der Schleimhaut zusammenzogen und die Schmerzen rapide dadurch abnahmen. Die Heilungszeit konnte ich dann ohne Schmerzmittel (Zäpfchen!) aushalten. So etwas habe ich zum Glück nie wieder erlebt.
    Den Tipp möchte ich gerne weitergeben. Ist aber aufgrund der Mentholstärke nicht für jeden etwas, vielleicht muss man schon verzweifelt sein.
    Dolodobendan (große grüne Lutschtabletten) wirken oberflächlich anästhesierend/ betäubend. Mir hilft es, mag aber auch nicht jede/r.

  • Gelöschter Nutzer am 15.11.2024 um 06:29 Uhr
    Meines Erachtens falsche Bewertung

    Mal wieder eine sehr seltsame Bewertung der Stiftung Warentest. Es gibt nun einmal medizinisch gesehen kein Mittel, was ursächlich gegen Halsschmerzen hilft. Diese sind nun mal eine normale Begleiterscheinung von Infekten. Die Mittel, die lokal die Halsschleimhaut betäuben, hier als weniger geeignet einzugruppieren, halte ich für falsch. Lokal betäubende Medikamente sorgen nämlich dafür, dass der Patient zumindest für eine Weile wieder besser schlucken kann. Das erleichtert die Aufnahme von Flüssigkeiten und damit die dringend notwendige Befeuchtung der Schleimhäute, um diese zu schützen und anhaftende Erreger abzuspülen. Insofern sind lokal betäubende Medikamente also sogar sehr sinnvoll, sofern sie in einem gesunden Verhältnis zu ihren Nebenwirkungen stehen, was bei den meisten auf dem Markt befindlichen Mitteln der Fall ist.