
Englisch lernen unabhängig von Zeit und Ort – Kurse auf CD oder DVD machen es möglich. Der Test zeigt leider: Vier von acht Produkten fallen durch.
freischalten
Alle Testergebnisse für Lernsoftware Englisch 12/2013„Not so grim. It´s only grammar“, scherzt Tutor Tim und lässt seine Augenbrauen spielen. Grammatikübungen müssen nun mal sein. „This exercise should be no problem for you“, spornt er an. Mit munteren Kommentaren führt Tim einen Englischschüler durch seine Lektionen. Nachdem der Schüler eine Aufgabe absolviert hat, klickt er auf „Correction“ und schon meldet sich Tim wieder zu Wort. „Not a single mistake“, lobt er etwa, wenn alles korrekt ist. „Excellent.“
Tim existiert nicht wirklich. Er ist virtueller Trainer der Lernsoftware von Digital Publishing, dem Sieger im Test von acht Selbstlernprogrammen für Fortgeschrittene. Wem Tim bekannt vorkommt – bereits im Test 2007 gehörte die Software zum Trio der Besten.
Der Intensivkurs Englisch von Digital Publishing schneidet im Test der Stiftung Warentest als einziges Lernprogramm gut ab. Zum Preis von 100 Euro gehört er zwar zu den teureren Produkten in der Testreihe, aber das Geld ist gut investiert. Verbraucher erhalten ein üppiges Lernpaket mit vielfältigen Übungen.
Was gute Programme bieten müssen
Eine gute Englisch-Lernsoftware hilft Nutzern dabei, sich im Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben zu verbessern. Sie schult die Grammatik, trainiert den Wortschatz und thematisiert bestenfalls sogar kulturelle Besonderheiten des anglo-amerikanischen Raums.
Dafür muss das Programm abwechslungsreiche Übungen bieten, die zudem interaktiv sein sollten. Das heißt: Der Nutzer sollte auf bearbeitete Aufgaben Rückmeldungen erwarten dürfen. Nur „Richtig“ oder „Falsch“ genügen nicht. Das Feedback darf schon ausführlicher ausfallen.
Gut, aber nicht perfekt
Der Test zeigt aber leider: Wer mit Software lernen will, hat keine große Auswahl. Vor allem die vier mangelhaften Produkte im Test sind Zeit- und Geldverschwendung. Einzig der Intensivkurs Englisch von Digital Publishing erfüllt fast alle Anforderungen an ein gutes Lernprogramm. Nur beim Schreibtraining fiel der Testsieger durch: Vom Nutzer verlangt er meist nicht mehr, als einzelne Wörter oder auch mal einen ganzen Satz einzutippen. Da wäre mehr drin. Zum Beispiel könnte Tutor Tim auch mal zu einem längeren Diktat bitten.
Didaktisch könnte Digital Publishing ebenfalls noch eins drauf setzen. So könnten die Fotostorys, die in jede Lektion einführen, durch Videofilme ersetzt werden. Laufende Bilder lassen auch Gestik und Mimik der Darsteller erkennen. Das hilft, die Sprache besser zu erschließen.
Pluspunkte für Einstufungstest
Ein Pluspunkt von Digital Publishing dagegen ist der Einstufungstest: Das Programm stuft die Englischkenntnisse des Nutzers ein und schlägt dann ein auf sein Niveau abgestimmtes Übungsprogramm vor. Damit sind auch längere Lernpausen kein Problem: Wiedereinsteiger absolvieren einfach erneut den Test und weiter gehts.
Einstufungstests hatten Seltenheitswert im Test. Lediglich das befriedigende und damit zweitplatzierte Programm von Tell Me More bietet ebenfalls einen solchen Test. Wichtig ist eine Überprüfung des Sprachniveaus vor allem dann, wenn sich die Software an Lernende mit unterschiedlichen Vorkenntnissen richtet. Woher sollen Fortgeschrittene sonst wissen, welche Lektionen sie zu bearbeiten haben?
Übrigens: Das Sprachniveau sollte gleich auf der Verpackung ins Auge springen, am besten in Form der Buchstaben-Zahlen-Kürzel des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. A1 steht für das Können eines Anfängers, C2 ist ein fast mutterspachliches Niveau.
Vier mangelhafte Programme
Überwiegend schlecht fallen die Urteile für die übrigen Programme im Test aus. Vier Produkte sind mangelhaft, weil sie entweder kaum mehr als Vokabeln abfragen oder zu wenige Übungen anbieten.
Bizzons eMarketing etwa verspricht „gehirn-gerechtes“ Lernen mit der sogenannten Birkenbihl-Methode. Für 89 Euro bietet das Programm nicht mehr als zehn englische Texte, die der Nutzer im ersten Schritt mehrmals anhören und gleichzeitig in der Fremdsprache sowie in der deutschen Übersetzung mitlesen soll. In Schritt zwei geht es darum, die Texte einfach nur nebenbei anzuhören. So soll sich die Sprache allmählich einprägen. Fazit der Tester: Das reicht an Übungen nicht.
Sprachenlernen24, Sybex und bhv Publishing setzen vor allem auf das Trainieren des Wortschatzes. Doch selbst das gelingt nur ausreichend. Mit „Aufbaukurs“ oder „Sprachkurs“ – wie auf der Verpackung versprochen – hat das nichts zu tun.
Eins muss jedem klar sein: Frei und flüssig formulieren – das lernt man selbst mit der guten Software von Digital Publishing nicht. Für spontane Gespräche ist leider auch Tutor Tim nicht programmiert. Das funktioniert nur im Austausch mit anderen, also zum Beispiel in einem Sprachkurs (siehe Englischkurse: Günstig schlägt teuer aus test 10/2013).
Dank Spracherkennung können Nutzer aber an ihrer Aussprache feilen. Dafür nimmt sich der Schüler beim Sprechen auf. Ein Diagramm zeigt dann an, wie weit das Gesprochene von der optimalen Aussprache entfernt ist. Über Spracherkennungstechnik verfügten im Test nur Bizzons eMarketing, Sprachenlernen24 und bhv Publishing nicht.
Flexibel lernen dank Software
Lernen mithilfe von Programmen für den Computer hat viele Vorteile. Lange Wege zur Sprachschule kann sich der Nutzer sparen. Alles was er braucht, sind Computer oder Notebook und meist ein Headset. So ausgerüstet, lernt jeder, wo er will und wann er will. Stundenpläne gibt es nicht.
Der Test zeigt: Das Produkt von Digital Publishing ist dafür durchaus zu empfehlen. Von den übrigen Angeboten im Test mit oft eintönigen Übungen hebt es sich deutlich ab. Und dank Tim kommt der Spaß nicht zu kurz. Allerdings: Auch wer sein Englisch mit Hilfe von Tim auffrischen will, benötigt Disziplin. Zum Üben muss er sich immer noch selbst aufraffen.
-
- Studierende im Masterstudium können mit einer Steuererklärung sogar ohne eigene Einkünfte eine Erstattung bekommen. Für wen sich das Abrechnen mit dem Finanzamt lohnt.
-
- Der Ansturm auf Unis ist groß. Wer leer ausgeht, muss warten – oder klagen. Rechtsanwältin Katharina Sponholz erklärt im Interview, wie eine Studienplatzklage abläuft.
-
- Steuerhinterziehung ist strafbar. Mit einer Selbstanzeige lassen sich Schummeleien geraderücken – und Strafen oft vermeiden.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Ich schließe mich dem Vorredner an und bitte um einen Test der Sprach-Lern-Apps, allerdings für Erwachsene.
@widescreen: Wir haben Ihren Testwunsch aufgenommen. Vielen Dank dafür.
Wir suchen gerade eine Lern-App für unsere Tochter. Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass das Themenpaket zum Sprachen-Lernen bereits 9 Jahre alt ist, von 2013. In solchen Software-bezogenen Themenfeldern ist das natürlich sehr veraltet.
Wir es von test bald wieder etwas zum Thema Lernen und Sprachen lernen geben? Ich finde es schon schade, wenn ständig neue Mobiltelefone getestet werden, obwohl dort die technische Entwicklung bereits nahe am Stillstand ist, man aber solche wichtigen Themen wie Bildung eher vernachlässigt.
Meinen Kommentar poste ich hier, weil dies der neueste Artikel zum Thema Sprachen-Lernen ist.
Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Lernen einer Sprache vor Ort wesentlich effektiver ist, als vor dem PC."Learning by doing"! Vieles wird eindrucksvoller dargestellt, wenn man einen "lebenden" Gesprächspartner hat.
E-Learning-Angebote für Italienisch haben wir bislang nicht getestet und können Ihre Fragen daher nicht beantworten. Wo Sie E-Learning-Angebote finden und woran Sie einen guten Onlinekurs erkennen, verrät aber der kostenlose Leitfaden E-Learning der Stiftung Warentest (www.test.de/leitfaden-e-learning). Hilfreich könnten für Sie auch unsere Leitfäden Sprachen lernen (www.test.de/weiterbildung/Sprachen) und Fernunterricht (www.test.de/leitfaden-fernunterricht) sein. (TK)