Legionellen Energiesparen mit Infektions­gefahr?

Legionellen - Energiesparen mit Infektions­gefahr?

Keim­schleuder Dusch­kopf? Über einge­atmetes Sprüh­wasser können Legionellen in die Lunge gelangen. © Getty Images

Das Robert-Koch-Institut hat untersucht, ob nied­rigere Vorlauf­temperaturen des häuslichen Wassers mehr Legionellen-Erkrankungen hervorrufen. Das Ergebnis über­rascht.

Um Energie zu sparen, haben besonders während der Energiekrise im Jahr 2022 viele Haushalte die Vorlauf­temperatur ihres Warm­wassers herunter­gesetzt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat nun fast 2 000 Personen danach befragt, ob sie solche Sparmaß­nahmen ergriffen haben und ob es gegebenenfalls im Anschluss zu Infektionen mit Legionellen kam.

Keinen Zusammen­hang fest­gestellt

Das RKI konnte keinen Zusammen­hang zwischen der durch­schnitt­lichen Trink­wasser­temperatur und der Häufig­keit der Legionärs­krankheit fest­stellen. Trotzdem raten die Stiftung Warentest und auch das Umwelt­bundes­amt weiter davon ab, die Warm­wasser­temperaturen einfach abzu­senken.

Legionellen können Lungen­entzündung auslösen

Legionellen sind im Wasser vorkommende Umwelt­keime. Sie können die Legionärs­krankheit auslösen – eine Lungen­entzündung. Als besonders gefährdet gelten Kinder, Alte und Immun­geschwächte. Die Infektion erfolgt in der Regel durch das Einatmen des zu Nebel zerstäubten legionellenhaltigen Wassers, zum Beispiel während des Duschens. Die Bakterien vermehren sich zwischen 25 und 45 Grad am effektivsten. Ab 55 Grad wird das Wachs­tum gehemmt, bei mehr als 60 Grad sterben sie ab.

Geld sparen, Infektionen vermeiden

Das Umwelt­bundes­amt empfiehlt, die Vorlauf­temperatur des Wassers vorsorglich auf mindestens 60 Grad Celsius zu stellen. Ein- und Zweifamilienhäuser könnten allenfalls für die Zeiten auf Zirkulation verzichten, in denen kaum Warm­wasser gebraucht wird, da Legionellen in den kurzen Leitungen der Häuser kaum Chancen haben, sich zu vermehren. Ein Rest­risiko aber bleibt.

Tipp: Bauen Sie wasser­sparende Armaturen ein, statt die Vorlauf­temperatur abzu­senken. Gute Sparbrausen etwa können die Dusch­kosten halbieren.

Auf Nummer sicher

Bei ausreichend hoher Vorlauf­temperatur sollte keine Legionellengefahr aus dem Wasser­hahn drohen. Wer noch sicherer sein will, sollte folgende Tipps beherzigen:

  • Trinken Sie nur kühles und frisches Wasser aus dem Wasser­hahn.
  • Auch wenig genutzte Leitungs­abschnitte sollten regel­mäßig durch­spült werden, indem Sie hin und wieder die entsprechenden Wasser­hähne öffnen.
  • Lassen Sie Wasser ablaufen, das mehrere Tage lang in den Leitungen gestanden hat, zum Beispiel nach dem Urlaub.

Strenge Regeln für Gewerbe

Anfäl­lig für Legionellen­bildung sind vor allem große Gebäude mit zentraler Wasser­erwärmung und langen Warm­wasser­leitungen, zum Beispiel Hotels, Krankenhäuser oder Pfle­geheime. Für sie gelten daher strenge Regeln: Sie müssen eine Temperatur von mindestens 60 Grad Celsius am Ausgang der Warm­wasser­bereitung garan­tieren.

Das in den Leitungen zirkulierende Warm­wasser muss mindestens 55 Grad Celsius warm sein, das ist vorgeschrieben. Dadurch geht mehr als die Hälfte der Wärmeenergie für Wasser durch die Zirkulation verloren. In Mehr­familien­häusern darf die Zirkulations­pumpe maximal acht Stunden pro Tag ruhen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • acky am 22.01.2025 um 11:29 Uhr
    Kein Problem bei Durchlauferhitzern

    wenn das Leitungsvolumen vom Durchlauferhitzer bis zum Wasserhahn nicht mehr als 3 Liter beträgt. In diesem Fall verlangt die Trinkwasserverordnung auch keine Untersuchung auf Legionellen.
    Bei uns ist der Durchlauferhitzer daher auch nur auf "lauwarm" eingestellt, was ja normalerweise ausreicht (und erschrecke mich immer, wenn ich in anderen Häusern bin wo das Wasser brühheiß rauskommt).

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 16.01.2025 um 15:04 Uhr
    Wärmeverluste über Rohre

    @Adamantan: Die Verluste können hoch sein, wenn in schlecht gedämmten Rohren das Warmwasser ständig zirkuliert. Aber kein Rückgang trotz Urlaub ist trotzdem erstaunlich. Selbst wenn die Warmwasserrohre beim Anfassen sehr heiß sind.
    Der Heizungshersteller Vaillant berechnet zum Beispiel die Verluste bei sehr heißem Wasser so: "Etwa 20 Meter unisolierte Heizungsleitung im Keller mit einem Durchmesser von etwa 25 Millimetern. Bei 70 °C Wasser und 15 °C Raumluft-Temperatur beträgt der Wärmeverlust pro Meter etwa 30 Watt." Auf eine Woche Abwesenheit von 168 Stunden gerechnet wären das 5 Kilowattstunden pro Meter, für 20 m Leitung also 100 kWh Verlust pro Woche. Das entspräche gut 10 Kubikmeter Gas.
    Die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen nennt für Mehrfamilienhäuser Energieverluste von etwa 50 Prozent bei zirkulierendem Warmwasser. Selbst bei vorschriftsmäßiger Dämmung gingen 8 bis 10 W pro Meter Rohrlänge verloren.

  • Adamantan am 15.01.2025 um 15:15 Uhr
    Wärmeverluste über Rohre

    Hallo,
    ich habe festgestellt, dass während unseres Sommerurlaubes der Gasverbrauch in unserem Einfamilienhaus mit Umwälzpumpe nicht gesunken ist, obwohl kein Warmwasser entnommen wurde. Ich lese jede Woche den Gaszähler ab.
    Das lässt mich zu dem Schluss kommen, dass die Wärmeverluste über die Leitungen die Kosten für die Warmwassererzeugung bei weitem übersteigen. Sprich...bei uns hält sich das Einsparpotential an Gas in Grenzen, wenn alle deutlich kürzer duschen.
    Haben Sie hierzu Daten von anderen Immobilien? Ist das dann ein spezielles Problem bei uns mit unzureichend gedämmten Warmwasserrohren?

  • tilbee am 12.01.2025 um 22:57 Uhr
    Zirkulationspumpe Ruhezeiten

    Hallo Test,
    Haben Sie für mich einen Literaturhinweis oder Normenverweis aus dem die Regelung „ In Mehr­familien­häusern darf die Zirkulations­pumpe maximal acht Stunden pro Tag ruhen.“ hervorgeht?
    Vielen Dank
    T Bischoff

  • AlexMZ am 11.01.2025 um 11:57 Uhr
    Thermische Desinfektion

    Heizung und Warmwasseraufbereitung erfolgt bei mir ausschließlich per Wärmepumpe. Die Temperaturen sind so eingestellt, dass ausreichend geheizt wird und das Wasser für Dusche und Haushalt warm genug ist. (48°C).
    Allerdings bietet die Wärmepumpe ein Programm "Thermische Desinfektion", das bei mir einmal pro Woche aktiviert wird. Da wird das Warmwasser kurzeitig aufgeheizt. Ist das ausreichend oder ist das Risiko für Legionellen immer noch gegeben.