
Hormone aus PET-Flaschen im Mineralwasser, Blei und Arzneimittelrückstände im Trinkwasser – viele Menschen fürchten, dass ihr Wasser nicht mehr rein ist. Ist diese Angst berechtigt? Lohnt sich Kistenschleppen? Und liefert Mineralwasser aus der Flasche wirklich mehr Mineralstoffe als Leitungswasser? In unseren FAQ Wasser beantworten wir häufige Fragen unserer Leser zum Thema und fassen die wichtigsten Ergebnisse unserer Wassertests zusammen.
Ihre Fragen, unsere Antworten
Ist Leitungswasser die bessere Wahl?
Das lässt sich nicht generell beantworten. Geschmack und Mineralstoffgehalt können sich von Wohnort zu Wohnort unterscheiden. Was Keime und kritische Substanzen betrifft, garantieren die Wasserwerke einwandfreies Leitungswasser bis zum Hausanschluss: „Das Trinkwasser größerer Trinkwasserversorger besitzt eine gute bis sehr gute Qualität“, fasst der aktuellste Bericht von Gesundheitsministerium und Umweltbundesamt vom April 2018 zusammen. Nahezu alle mikrobiologischen und chemischen Parameter würden mit Ausnahme weniger Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe zu mehr als 99 Prozent eingehalten. Bei vereinzelten Überschreitungen muss das Wasserwerk warnen und Gegenmaßnahmen einleiten. Ab dem Hausanschluss ist der Eigentümer verantwortlich. Blei- und Kupferrohre könnten das Wasser verunreinigen. Das ist immer seltener so, ein Risiko besteht aber noch – vor allem in teil- und unsanierten Altbauten im Norden und Osten unseres Landes. Der Vermieter ist verpflichtet, alte Leitungen notfalls auszutauschen.
Tipp: Welche Mineralstoffe Ihr Wasser enthält und wie hart es ist, weiß Ihr Wasserversorger. Wer Gewissheit über den Bleigehalt haben will, muss sich ans Gesundheitsamt wenden. Es führt Analysen durch oder vermittelt ein Labor. Bleianalysen gibt es ab 18 Euro, oft sogar gratis, wenn im Haushalt Kleinkinder oder Schwangere leben.
Bewertungen von 31 natürlichen Mineralwässern der Sorte Medium finden Sie in unserem Mineralwasser-Test.
Sollte ich einen Wasserfilter nutzen?
Vor allem Teetrinker nutzen die Filter häufig, um Wasser vorm Aufbrühen zu enthärten. Nachteil: Sie müssen regelmäßig gereinigt und die Patronen ausgetauscht werden. Sonst können sie verkeimen und herausgefilterte Stoffe wieder ins Wasser gelangen. Um Schadstoffe zu entfernen, sind private Filter in Deutschland grundsätzlich nicht erforderlich. Bei unserem letzten Test von Wasserfiltern schnitt zudem kein einziges Gerät gut oder sehr gut ab.
Tipp: Hat das Wasser vier Stunden oder länger in der Leitung gestanden, lassen Sie es ablaufen, bis es merklich kühler wird. So kommt nur frisches Wasser ins Trinkglas.
Kann ich mein Trinkwasser analysieren lassen und wie teuer ist das?
Privatanalysen sind sinnvoll, wenn über marode Hausanschlüsse Schadstoffe ins Wasser gelangen könnten wie giftiges Blei aus alten Leitungen. Analysen auf Blei kosten oft nichts für Haushalte mit Schwangeren und Babys, sonst ab etwa 18 Euro. Ähnlich teuer sind weitere Tests auf Metalle und Keime. Andere Prüfungen kann man sich sparen: Das Wasser vorm Hausanschluss müssen Versorger regelmäßig auf 70 Parameter der Trinkwasserverordnung wie Nitrat und Pestizide kontrollieren und die Daten bekannt geben. Diese Analyse würde privat etwa 600 Euro kosten. Versorger müssen nicht auf Spurenstoffe wie Arzneimittel prüfen, die wir in unkritischen Gehalten fanden. Preis für diese Hightech-Tests: mehr als 1 000 Euro.
Tipp: Wählen Sie Labore, die für Analysen gemäß Trinkwasserverordnung akkreditiert sind. Kontakte: über Versorger, Gesundheitsämter.
Sind Pestizidrückstände ein Problem?
Abbauprodukte sickern ins Grundwasser, können bis in die Quellen in der Tiefe gelangen. In einzelnen Mineralwässern in den Tests seit 2014 fanden wir Rückstände im Spurenbereich. Keiner der Gehalte stellte ein gesundheitliches Risiko dar. In Trinkwasser gibt es laut Trinkwasserbericht des Umweltbundesamts nur in sehr wenigen Ausnahmefällen Grenzwertüberschreitungen. In der Regel werden Pestizide herausgefiltert. Eine von der Stiftung Warentest in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2015 zeigt: Verbraucher reagieren sensibel auf Rückstände in Mineralwasser.
Wie sieht es mit Medikamenten aus?
Über Abwässer gelangen Arzneimittelrückstände (zum Beispiel von Antibiotika) teils in Fluss- und Seewasser. Bevor Wasser als Trinkwasser aus der Leitung kommt, werden Rückstände vom Wasserversorger herausgeholt. In Trinkwässern gefundene Spuren haben eine geringe Konzentration und geben keinen Anlass zu gesundheitlicher Besorgnis. Bei Quellen von natürlichem Mineralwasser spielen Arzneimittelrückstände in der Regel keine Rolle. Die Stiftung Warentest hat in ihren Untersuchungen von Mineralwasser auch noch keine Spuren von Arzneimitteln nachgewiesen.
Tipp: Angst vor Hormonen aus ausgeschiedenen Antibabypillen ist unbegründet. In Trinkwasser und natürlichem Mineralwasser wurden noch nie Hormone aus der Pille nachgewiesen. Nicht belegt ist auch, dass hormonähnliche Stoffe aus PET übergehen, mehr dazu im Interview.
Muss ich mich wegen Nitrat sorgen?
Weder beim natürlichem Mineralwasser noch beim Trinkwasser fanden unsere Prüfer bisher Überschreitungen des Grenzwerts. Er liegt für beide Wasserarten bei 50 Milligramm je Liter. Laut Trinkwasserbericht des Umweltbundesamts kamen Überschreitungen im Trinkwasser in den letzten Jahren nahezu nicht vor. Das ist Maßnahmen der Wasserversorger zu verdanken, die etwa nitratbelastetes mit nitratarmen Wasser vermischen. Nitrat gelangt insbesondere durch intensive Düngung in der Landwirtschaft in den Boden. Laut Umweltbundesamt weisen 18 Prozent des deutschen Grundwassers zu viel Nitrat auf. An Messstellen mit viel landwirtschaftlicher Nutzung sind es sogar bis zu knapp 27 Prozent Die Behörde warnte, dass – wenn sich nicht bald etwas ändere – die Aufbereitungskosten stark steigen könnten und in betroffenen Regionen Verbraucher bis zu 45 Prozent mehr für ihr Trinkwasser zahlen müssten. Hinzu kam, dass die EU-Kommission 2016 wegen der hohen Nitratbelastungen von Grundwasser Klage erhoben hatte. Der Europäische Gerichtshof hat Deutschland im Juni 2018 dafür verurteilt, in den vergangenen Jahren zu wenig gegen das Problem unternommen zu haben. Die Bundesregierung hat nun im Frühjahr 2020 die Regeln fürs Düngen auf den Feldern verschärft und verzeichnet im aktuellen Nitratbericht leichte Verbesserungen.
Wie bereite ich Säuglingsnahrung zu?
„Für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“ – so sind einige natürliche Mineralwässer gekennzeichnet. Diese Angabe erfordert, dass das Produkt Grenzwerte für Keimgehalte und für viele einzelne Stoffe einhält. Eltern können aber normalerweise auch Wasser aus der Leitung verwenden.
Tipp: Steril ist weder natürliches Mineralwasser noch Leitungswasser – beides abkochen!
Ist es besser, Wasser mit Kohlensäure zu kaufen oder selbst zu sprudeln?
Gekauftes Mineralwasser blubbert meist besonders feinperlig. Die Kohlensäure kann Keimwachstum hemmen und lässt das Wasser spritzig und säuerlich schmecken. Weil Kohlensäure aus PET-Flaschen leichter entweichen kann als aus Glasflaschen, ist die Mindesthaltbarkeit für Wasser aus PET-Flaschen in der Regel kürzer. Wer einen Wassersprudler nutzt, muss keine Wasserflaschen heimtransportieren und lagern – spart also Müll und Aufwand. Und der Kohlensäuregehalt ist auf diese Weise individuell wählbar.
Tipp: Wenn Sie selber sprudeln, achten Sie auf saubere Flaschen und verwenden Sie gekühltes Wasser. Es nimmt mehr Kohlensäure auf als ungekühltes.
Ist selber Sprudeln billiger als Flaschenschleppen?
Im Test Wassersprudler kommen nur zwei Sprudler an den Preis günstiger Mineralwässer heran. Sie sprudeln maximal Medium-Wasser. Wasser aus Geräten, die viel Sprudel erzeugen, kostet pro Liter mehr als die billigsten Classic-Mineralwässer im Handel. Marken-Mineralwasser ist dagegen teurer als Selbstgesprudeltes.
Fehlen mir Mineralstoffe, wenn ich nur Leitungswasser trinke?
Auch Leitungswasser ist mineralstoffhaltig. Das zeigen die Analysewerte der Wasserversorger. Doch die Leitungswässer unterscheiden sich von Standort zu Standort. Aber auch nicht jedes natürliche Mineralwasser ist mineralstoffreich. In unseren Tests fällt uns immer wieder auf, dass viele Mineralwässer mineralstoffarm sind. Andererseits gibt es auch Wässer, die viel Kalzium oder Magnesium bieten.
Tipp: In unserem Test von Mineralwasserkönnen Sie nach mineralstoffreichen Wässern suchen. Diese können dazu beitragen, einen Teil des täglichen Bedarfs an Mineralstoffen zu decken. Das Gros liefert eine ausgewogene Ernährung.
Ist Wasser mit Uran radioaktiv?
Keineswegs in kritischem Maß. Uran ist ein jahrtausendealter Gesteinsbestandteil, der ins Mineralwasser übergehen kann. Von dem Schwermetall geht aufgrund der geringen Mengen praktisch kein Risiko durch Radioaktivität aus, auch eine nierenschädigende Wirkung aufgrund seiner chemischen Toxizität ist nicht zu befürchten.
Tipp: Die Trinkwasserverordnung schreibt den Grenzwert von 10 Mikrogramm je Liter vor. Den haben alle 20 Proben im aktuellen Trinkwasser-Test eingehalten. Die Mineral- und Tafelwasserverordnung enthält nur ein Limit für Mineralwasser, das zur Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgelobt ist. Er beträgt 2 Mikrogramm pro Liter.
Wie schädlich ist Chrom im Trinkwasser?
Chrom stammt aus Gesteinschichten im Boden und kann ins Trinkwasser gelangen. Die Trinkwasserverordnung sieht einen Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Liter für Gesamtchrom vor. Ein Teil des Chroms, das Chrom (VI), ist krebserregend. Zurzeit diskutieren Wissenschaftler über Maßnahmen, um ein Risiko durch Chrom (VI) zu minimieren. Der in der Diskussion befindliche Leitwert für Chrom (VI) von 0,3 Mikrogramm pro Liter ist nicht verbindlich. Wasserversorger haben noch keine Möglichkeit, den kritischen Stoff zu entfernen. Wie hoch die Belastung im Trinkwasser ist, zeigen die exemplarischen Trinkwasseranalysen der Stiftung Warentest.
Wird Trinkwasser fluoridiert?
Wir haben das Trinkwasser nicht auf Fluorid untersucht. Verbraucher können sich über die Gehalte in ihrem Trinkwasser beim zuständigen Wasserwerk informieren. Der Grenzwert für Fluorid in Trinkwasser liegt bei 1,5 Milligramm je Liter. 90 Prozent des Trinkwassers in Deutschland enthält von Natur aus weniger als 0,3 Milligramm Fluorid pro Liter. Das fluoridreichste natürliche Mineralwasser im aktuellen Test wies 1,4 Milligramm Fluorid pro Liter auf.
Tipp: Natürliche Mineralwässer werden ab 1 Milligramm Fluorid pro Liter als „fluoridhaltig“ gekennzeichnet. In unserer Testdatenbank finden sich derzeit zwei Mineralwässer, die diesen Wert überschreiten.
Bewertungen von 31 natürlichen Mineralwässern finden Sie imTest Mineralwasser.
Dieses FAQ wird regelmäßig aktualisiert, zuletzt am 22. Juli 2020. Zuvor gepostete Nutzerkommentare beziehen sich auf eine ältere Fassung.