
Die Wasseruhr. Ab dem Hausanschluss tragen die Eigentümer die Verantwortung für die Qualität des Trinkwassers. © Getty Images
Wasserwerke liefern das Nass bis vors Haus – meist in Top-Qualität. Im Haus aber können Schadstoffe und Keime hineingeraten. Wie das Wasser sauber bleibt.
Wasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel
Reicht nicht auch Wasser aus der Leitung, um den Durst zu löschen? Diese Frage stellen uns Leserinnen und Leser regelmäßig, wenn wir Mineralwasser prüfen. Aus unserer Sicht spricht grundsätzlich Vieles für Leitungswasser. Es ist das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland, muss die strengen Vorgaben der Trinkwasserverordnung erfüllen, um am Ende laut Verordnung „rein“ und „genusstauglich“ aus dem Hahn zu fließen: Test Trinkwasser.
Bildergalerie Trinkwasser: Vom Fluss bis ins Trinkglas
Ab Hausanschluss ist Hausbesitzer verantwortlich
Über die längste Strecke – von der Gewinnung über die Aufbereitung bis zum Hausanschluss – tragen die Wasserversorger die Verantwortung für die Wasserqualität. Auf den letzten Metern aber sind Hausbesitzerinnen und -besitzer zuständig: Sie müssen ab dem Hausanschluss – also ab dem Rohr hinter dem Wasserzähler – darauf achten, dass nichts die Wasserqualität trübt. Wir erläutern, wo mögliche Schwachstellen in der Trinkwasserinstallation zu Hause liegen, und ob auf die Wasserversorger Verlass ist.
Wasserwerke entfernen Schädliches
Den Wasserversorgern bescheinigte das Umweltbundesamt (Uba) im April 2021 einen hervorragenden Job: Das Trinkwasser größerer Wasserversorger sei zu mehr als 99 Prozent von „guter bis sehr guter Qualität“, so der Uba-Trinkwasserbericht. Er basiert auf Tausenden Analysen, die relevante Versorger von 2017 bis 2019 erhoben. Sie beliefern 88 Prozent der Bevölkerung.
349 Stoffe geprüft – Auffälligkeit bei Glyphosat
Grenzwerte seien nur selten überschritten worden. Von 349 überprüften chemischen Stoffen wie Pestizide und Arzneimittel seien vier Pestizide negativ aufgefallen, darunter Glyphosat. Bei diesen Stoffen hätten 1 Prozent der Proben über dem Limit gelegen. Eine Gesundheitsgefahr folge daraus nicht, so das Uba. Die Grenzwerte seien mit Sicherheitspuffer berechnet, die Überschreitungen waren zeitlich begrenzt.
Nur sehr wenige Proben bei Nitrat auffällig
Bei Nitrat, das etwa über Gülle erst ins Grund- und dann ins Trinkwasser geraten kann, überschritten bis zu 0,07 Prozent der Proben den Grenzwert. Erstaunlich wenig – melden doch gut ein Viertel der Grundwassermessstellen in Regionen mit intensiver Landwirtschaft zu viel Nitrat im Grundwasser. Wasserwerke müssen dort einiges tun, dass Trinkwasser den Grenzwert einhält. Sie mischen etwa unbelastetes Wasser zu, verlegen oder vertiefen Brunnen, klären Landwirte auf. Nitrat kann sich zu Nitrit umwandeln, aus dem der Körper krebserregende Stoffe bildet. In hoher Dosis kann es bei Babys zu Sauerstoffmangel führen.
Das Trinkwasser kleinerer Versorger stuft das Uba insgesamt ähnlich gut ein wie das von größeren. Nur bei einigen Hausbrunnen bestehe Nachbesserungsbedarf.
Risiken auf den letzten Metern
Auch wenn gutes Trinkwasser vor den Häusern ankommt, kann auf den letzten Metern durch die Hausinstallation noch etwas schiefgehen. So können sich Schadstoffe aus ungeeigneten Leitungen, Dichtungen, Armaturen im Wasser lösen: Test Küchenarmaturen. Selbst geeignetes Material aus Metall und Kunststoff kann sehr geringe Mengen unerwünschter Stoffe abgeben, wenn Wasser darin stundenlang steht. Auch höhere Wassertemperaturen fördern Übergänge.
Alte Bleirohre müssen raus
Besonders kritisch sind Rohre aus Blei. Das Schwermetall kann sich ins Trinkwasser lösen. Schon kleine Mengen können das Nervensystem von Ungeborenen, Babys und Kleinkindern schädigen, die Intelligenz mindern. In Deutschland sind Bleirohre seit 2013 unzulässig. Vermieter müssen Bleirohre austauschen. Ob das geschehen ist, können Mieter nicht immer erkennen. Bleirohre finden sich laut Studien noch selten in Altbauten mit Baujahr vor 1973.
Tipp: Sie können Ihr Trinkwasser kontrollieren lassen. Die Analyse kostet etwa 15 Euro, für Schwangere ist sie oft gratis. Kontakte zu Laboren können Wasserversorger oder Gesundheitsämter vermitteln.
Keimkolonien im Gästebad
Bedenklich sind auch Keim-Kolonien in der Hausinstallation, vor allem von Legionellen. Sie vermehren sich stark in 25 bis 45 Grad Celsius warmem Wasser. In großen Warmwasserspeichern sowie selten durchgespülten oder schlecht isolierten Leitungen finden sie ideale Milieus. Legionellen können Fieber oder Lungenentzündung verursachen, wenn sie etwa über Wassernebel beim Duschen eingeatmet werden.
Tipp: Lassen Sie regelmäßig Wasser durch die Leitungen laufen, auch an selten genutzten Anschlüssen wie im Gästebad.
Preiswert und ökologisch
Ist die Wasserinstallation im Haus okay, bietet Trinkwasser im Vergleich zu Mineralwasser Vorteile: Statt mindestens 13 Cent kostet es rund einen halben Cent pro Liter. Obendrein erzeugt es weniger als 1 Prozent der Umweltbelastungen von Flaschenwasser.
Tipp: Halten Sie Hahn, Sprudler, Karaffen sauber, um am Ende nicht das gute Wasser zu verderben.
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- Leitungswasser gilt als am strengsten kontrolliertes Lebensmittel. 20 Trinkwasserproben aus ganz Deutschland hat die Stiftung Warentest auf kritische Stoffe untersucht.
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- Sie verheißen weiches Wasser, weniger Kalk, mehr Teegenuss. Doch das schaffen Wasserfilter nur für wenige Liter. Ein Modell trug sogar Schimmelpilze ins Wasser ein.
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- Wasser ist der beste Durstlöscher. Der Mineralwasser-Test der Stiftung Warentest bietet Testergebnisse für die Sorten Classic, Medium und Still.
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@sonja-272: Im Kanister oder Wassertank abgefülltes Trinkwasser kann durch die Zugabe von Silberionen für längere Zeit keimfrei gehalten werden. Kolloidales Silber wirkt antibakteriell und wird als Pulver oder in flüssiger Form im Outdoor- der Bootszubehörhandel angeboten.
Ein Test zu Methoden, wie man Wasser in Kanistern keimfrei halten kann (z.B. auf Reise mit Womo) würde mich einmal sehr interessieren, gelesen habe ich von einigen Maßnahmen, z.B. auch von Silberdrahtgeflecht. Früher landete schon mal eine Silbermünze in der Milch, damit sie nicht sauer wird und verdirbt.
@stp7: Bitte beachten Sie unseren Wassertest, in dem wir das Trinkwasser aus 20 Städten und Gemeinden untersucht haben: https://www.test.de/Trinkwasser-im-Test-5049894-0/
Hi, ich denke viele haben ein Interesse an unabhängige, seriöse Wassertests, diese Anbieter könnte die Stiftung Warentest prüfen.
Danke & schöne Grüße,
stp
Hallo,
danke an MarieHH - das hilft! Stadtwerke hier in Bochum wissen nix und Gesundheitsamt empfiehlt nur teure Labore.