
Die stehen Kopf. Fertig eingekocht, kühlen Schraubgläser am besten falsch herum ab. So zieht sich der Deckel optimal fest. © StockFood / Gräfe & Unzer Verlag / Anke Schütz
So schmeckt der Sommer auch im Winter: Verwandeln Sie frisches Obst und Gemüse in köstliche Vorräte für das ganze Jahr! Wie das geht, erfahren Sie hier.
Streng genommen müsste das Einweckglas „Rempelglas“ heißen. War es doch der deutsche Chemiker Rudolf Rempel, der das luftdichte Gefäß zum Einmachen entwickelte.
Berühmt wurde die Methode zum Haltbarmachen jedoch erst durch den Unternehmer Johann Carl Weck. So verpasste der Volksmund Rempels Erfindung um 1900 den Namen Einweckglas. Die zugehörige Tätigkeit nannte er folgerichtig Einwecken.
Hitze und Vakuum wirken im Doppelpack
Das Einwecken oder Einkochen basiert auf einem doppelten Sicherheitsprinzip: Zunächst tötet das starke Erhitzen Keime, Bakterien und Schimmelpilze ab. Die Temperaturen von 75 bis über 100 Grad machen schädliche Mikroorganismen im Lebensmittel unschädlich. Danach entsteht beim Abkühlen im verschlossenen Glas ein Vakuum, das den Deckel besonders fest sitzen lässt. So ist der Inhalt auch vor eindringenden Keimen geschützt.
Im Vergleich zu industriell hergestellten Konserven können beim häuslichen Einkochen Zusatzstoffe komplett vermieden werden – auch die eingesetzte Zuckermenge liegt in der eigenen Hand.
Schnippeln, schließen, kochen
Beim Einkochen werden Obst oder Gemüse – je nach Rezept – roh oder vorgegart, gestückelt oder zu Mus püriert in ein Einmachglas gefüllt. Leere Schraubverschluss-Gläser erfüllen den gleichen Zweck wie Bügelgläser oder spezielle Einweckgläser mit Gummiring.
Wichtig ist aber, ausschließlich einwandfreie Gläser ohne Risse oder Abplatzungen am Rand zu nutzen. Auch Gummiringe und Deckel müssen unbeschädigt sein, um dichthalten zu können.
Dann wird das fest verschlossene Glas mit Inhalt eine Weile erhitzt – Obst braucht mindestens 75 Grad, Gemüse ab 90 Grad Celsius. Genaue Temperatur und Einmachzeit hängen vom Rezept ab.
Tipp: Unser Beitrag zum Einwecken aus dem Jahr 2011 steht Ihnen kostenlos als PDF zum Download zur Verfügung (oben unter „Download Heftartikel“). Darin finden sich auch einige Rezeptideen – zum Beispiel für eingekochte Karamellbirnen.
Geeignete Sorten: Quer durch den Obstgarten
Das Einkochen eignet sich in erster Linie für Obst, etwa Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Kirschen. Besonders gut funktioniert es mit säurehaltigen Früchten, da ihre natürliche Säure zusätzlich konservierend wirkt.
Beeren lassen sich vielseitig zu Kompott, Mus und Marmelade verarbeiten. Das geht auch, wenn sie zuvor tiefgefroren waren. Zum Einkochen geeignete Gemüsesorten sind vor allem Tomaten, Bohnen, Karotten und Kürbisse.
Weniger geeignet: Sensibelchen wie Salat oder Gurken
Weniger geeignet sind sehr wasserreiche oder empfindliche Gemüse wie Salat, Salatgurken oder Radieschen, die durch die hohen Temperaturen ihre Struktur komplett verlieren.
Auch fettreiche Lebensmittel wie Nüsse oder Samen sind problematisch, da Fette bei hohen Temperaturen ranzig werden können.
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Kochtopf: Hilfsmittel erforderlich
Das Einkochen selbst lässt sich mit verschiedenen Geräten und Methoden durchführen – jede hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile.
Kleinere Mengen lassen sich in einem normalen Kochtopf einkochen: Einfach die befüllten und verschlossenen Gläser in den Topf stellen, Wasser einfüllen und erhitzen. Hilfreich ist ein einfaches Küchenthermometer, mit dem sich die Wassertemperatur überwachen lässt.
Das ist etwas umständlich und erfordert viel Überwachung, damit die Temperatur konstant bleibt. Je nach Topfgröße lassen sich auch nicht allzu viele Gläser gleichzeitig verarbeiten. Außerdem ist ein kleiner Drahteinsatz sinnvoll, damit die Gläser nicht direkt auf dem heißen Topfboden stehen.
Einkochtopf und Einkochautomat: Eine Nummer größer
Mehr Platz ist in großen Einkochtöpfen, die manchmal auch ein integriertes Thermometer haben und einen Drahteinsatz, in dem die befüllten Gläser ins Wasser gelassen werden. Im Einkochtopf ist die Hitze gleichmäßig verteilt und kann präzise kontrolliert werden.
Noch komfortabler sind elektrisch beheizte Einkocher. Mit präziser Temperaturregelung und Zeitschaltuhr lässt sich einstellen, wie lange die Gläser bei welcher Temperatur einkochen sollen. Diese Einkochautomaten brauchen aber viel Stauraum, wenn sie nicht genutzt werden.
Schnellkochtopf: Früchtchen unter Druck
Schnellkochtöpfe eignen sich ebenfalls, verkürzen sogar die Einkochzeit erheblich. Ihr größter Nachteil: Die Temperatur lässt sich nicht für jedes Einkochgut passend einstellen. Beeren und andere empfindliche Früchte gelingen darin beispielsweise nicht so gut.
Außerdem können nur eher kleine Mengen verarbeitet werden. So gehts mit einem Standard-Schnellkochtopf: Zwei Gläser hineinsetzen und mit 250 Milliliter Wasser aufgießen. Ventil im Blick behalten: Wenn die erste Rille sichtbar wird, 12 bis 15 Minuten garen lassen.
Wichtig ist auch hier ein Gittereinsatz, damit die Gläser rundum von Wasser umgeben sind und nicht auf dem besonders heißen Topfboden stehen.
Tipps und Tricks aus der Einmachküche
- Nur Frisches nutzen. Kochen Sie nur Obst oder Gemüse ein, das optimal reif ist – fest und ohne Druckstellen sollte es sein, nicht zu grün, aber auch nicht überreif.
- Alles vorbereiten. Stellen Sie zunächst alle benötigten Gewürze und Zutaten bereit – das Einkochen an sich sollte zügig ablaufen. Erst wenn alles parat steht, beginnen Sie mit der Zubereitung: Waschen, putzen, schälen und zerkleinern Sie das Obst oder Gemüse je nach Rezept.
- Luft lassen. Befüllen Sie die sterilisierten Gläser mit dem vorbereiteten Obst und Gemüse – und füllen sie dann mit Wasser oder Zuckerlösung und Gewürzen auf (je nach Rezept). Lassen Sie etwa zwei Zentimeter Platz zum Rand. So kann sich der Inhalt beim Erhitzen ausdehnen, ohne in das Gewinde von Glas und Deckel zu drücken. Bei Mus und Püriertem sogar 4 Zentimeter Platz lassen.
- Hand anlegen. Von unten kräftig gegen das Glas stoßen, damit sich der Inhalt verdichtet und Luft aufsteigt. Dann fest verschließen.
- Temperatur im Blick behalten. Beim Einkochen Temperatur mit einem Thermometer überwachen. Die Einkochzeit beginnt erst dann, wenn die vorgeschriebene Temperatur erreicht ist. Sie muss die ganze Zeit konstant bleiben.
- Nichts überstürzen. Lassen Sie die Gläser nach dem Einkochen langsam abkühlen, damit sie nicht platzen. Schraubdeckelgläser zum Abkühlen auf den Kopf stellen.
- Dichtigkeit checken. Nach dem vollständigen Abkühlen den Verschluss prüfen: Bei Weckgläsern sollte der Gummiring fest anliegen, bei Schraubgläsern sollte der Deckel nicht mehr nachgeben, wenn Sie in der Mitte drücken.
Alternative Backofen: Praktisch für größere Mengen
Der Backofen eignet sich ebenfalls gut zum Einkochen, besonders für größere Mengen. Im Umluft-Betrieb können Gläser sogar auf zwei Ebenen verarbeitet werden. Diese Methode bietet eine gute Temperaturkontrolle und ist oft energieeffizienter als ein großer Topf auf dem Herd.
Wichtig: Im Backofen sollten Sie nur gleich große Gläser verwenden, damit alle gleichmäßig erhitzt werden.
Alternative Mikrowelle: Nur für sehr kleine Mengen
Für kleine Mengen festen Obstes eignet sich auch die Mikrowelle (weniger jedoch für Gemüse, Beeren und große Einmach-Mengen). Gut funktioniert das für ein Glas pro Durchgang: Bei 720 Watt erwärmen, bis der Inhalt des Glases perlt – dauert meist rund vier Minuten. Dann bei 180 Watt vier weitere Minuten garen. Am besten funktioniert das mit kleinen, breiteren Gläsern.
Wichtig: Gläser, Bügel und Klammern dürfen bei älteren Mikrowellen nicht aus Metall bestehen. Spezielle Plastikklammern für Weckgläser verhindern, dass Funken sprühen.
Hygiene: Voraussetzung für Haltbarkeit
Damit die Lebensmittel sicher sind, ist Hygiene beim Arbeiten sehr wichtig. Sterilisieren Sie alle Gläser vor dem Einfüllen: Gläser für zehn Minuten in einen Topf mit sprudelnd kochendem Wasser setzen – sie müssen vollständig von Wasser bedeckt sein. Anschließend im Backofen bei 80 Grad Celsius trocknen. Alternative zum Abkochen: Geöffnete Gläser direkt bei 100 Grad einige Minuten im Backofen sterilisieren.
Auch Löffel, Trichter, Schneidbretter, Messer und alle anderen Hilfsmittel sollten vor Gebrauch gründlich gereinigt oder ebenfalls sterilisiert werden. Waschen Sie Ihre Hände gründlich und verwenden Sie saubere Geschirrtücher.
Haltbarkeit: Ein Jahr ist locker drin
So eingeweckt sind die Produkte mindestens ein Jahr haltbar. Wer sein Eingekochtes trocken und dunkel lagert, kann es oft sogar mehrere Jahre später noch genießen. Die Lagertemperatur sollte konstant zwischen 10 und 15 Grad Celsius liegen, ideal sind Keller oder Speisekammern.
Beschriften Sie die Gläser mit Inhalt und Datum, damit Sie den Überblick behalten.
Kontrollieren Sie die eingemachten Produkte regelmäßig auf Anzeichen von Verderb: Verfärbungen, Gasbildung, aufgewölbte Deckel oder ungewöhnliche Gerüche beim Öffnen sind Warnsignale. Im Zweifelsfall sollten Sie das Produkt entsorgen.
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Danke für den zusätzlichen Tipp, Eingemachtes am besten im Keller oder einer kühlen Vorratskammer zu lagern. Zu erstens und zweitens: Wir haben Ihre Anmerkungen in der aktuellen Textversion umgesetzt. Zu Punkt drei: Bei unseren Einmach-Rezepten für Gemüse im Kochbuch wird meist noch Essig zugegeben. Details dazu finden sich dort in den einzelnen Zubereitungsempfehlungen.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Im Artikel zum Thema "Konservieren" gibt es einige gravierende Fehler: Erstens: Nicht alle Mikroorganismen brauchen Sauerstoff, Clostridien z.B. nicht. Zweitens: Einfrieren versetzt Bakterien in einen "Kälteschlaf", tötet sie aber nicht sicher ab. Drittens: Gemüse ohne ausreichenden Zusatz von Säure (Essig) bei nur 90°C einzukochen ist riskant, da gefährliche Clostridien (z.B. der Erreger von Botulismus) nicht sicher abgetötet werden. Und viertens gehen manche Rezepte aus alten Zeiten davon aus, dass Eingemachtes im kühlen Keller gelagert wird - das ist heute eher selten der Fall. Aus meiner Sicht ist eine Korrektur des Artikels notwendig.