ETF-Sparpläne im Minus Die wichtigsten Antworten auf Fragen von Börsen­anfängern

Datum:
  • Text: Max Schmutzer
  • Testleitung: Thomas Krüger
ETF-Sparpläne im Minus - Die wichtigsten Antworten auf Fragen von Börsen­anfängern

Wo gehts lang? Wer 2025 zum ersten mal Aktienfonds gekauft hat, erwischt zum Einstieg eine instabile Phase. © Getty Images / Vasily Pindyurin, Stiftung Warentest (M)

Anle­gerinnen und Anleger unter 30 strömten in den letzten Jahren an die Börse. Manche sind durch die Kurs­verluste verunsichert. Wir klären wichtige Fragen zum Einstieg.

In den vergangenen Jahren sind viele junge Menschen an die Börse gegangen – oft mit güns­tigen und leicht zugäng­lichen Depotanbietern wie Trade Republic, Just­trade, Scalable Capital und Finanzen.net Zero. Viele setzen dabei von Anfang an auf ETF, mit denen sie günstig in viele hundert Unternehmen welt­weit gleich­zeitig investieren können.

Nun startet das Börsen­jahr 2025 mit einem echten Beben. Die Börsen­kurse fallen seit der Ankündigung hoher Zölle durch US-Präsident Donald Trump welt­weit. Welt-Aktien-ETF auf den MSCI World werden mit nach unten gezogen. Viele junge Anle­gerinnen und Anleger schauen erst­mals auf negative Renditen ihrer Geld­anlage und fragen sich, ob es eine gute Idee war, in den welt­weiten Aktienmarkt einzusteigen. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Tipp: Allgemeines zur Situation an den Börsen finden Sie auch in unserem Artikel Wie Anleger den Absturz an den Börsen meistern.

Ich habe im letzten Jahr erst­mals in einen ETF investiert und mache jetzt Minus. Sollte ich mit meinem Sparplan wegen der unsicheren Börsenlage lieber Pause machen?

Nein. Auch wenn es im ersten Moment schöner ist, wenn die Renditekurve grün nach oben geht statt rot abzu­sinken, ist es für Anle­gerinnen und Anleger mit einem Sparplan sogar etwas Gutes, wenn die Kurse am Anfang des Sparens sinken. So bekommen sie für die gleiche Rate von zum Beispiel 100 Euro jeden Monat mehr Fonds­anteile als im Monat zuvor. Wenn die Kurse dann wieder steigen, machen sie damit ordentlich Gewinn.

Wer nur in Zeiten steigender Kurse investiert, bekommt jeden Monat weniger Fonds­anteile. Unser Rat: Mit einem welt­weit anlegenden Aktien-ETF kann man das Börsen­geschehen einfach ignorieren. Börsencrashs und -schwächen gibt es immer wieder. Dies sollte man aussitzen.

Ist es denn sicher, dass ich mit meinem ETF Gewinn mache?

Nein, ein Naturgesetz steigender Börsen­kurse gibt es nicht. Lang­fristig sind die Kurse des Welt­aktien­index MSCI World in der Vergangenheit zwar immer gestiegen (siehe Grafik). Dass das in Zukunft weiter so sein wird, kann aber niemand garan­tieren. Aufgrund dieses Risikos werfen Aktien­investitionen auch im Durch­schnitt höhere Renditen ab als Anlagen mit garan­tierten Zinsen. Wer mindestens 13 Jahre investiert hat, hat in der Vergangenheit nie einen Verlust mit einer Welt-Aktien­anlage gemacht. Bei Betrachtungen von Sparplänen mit einer Dauer von 30 Jahren erzielten Anleger im Durch­schnitt fast 8 Prozent Rendite pro Jahr. Wir gehen auch weiterhin von lang­fristig steigenden Kursen aus. Die Kurve zeigt zudem, was für eine kleine Delle die aktuelle Korrektur im lang­fristigen Kontext ist:

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Im MSCI World dominieren US-Aktien. Sollte ich lieber auf einen anderen ETF setzen?

Der MSCI World als breit gestreute, welt­weite Aktien­anlage ist unser Stan­dard-Tipp für alle Anle­gerinnen und Anleger. Damit sind Anleger trotz aller Krisen und politischer Änderungen lang­fristig immer gut gefahren. In den vergangenen zehn Jahren waren im Schnitt Renditen von über 10 Prozent drin. Das muss natürlich kurz­fristig nicht so bleiben. Es kann durch­aus auch mal mehrere Jahre an den Börsen bergab gehen. Deswegen empfehlen wir die Geld­anlage in Aktien nur für Geld, das in den nächsten zehn Jahren nicht dringend benötigt wird. So kann man Börsencrashs aussitzen, bevor es hoffentlich wieder berg­auf geht.

Wer wegen der aktuellen politischen oder wirt­schaftlichen Situation seinen US-Anteil reduzieren möchte, hat dafür allerdings einige sinn­volle Möglich­keiten. Wer bisher schon auf den MSCI World setzt, kann gegen­steuern mit einem ETF „MSCI World ex USA“, der die USA aus dem MSCI World ausschließt, oder er reduziert den US-Anteil durch eine Beimischung. Zudem gibt es auch Lösungen mit nur einem ETF: Ein ETF auf den MSCI World Equal Weighted gewichtet jedes Unternehmen im MSCI World gleich hoch. Dadurch bekommen die großen Tech-Unternehmen aus den USA ein geringeres Gewicht und drücken den Anteil der USA auf knapp 40 Prozent.

Tipp: Alles zu den ETF-Lösungen, um den Anteil der USA und großer Unternehmen zu reduzieren, gibt es im Artikel Anlegen mit weniger USA.

Wie seriös sind Investitions-Apps wie Trade Republic, Scalable und Co?

Wir unter­suchen regel­mäßig die sogenannten Neobroker, die den Wert­papier­handel vor allem über Smartphone-Apps ermöglichen. Die Anbieter Trade Republic, Just­trade, Scalable und Finanzen.net Zero sind in unseren Tests vertreten. Sie sind günstig und seriös. Sie alle bieten zahlreiche ETF-Sparpläne ganz ohne Kosten für die Ausführung an. Es gibt aber auch Apps, die unsere Kriterien nicht erfüllen. Beispiels­weise ist eToro populär. Das Verrechnungs­konto, auf das Anle­gerinnen und Anleger Geld zum Handeln dort einzahlen, hat aber keine gesetzliche Einlagensicherung. Das Geld, das dort liegt, ist also nicht sicher, sollte der Anbieter pleite gehen.

Anle­gerinnen und Anleger sollten darauf achten, die Apps sinn­voll zu nutzen. Die einfache Bedienung und die geringen Kosten verleiten dazu, schnell mal in dieses und jenes zu investieren. Auch Kryptowährungen werden häufig angeboten. Davon sollten sie wegen der hohen Risiken die Finger lassen.

Was bringt es mir über­haupt noch, mein Geld auf dem Tages­geld­konto zu lassen, wenn es so gering verzinst ist?

Immerhin gibt es mitt­lerweile wieder Banken, die nennens­werte Zinsen auf Tages­geld­konten zahlen. Die besten Zinsen gibt es in unserem Tagesgeldvergleich – drei Prozent sind im Moment drin.

Mit Aktien lässt sich natürlich mehr heraus­holen, trotzdem sollte zumindest eine Notfall­reserve von zwei bis drei Monats­gehältern auf einem Tages­geld­konto liegen. Es hat den unschlagbaren Vorteil, dass Sparer jeder­zeit an das Geld dran­kommen und der Wert nicht schwankt. Wenn die Wasch­maschine kaputt geht, ein neues Handy her muss oder eine andere unvor­hergesehene Ausgabe auf einen zukommt, kann man dieses Geld nehmen und muss keinen teuren Kredit aufnehmen.

Diese Notfall­reserve sollte auch das erste Sparziel sein, bevor es mit dem ETF-Sparplan losgeht.

Bei unserem Anlage­konzept Pantoffel-Portfolio ist ein Tages­geld­konto als Sicher­heits­baustein ein fester Teil der Gesamt­anlage, mit dem Anle­gerinnen und Anleger ihr Risiko verringern können. Das Tages­geld­konto wirft nicht so viel ab, schwankt aber auch nicht im Wert.

Ist es nicht lukrativer, direkt in einzelne Aktien zu investieren statt in einen ETF?

Davon raten wir ab. Das Risiko, mit einer einzelnen Aktie viel Geld zu verlieren, ist zu hoch. Es stimmt zwar, dass Traumrenditen von hunderten Prozent und mehr im Jahr, etwa wie zuletzt beim Rüstungs­konzern Rhein­metall, bei Welt-ETF unrealistisch sind – genauso ist aber bei Welt-ETF auch der Total­absturz ausgeschlossen, weil dafür die im Index enthaltenen 1 400 Unternehmen welt­weit pleite gehen müssten.

Gerade bei vielen Hype-Aktien folgt nach einem kurzen Anstieg der brutale Einbruch. Während Corona hatte zum Beispiel das Unternehmen Peloton, das smarte Heimtrainer herstellt, einen Höhen­flug. Vom Höchst­stand hat das Unternehmen mitt­lerweile 95 Prozent verloren. Wer damals 10 000 Euro investiert hätte, hat nun noch Aktien im Wert von 500 Euro. Und da die Fitness­studios wieder geöffnet haben, besteht wenig Aussicht darauf, sein Geld wieder zu bekommen. Dafür müsste die Aktie vom jetzigen Stand wieder um 2 000 Prozent steigen.

Sollte ich meine Anlage auf verschiedene ETF streuen?

Das ist nicht notwendig. Gerade für den Anfang ist es sinn­voll, sich nicht zu sehr zu verzetteln, sondern einfach erst mal loszulegen. Dazu reicht es aus, sich einen welt­weit anlegenden ETF auszusuchen und mit diesem einen Sparplan einzurichten. Stiftung Warentest kenn­zeichnet alle ETF, die unsere Kriterien für ein markt­typisches Investieren erfüllen, mit dem Etikett „1. Wahl“.

Neben den konventionellen ETF gibt es auch ETF mit Nach­haltig­keits­anspruch. Die „1.Wahl“-ETF in der Gruppe Aktien Welt und auch die nachhaltigen Welt-ETF eignen sich alle gleichermaßen als Basis­anlage. Oft gibt es bei Anbietern nur bestimmte ETF für einen Sparplan zur Auswahl. Anle­gerinnen und Anleger können dann einfach den nehmen, der bei ihrer Bank oder ihrem Broker angeboten wird.

Wer etwas Aufwand nicht scheut, hat aber auch andere Möglich­keiten, sich seine Kern­investition zusammen­zustellen. Wie diese in der Vergangenheit abge­schnitten haben, zeigen wir im Artikel Kerninvestment im Portfolio.

Ist eine ETF-Anlage auch schon mit kleinen Beträgen sinn­voll?

Ja. Für den Start gibt es keine zu kleinen Beträge. Viele Anbieter ermöglichen kostenlose ETF-Sparpläne schon ab 25 Euro im Monat. Anle­gerinnen, die etwa noch in der Ausbildung sind und nur 25 Euro anlegen können, machen dann eben das. Es sind sogar Sparpläne schon ab 1 Euro monatlich möglich, etwa bei der Direkt­bank ING oder den Neobrokern Scalable und Trade Republic. Nennens­wertes Vermögen lässt sich bei solch kleinen Summen aber nicht aufbauen.

Die Rendi­teentwick­lung ist über einen langen Zeitraum nicht zu unterschätzen: Wenn jemand mit 25 Jahren anfängt, 25 Euro monatlich in einen Sparplan zu stecken und dieser im Durch­schnitt 6 Prozent Rendite abwirft – was bei Aktien-ETF realistisch ist –hat er bis zum Alter von 65 Jahren allein damit knapp 50 000 Euro angespart.

Zudem sind ETF-Sparpläne sehr flexibel. Es ist kein Problem, mit 25 Euro zu starten und die Sparrate später zu erhöhen, wenn das Gehalt gestiegen ist.

Tipp: Mit unserem Sparplan-Rechner können Sie selbst berechnen, welche Summen heraus­kommen, je nachdem welche Sparrate und welche Rendite Sie annehmen.

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Sind die Kurse beim Bitcoin jetzt so weit gefallen, dass man wieder einsteigen sollte?

Bei der Investition in Krypto­werte sollten Anle­gerinnen und Anleger sehr vorsichtig sein. Sie sind hoch­riskant. Extreme Kurs­einbrüche bis hin zum Total­verlust sind möglich. Von seinem Höchst­stand im November 2021 ist der Bitcoin zwischen­zeitlich um über 70 Prozent einge­brochen. Statt 56 000 Euro war ein Bitcoin nur noch 16 000 Euro wert. Das hält nicht jeder aus. Seitdem steigt er zwar wieder ordentlich und steht bei knapp 80 000 Euro, aber ob er nach den jüngsten Ankündigungen Donald Trumps zur angeblichen „Bitcoin-Reserve“ der USA weiter nach oben geht, ist unklar.

Hinter Krypto­anlagen wie dem Bitcoin steht zwar eine faszinierende Technologie: Die Coins, also die digitalen Münzen, werden dezentral geschaffen, ihre Menge ist bei Bitcoin auf 21 Millionen begrenzt. Trans­aktionen mit ihnen prüft ein Netz­werk ohne zentrale Instanz. Aber ein echter Wert für die Coins ist unmöglich zu ermitteln. Anleger müssen hoffen, dass ihnen jemand zu einem späteren Zeit­punkt mehr Geld für ihre Coins zahlt, als sie selbst bezahlt haben. So bleibt der Bitcoin ein reines und umstrittenes Spekulations­objekt.

Tipp: Mehr zum Bitcoin und weiteren Kryptowährungen in unserem Artikel So funktioniert die Kryptowährung.

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2 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • jetbiber am 06.04.2025 um 21:15 Uhr
    Es nervt einfach

    "Leute, lasst dieses dämliche, sinnverändernde Gegendere sein. Es stört beim Lesen und verändert den Inhalt von Texten."
    Anlegerinnen ist die weibliche Form von 'Anlger' und kein 'Gegendere'. Wie die weibliche Sprachform beim Lesen stören und den Inhalt von Texten verändern kann, bleibt sicher Ihr Geheimnis.
    "Es nervt einfach."
    Stimmt. Da schreibt der Autor einmal nicht 'Anlegerinnen und Anleger', wie vorher achtmal, und schon kommt jemand aus dem Gebüsch und redet zusammenhanglos und falsch von 'gendern'. Das nervt schon sehr.

  • paulchen0815112 am 28.03.2025 um 07:05 Uhr
    Und was machen die männlichen Anleger?

    Sie schreiben im Artikel "Viele Anbieter ermöglichen kostenlose ETF-Sparpläne schon ab 25 Euro im Monat. Anle­gerinnen, die etwa noch in der Ausbildung sind und nur 25 Euro anlegen können, machen dann eben das."
    Und die männlichen Auszubildenden? Leute, lasst dieses dämliche, sinnverändernde Gegendere sein. Es stört beim Lesen und verändert den Inhalt von Texten. Es nervt einfach.