
Kurstafeln. Wenn man nur wüsste, wie es weitergeht! Besonders beim Einstieg tun sich viele schwer. Klar, keiner will heute kaufen und morgen abstürzen. © Getty Images / Ezra Bailey
Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, in den Aktienmarkt zu investieren – oder sollte man noch warten? Diese Frage wird uns immer wieder gestellt. Eine Analyse.
Seit einem Jahr schwankt der Kurs des Weltaktienindex MSCI World munter auf und ab. Innerhalb weniger Wochen geht es gerne mal 10 Prozent nach oben oder unten. Im März sanken die Kurse wegen der Bankenkrise. Nun erholen sie sich wieder. Wer eine größere Summe Geld anlegen will, kann sich davon schnell nervös machen lassen. Geht es bald wieder runter oder sollte man jetzt alles investieren, bevor es noch weiter steigt?
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Weil wir nicht sagen können, wie der globale Aktienmarkt sich in näherer Zukunft entwickeln wird, aber davon überzeugt sind, dass dieser langfristig steigt, ist unsere Antwort: Auf den besten Zeitpunkt zu warten, lohnt sich nicht. Den kennt man immer erst im Nachhinein.
Gerade für Einsteiger ist es jedoch schwer zu verkraften, wenn sie nun mit einer größeren Summe in einen Aktien-ETF investieren und danach der Markt einbricht. Es könnte daher vorteilhaft sein, die Anlagesumme in kleinere Beträge aufzuteilen und über einen gewissen Zeitraum verteilt zu investieren. Wir schauen uns in der folgenden Analyse an, welche Vor- und Nachteile ein scheibchenweiser Markteinstieg gegenüber der All-In-Variante hat.
Langfristig nach oben, dazwischen hohe Verluste
Über längere Sicht ging es am weltweiten Aktienmarkt bisher immer aufwärts: die langfristige Rendite betrugen im Durchschnitt um die 7 Prozent pro Jahr. Zwischendrin krachte es aber auch gewaltig, mit Verlusten bis zu 60 Prozent. Die längste Verlustphase dauerte bei einem weltweiten Investment rund 13 Jahre. Der folgende Chart zeigt die langfristige Wertentwicklung des Weltaktienmarktes, dargestellt anhand des MSCI World Index. Ein ETF auf den MSCI World oder einen ähnlichen globalen Index hätte sich so ähnlich entwickelt.
Tipp: Der Chart ist mit logarithmischer Skalierung dargestellt, um die Schwankungen bei einer langen historischen Betrachtung vergleichbar zu machen. Bei der normalen Darstellungsweise würde es so aussehen, als ob die Kurse früher kaum geschwankt hätten.
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10 000 Euro anlegen, aber wie?
Stellen Sie sich vor, Sie haben 10 000 Euro, die Sie in einen weltweit anlegenden ETF investieren wollen. Was Ihnen jedoch nicht gefallen würde: Sie investieren die komplette Summe – und der Markt bricht danach stark ein, die Erholung dauert gefühlt ewig. Also überlegen Sie, ob Sie das Geld nicht lieber scheibchenweise investieren, zum Beispiel gleichmäßig über ein Jahr verteilt, in jedem Monat ein Zwölftel der 10 000 Euro. Sie stehen also vor der Wahl zwischen „Alles auf einmal“ oder „Nach und nach“. Welche Option die bessere war, wissen Sie mit Sicherheit erst nach dem ersten Jahr: Dann können Sie schauen, welche Variante mehr aus den 10 000 Euro im Aktien-ETF gemacht hätte.
Zwei Beispiele aus der Finanzkrise
Am Beispiel der Finanzkrise infolge der Pleite der Lehman-Bank lässt sich gut zeigen, wie unterschiedlich sich die beiden Einstiegsstrategien „Alles auf einmal“ und „Nach und nach“ entwickeln können.
- Das erste Beispiel zeigt einen Zeitraum, in dem die „Nach und nach“-Strategie besser funktioniert hätte. Im dargestellten Einjahreszeitraum von August 2008 bis August 2009 fiel der Markt im Februar 2009 auf seinen Tiefststand der Finanzkrise, um sich dann zu erholen. Wer Ende August 2008 die Summe von 10 000 Euro investieren wollte, hätte besser den scheibchenweisen Markteintritt gewählt: Nach einem Jahr wären im Aktien-ETF knapp 11 000 Euro vorhanden gewesen. Bei der „Alles auf einmal“-Variante wäre das Vermögen auf 8 500 Euro geschrumpft.
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- Das zweite Beispiel zeigt einen Zeitraum, in dem die „Alles auf einmal“-Strategie besser gewesen wäre. Wer seine 10 000 Euro im März 2009 investiert hätte, hätte bei der All-In-Variante nach einem Jahr in seinem Aktien-ETF 15 000 Euro gehabt, beim tranchenweisen Einstieg dagegen nur 12 200 Euro. Im März 2009 waren die Kurse schon so tief gefallen, dass es danach eine ganze Weile fast nur noch aufwärts ging (was auch der Langfrist-Chart weiter oben zeigt).
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Schlecht für die Nerven: Crash nach Einstieg
Ein Crash gleich nach dem Kompletteinstieg verringert das Vermögen und zerrt an den Nerven. Verteilt man dagegen die Sparsumme über einen Zeitraum, wandelt man die Einmalanlage in einen kurzen Sparplan um. Und bei einem Sparplan ist ein Crash relativ am Anfang positiv, wenn am Ende des Sparplans die Erholung einsetzt. Die günstig eingekauften ETF-Anteile gewinnen an Wert.
Die beiden obigen Beispiele zeigen das gut: Fällt der Markt zunächst und erholt sich dann gegen Ende, liegt der „Nach und nach“-Einstieg vorne. Steigt der Markt dagegen mehr oder weniger im Jahr nach dem Anfangszeitpunkt der Investition, liegt die „Alles auf einmal“-Variante vorne.
Die historische Betrachtung
Wir haben alle rollierenden Einjahreszeiträume des MSCI World Index seit 1970 analysiert und ausgerechnet, wann der tranchenweise Einstieg besser oder schlechter war als der Kompletteinstieg.
Der folgende Chart zeigt, wann welche Markteintrittsstrategie besser funktioniert hat. Wir bilden für jeden Zeitraum die Differenz der „Nach und nach“-Strategie zur „Alles auf einmal“-Strategie und geben sie in Prozent an. Die Balken nach oben zeigen die Fälle, in denen es besser gewesen wäre, alles auf einmal zu investieren. Die blauen Balken nach unten stehen für Perioden, in denen die „Nach und nach“-Einstiegsstrategie besser gewesen wäre.*
Das zeigt der Chart:
- Es gibt mehr Balken nach oben als nach unten*: Meistens wäre es besser gewesen, alles auf einmal anzulegen als sein Geld in Raten zu investieren.
- Balken nach oben*: In vielen Zeiträumen hätte man bis zu 30 Prozent mehr Vermögen in seinem Aktien-ETF gehabt, wenn man der „All-In“-Variante gefolgt wäre.
- Balken nach unten*: In schweren Krisenzeiten wäre es besser gewesen, der „Nach und nach“-Strategie zu folgen; man hätte bis zu 20 Prozent mehr in seinem Aktien-ETF gehabt.*
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Unsere Analyse
Die folgende Tabelle fasst die Analyseergebnisse zusammen und zeigt die beiden Markteintrittsstrategien im Vergleich. Zusätzlich zur Betrachtung aller rollierenden Einjahreszeiträume seit 1970 haben wir auch noch geschaut, ob und wie sich die Ergebnisse in Abhängigkeit von der Marktphase zu Beginn der jeweiligen Investmentperiode verändern.
Die Idee dahinter ist folgende: Hat der Markt gerade einen starken Einbruch verzeichnet und liegt weit unter seinem bisherigen Höchststand, dann wird er wahrscheinlich nicht noch weiter oder zumindest nicht mehr so stark fallen. Anders ist die Situation, in der der Markt auf einem neuen Höchststand ist. Dann wäre ein starker Einbruch möglich. Für einen Investor heißt das: Vermutlich lohnt sich die All-In-Variante mehr, wenn der Markt bereits stark gefallen ist und man eher mit einer Erholung rechnen kann. Liegt der Markt dagegen nahe oder auf einem neuen Höchststand, könnte die „Nach und nach“-Variante mehr Sicherheit bieten.
Wir haben daher für jeden Monatsbeginn seit 1970 ausgerechnet, wie weit der Markt gerade unter einem zuvor erreichten Höchststand lag und die Zeiträume in vier Marktphasen eingeteilt:
- Markt ist auf oder knapp unter Höchststand: er liegt 0 bis – 5 Prozent unter seinem bisherigen Höchststand
- Markt verzeichnet moderate Kurskorrekturen: – 5 bis – 20 Prozent unter Höchststand
- Markt ist stark eingebrochen: – 20 bis – 40 Prozent unter Höchststand
- Markt ist außergewöhnlich stark eingebrochen: – 40 bis – 60 Prozent unter Höchststand
Wir differenzieren in der folgenden Tabelle die Ergebnisse nach den verschiedenen Marktphasen. Welche Marktphase wir derzeit gerade haben, zeigen wir börsentäglich in einer Tabelle auf der Startseite des Fondsfinders. Aktuell liegt der MSCI World 8,8 Prozent unter Höchststand (Stand 12. April 2023).
Das zeigt die Tabelle:
- In zwei Drittel aller Fälle wäre die All-in-Variante besser gewesen. Selbst wenn der Markt einen neuen Höchststand erreicht hatte oder knapp darunter lag, war in 70 Prozent der Fälle die „Alles auf einmal“-Variante besser. Gab es zuvor einen starken Einbruch um mehr als 40 Prozent, war man in 86 Prozent der Fälle mit der All-in-Strategie besser. Meistens lohnte sich also der ratenweise Einstieg nicht – man verschenkte einfach Rendite.
- Auch beim durchschnittlichen Vermögen, das Anleger nach einem Jahr erreicht hatten, lag die All-in-Variante vorne.
- Der Einstieg in Raten hat den Vorteil, dass er das Risiko reduziert. Das zeigt der Tabellenabschnitt „Vermögen nach einem Jahr im schlechtesten Fall“. Hier liegt immer der scheibchenweise Markteintritt vorne.
Fazit: Für den Geldbeutel ist es in der Mehrzahl der Fälle besser, wenn man alles auf einmal anlegt. Für die Nerven ist es besser, sein Geld nicht auf einen Schlag, sondern in Raten zu investieren.
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*Korrigiert am 25. April 2023. In der vorherigen Version stand es fälschlicherweise umgekehrt.
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- Der scheibchenweise Einstieg ist zwar oft nicht der beste, doch er schont die Nerven. Aber über welchen Zeitraum sollte man die Einzahlungen verteilen? Was ist optimal?
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- Sparpläne liegen auf Jahressicht im Minus, Einmalanlagen trotz Ukrainekrise im Plus. Mittel- und langfristig verzeichnen alle Pantoffel-Portfolios ein deutliches Plus.
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- Bei Auszahlplänen mit Fonds wirken sich Kursstürze an den Börsen unmittelbar auf die Entnahmerate aus. Es sei denn, man hat einen Puffer eingebaut.
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Es ist aber als "Laie" nicht so einfach, in schweren Krisenzeiten der „Nach und nach“-Strategie zu folgen. Wenn der Kurs massiv über einen längeren Zeitraum fällt, werden wahrscheinlich viele nicht das Vorhaben konsequent umsetzen, jeden Monat Geld in den Aktienmarkt zu investieren.