Lastenräder mit E-Motor liegen im Trend. Doch sind die Räder sicher und alltagstauglich? Der ADAC hat insgesamt elf E-Lastenräder geprüft. Nur wenige sind gut.
Einspurige Lastenräder im ADAC-Test (2022)
Lastenräder sind beliebt, um Kinder, Haustiere, Einkäufe oder Werkzeug zu transportieren. Da das Strampeln mit schwerer Ladung anstrengend sein kann, werden Lastenfahrräder häufig mit unterstützendem Elektromotor gekauft. So kosten die Transporthelfer oft mehrere tausend Euro. Bei welchen Modellen lohnt sich diese Investition?
Langer Radstand – viel dazwischen
Diese Frage beantwortet der aktuelle Lastenrad-Test des ADAC: Es traten sechs einspurige Modelle an. Geprüft wurden sie in den Kategorien Fahren, Antriebssystem und Motor, Handhabung und Komfort, Sicherheit und Verarbeitung sowie Schadstoffe.
Einspurig heißt: das Lastenfahrrad hat ein Rad vorn, eins hinten. Dazwischen sitzen der Radler oder die Radlerin; vor dem Lenker befindet sich ein Transportkorb für die Kinder oder den Großeinkauf.
Die Modelle im ADAC-Test haben ihren Preis – er liegt zwischen 3 250 und 8 140 Euro. Nur die geprüften Modelle von Urban Arrow und Prophete sind standardmäßig auf den Transport von Kindern ausgerichtet. Bei den anderen vier Lastenrädern musste entsprechendes Zubehör zugekauft werden.
Außerdem wiegen sie ganz schön viel: 36 Kilogramm bringt schon das leichteste Lastenrad auf die Waage, 54 Kilo das schwerste. Die Länge der Räder reicht von 195 bis 274 Zentimeter. Die ADAC-Note gut bekommen am Ende nur zwei von sechs Lastenfahrrädern im Test.
Muli E-Muli „st“. Der ADAC kürte das Modell zum Sieger. Es überzeugte die Tester mit seinem Antrieb und den Fahreigenschaften. Es ist mit 36 Kilogramm Leergewicht vergleichsweise leicht und mit einer Länge von 195 Zentimetern zudem recht kurz. Außerdem ist es das einzige Lastenrad, bei dem die ADAC-Tester keine Schadstoffe fanden. Für die Kindermitnahme ausgestattet, kostet es rund 5 200 Euro.
Urban Arrow Family: Das 6 700 Euro teure Modell bekam in allen Kategorien gute Noten vom ADAC. Einige Schwächen stellte der Automobilclub aber bei der Transportbox selbst fest: Sie sei wuchtig und von unten luftdurchlässig. Für Kinder könne die Fahrt zugig und bei schlechtem Wetter, nass werden. Außerdem sei der Ständer ist für das 51 Kilo schwere Rad etwas zu kippelig. Mit einer Länge von 274 Zentimetern ist Urban Arrow das längste Lastenrad im Testfeld.
Günstigstes und teuerstes Lastenrad landen im Mittelfeld
Die drei Testkandidaten von Prophete, Triobike und Babboe landen mit befriedigenden Noten im Mittelfeld. Bei ihnen kritisierte der ADAC unter anderem das Fahrverhalten. Das Anfahren brauche Übung, der Wendekreis sei groß. Außerdem stellten die Tester individuelle Schwächen der drei Modelle fest:
Prophete Cargo Plus E-Bike: Es ist erst für Kinder ab rund eineinhalb Jahren geeignet. Darunter ist für Kinder mit Fahrradhelm nicht genug Platz in der Box. Immerhin kam das 4100-Euro-Rad mit 60 Kilometern auf die größte Reichweite im ADAC-Test.
Triobike Cargo: Hier ärgerten sich die ADAC-Tester vor allem über den Ständer – er sei nicht gut erreichbar und etwas zu instabil für das 51 Kilo schwere Fahrrad. Kinder können nur durch eine seitliche Öffnung einsteigen. Für den Transport von Kindern ausgestattet, ist es 8 140 Euro teuer.
Babboe City-E: Mit 3 250 Euro ist es das günstigste Lastenrad im ADAC-Test. Die Tester nennen aber etliche Kritikpunkte: In engen Kurven bestehe Sturzgefahr, der Motor sei etwas schwach und das Rad habe eine geringe Reichweite. Kinder fahren zudem nicht sonderlich komfortabel: Sie sitzen auf einer Holzbank und können mit dem Kopf hinten an den Lenker stoßen. Außerdem ist es mit rund 54 Kilogramm besonders schwer.
Schlusslicht mit Schadstoffen belastet
Den letzten Platz im ADAC-Vergleich belegt das Bullitt eBullitt 6100 für rund 6 130 Euro, weil die Tester im Sitzgurt „deutlich zu viel gesundheitsgefährdende Weichmacher“ fanden. Das ist schade, denn in allen anderen Kategorien gehörte das Bullitt-Lastenrad zu den besseren Modellen.
Tipp: Alle Vor- und Nachteile der Lastenräder sind auf der Website des ADAC abrufbar.
Dreirädrige Lastenräder im ADAC-Test (2021)
Im Jahr 2021 hatte der ADAC hat bereits fünf Lasten-Dreiräder mit Elektromotor geprüft. Dieser Lastenrad-Typ hat vorn zwei Räder, zwischen denen die Transportbox sitzt. Dahinter folgen Lenker, Sattel und ein Rad hinten. So sind diese dreirädrigen Lastenräder kürzer, aber auch deutlich breiter als einspurige Lastenräder.
Große Qualitätsunterschiede bei E-Lastenrädern
Gut schnitten zwei solcher Modelle im Test des ADAC ab: das Chike E-Kids, das rund 5 800 Euro kostet sowie das Butchers & Bicycles MK1-E Automatik, das ab rund 7 600 Euro zu haben ist. Allerdings fiel auch ein Lastenrad im ADAC-Test durch: Das Vogue Carry 3 für rund 2 950 Euro schnitt mangelhaft ab, weil es im Bremsentest patzte.
Im Testsieger fahren Kinder sicher mit
Der Testsieger Chike E-Kids überzeugte die Fachleute des ADAC als einziges mit einer gut funktionierenden Lichtanlage. Unebenheiten der Fahrbahn federte es sehr gut ab. Punkten konnte das Chike im Test des ADAC auch beim Kindertransport: Die Kleinen ließen sich gut anschnallen, ihre Köpfe sind in der Transportbox recht gut geschützt – laut ADAC etwa so gut wie in einem Kinderfahrradanhänger.
Nicht genug Platz für die Kleinen und für Einkäufe
Allerdings reicht der Platz im Chike und im ebenfalls guten Butchers & Bicycles nicht aus, um gleichzeitig Kinder und umfangreiche Einkäufe zu transportieren. Das ging im Test aber nur mit dem Babboe Go-E (rund 3 250 Euro) und dem Vogue. Letzteres versagte aber im Bremstest und schnitt damit insgesamt mangelhaft ab, während das Babboe-Lastenrad die Note Befriedigend bekam.
Der ADAC kritisiert zudem, dass genaue Angaben zur Beladbarkeit bei vielen E-Lastenfahrrädern fehlten. Vollständige Daten fanden die Prüfer nur bei Chike und Butchers & Bicycles.
Lastenrad-Fahren ist gewöhnungsbedürftig
Für den Test schickte der ADAC Laien auf Probefahrt. Fast alle fremdelten anfangs mit dem Fahrverhalten der Lastenräder. Es unterscheidet sich deutlich von dem normaler Fahrräder, besonders in Kurven. Gewöhnungsbedürftig finden die Probanden besonders den großen Wendekreis: Fast 5 Meter benötigte das Chike – es ist das Bike mit dem kleinsten Wendekreis.
Ein Lastenrad ist eine große Investition. Überlegen Sie vorab gut, was das Lastenrad leisten soll und leihen Sie sich vor dem Kauf ein Lastenrad aus, um das Konzept zunächst einmal ganz grundsätzlich auszuprobieren.
Kinder mitnehmen. Geht es Ihnen vor allem um den Transport von Kindern, sollten Sie die Kleinen unbedingt zur Probefahrt mit ins Fachgeschäft nehmen.
Parksituation beachten. Vor der Entscheidung für ein Modell sollten Sie sich genau überlegen, wo daheim Platz für das Rad ist. Dann können Sie sich für ein breites, aber kürzeres Lasten-Dreirad oder ein längeres, aber schmaleres einspuriges Modell entscheiden. Das ist umso wichtiger, als die meisten neben einem Lastenrad ja meist noch ein „normales“ Fahrrad fahren wollen. Auch dafür muss Platz sein. Müssen Sie das Rad über Stufen schleppen, sollten Sie sich den Kauf gründlich überlegen. Lastenräder sind so schwer und unhandlich, dass das Tragen kaum möglich ist.
Leihmöglichkeiten prüfen. Wollen Sie das Rad nur gelegentlich nutzen, können Sie sich auch Lastenräder leihen. Insbesondere in größeren Städten bietet beispielsweise der ADFC eine kostenlose Leihflotte. Auch bei vielen Baumärkten oder Möbelhäusern kann man sich Lastenräder leihen.
Alternativen bedenken. Zum Kindertransport bietet sich ein Fahrradanhänger als Alternative an. Er lässt sich separat verstauen und oft auch zum Buggy umrüsten. Außerdem brauchen Sie so kein zweites Fahrrad. Wem es zu anstrengend ist, den schweren Anhänger mit einem normalen Fahrrad zu ziehen, kann auch hier auf das E-Bike setzen: Die besten E-Bikes und Kinderfahrradanhänger finden Sie in den Tests der Stiftung Warentest. Eine preiswerte Alternative kann aber auch ein Kinderfahrradsitz sein.
Sicher unterwegs mit dem Lastenrad
Aufgrund ihrer Ausmaße und „Wuchtigkeit“ fahren sich Lastenräder anders als „normale“ Fahrräder. Machen Sie sich abseits des Straßenverkehrs mit Ihrem Lastenrad vertraut – vor allem mit den Bremseigenschaften. Laden Sie nach Möglichkeit auch Gewicht zu, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sich das Rad bei Beladung verhält.
Der ADAC rät, Kinder erst dann auf dem Lastenrad mitzunehmen, wenn sie selbstständig stabil sitzen können. Die Kleinen sollten mit einem Dreipunktgurt angeschnallt werden, bestenfalls noch zusätzlich mit einem Beckengurt. Vergewissern Sie sich vor Fahrtantritt, dass die Schultergurte auf den Schultern des Kindes aufliegen und nicht abgestreift werden können. Die Kleinen sollten stets einen Kinder-Fahrradhelm tragen – und ihre Eltern auch selbst Vorbild sein. Die besten Fahrradhelme für Erwachsene zeigt der Test der Stiftung Warentest.
- Lastenrad, Fahrradanhänger, Fahrradsitz – wie lassen sich Kinder am sichersten mit dem Fahrrad transportieren? Der ADAC hat es getestet und gibt wertvolle Tipps.
- Immer wieder gibt es Rückrufe bei Fahrrädern oder -teilen: Cube ruft aktuell E-Mountainbikes zurück, DT Swiss diverse Carbon-Laufräder. Wir geben einen Überblick.
- Mit einem E-Bike ist das Ziehen eines Kinderanhängers deutlich entspannter als ohne Motor. Allerdings müssen Eltern beim Kindertransport mit dem E-Bike einiges beachten.
5 Kommentare
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Neetz am 24.10.2024 um 10:26 Uhr
ADAC
Zweck des ADAC ist die Wahrnehmung und Förderung der Interessen des Kraftfahrwesens und des Motorsports....wann gibt´s endlich den ultimativen Veggi-Wurst Test von der Fleischer-Innung?
Wenn man die Testkergebnisse so liest, habe ich als Radfahrer ein komisches Gefühl. Das Wichtigste (weil prominent plaziert) sind anscheinend die Fahreigenschaften. Dann liest man am Schluss der Artikels, das nur Anfänger getestet haben. Das finde ich etwas Weltfremd, ich kenne keinen Lastenrad Besitzer/in der nicht vorher schon viel geradelt ist. Eventuell wäre es besser den Test vom ADFC durchführen zu lassen, die wissen eher worauf es wirklich ankommt.
Es gibt ja viele verschiedene Lastenräder und die sind in meinem Freundeskreis auch recht verbreitetet; aber von den getesteten Rädern (mit Ausnahme des Babboe) kenne ich niemanden, der diese hat. Ich hoffe immernoch auf einen Test der StW - dann gerne auch mit den Einspurigen, wie schon erwähnt, oder besonderen Rädern ohne Kiste (Tern GSD, Yuba Spicy Curry).
Wenn man den Text von "Test" liest, dann erscheint es erst mal so, dass diese Erkenntnisse repräsentativ seien. Wenn man zum ADAC wechselt, wird klar, dass ausschließlich Dreiräder getestet wurden, die aber die weniger verbreitete Bauform sind, weil sie sich eben gar nicht wie ein normales Fahrrad fahren. Ist ja o.k., aber wäre besser, wenn das auch in Ihrem Text, am besten in der Überschrift, erkennbar wäre, dass es hier nur um die weniger üblichen Dreiräder geht.
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Zweck des ADAC ist die Wahrnehmung und Förderung der Interessen des Kraftfahrwesens und des Motorsports....wann gibt´s endlich den ultimativen Veggi-Wurst Test von der Fleischer-Innung?
Wenn man die Testkergebnisse so liest, habe ich als Radfahrer ein komisches Gefühl.
Das Wichtigste (weil prominent plaziert) sind anscheinend die Fahreigenschaften. Dann liest man am Schluss der Artikels, das nur Anfänger getestet haben.
Das finde ich etwas Weltfremd, ich kenne keinen Lastenrad Besitzer/in der nicht vorher schon viel geradelt ist.
Eventuell wäre es besser den Test vom ADFC durchführen zu lassen, die wissen eher worauf es wirklich ankommt.
Es gibt ja viele verschiedene Lastenräder und die sind in meinem Freundeskreis auch recht verbreitetet; aber von den getesteten Rädern (mit Ausnahme des Babboe) kenne ich niemanden, der diese hat. Ich hoffe immernoch auf einen Test der StW - dann gerne auch mit den Einspurigen, wie schon erwähnt, oder besonderen Rädern ohne Kiste (Tern GSD, Yuba Spicy Curry).
@ulrich.theus: Ihren Hinweis geben wir an die Redaktion weiter. Vielen Dank dafür.
Wenn man den Text von "Test" liest, dann erscheint es erst mal so, dass diese Erkenntnisse repräsentativ seien. Wenn man zum ADAC wechselt, wird klar, dass ausschließlich Dreiräder getestet wurden, die aber die weniger verbreitete Bauform sind, weil sie sich eben gar nicht wie ein normales Fahrrad fahren.
Ist ja o.k., aber wäre besser, wenn das auch in Ihrem Text, am besten in der Überschrift, erkennbar wäre, dass es hier nur um die weniger üblichen Dreiräder geht.