E-Lastenräder im Test Nur wenige Pack­esel über­zeugen

E-Lastenräder im Test - Nur wenige Pack­esel über­zeugen

Testsieger der Dreiräder. Der Chike E-Kids fährt sich am ehesten wie ein normales Fahr­rad. © ADAC / Ralph Wagner

Lastenräder mit E-Motor liegen im Trend. Doch sind die Räder sicher und alltags­tauglich? Der ADAC hat insgesamt elf E-Lastenräder geprüft. Nur wenige sind gut.

Einspurige Lastenräder im ADAC-Test (2022)

Lastenräder sind beliebt, um Kinder, Haustiere, Einkäufe oder Werk­zeug zu trans­portieren. Da das Strampeln mit schwerer Ladung anstrengend sein kann, werden Lastenfahr­räder häufig mit unterstützendem Elektromotor gekauft. So kosten die Trans­porthelfer oft mehrere tausend Euro. Bei welchen Modellen lohnt sich diese Investition?

Langer Radstand – viel dazwischen

Diese Frage beant­wortet der aktuelle Lastenrad-Test des ADAC: Es traten sechs einspurige Modelle an. Geprüft wurden sie in den Kategorien Fahren, Antriebs­system und Motor, Hand­habung und Komfort, Sicherheit und Verarbeitung sowie Schad­stoffe.

Einspurig heißt: das Lastenfahr­rad hat ein Rad vorn, eins hinten. Dazwischen sitzen der Radler oder die Radlerin; vor dem Lenker befindet sich ein Trans­portkorb für die Kinder oder den Groß­einkauf.

ADAC kürt Muli zum besten Pack­esel

E-Lastenräder im Test - Nur wenige Pack­esel über­zeugen

Vergleichs­weise leicht. Der E-Muli über­zeugte die ADAC-Tester besonders. © ADAC / Test und Technik

Die Modelle im ADAC-Test haben ihren Preis – er liegt zwischen 3 250 und 8 140 Euro. Nur die geprüften Modelle von Urban Arrow und Prophete sind stan­dard­mäßig auf den Trans­port von Kindern ausgerichtet. Bei den anderen vier Lastenrädern musste entsprechendes Zubehör zugekauft werden.

Außerdem wiegen sie ganz schön viel: 36 Kilogramm bringt schon das leichteste Lastenrad auf die Waage, 54 Kilo das schwerste. Die Länge der Räder reicht von 195 bis 274 Zenti­meter. Die ADAC-Note gut bekommen am Ende nur zwei von sechs Lastenfahr­rädern im Test.

  • Muli E-Muli „st“. Der ADAC kürte das Modell zum Sieger. Es über­zeugte die Tester mit seinem Antrieb und den Fahr­eigenschaften. Es ist mit 36 Kilogramm Leergewicht vergleichs­weise leicht und mit einer Länge von 195 Zenti­metern zudem recht kurz. Außerdem ist es das einzige Lastenrad, bei dem die ADAC-Tester keine Schad­stoffe fanden. Für die Kinder­mitnahme ausgestattet, kostet es rund 5 200 Euro.
  • Urban Arrow Family: Das 6 700 Euro teure Modell bekam in allen Kategorien gute Noten vom ADAC. Einige Schwächen stellte der Auto­mobilclub aber bei der Trans­portbox selbst fest: Sie sei wuchtig und von unten luft­durch­lässig. Für Kinder könne die Fahrt zugig und bei schlechtem Wetter, nass werden. Außerdem sei der Ständer ist für das 51 Kilo schwere Rad etwas zu kippelig. Mit einer Länge von 274 Zenti­metern ist Urban Arrow das längste Lastenrad im Test­feld.

Güns­tigstes und teuerstes Lastenrad landen im Mittel­feld

Die drei Test­kandidaten von Prophete, Triobike und Babboe landen mit befriedigenden Noten im Mittel­feld. Bei ihnen kritisierte der ADAC unter anderem das Fahr­verhalten. Das Anfahren brauche Übung, der Wende­kreis sei groß. Außerdem stellten die Tester individuelle Schwächen der drei Modelle fest:

  • Prophete Cargo Plus E-Bike: Es ist erst für Kinder ab rund eineinhalb Jahren geeignet. Darunter ist für Kinder mit Fahrradhelm nicht genug Platz in der Box. Immerhin kam das 4100-Euro-Rad mit 60 Kilo­metern auf die größte Reich­weite im ADAC-Test.
  • Triobike Cargo: Hier ärgerten sich die ADAC-Tester vor allem über den Ständer – er sei nicht gut erreich­bar und etwas zu instabil für das 51 Kilo schwere Fahr­rad. Kinder können nur durch eine seitliche Öffnung einsteigen. Für den Trans­port von Kindern ausgestattet, ist es 8 140 Euro teuer.
  • Babboe City-E: Mit 3 250 Euro ist es das güns­tigste Lastenrad im ADAC-Test. Die Tester nennen aber etliche Kritik­punkte: In engen Kurven bestehe Sturzgefahr, der Motor sei etwas schwach und das Rad habe eine geringe Reich­weite. Kinder fahren zudem nicht sonderlich komfortabel: Sie sitzen auf einer Holz­bank und können mit dem Kopf hinten an den Lenker stoßen. Außerdem ist es mit rund 54 Kilogramm besonders schwer.

Schluss­licht mit Schad­stoffen belastet

Den letzten Platz im ADAC-Vergleich belegt das Bullitt eBullitt 6100 für rund 6 130 Euro, weil die Tester im Sitzgurt „deutlich zu viel gesund­heits­gefähr­dende Weichmacher“ fanden. Das ist schade, denn in allen anderen Kategorien gehörte das Bullitt-Lastenrad zu den besseren Modellen.

Tipp: Alle Vor- und Nachteile der Lastenräder sind auf der Website des ADAC abruf­bar.

Dreiräd­rige Lastenräder im ADAC-Test (2021)

Im Jahr 2021 hatte der ADAC hat bereits fünf Lasten-Dreiräder mit Elektromotor geprüft. Dieser Lastenrad-Typ hat vorn zwei Räder, zwischen denen die Trans­portbox sitzt. Dahinter folgen Lenker, Sattel und ein Rad hinten. So sind diese dreiräd­rigen Lastenräder kürzer, aber auch deutlich breiter als einspurige Lastenräder.

Große Qualitäts­unterschiede bei E-Lastenrädern

Gut schnitten zwei solcher Modelle im Test des ADAC ab: das Chike E-Kids, das rund 5 800 Euro kostet sowie das Butchers & Bicycles MK1-E Auto­matik, das ab rund 7 600 Euro zu haben ist. Allerdings fiel auch ein Lastenrad im ADAC-Test durch: Das Vogue Carry 3 für rund 2 950 Euro schnitt mangelhaft ab, weil es im Bremsentest patzte.

Im Testsieger fahren Kinder sicher mit

Der Testsieger Chike E-Kids über­zeugte die Fachleute des ADAC als einziges mit einer gut funk­tionierenden Licht­anlage. Unebenheiten der Fahr­bahn federte es sehr gut ab. Punkten konnte das Chike im Test des ADAC auch beim Kinder­trans­port: Die Kleinen ließen sich gut anschnallen, ihre Köpfe sind in der Trans­portbox recht gut geschützt – laut ADAC etwa so gut wie in einem Kinderfahrradanhänger.

Tipp: Wir haben in einem eigenen Artikel zusammengefasst, wie Sie Kinder am sichersten mit dem Fahrrad transportieren können.

Nicht genug Platz für die Kleinen und für Einkäufe

Allerdings reicht der Platz im Chike und im ebenfalls guten Butchers & Bicycles nicht aus, um gleich­zeitig Kinder und umfang­reiche Einkäufe zu trans­portieren. Das ging im Test aber nur mit dem Babboe Go-E (rund 3 250 Euro) und dem Vogue. Letzteres versagte aber im Brems­test und schnitt damit insgesamt mangelhaft ab, während das Babboe-Lastenrad die Note Befriedigend bekam.

Der ADAC kritisiert zudem, dass genaue Angaben zur Belad­barkeit bei vielen E-Lastenfahr­rädern fehlten. Voll­ständige Daten fanden die Prüfer nur bei Chike und Butchers & Bicycles.

Lastenrad-Fahren ist gewöhnungs­bedürftig

Für den Test schickte der ADAC Laien auf Probefahrt. Fast alle fremdelten anfangs mit dem Fahr­verhalten der Lastenräder. Es unterscheidet sich deutlich von dem normaler Fahr­räder, besonders in Kurven. Gewöhnungs­bedürftig finden die Probanden besonders den großen Wende­kreis: Fast 5 Meter benötigte das Chike – es ist das Bike mit dem kleinsten Wende­kreis.

Tipp: Alle Test­ergeb­nisse im Detail sind auf der Website des ADAC abruf­bar. Viele weitere Tests und Infos finden Sie auf unserer Themenseite Fahrrad und E-Bike.

Lastenrad: Das richtige kaufen, sicher fahren

Ein Lastenrad ist eine große Investition. Über­legen Sie vorab gut, was das Lastenrad leisten soll und leihen Sie sich vor dem Kauf ein Lastenrad aus, um das Konzept zunächst einmal ganz grund­sätzlich auszupro­bieren.

  • Kinder mitnehmen. Geht es Ihnen vor allem um den Trans­port von Kindern, sollten Sie die Kleinen unbe­dingt zur Probefahrt mit ins Fach­geschäft nehmen.
  • Park­situation beachten. Vor der Entscheidung für ein Modell sollten Sie sich genau über­legen, wo daheim Platz für das Rad ist. Dann können Sie sich für ein breites, aber kürzeres Lasten-Dreirad oder ein längeres, aber schmaleres einspuriges Modell entscheiden. Das ist umso wichtiger, als die meisten neben einem Lastenrad ja meist noch ein „normales“ Fahr­rad fahren wollen. Auch dafür muss Platz sein.
    Müssen Sie das Rad über Stufen schleppen, sollten Sie sich den Kauf gründlich über­legen. Lastenräder sind so schwer und unhand­lich, dass das Tragen kaum möglich ist.
  • Leih­möglich­keiten prüfen. Wollen Sie das Rad nur gelegentlich nutzen, können Sie sich auch Lastenräder leihen. Insbesondere in größeren Städten bietet beispiels­weise der ADFC eine kostenlose Leihflotte. Auch bei vielen Baumärkten oder Möbelhäusern kann man sich Lastenräder leihen.
  • Alternativen bedenken. Zum Kinder­trans­port bietet sich ein Fahr­rad­anhänger als Alternative an. Er lässt sich separat verstauen und oft auch zum Buggy umrüsten. Außerdem brauchen Sie so kein zweites Fahr­rad. Wem es zu anstrengend ist, den schweren Anhänger mit einem normalen Fahr­rad zu ziehen, kann auch hier auf das E-Bike setzen: Die besten E-Bikes und Kinderfahrradanhänger finden Sie in den Tests der Stiftung Warentest. Eine preis­werte Alternative kann aber auch ein Kinderfahrradsitz sein.

Sicher unterwegs mit dem Lastenrad

Aufgrund ihrer Ausmaße und „Wuchtig­keit“ fahren sich Lastenräder anders als „normale“ Fahr­räder. Machen Sie sich abseits des Straßenverkehrs mit Ihrem Lastenrad vertraut – vor allem mit den Brems­eigenschaften. Laden Sie nach Möglich­keit auch Gewicht zu, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sich das Rad bei Beladung verhält.

Der ADAC rät, Kinder erst dann auf dem Lastenrad mitzunehmen, wenn sie selbst­ständig stabil sitzen können. Die Kleinen sollten mit einem Drei­punkt­gurt ange­schnallt werden, bestenfalls noch zusätzlich mit einem Beckengurt. Vergewissern Sie sich vor Fahrt­antritt, dass die Schultergurte auf den Schultern des Kindes aufliegen und nicht abge­streift werden können. Die Kleinen sollten stets einen Kinder-Fahrradhelm tragen – und ihre Eltern auch selbst Vorbild sein. Die besten Fahrradhelme für Erwachsene zeigt der Test der Stiftung Warentest.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Neetz am 24.10.2024 um 10:26 Uhr
    ADAC

    Zweck des ADAC ist die Wahrnehmung und Förderung der Interessen des Kraftfahrwesens und des Motorsports....wann gibt´s endlich den ultimativen Veggi-Wurst Test von der Fleischer-Innung?

  • FriHEL am 16.11.2021 um 09:46 Uhr
    ADAC testet Fahrräder?

    Wenn man die Testkergebnisse so liest, habe ich als Radfahrer ein komisches Gefühl.
    Das Wichtigste (weil prominent plaziert) sind anscheinend die Fahreigenschaften. Dann liest man am Schluss der Artikels, das nur Anfänger getestet haben.
    Das finde ich etwas Weltfremd, ich kenne keinen Lastenrad Besitzer/in der nicht vorher schon viel geradelt ist.
    Eventuell wäre es besser den Test vom ADFC durchführen zu lassen, die wissen eher worauf es wirklich ankommt.

  • diederich am 13.11.2021 um 09:22 Uhr
    Eigenartige Modellauswahl

    Es gibt ja viele verschiedene Lastenräder und die sind in meinem Freundeskreis auch recht verbreitetet; aber von den getesteten Rädern (mit Ausnahme des Babboe) kenne ich niemanden, der diese hat. Ich hoffe immernoch auf einen Test der StW - dann gerne auch mit den Einspurigen, wie schon erwähnt, oder besonderen Rädern ohne Kiste (Tern GSD, Yuba Spicy Curry).

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 12.11.2021 um 07:00 Uhr
    Dreiräder

    @ulrich.theus: Ihren Hinweis geben wir an die Redaktion weiter. Vielen Dank dafür.

  • ulrich.theus am 11.11.2021 um 21:30 Uhr
    Warum wurden nur Dreiräder getestet?

    Wenn man den Text von "Test" liest, dann erscheint es erst mal so, dass diese Erkenntnisse repräsentativ seien. Wenn man zum ADAC wechselt, wird klar, dass ausschließlich Dreiräder getestet wurden, die aber die weniger verbreitete Bauform sind, weil sie sich eben gar nicht wie ein normales Fahrrad fahren.
    Ist ja o.k., aber wäre besser, wenn das auch in Ihrem Text, am besten in der Überschrift, erkennbar wäre, dass es hier nur um die weniger üblichen Dreiräder geht.