
Bitcoin. Sieht hübsch aus, dieses Geld aus dem Internet – ist aber nur virtuell.
Bitcoins sind spannend. Digitales Geld, im Internet geschürft. Nach dem Hype vor drei Jahren war es etwas ruhiger um die Kryptowährung geworden. Doch kürzlich kletterte der Kurs der Bitcoins auf ein neues Allzeithoch. Wie funktioniert das Kryptogeld? Wo kann man Bitcoins bekommen? Lohnt es sich, in Bitcoins zu investieren? Ist das seriös? Gefährlich? Die Finanzexperten der Stiftung Warentest ordnen das Thema ein.
Bitcoins – die digitalen Münzen
Lange Jahre tat sich so gut wie nichts, dann stieg der Wert des Bitcoin binnen eines Jahres von rund 1 014 auf rund 20 000 US-Dollar. Das war 2017. 2018 fiel der Preis der Kryptowährung wieder unter 5 000 Dollar. Seit einigen Wochen geht es wieder rasant nach oben: Im Herbst 2020 erreichte die Kryptowährung wieder die 20 000-Dollar-Marke, Mitte Februar 2021 steht sie sogar bei mehr als 50 000 Dollar.
Seit 2009 gibt es Bitcoins überhaupt erst. Anfang 2011 lag der Bitcoins-Kurs bei einem Dollar. Zum Vergleich: Der Wert der Aktie des teuersten Unternehmens der Welt, Apple, ist seit Börsengang 1980 „nur“ um das 1 200-fache gewachsen, Dividenden inklusive.
Kryptowährung im Höhenflug
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Der Chart zeigt, wie sich der Bitcoin in den vergangenen fünf Jahren entwickelt hat (Quelle: Refinitiv).
Virtuelle Bitcoins, verwaltet in der Blockchain
Der Begriff Bitcoins setzt sich zusammen aus dem Wort für die kleinste digitale Einheit, dem Bit, und dem englischen Wort Coin für Münze. Als Erfinder zeichnet ein gewisser Satoshi Nakamoto verantwortlich – wobei bis heute nicht geklärt ist, welcher Kopf sich dahinter verbirgt. Möglicherweise handelt es sich hier um eine Personengruppe.
Von Bitcoins, kurz BTC, gibt es weder Münzen noch Scheine. Sie existieren nur virtuell, als digitale Zeichenfolge. Auch wenn sie gern mit Gold verglichen werden: Hinter ihnen steht kein realer Wert. Neue Bitcoins werden von den Nutzern selbst mithilfe von mathematischen Verfahren erstellt. Die Guthaben und Zahlungen werden in einem dezentralen Netzwerk verwaltet, der Blockchain. Um eine Überweisung mit Bitcoins zu verbuchen, muss eine komplizierte Rechenaufgabe gelöst werden. Wer das als Erster schafft, bekommt Bitcoins als Belohnung. Man spricht von Mining, auf deutsch dem „Schürfen von Bitcoins“.
Bitcoins – das sollten Sie wissen
Kryptowährungen. Echte, dezentrale Kryptowährungen, die mithilfe der Blockchain-Technologie geschürft und gehandelt werden, sind nicht per se unseriös. Eine Spekulation auf Bitcoin und Co gleicht aber einem Gang ins Spielcasino (Kaufen, wetten und schürfen). Setzen Sie nur Geld ein, das Sie nicht benötigen. Sie können alles verlieren.
Initial Coin Offering. Der Kauf von Tokens und anderen „Gutscheinen“, mit deren Verkauf Firmen Kapital aufnehmen, ist viel zu betrugsanfällig und riskant. Lassen Sie besser die Finger davon. Mehr dazu in unserem Special Kryptowährungen: Coins und Tokens – Spekulation oder Schwindel?
Kryptoanlagen. Unser Special Kryptoanlagen: Die riskante Welt von Bitcoin & Co zeigt, wie die Kryptowelt in Bezug auf Vermögensanlagen funktioniert.
Die dunkle Seite der Bitcoins
Früher galten Bitcoins vor allem als Währung für Dealer, die damit im Darknet Waffen- und Drogengeschäfte abwickelten. Als Darknet wird, wörtlich übersetzt, die dunkle Seite des Internets bezeichnet, in der Nutzer weitgehend anonym surfen können. Der Bitcoin geriet auch im Zusammenhang mit Lösegeldforderungen in die Schlagzeilen.
Bei 21 Millionen Bitcoins ist Schluss
Bisher gibt es nach Angaben der Internetseite Coinmarketcap gut 18,5 Millionen Bitcoins, bei 21 Millionen soll Schluss sein. Der Zuwachs verlangsamt sich aber immer weiter. Man kann auch Bruchteile von Bitcoins handeln, zum Beispiel Millibitcoins.
Glossar – Kryptowährung, Blockchain, Wallet
Blockchain: Die Blockchain, deutsch: Kette aus Blöcken, besteht aus aneinandergereihte Datensätzen. In der Blockchain von Bitcoins sind die Kontostände sowie alle bisherigen Transaktionen gespeichert. Die Blockchain ist dezentral gespeichert, auf den Computern ihrer Benutzer.
Kryptowährung: Das Zahlungssystem Bitcoin nutzt moderne, kryptografische Methoden der Verschlüsselung. Daher werden Bitcoins und andere digitale Währungen auch Kryptowährungen genannt.
Wallet. Digitale Geldbörse. Hier werden Bitcoins oder andere Kryptowährungen gespeichert.
Bitcoin-Nachahmer – Ethereum und Ripple
Der Kurszuwachs des Bitcoin lockt Nachahmer an. Mehr als 3 000 Kryptowährungen soll es inzwischen geben. Bitcoin ist Marktführer mit einer Marktkapitalisierung – die Anzahl der Coins multipliziert mit dem aktuellen Wert – von rund 340 Milliarden Dollar. Ethereum liegt mit 63 Milliarden Dollar auf Platz 2, gefolgt von Ripple mit rund 26 Milliarden Dollar. Nur etwa zwei Dutzend digitaler Währungen bringen es überhaupt auf eine Milliarde Dollar Marktkapitalisierung, zahlreiche andere noch nicht einmal auf eine Million.
Der, die, das Bitcoin?
Laut Duden ist sowohl die männliche als auch die weibliche Form möglich. test.de hat sich für die gebräuchlichere männliche Form entschieden.
Vorsicht vor Absturz und Diebstahl
Wer sich in die Welt der Kryptowährungen begibt, hat nicht nur mit extremen Kursschwankungen zu tun. Die Gründe dafür sind oft nicht leicht nachzuvollziehen. Mitunter spielen Schließungen von Bitcoinbörsen eine Rolle. Immer wieder gerät das digitale Geld auch unter Druck, weil Hacker eine Plattform leer geräumt haben. Auch wer auf seinem privaten Computer Bitcoins speichert, sollte sich vor Diebstahl schützen.
Bitcoins kaufen und schürfen
Wer den Nervenkitzel sucht und zum Bitcoinbesitzer werden will, hat verschiedene Möglichkeiten.
Bitcoin-Wallet. Die klassische Variante ist, sich ein Bitcoin-Wallet zuzulegen, eine elektronische Geldbörse, in der die Bitcoins gespeichert werden. Hierfür gibt es verschiedene Anbieter. Die Wallet hat eine öffentliche Kontonummer und einen privaten Schlüssel, mit dem man sie verschließen kann. Anleger sollten ihren Computer gut absichern, um nicht Opfer von Diebstahl zu werden.
Bitcoin-Konto. Eine andere Möglichkeit ist, bei einer der zahlreichen Bitcoin-Handelsplattformen ein Konto einzurichten. In diesem Fall werden die Bitcoin nicht auf dem eigenen Computer oder dem Handy gespeichert, sondern auf der Plattform.
Tipp: Bitcoiner sollten auf einen fairen Preis und – wichtig – die Kosten achten. Es gab schon Zeiten, da kostete eine Transaktion mehr als 30 Dollar.
Mining – eine rechenintensive Aufgabe
Zahlungen mit Bitcoin müssen bestätigt werden. Es muss zum Beispiel geklärt werden, ob derjenige, der die Zahlung tätigt, überhaupt genügend Bitcoins dafür besitzt. Außerdem müssen die neuen Datenblöcke mit den aktuellen Zahlungen mit den vorherigen Datenblöcken der Blockchain verknüpft werden. Dazu müssen bestimmte Rechenaufgaben gelöst werden. Wer das macht und Zahlungen bestätigt, bekommt Bitcoins als Belohnung. Das nennt man Mining (Schürfen). Die Miner brauchen nicht nur technisches Know-how, sondern vor allem auch eine entsprechende Computerausrüstung.
Mittlerweile sind die Anforderungen an die Rechenleistung so hoch, dass es so gut wie unmöglich ist, am heimischen PC mitzumischen. Das Mining liegt daher, anders als in den Anfangszeiten, weitgehend in den Händen von Mining-Pools oder eigens dafür gegründeten Firmen.
Bitcoins als Klimakiller
Mit den Anforderungen an die Technik steigt auch der Energieverbrauch. Die Bundesbank wies schon vor Jahren in einem Interview mit dem Handelsblatt auf Berechnungen hin, nach denen eine einzige Bitcoin-Transaktion dem monatlichen Stromverbrauch eines Einfamilienhaushalts in Deutschland entspricht. Umweltfreundlich ist anders.
Leseraufruf: Haben Sie schon Bitcoins gekauft?
Haben Sie schon Bitcoins gekauft und sich eine digitale Geldbörse („Wallet“) zugelegt? Oder haben Sie sich bei einer Plattform angemeldet? Haben Sie schon einmal mit Bitcoins bezahlt? Hat das gut geklappt oder sind Sie dabei auf Schwierigkeiten gestoßen? Haben Sie vielleicht noch Fragen zum Thema? Wir würden uns freuen, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen mit Bitcoin oder anderen Kryptowährungen mitteilen würden. Selbstverständlich behandeln wir Ihre Einsendungen vertraulich. Bitte schreiben Sie an bitcoin@stiftung-warentest.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Finanzprodukte mit Bitcoins
Nicht nur private Anleger interessieren sich für Bitcoins auch die Finanzindustrie will sich den Hype nicht entgehen lassen. Hedgefonds investieren, US-Terminbörsen haben Futures auf die Internetwährung eingeführt, mit denen Spekulanten auf steigende und fallende Kurse setzen können.
Mit Zertifikaten auf Bitcoins wetten
Hierzulande gibt es zum Beispiel Zertifikate. Eines der Papiere, mit dem Anleger auf Bitcoinzuwächse spekulieren können, ist das Bitcoin-Zertifikat des schwedischen Emittenten XBT-Provider (Isin SE 000 752 533 2). Es kostet 2,5 Prozent pro Jahr. Hinzu kommt ein Spread – das ist der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs – von rund 2,5 Prozent.
Ein anderes Zertifikat verkauft die Schweizer Bank Vontobel (Isin DE 000 VL3 TBC 7). Der Vorteil von Zertifikaten: Es sind Wertpapiere, die jeder, der ein Depot hat, auf dem üblichen Weg kaufen kann – an der Börse. Der Nachteil: Zertifikate sind Schuldverschreibungen und als solche bei einer Pleite des Herausgebers nicht geschützt.
Bitcoins in ETC und Investmentfonds
Die britische Firma HANetf zum Beispiel bietet einen ETC auf den Bitcoin an, den HANetf BTC etc Bitcoin exchange traded crypto (Isin DE 000 A27 Z30 4). Rechtlich handelt es sich dabei allerdings nicht um einen Fonds. Ein ETC ist kein ETF, sondern eine Schuldverschreibung mit ähnlicher Funktionsweise und Risiken wie Zertifikate.
Fonds dürfen wegen der Streuungsvorgaben hierzulande nicht ausschließlich in einen einzigen Wert investieren. Sie können aber mit einem Teil des Anlegergelds auf Bitcoin wetten. So hat das beispielsweise der Mischfonds Acatis Datini Valueflex gemacht. Die größte Einzelposition im Fonds ist ein Bitcoin-Zertifikat.
Vorsicht Absturzgefahr
Wer Bitcoin direkt kauft oder indirekt zum Beispiel mit Zertifikaten auf Kursgewinne spekuliert, sollte dazu nur Geld verwenden, das er nicht braucht. Ein Totalverlust ist möglich, Kurse schwanken stark und schnell.
Bitcoins als Zahlungsmittel
Bitcoin wurde geschaffen als eine dezentrale Währung, ohne Kontrolle durch Dritte. Ob es sich um eine Währung im klassischen Sinne handelt, darf allerdings bezweifelt werden.
Währungen funktionieren anders
Bitcoins sind in Deutschland kein gesetzliches Zahlungsmittel. Niemand ist verpflichtet, Bitcoins anzunehmen und nur wenige tun das überhaupt, wie ein paar Läden, Cafés oder Kneipen in einigen deutschen Städten oder der Essensbringdienst Lieferando. Wikimedia, die Stiftung hinter dem Onlinelexikon Wikipedia, nimmt Spenden in Bitcoins an. Auch Mozilla, den Betreiber des Internetbrowsers Firefox, kann man mit Bitcoins unterstützen.
Ein Gehalt für eine Villa oder fünf Brötchen
Eine Währung sollte sich zur Wertübertragung eignen – was angesichts der heftigen Kursschwankungen beim Bitcoin kaum möglich ist. Man stelle sich vor, das Gehalt käme in Bitcoins. In einem Monat könnte man damit die Miete bezahlen, im nächsten Monat eine Villa kaufen – und im übernächsten womöglich nur fünf Brötchen. Niemand würde sich auf dieses Spiel einlassen, wenn es um seine Existenz ginge. Dann doch lieber Euro. Eine Schutzfunktion kann der Bitcoin jedoch in Ländern mit hoher Inflation oder Kapitalverkehrskontrollen entfalten.
Bundesbank und Bafin warnen vor Verlusten
Davor, Bitcoins als Wertaufbewahrungsmittel anzusehen – der dritten Funktion, die eine Währung erfüllt – warnen Bundesbank und Finanzaufsicht Bafin. Anleger könnten das eingesetzte Geld komplett verlieren.
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Dieses Special ist im Juli 2017 auf test.de erschienen. Es wurde am 15. Dezember 2020 aktualisiert.
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