
Schieflage. Sam Bankman-Fried galt als Vorzeigeunternehmer in der Krypto-Welt. Nun ist seine Börse FTX in finanziellen Schwierigkeiten. © Getty Images / Craig Barritt
Die bekannte Kryptobörse FTX ist zahlungsunfähig. Internationale Kunden kommen nicht mehr an ihre Einlagen heran. Was das für Anleger in Kryptowährungen bedeutet.
Beliebte Börse mit massiven Problemen
Die Kryptobörse FTX war bis vor Kurzem eine der populärsten Kryptobörsen in den USA und hat Kundinnen und Kunden weltweit. Doch nun hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Der Konzern von Tech-Unternehmer Sam Bankman-Fried beantragte Gläubigerschutz in den USA. Bankman-Fried gab zudem seinen Rücktritt als Chef bekannt.
Betroffen ist nicht nur das internationale Geschäft, das auf den Bahamas ansässig ist, sondern der gesamte Konzern. Zu ihm gehören die amerikanische Kryptobörse FTX US und 130 weitere Firmen, die zusammen die FTX Group bilden.
Zuvor bereits konnten die internationalen – und damit auch deutschen – Kunden nicht mehr handeln oder ihre Kryptowährungen abziehen. Die Betreiberfirma FTX Digital Markets hat ihren Sitz auf den Bahamas. Nachdem zuerst die Börse selbst den Handel ausgesetzt hatte, fror auch die Wertpapieraufsicht der Bahamas die Vermögenswerte ein.
Nachdem die Kunden keinen Zugriff mehr auf ihre Vermögenswerte hatten, meldete am Samstag der Justiziar der US-Tochter von FTX, es habe „nicht autorisierte Transaktionen“ gegeben. Krypto-Analysefirmen äußerten die Vermutung, es seien mehrere hundert Millionen Dollar von der Börse gestohlen wurden. Die Polizei der Bahamas hat Ermittlungen aufgenommen.
Kundengelder veruntreut?
Die Kryptobörse war in der vergangenen Woche in starke Liquiditätsnot geraten. Viele Kunden wollten nach Berichten über Zahlungsschwierigkeiten bei FTX ihre Vermögen abziehen. Das dürfte bei einer Börse, die die Einlagen ihrer Kunden nur verwaltet, eigentlich kein Problem sein. Die Wertpapieraufsicht geht davon aus, dass Kundengelder veruntreut wurden. Noch im Laufe der Woche hatte FTX-Eigentümer Sam Bankman-Fried betont, alle Kunden seien geschützt und würden voll ausgezahlt.
Absturz von Kryptokursen
Die Unsicherheit rund um FTX hat das gesamte Krypto-Universum ins Schwanken gebracht. Die „Leitwährung“ Bitcoin rutschte von rund 21 000 Euro am Montag auf ihr Zwei-Jahrestief unter 16 000 Euro am Mittwoch den 9. November. Ähnlich sieht es bei der zweitgrößten Kryptowährung Ethereum aus. Viele weitere Währungen wie etwa Solana verloren noch heftiger. Der FTX-eigene Kryptowert FTX Token ist von 25 Euro auf rund 1,50 Euro (14. November) abgerutscht.
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Der Chart zeigt, wie sich der Bitcoin in den vergangenen fünf Jahren entwickelt hat (Quelle: Refinitiv).
Stiftung Warentest rät ab
Die Stiftung Warentest rät von der Investition in Kryptowerte ab. Die spekulative Anlage ist zu riskant. Extreme Kurseinbrüche aufgrund einzelner Ereignisse wie die rund um die Börse FTX sind immer möglich.
Trotzdem haben wir im Oktober in unserem Krypto-Broker-Vergleich Handelsplattformen vorgestellt, damit Anleger nicht bei unseriösen und schlecht regulierten Anbietern anlegen. Alle Plattformen in unserer Untersuchung haben mindestens eine vorläufige Lizenz der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
Das schützt nicht davor, dass der Anbieter insolvent wird. Die Pleite der deutschen Krypto-Bank Nuri zeigt aber, dass hier nach den Zahlungsschwierigkeiten alle Kunden weiter auf ihre Kryptowerte zugreifen und diese auf andere Anbieter übertragen konnten.
Am besten auf die eigene Wallet übertragen
Außerdem haben wir in unserem Artikel dazu geraten, die Kryptowerte nach Möglichkeit auf eine eigene Wallet (digitale Geldbörse) zu übertragen. Nur dann sind sie wirklich im eigenen Besitz. Die Kryptowerte auf der Sammelwallet der Börse zu lassen, ist vielen Kunden von FTX jetzt zum Verhängnis geworden. Leider bieten nicht alle Handelsplattformen die Funktion der Übertragung an. Welche Anbieter das ermöglichen, zeigen wir in unserem Krypto-Broker-Vergleich.
Vorsicht bei Investition in Kryptouniversum mit ETF
Der Fall FTX zeigt einmal mehr, wie unsolide viele Geschäftsmodelle in der Kryptowelt sind. Es gibt jüngere ETF, die Investitionen in diese Branche ermöglichen. So investiert etwa der VanEck Crypto and Blockchain Innovators ETF in Kryptobörsen wie Coinbase und andere Unternehmen, die mit Kryptowerten und Blockchain zu tun haben. Innerhalb eines Jahres ist der Kurs des ETF um 90 Prozent eingebrochen. Das zeigt: Selbst als Beimischung sind solche Hype-Themen-ETF hochriskant. Mehr als 10 Prozent des Portfolios sollten sie nicht ausmachen.
„Vorzeigeunternehmer“ mit Milliardenverlust
Die Plattform FTX mit ihrem umtriebigen Gründer Sam Bankman-Fried galt als Vorzeigeunternehmen in der Kryptowelt. Große Investorengesellschaften wie Blackrock oder Softbank waren bei dem Unternehmen eingestiegen. Es hatte in den letzten Jahren viel Geld in Marketingmaßnahmen gesteckt, sponsorte unter anderem das Formel-1-Team von Mercedes und war mit der „FTX Arena“ Namenssponsor der Spielstätte des NBA-Basketball-Teams Miami Heat. Sam Bankman-Fried war ein beliebter Redner auf vielen Podien. Sein privates Vermögen soll in dieser turbulenten Woche unter anderem durch den Wertverfall des FTX-Tokens von rund 16 Milliarden Dollar auf rund eine Milliarde Dollar eingebrochen sein, meldet der Branchendienst Bloomberg.
Frage an die Redaktion: Pleite einer Kryptobörse
Die Kryptobörse FTX ist insolvent und ich komme nicht mehr an meine Token. Kann ich den Verlust absetzen?
Leider nein. Kaufen und verkaufen Sie eine virtuelle Währung innerhalb der einjährigen Spekulationsfrist, stellt das ein privates Veräußerungsgeschäft dar. Dabei entstandene Verluste zählen steuerlich. Sie lassen sich aber nur mit gleichartigen Gewinnen verrechnen. Problem: Ohne Zugriff auf die Pleite-Börse können viele ihre virtuellen Währungen erst gar nicht verkaufen. Auf unsere Anfrage hin stellt das Bundesfinanzministerium klar: Dann liegt kein steuerlich verrechenbarer Verlust vor.
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Korrekt, würde die Krypto Börse die Gelder der Anleger nur verwalten, können durch eine Insolvenz der Börse keine Verluste bei den Anlegern auftreten. Das ist übrigens ein gewaltiger und maßgeblicher Unterschied zu Banken. Gelder, die ich auf normalen Einlagekonten bei einer beliebigen Bank habe werden nicht verwaltet. Sie werden stattdessen von der Bank genutzt, unter anderem um Kredite auszugeben. Hier würde ich im Falle der Insolvenz alles verlieren, sofern der zuständige Einlagensicherungsfonds nicht mehr über genügend Mittel verfügt, um die Anleger auszuzahlen. Die Mittelausstattung der Einlagensicherungsfonds werden nicht veröffentlicht. Aus gutem Grund. Man möchte schließlich ähnliche Reaktion wie hier bei der Krypto Börse vermeiden. Straftaten, zum Beispiel Veruntreuung, können immer und überall passieren. Davor schützt kein Gesetz.