Geld­anlage in der Inflation Mit Sach­werten gegen die Geld­entwertung

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Geld­anlage in der Inflation - Mit Sach­werten gegen die Geld­entwertung

Inflations­schutz. Anle­gerinnen und Anleger sollten nicht nur auf Zins­anlagen bauen, sondern Sach­werte beimischen. © Getty Images / sesame

Die Inflation bleibt hoch. Mit Sach­werten lässt sich gegen­steuern. Finanztest zeigt, wie Sparer mit Aktien, Gold oder Immobilien ihr Geld vor Entwertung schützen.

Hohe Inflation bei nied­rigen Zinsen

Die Inflations­rate ist relativ deutlich gesunken. Sie betrug im Mai 2023 nach vorläufigen Schät­zungen des Statistischen Bundes­amts 6,1 Prozent gegen­über Vorjahr. Im April 2023 belief sich die Teuerungs­rate noch auf 7,2 Prozent, zu Jahres­beginn lag sie sogar bei 8,7 Prozent. Auch wenn die Renditen von Tagesgeld und Festgeld nach den Zins­erhöhungen der EZB anziehen, bieten Zins­anlagen derzeit keinen kompletten Schutz vor einer Geld­entwertung. Der sogenannte Realzins, also das, was nach Abzug der Inflation übrig bleibt, ist nach wie vor negativ.

Inflations­schutz: Sach­werte bieten noch Chancen

Bei sogenannten Sach­werten hingegen sind Renditen, die über der Inflations­rate liegen, zumindest möglich. Im Gegen­satz zu Zins­anlagen begründen Sach­werte echtes Eigentum. Ob Aktien, Immobilien, Edel­metalle, Kunst­werke oder Sammel­gegen­stände – Käufer erwerben in allen Fällen etwas „Hand­festes“.

Eine Garantie, dass in Sach­anlagen investiertes Geld zu einem Zeit­punkt X eine positive Realrendite haben wird, kann aber niemand geben. Der unbe­streit­bare Vorteil von Sachan­lagen liegt eher darin, dass sie im Regelfall nicht völlig wert­los werden können.

Inflation: Einfach erklärt

Geld­anlage in der Inflation - Mit Sach­werten gegen die Geld­entwertung

© Stiftung Warentest

Wollen Sie nur einen kurzen Über­blick zum Thema? Dann lesen Sie unser Finanztest-Special Inflation: Einfach erklärt.

Hohe Renditen nur mit Risiko

Ob sich der Kauf von Sach­werten im Einzel­fall bezahlt macht, zeigt sich allerdings erst hinterher. Diese Unbe­rechen­barkeit lässt viele etwa vor Aktien­investments zurück­schre­cken. Das Risiko ist vorsichtigen Anle­gerinnen und Anlegern einfach zu hoch. Doch auch bei einem Haus oder Grund­stück weiß man nie, wie sich der Wert in 10 oder 20 Jahren entwickeln wird. Auch hier kann es zu Preis­einbrüchen kommen.

Ohne Zins­anlagen geht es nicht

Trotz des nied­rigen Zins­niveaus sollten Anle­gerinnen und Anleger nicht auf sichere Zins­anlagen verzichten. Sie sorgen für Stabilität bei der Vermögens­anlage. Im Gegen­satz zu Sach­werten gibt es bei Tages­geld und Fest­geld keine Wert­schwankungen. Mit ihren Zins­anlagen bleiben Anlegende außerdem flüssig. Das ist im Hinblick auf unerwartete Engpässe oder kurz­fristig notwendige Anschaffungen ein Muss. Die Cashre­serve ermöglicht Anlegern beispiels­weise, ihre Aktien­bestände nach einem kräftigen Kurs­rück­gang aufzusto­cken.

Tipp: Unsere Zins­tests zeigen, wo Sie die aktuell besten Angebote für Tagesgeld und Festgeld bekommen.

Anleihen waren besser als ihr Image

Reale Renditen ergeben sich, wenn man aus der nominalen Wert­entwick­lung die Inflation heraus­rechnet. Ist die reale Rendite positiv, bleibt die Kauf­kraft des Geldes erhalten oder steigt an. So gesehen können nicht nur Sach­werte vor Inflation schützen, sondern auch Anleihen. Wie unsere Analyse zeigt, haben es deutsche Staats­anleihen tatsäch­lich über fünf Jahr­zehnte geschafft, ihren Käufern einen Inflations­schutz zu bieten. Erst in den vergangenen Jahren verloren sie ihren Schutz, einjährige Papiere büßten ihn schon in den Zehner­jahren ein. Klar: Wenn schon die nominale Rendite – also die Rendite vor Abzug der Inflation – negativ ist, ist es die reale Rendite auch.

Reale Renditen: Aktien meist besser als Gold

Über den gesamten Analysezeitraum schafften Bundes­anleihen eine durch­schnitt­liche Realrendite von 2,6 Prozent pro Jahr. Damit lagen sie gar nicht so weit hinter einem Investment in den deutschen Aktienmarkt, das im Schnitt eine Realrendite von 3,4 Prozent im Jahr brachte.

In den Siebzigern und in den Nullerjahren funk­tionierte Gold sehr gut als Schutz vor Geld­entwertung. In drei Jahr­zehnten seit 1970 konnten Anle­gerinnen und Anleger jedoch mit einer welt­weiten Aktien­anlage eine bessere Realrendite erzielen. Auch in den 20er-Jahren haben sich welt­weite Aktien­anlagen bisher gut geschlagen.

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Interna­tionale Aktien alternativlos

Dass die Realrenditen bei Aktien je nach Betrachtungs­zeitraum sehr unterschiedlich ausfielen, ist keine Über­raschung. An den Börsen gehören heftige Wert­schwankungen und manchmal auch quälend lange Durst­stre­cken zu den üblichen Risiken. Genau ­dafür werden besonnene Anle­gerinnen und Anleger meist belohnt, wenn sie sich in Krisen­phasen nicht verrückt machen lassen und zwischen­zeitliche Verluste aussitzen.

Der globale Aktienmarkt – gemessen am Index MSCI World – bescherte Anlegern eine Realrendite von durch­schnitt­lich 5,0 Prozent pro Jahr. Der Abstand zu Bundes­anleihen wirkt auf den ersten Blick nicht spektakulär. Doch bezogen auf eine Spanne von mehr als fünf Jahr­zehnten ergibt sich eine gewal­tige Kapitaldifferenz.

Unser Rat

Aktienfonds. Breit gestreute, weltweit anlegende Aktienfonds sind wegen ihrer hohen Rendite­chancen eines der besten Mittel gegen Inflation. Zwar haben sie ein relativ hohes Risiko, doch bei einer Anlagedauer von mindestens zehn Jahren ist das über­schaubar. Anders als Immobilien sind sie auch für kleines Geld zu haben.

Zins­anlagen. Trotz nied­riger Zinsen benötigen Sie Zins­anlagen als Stabilitäts­anker für die Geld­anlage. Tagesgeld und Festgeld sind erste Wahl.

Immobilien. Eine Immobilie als Kapitalanlage sollten Sie nur kaufen, wenn Sie schon eine gut aufgestellte Geld­anlage haben.

Edel­metall. Gold eignet sich zur Beimischung in einem gut gestreuten Depot mit einem Anteil von maximal 10 Prozent.

Gold ist beliebt, aber auch riskant

Warum Gold dennoch bei vielen so beliebt ist, liegt daran, dass es bislang niemals wert­los wurde – auch in schlimmen Krisen nicht. In normalen Zeiten kann das Edel­metall aber schwere Verluste verursachen: Mit Gold konnten Anleger real nahezu 80 Prozent ihres Einsatzes verlieren, die längste reale Verlust­phase dauerte über 30 Jahre.

Klumpenrisiko bei Immobilien

Das eigene Haus oder die eigene Wohnung gelten nicht zu Unrecht als guter Vermögens­schutz. Auf lange Sicht sind die Immobilien­preise stets gestiegen. Allerdings lässt sich der Wert­zuwachs für den Immobilienmarkt als Ganzes nicht beziffern. Wie viel das eigene Haus wert ist, weiß man erst beim Verkauf.

Für Menschen, die ihr Leben lang in der selbst genutzten Immobilie wohnen wollen, mag das nicht wichtig erscheinen. Aber zumindest bei Eigentum in weniger guten Lagen sollte man im Blick haben, dass es keine Garantie für einen attraktiven Verkaufs­preis gibt.

Ein Problem beim Immobilienkauf ist oft das sogenannte Klumpenrisiko. Davon spricht man, wenn das Vermögen nicht breit verteilt ist, sondern sich auf eine oder wenige Anlagen konzentriert. Der Klumpen beim Immobilien­erwerb ist gewaltig, oft bleibt Käufern nichts für andere Geld­anlagen übrig.

Andere Möglich­keiten, in Immobilien anzu­legen, sind kein Ersatz für den realen Kauf. Als Ergän­zung einer breit gestreuten Geld­anlage kommen sie schon infrage, etwa ETF auf ­Aktien von Immobilien­konzernen oder offene Immobilienfonds. In den vergangenen Jahren hatten offene Immobilienfonds sehr geringe Wert­schwankungen, aber auch meist nur Renditen von 1 bis 3 Prozent pro Jahr.

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Vorsicht bei Kryptowährungen

In sozialen Netz­werken und Internetforen kursieren viele Tipps, wie man sich mit Kryptowährungen vor Inflation schützen können soll. Die traumhaften Kurs­steigerungen des Bitcoins aus der Vergangenheit dienen als will­kommene Argumentations­hilfe. Mitt­lerweile ist der Preis jedoch stark zurück­gegangen.

Wir halten Kryptowährungen für äußerst spekulativ. Mit Sach­werten haben sie nichts gemein­sam. Selbst wenn Bitcoin und andere Kryptowährungen wieder im Kurs steigen, können sie Anle­gerinnen und Anlegern nicht bieten, was in Zeiten hoher Inflation am dringendsten gefragt ist: ein Mindest­maß an Verläss­lich­keit.

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20 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Blatt am 03.05.2023 um 15:56 Uhr
Mindestens über100 Jahre dieEntwicklung betrachten

@Isarg Ich kann Ihnen nur zustimmen, dass eine Einschränkung der Betrachtungsdauer auf 40-45 Jahre oder gar 20 Jahre wichtige Risiken nicht mit einschließt und zwar für alle Währungen, Gold einbezogen, die ich persönlich als eine Währung betrachte.
Das Gleiche gilt für alle anderen Anlagen, seien es Aktien, Anleihen, Immobilien und andere Sachwerte.

Profilbild Stiftung_Warentest am 14.04.2023 um 21:20 Uhr
Preisentwicklung Gold

@Isargold: Gold ist von 800 US-Dollar auf rund 250 US-Dollar gefallen (1980 bis 2003).
Dazu kommen die Inflationsverluste.
Eine ausführliche Berichterstattung zum Kauf von Gold nebst einer Grafik zur Entwicklung des Goldpreises in Euro und US-Dollar finden unsere Leserinnen und Leser hier:
www.test.de/Gold

Isargold am 13.04.2023 um 03:04 Uhr
Gold !?!

Sie schreiben: "Mit Gold konnten Anleger real nahezu 80 Prozent ihres Einsatzes verlieren, die längste reale Verlustphase dauerte über 30 Jahre."
Wann soll das gewesen sein? Ich bitte die Redaktion um Auskunft.
Es kommt immer auf den Zeitpunkt und Zeitrahmen des Betrachtens an. Eine Vorfahrin tausche im Frühsommer 1914 Markscheine in 20 Mark Münzen aus Gold. Da im November 1923 Eins zu eine Billion [Zehn hoch 12] (!) umgetauscht wurde, kann die Performanz meine Vorfahrin durch Geld bis zum jüngsten Tag nicht mehr übertroffen werden. Bei der Währungsreform nach dem 2. Weltkrieg wurde Geld nochmals eins zu zehn (bzw. 1 zu 6,5) abgewertet.

Profilbild Stiftung_Warentest am 17.02.2023 um 13:12 Uhr
Steuern

@threin: Gold kauft und verkauft man bei Banken oder Edelmetallhändlern. Einen Artikel hierzu finden Sie auf
ww.test.de/Gold

Wer Gold als Beimischung behalten möchte, kann das Geld wie beim Gold-Pantoffel aufteilen und sich hinsichtlich der Anpassung des Anteils an Gold an den Pantoffel-Regeln orientieren.

Im offensiven Gold-Pantoffel befinden sich 60% Aktien-ETF Welt, 15% Gold und 25% Sicherheitsbaustein.

Lesetipp:
Im Artikel von heute "Haben sich Rohstoffe gelohnt?" finden Sie eine Langfristanalyse der Einmalanlage im Pantoffel-Portfolio mit Rohstoff-ETF, Gold und Neue-Energien-Fonds:
www.test.de/geld-aktuell

threin am 16.02.2023 um 20:11 Uhr
Steuern

Wenn man die nicht zu zahlende Abgeltungssteuer berücksichtigt, können Anlagen in Gold durchaus attraktiv sein. Und können durchaus ertragsmässig mit Aktien-ETFs mithalten.
Interessant wäre auch die Meinung der Redaktion zum Verkauf von effektivem Gold. Welche Adressen sind denn da empfehlenswert?