
Die Inflation steigt. Was tun? Nur mit Sachwerten lässt sich gegensteuern. Finanztest zeigt, wie Sparer mit Aktien, Gold oder Immobilien ihr Geld vor Inflation schützen.
Hohe Inflation bei minimalem Zins
Die Inflationsrate im Mai 2022 betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamtes voraussichtlich 7,9 Prozent. Im April waren es 7,4 Prozent, im März 7,3 Prozent. Besonders stark gestiegen sind die Preise für Energie und Lebensmittel. Ähnlich hoch wie im Mai 2022 war die Inflation zuletzt im Winter 1973/74 im Zuge der Ölkrise. Der sogenannte Realzins, also das, was von Zinsanlagen nach Abzug der Inflation übrig bleibt, ist so niedrig wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.
Inflation: Einfach erklärt

Wollen Sie nur einen kurzen Überblick zum Thema? Dann lesen Sie unser Finanztest-Special Inflation: Einfach erklärt.
Einlagen in Billionenhöhe
Dennoch waren in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr mehr als 2,9 Billionen Euro unter anderem auf Giro- oder Tagesgeldkonten geparkt oder im Zinsmarkt investiert. Selbst auf den am besten verzinsten Tages- oder Festgeldkonten werden diese Ersparnisse einer schleichenden Entwertung preisgegeben. Ob und wann der Realzins wieder ins Plus dreht, ist ungewiss. Die Bundesregierung erwartet für 2022 eine Inflationsrate von 6,1 Prozent und prognostiziert für das nächste Jahr 2,8 Prozent.
Die Grafik zeigt, wie stark die Preise im vergangenen Jahr gestiegen sind. Zum Vergleich haben wir die Inflationsrate der vergangenen 20 Jahre dazugestellt.


Unser Rat
- Aktienfonds.
- Breit gestreute, weltweit anlegende Aktienfonds sind wegen ihrer hohen Renditechancen eines der besten Mittel gegen Inflation. Zwar haben sie ein relativ hohes Risiko, doch bei einer Anlagedauer von mindestens zehn Jahren ist das überschaubar. Anders als Immobilien sind sie auch für kleines Geld zu haben.
- Zinsanlagen.
- Trotz niedriger Zinsen benötigen Sie Zinsanlagen als Stabilitätsanker für die Geldanlage. Tagesgeld und Festgeld sind erste Wahl.
- Immobilien.
- Eine Immobilie als Kapitalanlage sollten Sie nur kaufen, wenn Sie schon eine gut aufgestellte Geldanlage haben.
- Gold.
- Gold eignet sich zur Beimischung in einem gut gestreuten Depot mit einem Anteil von maximal 10 Prozent.
- Lesetipp.
- In unserem Beitrag Inflation, Energiekrise, Zinswende schlüsseln wir auf, welches die größten Preistreiber sind und wie Sie zum Beispiel Ihre gestiegenen Energiekosten mit einer Beimischung von Rohstoff- oder Energie-Aktien-Fonds kompensieren können.
Inflationsschutz: Nur Sachwerte bieten noch Chancen
Vor diesem Hintergrund ist ein Vermögensaufbau, der diesen Namen verdient, nur noch möglich, wenn Sparer bei der Geldanlage Risiken eingehen. Mit sogenannten Sachwerten setzen Anlegerinnen und Anleger auf einen langfristigen Wertzuwachs und nehmen dafür Preisschwankungen in Kauf. Im Gegensatz zu Zinsanlagen begründen Sachwerte echtes Eigentum. Ob Aktien, Immobilien, Edelmetalle, Kunstwerke oder Sammelgegenstände – Käufer erwerben in allen Fällen etwas „Handfestes“.
Ob sich der Kauf im Einzelfall bezahlt macht, zeigt sich allerdings erst hinterher. Diese Unberechenbarkeit lässt viele etwa vor Aktieninvestments zurückschrecken. Doch auch bei einem Haus oder Grundstück weiß man nie, wie sich der Wert in zehn oder zwanzig Jahren entwickeln wird. Auch hier kann es zu Preiseinbrüchen kommen. Zurzeit geht es mit den meisten Sachwerten scheinbar unaufhaltsam nach oben. Doch das muss nicht so bleiben.
Ohne Zinsanlagen geht es nicht
Trotz des grottigen Zinsniveaus sollte man nicht auf sichere Zinsanlagen verzichten. Sie sorgen für Stabilität bei der Vermögensanlage. Im Gegensatz zu Sachwerten gibt es bei Tagesgeld und Festgeld keine Wertschwankungen. Mit ihren Zinsanlagen bleiben Anleger außerdem flüssig. Das ist im Hinblick auf unerwartete Engpässe oder kurzfristig notwendige Anschaffungen ein Muss. Die Cashreserve ermöglicht Anlegern beispielsweise, ihre Aktienbestände nach einem kräftigen Kursrückgang aufzustocken.
Bitcoins sind keine Alternative
In sozialen Netzwerken und Internetforen kursieren viele Tipps, wie man sich mit Kryptowährungen vor Inflation schützen können soll. Die traumhaften Kurssteigerungen des Bitcoins dienen als willkommene Argumentationshilfe. Wir halten Kryptowährungen für äußerst spekulativ. Mit Sachwerten haben sie nichts gemeinsam. Selbst wenn Bitcoin und andere Kryptowährungen weiter im Kurs steigen, können sie Anlegern nicht bieten, was in Zeiten hoher Inflation am dringendsten gefragt ist: ein Mindestmaß an Verlässlichkeit.
Vorsicht bei geschlossenen Beteiligungen
Auch andere Formen des (Mit-)Eigentums halten wir für keinen geeigneten Inflationsschutz. So gehen Anlegerinnen und Anleger mit geschlossenen Beteiligungen schwer kalkulierbare Risiken ein – seien es Windparks, Schiffscontainer, Medienfonds oder andere Beteiligungen aus dem grauen Kapitalmarkt. Oft sind schon überhöhte Kosten ein Knock-out-Kriterium. Außerdem müssen sich Anleger für viele Jahre festlegen. Ob sich das Investment rentieren wird, ist ungewiss.
ETF-Sparplan als idealer Einstieg
Besonders heikel ist die aktuelle Situation für junge Leute und Berufseinsteiger, die mit ihrer Altersvorsorge beginnen wollen. Herkömmliches Sparen ist für sie keine vernünftige Option. Wir empfehlen stattdessen den Abschluss eines ETF-Sparplans. Er ermöglicht bereits mit geringen Summen den Einstieg in die internationalen Aktienmärkte. Wer mehrere Jahrzehnte dabeibleibt, hat gute Aussichten auf hohen Kapitalzuwachs. Finanztest untersucht regelmäßig, bei welchen Banken und Brokern besonders günstige ETF-Sparpläne zu haben sind.
Tipp: Das Wichtigste zu Immobilien, Gold und Rohstoffinvestments finden Sie in unserem Ratgeber Alles über Sachwerte. Das Buch hat 192 Seiten und kostet 19,90 Euro.
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@alle: Bitte beachten Sie, dass Immobilien als Kapitalanlage als eine (sehr) langfriste Anlage zu betrachten sind. Das Ziel eines Immobilienkaufs ist auf lange Sicht eine Rendite über der Inflation zu erzielen. Ob das im Einzelfall gelingt, hängt nicht nur von der durchschnittlichen Inflation in der Zukunft ab. Ob Immobilieneigentümer die anvisierten Mietsteigerungen und am Ende einen Verkaufspreis, der ihren Vorstellungen entspricht, hängt nicht allein vom Zinsniveau der Hypothekenkredite ab.
Hallo, erstmal vielen Dank für den tollen Beitrag.
Ich habe noch eine Frage:
Die Zinsen können z.B. auf 5 % steigen und bei einer Inflation von 7% würde mit -2% Realrendite sich die Staaten weiter wie bisher entschulden. Somit ist eine Zinserhöhung wahrscheintlich.
Bei einem Zinsanstieg müssten doch die Immobilienpreise fallen, da Selbstnutzer nicht mehr so viel Kredit bekommen und Investoren dann auf Anleihen mit 5% ausweichen, statt auf eine Mietrendite von z.B. 1,5% in München zu setzen. Die Mieten können alle 3 Jahre max. um 20% bis zum Mietspiegel angehoben werden. Der Mietspiegel ist der Durchschnitt aus den letzten 6 Jahren und steigt somit langsamer als die Inflation an.
Wenn die Immobilienpreise fallen, wo habe ich dann Inflationsschutz?
Wo ist da der Fehler in meinem Gedankengang?
Über einen Beitrag in der Finanztest über die Auswirkungen eines Zinsanstieges auf die verschiedenen Anlageklassen würde ich mich sehr freuen.
Ich bedanke mich und viele Grüße
Kommentar vom Autor gelöscht.
@alle; @andreas.nicola: Die von Finanztest empfohlenen Zinsanlagen werden von der Stiftung Warentest als sicher bezeichnet, weil die Spareinlagen für den Fall der Pleite des Bankinstituts über das Einlagensicherungssystem der Banken geschützt sind. Das ist ein gewichtiger Unterschied zu Anlageformen, bei denen ein Kursschwankungsrisiko besteht und / oder das Risiko des Totalverlustes.
Um den inflationsbedingten Wertverlust auszugleichen können Anlegerinnen nicht allein auf Tages- und Festgeldanlagen setzen. Doch ganz verzichten können Verbraucherinnen darauf auch nicht. Zum Beispiel sollte für kurzfristige Anschaffungen Geld auf dem Tagesgeldkonto geparkt werden. Und auch für den Sicherheitsbaustein beim Anlagekonzept der Pantoffel-Strategie sollte zumindest zu einem Anteil Tagegeld dabei sein, damit Aktien-ETF zugekauft werden können.
In diesem Artikel finden Anlegerinnen Hinweise darauf, mit welchen Anlagekonzepten sie versuchen können, den inflationsbedingten Wertverlust auszugleichen.
Wichtig: Es gibt keine Anlage, die alle denkbaren Anforderungen von Verbraucherinnen erfüllen. Daher macht es Sinn, unterschiedliche Anlagen zu kombinieren.
Ich finde es bemerkenswert, dass Sie sogar in einem Artikel, in dem Sie selbst darauf hinweisen, dass derzeit eine Realverzinsung von mindestens MINUS 4 Prozent besteht - das nennen Sie "schleichende Entwertung" - und die Bundesbank von weiter steigenden Inflationsraten ausgeht, immer noch behaupten, klassische Zinsanlagen seien "sicher". Sie meinen damit den Nominalwert, aber der Realwert ist doch relevant! Ich finde, Sie sollten Ihre Sprachregelung anpassen und vom SICHEREN VERLUST einer Zinsanlage sprechen.
Wenn Sie schon Zinsanlagen als Anlageklasse empfehlen, dann vermisse ich aber die inflationsindexierten Staatsanleihen. Diese haben eine niedrige Grundverzinsung, zahlen aber einen inflationsabhängigen Ausgleich. So wird der Realwert wirklich und sicher erhalten und nicht nur der Nominalwert. Inflationsindexierte Anleihen gibt es auch als ETF!