Apps aus alternativen Quellen So finden Sie Apps, die bei Google und Apple fehlen

Datum:
  • Text: Martin Gobbin, Jonas Schön­felder
Apps aus alternativen Quellen - So finden Sie Apps, die bei Google und Apple fehlen

Gibts doch gar nicht. Die populäre Spiele-App Fortnite ist weder im Google Play Store noch in Apples App Store verfügbar. Man bekommt sie daher nur über tech­nische Umwege aufs Handy. © Adobe Stock

Manche Apps sind in den offiziellen App-Stores nicht erhältlich. Wie Sie sie dennoch bekommen, welche Vorteile das hat – und wie Sie damit verbundene Risiken verringern.

Sie haben von einer tollen App gehört, doch bei der Suche im App-Store Ihres Handys werden Sie nicht fündig? Das ist kein Einzel­fall. Es gibt zahlreiche Gründe, warum bestimmte Apps in den offiziellen Stores von Google und Apple nicht vorkommen: Etwa weil die beiden großen Duopolisten meinen, eine App erfülle nicht ihre Vorgaben, die sie allen App-Entwick­lern diktieren. Oder weil die App vielleicht Google- oder Apple-eigenen Programmen unlieb­same Konkurrenz macht. Oder weil der App-Anbieter keine Gebühren an die beiden Platz­hirsche abgeben will.

Erfreulicher­weise lassen sich die entsprechenden Apps aber auf anderen Wegen herunter­laden. Bei Android geht das seit Jahren, nun öffnet sich lang­sam auch die Apple-Welt dafür. Aber: Apps aus alternativen Quellen können Gefahren bergen.

In diesem Ratgeber erläutern wir, welche alternativen Quellen es gibt, welche Vorteile sie bieten, wie man die mit ihnen verbundenen Risiken mindert – und wie sich die Lage zwischen Android und iOS unterscheidet.

Die Lage bei Android

Was haben das populäre Spiel Fortnite, der Werbe­blocker AdAway sowie die Browser Iceraven und Bromite gemein­sam? Keine dieser Apps ist in Googles Play Store verfügbar – dem zentralen Ort, an dem sich Android-Nutzer Programme herunter­laden.

Allein im Jahr 2023 hat Google laut eigenen Angaben rund 2,3 Millionen Apps aus dem Play Store gelöscht oder gar nicht erst zugelassen. Kurzum: Längst nicht jede App, die Nutze­rinnen und Nutzer haben wollen, ist im Play Store erhältlich. Selbst einige von der Stiftung Warentest empfohlene Kinderschutz-Apps waren dort zeit­weise nicht vorhanden.

Warum Google manche Apps blockiert

Dass im Play Store nicht alle Apps der Welt aufzufinden sind, hat oft gute und nach­voll­zieh­bare Gründe: etwa wenn es um Piraterie oder andere illegale Aktivitäten geht, wenn die Apps Schadsoftware wie Viren enthalten oder Nutzende zu sehr ausspionieren.

In anderen Fällen blockiert Google aber auch nützliche, harmlose Apps, vielleicht weil sie Google-eigenen Apps Konkurrenz machen oder den Vorgaben wider­sprechen, die Google App-Entwick­lern macht.

Einige Firmen – darunter Fortnite-Anbieter Epic Games – ziehen ihre Apps selbst zurück, aus Protest gegen die Gebühren, die Google verlangt: Meist sind das 15 oder 30 Prozent des über Google Play erzielten Umsatzes. Wieder andere Apps sind nicht welt­weit verfügbar, sondern werden vom jeweiligen Anbieter nur in bestimmten Regionen bereit­gestellt.

Die Alternative heißt APK

Am Computer ist es ganz normal, sich nicht sämtliche Software an einem zentralen Ort wie dem Wind­ows- oder Apple-Store herunter­zuladen, sondern auf den jeweiligen Anbieter-Webseiten.

In der Welt der Android-Handys hat sich hingegen eine solche Zentralisierung entwickelt: Apps holt man sich dort üblicher­weise aus Googles Play Store (oder aus den App-Stores von Handy-Anbietern wie Samsung und Huawei). Dadurch können die Store-Betreiber den App-Entwick­lern Richt­linien vorschreiben, die mitunter in erster Linie den Interessen des Betreibers dienen.

Doch fehlt eine App im Play Store, lässt sie sich anderen­orts als sogenannte APK beschaffen: Die Abkür­zung steht für „Android Application Package“, auf Deutsch „Android-Anwendungs­paket“. APKs gibt es zum Beispiel in alternativen App-Stores wie F-Droid oder APK Mirror. Wir raten jedoch eher dazu, die APK-Datei direkt von der Webseite des jeweiligen Anbieters herunter­zuladen.

Da Googles Betriebs­system Android beide Varianten üblicher­weise durch Voreinstel­lungen blockiert, muss man den Download von APKs am Smartphone erst frei­schalten. Das geht aber einfach und dauert in der Regel nur eine Minute, wie unsere Anleitung unten auf der Seite zeigt.

Vorteile von APK-Dateien

APKs bringen Risiken mit sich (siehe nächster Abschnitt), aber auch Vorteile: Mit ihnen lassen sich Apps nutzen, die nicht im Play Store verfügbar sind. So kann man etwa mit Ad-Blocker-Apps Werbung stoppen oder zusätzliche Alternativen zum Google-Browser Chrome herunter­laden. Per APK kommt man auch an Apps heran, die nur in bestimmten Regionen verfügbar sind – dadurch wird es beispiels­weise möglich, schon vor einer Fernreise Bus- oder Zugtickets im Reise­land zu buchen.

Mitunter kann man über APKs auch schnel­lere Updates, Test­versionen neuer Apps oder güns­tigere In-App-Käufe erhalten (da der App-Entwickler keine Gebühren an Google zahlen muss). Hinzu kommt, dass man einen älteren Versions­stand von Apps „einfrieren“ kann – für den Fall, dass ein aktuelles Update Fehler verursacht oder andere Nachteile mit sich bringt. Und auch in puncto Datenschutz können APKs helfen, da Google so möglicher­weise weniger darüber erfährt, was Menschen auf ihren Handys tun.

Risiken von APKs

Im Normalfall ist der Download aus dem Play Store weiterhin der beste Weg, um Apps auf Android-Handys herunter­zuladen. Das liegt daran, dass Google alle Apps auf Sicher­heits­risiken untersucht, ehe sie im Play Store erscheinen. Zwar über­sieht auch Google manchmal Gefahren, aber insgesamt bieten die Sicher­heits­maßnahmen des Konzerns ein sinn­volles Schutz­niveau – auch wegen der auto­matischen Verteilung von Updates.

Bei Apps aus anderen Quellen hingegen ist häufig unklar, ob und wie sie vorab geprüft wurden – und Verbraucher allein können in der Regel nicht erkennen, ob eine APK Schadsoftware, intensives Tracking oder unerwünschte Funk­tionen enthält oder ob die Datei von Fremden manipuliert wurde.

Risiken reduzieren

Um mögliche Risiken zu mindern, empfehlen wir folgendes Verhalten:

  1. Über­legen Sie, ob für Ihre Zwecke auch die mobile Webseite des App-Anbieters reicht. Falls ja, brauchen Sie keine App herunter­zuladen.
  2. Greifen Sie nur zu APK-Dateien, wenn die gewünschte App nicht im Play Store (oder dem App-Store Ihres Handy-Anbieters) verfügbar ist.
  3. Laden Sie APKs lieber direkt beim jeweiligen Software-Anbieter herunter statt über alternative App-Stores. Das schützt Sie auch vor App-Nach­ahmungen, die auf manchen Portalen angeboten werden, aber nicht der gewünschten Original-App entsprechen.
  4. Scannen Sie die APK-Datei direkt nach dem Download mit einem mobilen Antivirenprogramm, ehe Sie die jeweilige App installieren.
  5. Erteilen Sie der App nur tech­nisch notwendige Rechte. Verweigern Sie etwa den Zugriff auf Ihr Adress­buch oder Ihren Stand­ort, falls die App solche Daten verlangt, obwohl diese Informationen für ihre Funk­tion unerheblich sind.
  6. Halten Sie per APK installierte Apps stets aktuell. Informieren Sie sich dazu in der App oder auf der Anbieter-Webseite, ob das Programm auto­matische Updates durch­führt oder Sie sich selbst um regel­mäßige Aktualisierungen kümmern müssen.

Anleitung: So installieren Sie APK-Dateien

Apps aus alternativen Quellen - So finden Sie Apps, die bei Google und Apple fehlen

Ja, ich will. Bei der Erst­installation von APK-Dateien stellt das Handy zur Sicherheit einige Fragen. Bestätigen Sie dabei, dass Sie Ihrem Browser vertrauen und die Datei herunter­laden und installieren wollen. © Screenshot: Stiftung Warentest

Rufen Sie am Handy die Anbieter-Webseite auf, von der Sie die APK-Datei runter­laden wollen. Starten Sie den Download. Bestätigen Sie auf Nach­frage, dass Sie die App herunter­laden möchten. Öffnen Sie die Datei nach dem Download. Falls Sie noch nie eine APK installiert haben, weist Ihr Handy nun darauf hin, dass Sie die App nicht einrichten können, solange Sie Ihrem Browser nicht erlauben, Apps aus „unbe­kannten Quellen“ zu installieren. Klicken Sie in diesem Hinweis auf den „Einstel­lungen“-Button und geben Sie an, dass Sie dieser Quelle vertrauen. Bestätigen Sie nun auf Nach­frage, dass Sie die App installieren wollen. Öffnen Sie die installierte App. Fertig.

Das Ganze dauert in der Regel etwa zwei Minuten.

Die Lage bei iOS und iPadOS

Apps für iPhones und iPads gab es lange ausschließ­lich über Apples App Store – von wenigen Ausnahmen wie speziellen Apps für Unternehmen abge­sehen. Laut Apple diente das der Sicherheit der Nutzer. Und tatsäch­lich gilt das Risiko, sich Schadsoftware einzufangen, auf Apple-Geräten als besonders gering, denn jede App muss erst von Apple geprüft und freigegeben werden.

Das US-Unternehmen kann dadurch aber auch hohe Provisionen kassieren: Genau wie bei Google fallen üblicher­weise 15 oder 30 Prozent an bei In-App-Käufen, die über Apples App Store erzielt werden. Zusätzlich hielt Apple so auch Programme von seinen Platt­formen fern, deren Inhalte dem Unternehmen nicht passten: etwa Apps, die Pornografie oder Gewalt enthielten.

Mehr Wahl­freiheit in der EU

Doch seit März 2024 haben Nutze­rinnen und Nutzer in der Europäischen Union mehr Auswahl, zumindest theoretisch: Apple muss seitdem aufgrund eines EU-Gesetzes – dem Digital Markets Act (DMA) – alternative App-Stores auf seinen Geräten erlauben. Entwickler können Apps zudem direkt auf ihrer Webseite zum Herunter­laden anbieten.

Zusätzlich ist es App-Entwick­lern nun möglich, andere Zahlungs­dienst­leister als Apple für In-App-Käufe zu nutzen – auch bei Apps, die über Apples App Store vertrieben werden. In der Vergangenheit mussten etwa Streaming-Dienste wie Spotify und Netflix, aber auch kleine Indie-Spieleentwickler bis zu 30 Prozent der Abogebühren an Apple abgeben, wenn ein Abo inner­halb der iOS- oder iPadOS-App abge­schlossen wurde.

Apple hat weiterhin viel Kontrolle

Im Gegen­satz zu Google kontrolliert Apple auch Apps, die aus alternativen Quellen stammen. Sowohl Apps aus App-Stores von Dritt­anbietern – Apple nennt sie „App-Markt­plätze“ − als auch Apps, die direkt auf Entwickler-Webseiten angeboten werden, müssen eine Prüfung von Apple durch­laufen. Die setzt sich laut dem Unternehmen aus auto­matisierten sowie menschlichen Tests zusammen.

Besteht eine App diese Prüfung, signiert Apple sie. Nur signierte Programme laufen auf iPhones und iPads. Offiziell dient das dem Schutz vor Viren, Piraterie-Software und Betrug. Dem kalifor­nischen Unternehmen ist aber sicher auch daran gelegen, möglichst viel Kontrolle über seine Platt­formen zu behalten.

Bislang nur wenige Alternativen verfügbar

Anders als bei Android ist das Angebot an alternativen App-Quellen für iOS und iPadOS noch sehr schmal: Es besteht bislang nur die Möglich­keit, einen alternativen App-Store einzurichten und dann von dort Apps zu beziehen, die bei Apple fehlen. Solche Stores gibt es etwa unter den Namen „Setapp“, „Alts­tore“ und „Epic“ (vom Fortnite-Anbieter).

Wir fanden hingegen keine Apps, die man direkt von der Webseite des Anbieters herunter­laden und installieren kann. Möglicher­weise scheuen die App-Entwickler den Aufwand, vor den Apple sie stellt. Apples Konditionen machen es für viele Firmen unattraktiv, Geld in alternative Vertriebs­wege zu investieren.

Das Risiko, sich durch iPhone- und iPad-Apps aus alternativen Quellen Schadsoftware einzufangen, schätzen wir aufgrund von Apples Prüfungen als geringer ein als bei Android.

Voraus­setzungen für Apps aus alternativen Quellen

Damit alternative App-Stores und Apps von Anbieter-Webseiten funk­tionieren, müssen laut Apple folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Das Land des Apple-Kontos muss auf ein EU-Land einge­stellt sein.
  • Man muss sich physisch in der Europäischen Union befinden. Verlässt man die EU, lassen sich Apps aus alternativen Quellen nur 30 Tage lang aktualisieren.
  • Um alternative App-Stores verwenden zu können, ist mindestens iOS 17.4 oder iPadOS 18 nötig. Um Apps von Anbieter-Webseiten laden zu können, braucht man mindestens iOS 17.5 oder iPadOS 18.

Anleitung: So richten Sie alternative App-Stores ein

Apps aus alternativen Quellen - So finden Sie Apps, die bei Google und Apple fehlen

Ja, ich will. Wer alternative App-Stores für iPhone oder iPad nutzen möchte, muss das im Installations­prozess mehr­fach bestätigen. © Stiftung Warentest

Rufen Sie die Webseite des alternativen App-Stores auf, den Sie verwenden wollen. Starten Sie den Download der Installations­datei und bestätigen Sie auf Nach­frage, dass Sie die Datei installieren wollen. Nun werden Sie aufgefordert, den Store in Ihren Handy-Einstel­lungen zuzu­lassen. Ist das erledigt, können Sie die Installations­datei des Stores einrichten. Danach erscheint der Store als App-Icon auf Ihrem iPhone. Nun können Sie Apps aus dem neuen Store herunter­laden. Fertig.

Das Ganze dauert in der Regel etwa zwei Minuten.

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