Manche Apps sind in den offiziellen App-Stores nicht erhältlich. Wie Sie sie dennoch bekommen, welche Vorteile das hat – und wie Sie damit verbundene Risiken verringern.
Sie haben von einer tollen App gehört, doch bei der Suche im App-Store Ihres Handys werden Sie nicht fündig? Das ist kein Einzelfall. Es gibt zahlreiche Gründe, warum bestimmte Apps in den offiziellen Stores von Google und Apple nicht vorkommen: Etwa weil die beiden großen Duopolisten meinen, eine App erfülle nicht ihre Vorgaben, die sie allen App-Entwicklern diktieren. Oder weil die App vielleicht Google- oder Apple-eigenen Programmen unliebsame Konkurrenz macht. Oder weil der App-Anbieter keine Gebühren an die beiden Platzhirsche abgeben will.
Erfreulicherweise lassen sich die entsprechenden Apps aber auf anderen Wegen herunterladen. Bei Android geht das seit Jahren, nun öffnet sich langsam auch die Apple-Welt dafür. Aber: Apps aus alternativen Quellen können Gefahren bergen.
In diesem Ratgeber erläutern wir, welche alternativen Quellen es gibt, welche Vorteile sie bieten, wie man die mit ihnen verbundenen Risiken mindert – und wie sich die Lage zwischen Android und iOS unterscheidet.
Die Lage bei Android
Was haben das populäre Spiel Fortnite, der Werbeblocker AdAway sowie die Browser Iceraven und Bromite gemeinsam? Keine dieser Apps ist in Googles Play Store verfügbar – dem zentralen Ort, an dem sich Android-Nutzer Programme herunterladen.
Allein im Jahr 2023 hat Google laut eigenen Angaben rund 2,3 Millionen Apps aus dem Play Store gelöscht oder gar nicht erst zugelassen. Kurzum: Längst nicht jede App, die Nutzerinnen und Nutzer haben wollen, ist im Play Store erhältlich. Selbst einige von der Stiftung Warentest empfohlene Kinderschutz-Apps waren dort zeitweise nicht vorhanden.
Warum Google manche Apps blockiert
Dass im Play Store nicht alle Apps der Welt aufzufinden sind, hat oft gute und nachvollziehbare Gründe: etwa wenn es um Piraterie oder andere illegale Aktivitäten geht, wenn die Apps Schadsoftware wie Viren enthalten oder Nutzende zu sehr ausspionieren.
In anderen Fällen blockiert Google aber auch nützliche, harmlose Apps, vielleicht weil sie Google-eigenen Apps Konkurrenz machen oder den Vorgaben widersprechen, die Google App-Entwicklern macht.
Einige Firmen – darunter Fortnite-Anbieter Epic Games – ziehen ihre Apps selbst zurück, aus Protest gegen die Gebühren, die Google verlangt: Meist sind das 15 oder 30 Prozent des über Google Play erzielten Umsatzes. Wieder andere Apps sind nicht weltweit verfügbar, sondern werden vom jeweiligen Anbieter nur in bestimmten Regionen bereitgestellt.
Die Alternative heißt APK
Am Computer ist es ganz normal, sich nicht sämtliche Software an einem zentralen Ort wie dem Windows- oder Apple-Store herunterzuladen, sondern auf den jeweiligen Anbieter-Webseiten.
In der Welt der Android-Handys hat sich hingegen eine solche Zentralisierung entwickelt: Apps holt man sich dort üblicherweise aus Googles Play Store (oder aus den App-Stores von Handy-Anbietern wie Samsung und Huawei). Dadurch können die Store-Betreiber den App-Entwicklern Richtlinien vorschreiben, die mitunter in erster Linie den Interessen des Betreibers dienen.
Doch fehlt eine App im Play Store, lässt sie sich anderenorts als sogenannte APK beschaffen: Die Abkürzung steht für „Android Application Package“, auf Deutsch „Android-Anwendungspaket“. APKs gibt es zum Beispiel in alternativen App-Stores wie F-Droid oder APK Mirror. Wir raten jedoch eher dazu, die APK-Datei direkt von der Webseite des jeweiligen Anbieters herunterzuladen.
Da Googles Betriebssystem Android beide Varianten üblicherweise durch Voreinstellungen blockiert, muss man den Download von APKs am Smartphone erst freischalten. Das geht aber einfach und dauert in der Regel nur eine Minute, wie unsere Anleitung unten auf der Seite zeigt.
Vorteile von APK-Dateien
APKs bringen Risiken mit sich (siehe nächster Abschnitt), aber auch Vorteile: Mit ihnen lassen sich Apps nutzen, die nicht im Play Store verfügbar sind. So kann man etwa mit Ad-Blocker-Apps Werbung stoppen oder zusätzliche Alternativen zum Google-Browser Chrome herunterladen. Per APK kommt man auch an Apps heran, die nur in bestimmten Regionen verfügbar sind – dadurch wird es beispielsweise möglich, schon vor einer Fernreise Bus- oder Zugtickets im Reiseland zu buchen.
Mitunter kann man über APKs auch schnellere Updates, Testversionen neuer Apps oder günstigere In-App-Käufe erhalten (da der App-Entwickler keine Gebühren an Google zahlen muss). Hinzu kommt, dass man einen älteren Versionsstand von Apps „einfrieren“ kann – für den Fall, dass ein aktuelles Update Fehler verursacht oder andere Nachteile mit sich bringt. Und auch in puncto Datenschutz können APKs helfen, da Google so möglicherweise weniger darüber erfährt, was Menschen auf ihren Handys tun.
Risiken von APKs
Im Normalfall ist der Download aus dem Play Store weiterhin der beste Weg, um Apps auf Android-Handys herunterzuladen. Das liegt daran, dass Google alle Apps auf Sicherheitsrisiken untersucht, ehe sie im Play Store erscheinen. Zwar übersieht auch Google manchmal Gefahren, aber insgesamt bieten die Sicherheitsmaßnahmen des Konzerns ein sinnvolles Schutzniveau – auch wegen der automatischen Verteilung von Updates.
Bei Apps aus anderen Quellen hingegen ist häufig unklar, ob und wie sie vorab geprüft wurden – und Verbraucher allein können in der Regel nicht erkennen, ob eine APK Schadsoftware, intensives Tracking oder unerwünschte Funktionen enthält oder ob die Datei von Fremden manipuliert wurde.
Risiken reduzieren
Um mögliche Risiken zu mindern, empfehlen wir folgendes Verhalten:
Überlegen Sie, ob für Ihre Zwecke auch die mobile Webseite des App-Anbieters reicht. Falls ja, brauchen Sie keine App herunterzuladen.
Greifen Sie nur zu APK-Dateien, wenn die gewünschte App nicht im Play Store (oder dem App-Store Ihres Handy-Anbieters) verfügbar ist.
Laden Sie APKs lieber direkt beim jeweiligen Software-Anbieter herunter statt über alternative App-Stores. Das schützt Sie auch vor App-Nachahmungen, die auf manchen Portalen angeboten werden, aber nicht der gewünschten Original-App entsprechen.
Scannen Sie die APK-Datei direkt nach dem Download mit einem mobilen Antivirenprogramm, ehe Sie die jeweilige App installieren.
Erteilen Sie der App nur technisch notwendige Rechte. Verweigern Sie etwa den Zugriff auf Ihr Adressbuch oder Ihren Standort, falls die App solche Daten verlangt, obwohl diese Informationen für ihre Funktion unerheblich sind.
Halten Sie per APK installierte Apps stets aktuell. Informieren Sie sich dazu in der App oder auf der Anbieter-Webseite, ob das Programm automatische Updates durchführt oder Sie sich selbst um regelmäßige Aktualisierungen kümmern müssen.
Rufen Sie am Handy die Anbieter-Webseite auf, von der Sie die APK-Datei runterladen wollen. Starten Sie den Download. Bestätigen Sie auf Nachfrage, dass Sie die App herunterladen möchten. Öffnen Sie die Datei nach dem Download. Falls Sie noch nie eine APK installiert haben, weist Ihr Handy nun darauf hin, dass Sie die App nicht einrichten können, solange Sie Ihrem Browser nicht erlauben, Apps aus „unbekannten Quellen“ zu installieren. Klicken Sie in diesem Hinweis auf den „Einstellungen“-Button und geben Sie an, dass Sie dieser Quelle vertrauen. Bestätigen Sie nun auf Nachfrage, dass Sie die App installieren wollen. Öffnen Sie die installierte App. Fertig.
Das Ganze dauert in der Regel etwa zwei Minuten.
Die Lage bei iOS und iPadOS
Apps für iPhones und iPads gab es lange ausschließlich über Apples App Store – von wenigen Ausnahmen wie speziellen Apps für Unternehmen abgesehen. Laut Apple diente das der Sicherheit der Nutzer. Und tatsächlich gilt das Risiko, sich Schadsoftware einzufangen, auf Apple-Geräten als besonders gering, denn jede App muss erst von Apple geprüft und freigegeben werden.
Das US-Unternehmen kann dadurch aber auch hohe Provisionen kassieren: Genau wie bei Google fallen üblicherweise 15 oder 30 Prozent an bei In-App-Käufen, die über Apples App Store erzielt werden. Zusätzlich hielt Apple so auch Programme von seinen Plattformen fern, deren Inhalte dem Unternehmen nicht passten: etwa Apps, die Pornografie oder Gewalt enthielten.
Mehr Wahlfreiheit in der EU
Doch seit März 2024 haben Nutzerinnen und Nutzer in der Europäischen Union mehr Auswahl, zumindest theoretisch: Apple muss seitdem aufgrund eines EU-Gesetzes – dem Digital Markets Act (DMA) – alternative App-Stores auf seinen Geräten erlauben. Entwickler können Apps zudem direkt auf ihrer Webseite zum Herunterladen anbieten.
Zusätzlich ist es App-Entwicklern nun möglich, andere Zahlungsdienstleister als Apple für In-App-Käufe zu nutzen – auch bei Apps, die über Apples App Store vertrieben werden. In der Vergangenheit mussten etwa Streaming-Dienste wie Spotify und Netflix, aber auch kleine Indie-Spieleentwickler bis zu 30 Prozent der Abogebühren an Apple abgeben, wenn ein Abo innerhalb der iOS- oder iPadOS-App abgeschlossen wurde.
Apple hat weiterhin viel Kontrolle
Im Gegensatz zu Google kontrolliert Apple auch Apps, die aus alternativen Quellen stammen. Sowohl Apps aus App-Stores von Drittanbietern – Apple nennt sie „App-Marktplätze“ − als auch Apps, die direkt auf Entwickler-Webseiten angeboten werden, müssen eine Prüfung von Apple durchlaufen. Die setzt sich laut dem Unternehmen aus automatisierten sowie menschlichen Tests zusammen.
Besteht eine App diese Prüfung, signiert Apple sie. Nur signierte Programme laufen auf iPhones und iPads. Offiziell dient das dem Schutz vor Viren, Piraterie-Software und Betrug. Dem kalifornischen Unternehmen ist aber sicher auch daran gelegen, möglichst viel Kontrolle über seine Plattformen zu behalten.
Bislang nur wenige Alternativen verfügbar
Anders als bei Android ist das Angebot an alternativen App-Quellen für iOS und iPadOS noch sehr schmal: Es besteht bislang nur die Möglichkeit, einen alternativen App-Store einzurichten und dann von dort Apps zu beziehen, die bei Apple fehlen. Solche Stores gibt es etwa unter den Namen „Setapp“, „Altstore“ und „Epic“ (vom Fortnite-Anbieter).
Wir fanden hingegen keine Apps, die man direkt von der Webseite des Anbieters herunterladen und installieren kann. Möglicherweise scheuen die App-Entwickler den Aufwand, vor den Apple sie stellt. Apples Konditionen machen es für viele Firmen unattraktiv, Geld in alternative Vertriebswege zu investieren.
Das Risiko, sich durch iPhone- und iPad-Apps aus alternativen Quellen Schadsoftware einzufangen, schätzen wir aufgrund von Apples Prüfungen als geringer ein als bei Android.
Voraussetzungen für Apps aus alternativen Quellen
Damit alternative App-Stores und Apps von Anbieter-Webseiten funktionieren, müssen laut Apple folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
Das Land des Apple-Kontos muss auf ein EU-Land eingestellt sein.
Man muss sich physisch in der Europäischen Union befinden. Verlässt man die EU, lassen sich Apps aus alternativen Quellen nur 30 Tage lang aktualisieren.
Um alternative App-Stores verwenden zu können, ist mindestens iOS 17.4 oder iPadOS 18 nötig. Um Apps von Anbieter-Webseiten laden zu können, braucht man mindestens iOS 17.5 oder iPadOS 18.
Anleitung: So richten Sie alternative App-Stores ein
Rufen Sie die Webseite des alternativen App-Stores auf, den Sie verwenden wollen. Starten Sie den Download der Installationsdatei und bestätigen Sie auf Nachfrage, dass Sie die Datei installieren wollen. Nun werden Sie aufgefordert, den Store in Ihren Handy-Einstellungen zuzulassen. Ist das erledigt, können Sie die Installationsdatei des Stores einrichten. Danach erscheint der Store als App-Icon auf Ihrem iPhone. Nun können Sie Apps aus dem neuen Store herunterladen. Fertig.
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