Ethanol-Kamine Eine brandgefähr­liche Deko

Ethanol-Kamine - Eine brandgefähr­liche Deko

Flammende Deko. Ethanol-Kamine sind ein Hingu­cker – doch es kommt immer wieder zu schweren Unfällen. © Alamy / Citizen of the Planet

Ethanol-Kamine und -Wohn­deko liegen im Trend, sind aber gefähr­lich. Die Stiftung Warentest gibt Tipps für eine sichere Nutzung und wie die Brandgefahr verringert wird.

Immer wieder schwere Ethanol-Unfälle

Anbieter von Ethanol- oder Bio-Ethanol-Kaminen versprechen heimelige Kamin­atmosphäre ohne viel Aufwand: mobil, günstig – und, anders als bei Holz­öfen, ohne Rauch und Ruß. Die tänzelnden Ethanol-Flammen liegen aber auch außer­halb von Kaminen im Trend. So werden für Heim und Garten Wohn­accessoires wie Glass­telen, Würfel oder sogar Tische angeboten, in denen Ethanol-Feuer brennen.

Doch die Kamine und Deko-Objekte bergen ihre ganz eigenen, brandgefähr­lichen Risiken. In den vergangenen Jahren zogen sich in Deutsch­land immer wieder Menschen schwere Verletzungen bei Ethanol-Explosionen zu. Im Jahr 2023 etwa starb sogar ein Mann infolge einer Ethanol-Verpuffung, weitere Menschen verletzten sich schwer (Tödliche Stichflamme bei Familienfeier in Höxter).

Unfall­ursache ist oft der Mensch

Schwere Unfälle mit Ethanol-Feuer­stellen gehen häufig auf Bedien­fehler oder Miss­geschicke zurück. Denn vor allem beim Entzünden oder Nach­füllen wird es gefähr­lich: Ethanol entzündet sich schon bei relativ nied­riger Temperatur. Wird das Ethanol nachgefüllt, wenn der Kamin noch nicht ganz abge­kühlt ist, kann eine Stich­flamme emporschießen. Zudem wird Ethanol schon bei recht nied­rigen Temperaturen gasförmig. Verbrennt die Brenn­paste nicht restlos kann sich ein Gas-Luft-Gemisch im Kamin bilden, das beim nächsten Anzünden des Kamins zu einer Explosion führen kann.

Auch Bio-Ethanol gerät schnell in Brand

Diese Gefahren gelten genauso auch für Bio-Ethanol. Der besteht zwar zu etwa 95 Prozent aus pflanzlichen Alkoholen, ist aber ebenfalls ein gefähr­licher Brenn­stoff und Brand­beschleuniger. Schon ab einer Temperatur von 21 Grad Celsius kann Bio-Ethanol mit Luft ein leicht entzündliches Gemisch bilden. Läuft es aus und entzündet sich, brennt schnell der ganze Raum.

So reagieren Sie richtig, wenn es brennt

Wenn Ethanol oder andere brenn­bare Stoffe außer­halb des Kamins in Brand geraten, versuchen Sie die Flammen sofort zu löschen. Das geht beispiels­weise mit einem Schaum-Feuerlöscher, der für brennende Alkohole geeignet ist. Ist kein Feuerlöscher im Haus, kann eine schwere Baumwoll­decke helfen, den Brand zu löschen. Besser ist eine speziell behandelte Lösch­decke. Mehr erfahren Sie im Löschmittel-Vergleich der Stiftung Warentest sowie im Special Brandschutz zu Hause.

Ethanol-Kamine belasten die Raum­luft

Außerdem sind die Ethanol-Feuer nicht ganz so sauber, wie von manchem Anbieter angepriesen. Bei der Verbrennung von Ethanol entstehen gesund­heits­schädliche Luft­schad­stoffe wie Kohlen­dioxid, Kohlen­monoxid, Form­aldehyd, Benzol und Fein­staub.

In einem Test des französischen Verbrauchermagazins 60 Millions de consommateurs (kosten­pflichtig) traten neben Öl-Öfen auch zwei Ethanol-Kamine an. Den beiden Modellen Wikao Zenith Smart und OneConcept Phantasma Tower attestierten die französischen Tester „katastrophale Ergeb­nisse“ im Schad­stoff­test. In einem konstant belüfteten Versuchs­raum über­schritt die Kohlen­monoxid-Konzentration mit 13 Milligramm pro Kubik­meter Raum­luft den von der WHO empfohlenen Grenz­wert von 10 Milligramm. Auch die Form­aldehyd-Werte lagen deutlich über dem WHO-Grenz­wert, ebenso der Ausstoß von Benzol und Fein­staub. Ethanol-Öfen sollten deshalb ausschließ­lich in gut belüfteten Räumen und nicht zum Heizen genutzt werden.

Sicheres Kaminfeuer auf dem Bild­schirm

Alternativ und sicher lässt sich Kamingefühl auf dem Fernseher, Monitor oder Notebook erzeugen – durch behagliche Kamin­videos als Bild­schirm­schoner. Die besten Fernseher mit nied­rigem Energieverbrauch zeigt der Fernseher-Test der Stiftung Warentest.

7 Tipps für sicheren Umgang mit Ethanol

Wer trotz aller Risiken einen Ethanol-Kamin oder mit Ethanol befeuerte Wohn­dekoration verwenden will, kann Brand- und Gesund­heits­gefahren mit diesen sieben Maßnahmen etwas eindämmen.

1. Sicheren Stand­ort wählen

Wählen Sie einen Platz, an dem keine brenn­baren Materialien wie Holz oder Papier in der Nähe sind. Befolgen Sie strikt die Aufstell­anleitung des Anbieters und lassen Sie sich bei Wandgeräten beraten, wie Sie diese sicher befestigen können.

2. Vorsichtig befüllen

Füllen Sie unter keinen Umständen Ethanol nach, während der Kamin brennt oder noch heiß ist. Befüllen Sie den Kamin nur, wenn er voll­ständig abge­kühlt ist. Der Hersteller sollte Hinweise geben, wie lange Sie nach dem Erlöschen der Flammen warten müssen, bevor Sie Brenn­stoff nach­füllen dürfen. Verwenden Sie dafür ausschließ­lich den in der Anleitung angegebenen Brenn­stoff. Andere flüssige Brenn­stoffe sind nicht geeignet. Achten Sie außerdem darauf, die Brenn­wanne nicht zu über­füllen und die maximale Füll­menge nicht zu über­schreiten.

3. Nur mit Abstand anzünden

Zünden Sie den Brenn­stoff möglichst mit etwas Abstand an – zum Beispiel einem Stabfeu­erzeug – und halten Sie nicht das Gesicht über den Brenn­stoff, im Kamin kann es zu Verpuffungen kommen.

4. Feuer niemals unbe­aufsichtigt lassen

Lassen Sie das Feuer niemals aus den Augen. Verlassen Sie insbesondere nicht das Haus, während der Kamin noch brennt. Gehen Sie auch nicht zu Bett, solange die Flamme noch nicht erloschen ist.

5. Regel­mäßig lüften

Beim Verbrennen von Bio-Ethanol entstehen neben Wasser und Kohlen­stoff­dioxid auch Luft­schad­stoffe, die den Innenraum belasten. Zum Vergleich: Ein halber Liter verbrannter Ethanol erzeugt in etwa so viel Kohlen­stoff­dioxid wie 12 bis 16 Menschen in einer Stunde ausatmen. Lüften Sie ausgiebig. Je kleiner der Raum ist, desto mehr müssen Sie lüften.

6. Brenn­stoff sicher lagern

Lagern Sie Ethanol fest verschlossen, fern von Zündquellen und außer­halb der Reich­weite von Kindern. Am besten in einem abschließ­baren Schrank. Es ist nicht erlaubt, mehr als fünf Liter in Wohnungen aufzubewahren. Größere Mengen müssen in speziellen Räumen, z.B. mit einer feuersicheren Tür aufbewahrt werden.

7. Ausgelaufenen Brenn­stoff richtig entsorgen

Verschüttetes Ethanol sofort mit trockenen Tüchern aufsaugen und außer­halb der Wohnung entsorgen.

Kauf-Tipps für mehr Sicherheit

Leben Kinder oder Haustiere im selben Haushalt, sollten Sie auf den Kauf eines Ethanol-Kamins verzichten. Wollen Sie Wohn­dekoration mit einer Ethanol-Feuer­stelle erwerben, empfehlen wir, beim Kauf die folgenden fünf Punkte zu beachten, um die Risiken im späteren Betrieb etwas zu minimieren.

1. Auf die aktuelle Din-Norm achten

Wichtig ist, dass die Kamine die aktuelle Norm Din EN 16647:2016 erfüllen. Sie gilt für Deko-Feuer­stellen mit einem flüssigen Brenn­stoff wie Ethanol. Sie schreibt zum Beispiel Warn- und Bedienungs­hinweise und Anforderungen an die Konstruktion der Geräte vor, mit denen insbesondere das Umstoßen und Auslaufen des Brenn­stoffs verhindert werden soll. Die Norm gilt für Geräte mit einer maximalen Leistung von 4,5 Kilowatt. Die Fachleute der Stiftung Warentest meinen allerdings: Selbst die Norm-Anforderungen können nicht voll­ständig vor Unfällen schützen.

2. Im Fach­geschäft kaufen und beraten lassen

Wollen Sie einen Kamin oder eine Deko-Feuer­stelle erwerben, empfehlen wir, das im Fach­geschäft zu tun und sich das Gerät vorzuführen und wichtige Sicher­heits­hinweise geben zu lassen.

3. Mindest­raumgröße beachten

Auf dem Typenschild muss auch die Mindest­größe des Raumes vermerkt sein. Grund­sätzlich sollten Ethanol-Kamine in zugfreier Umge­bung brennen, mit dem vorgesehenen Brenn­stoff, nach dem Lesen der Gebrauchs­anleitung und in gut belüfteten Räumen.

4. Gerät mit Ausschalt­möglich­keit kaufen

Lassen Sie sich das Gerät genau erklären. Manche Deko-Feuer­stellen oder Kamine lassen sich nicht „ausschalten“. Sie brennen in jedem Fall so lange, bis das Ethanol verbraucht ist. So lange müssen Sie die Flamme auch über­wachen. Andere lassen sich löschen, indem die Luft­zufuhr zur Flamme unterbrochen wird. Dann verbleibt das restliche Ethanol im Kamin.

5. Keine wackelige Unter­konstruktionen kaufen

Die geltende Norm macht Vorschriften, die ein Umkippen der Ethanol-Feuer­stellen verhindern sollen. Dennoch sollten Sie beim Kauf darauf achten, beispiels­weise keine hohen Stelen oder Ständer zu kaufen – oder Unter­konstruktionen, die ihnen wackelig vorkommen.

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32 Kommentare Diskutieren Sie mit

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 09.09.2025 um 07:35 Uhr
    Testwunsch

    @HotFirefly: Wir haben den Testwunsch aufgenommen.

  • HotFirefly am 08.09.2025 um 17:00 Uhr
    Nach 16 Jahren nun bitte endlich einen Test

    Nach über 16 Jahren nun bitte endlich mal einen Test zu diesem Artikel!
    Danke!

  • kmetag am 31.10.2024 um 14:32 Uhr
    Befestigung ist auch wichtig

    Hatte mal gelesen, dass ein Kamin der in die Wand gedübelt war herunter kam und die darunterbefindlichen Personen und Gegenstände verschwer verbrannt hat.Ethanol ist schwer zu löschen und facht beim wedeln oder pusten noch mal extra an. Grund waren die Kunststoffdübel. Die waren bei der Hitzentwicklung geschmolzen und hielten nicht mehr in der Wand.
    Metalldübel verwenden, sonst Wohnungsbrand und Verletzte.

  • A.Schmidt am 30.10.2024 um 17:35 Uhr
    KohlenMONOxid ist die Gefahr

    Jedes Jahr gibt es hunderte Todesfälle durch Kohlenmonoxid. Es ist geruchlos, farblos und stark giftig.
    Lüften vergessen ➔ tot
    Wenn man einen Ethanol-Ofen in die Wohnung stellen will, sollte man sich einen CO-Warnmelder kaufen, die gibt es günstig von den europäischen Herstellern Hekatron, Pyrexx und Ei Electronics.
    Kohlendioxid ist kein großes Problem.

  • HotFirefly am 30.10.2024 um 17:12 Uhr
    Bitte endlich einen Test

    Nach über 15 Jahren nun bitte endlich mal einen Test zu diesem Artikel!
    Fernseher, Handys und andere elektronische Geräte nehmen wohl einfach Zuviel Kapazität!
    Danke!