Weintrauben Trauben aus Nicht-EU-Ländern häufiger mit Pestiziden belastet

Weintrauben - Trauben aus Nicht-EU-Ländern häufiger mit Pestiziden belastet

Immer waschen. Ein Teil an möglichen Pflanzen­schutz­mittel­rück­ständen lässt sich unter fließendem Wasser wegspülen. © Adobe Stock / Olga Yastremska

Weintrauben haben ganz­jährig Saison. Kontrollen zeigen: Früchte, die von weiter her kommen, sind öfter hoch belastet.

Trauben gehören zu den beliebtesten Obst­sorten: Der Pro-Kopf-Verzehr liegt in Deutsch­land bei 5,1 Kilogramm im Jahr. Im Supermarkt lassen sie sich das ganze Jahr über kaufen – oft mit makellosem Aussehen. Fast immer stammen die Früchte aus südlichen Ländern, nicht selten aus Übersee.

Doch etliche Trauben sind stark mit Pestiziden belastet, wie ein Check des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Stuttgart (CVUA) zeigt. Das CVUA untersuchte 61 konventionelle und 3 Bio-Proben, neun der konventionellen Trauben­proben über­schritten sogar Höchst­grenzen. Die Trauben wurden im Verlauf des Jahres 2024 untersucht.

Einige Proben als gesund­heits­schädlich einge­stuft

Betroffene Früchte stammten in sieben Fällen aus der Türkei und je einmal aus Italien und Namibia. Die Behörde stufte die Früchte aus der Türkei und eine Probe aus Italien als „gesund­heits­schädlich“ und „nicht sicher“ ein. Sie enthielten auffällig viel vom Insektizid Acetamiprid, das möglicher­weise nerven- und hirn­schädigend ist.

Die nachgewiesenen Gehalte schöpften die akute Referenzdosis (ARfD) zu mehr als 200 Prozent aus. Die Welt­gesund­heits­organisation definiert die ARfD als die Substanzmenge, die über die Nahrung inner­halb eines Tages oder mit einer Mahl­zeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein erkenn­bares Gesund­heits­risiko für den Verbraucher resultiert.

Zahlreiche positive Inhalts­stoffe

Tafeltrauben enthalten relativ viel Folsäure und Kalium sowie sekundäre Pflanzen­stoffe – etwa Flavonoide. Traubenkerne, die heute längst nicht mehr alle Früchte enthalten, warten mit Gerb- und Ballast­stoffen auf. Sogenannte Keltertrauben, die zu Wein verarbeitet werden, sind reicher an Zucker und Frucht­säure und haben Kerne.

Trauben aus der EU sind weniger belastet

Welche Länder am meisten Trauben nach Deutsch­land importieren, wechselt laut CVUA im Jahres­verlauf: Im Winter kommen die Früchte in der Regel aus Südamerika, im Frühling aus Süd- und Nord­afrika sowie Indien und im Sommer und Herbst aus Südeuropa. Dem Amt zufolge machte es einen Unterschied, ob Trauben aus der EU oder einem Dritt­staat stammten:

Während die Gesamt­belastung mit Pestiziden in Proben aus Nicht-EU-Ländern im Durch­schnitt bei 1,9 Milligramm pro Kilogramm lag, betrug sie bei EU-Trauben aus Italien, Spanien und Griechen­land 0,57 Milligramm pro Kilo – 30 Prozent davon.

CVUA Stutt­gart

Biotrauben waren unbe­lastet

Die Art des Anbaus beein­flusst maßgeblich, ob Rück­stände von Pestiziden vorhanden sind: So fand das CVUA in den drei Bioproben aus Südafrika und Italien keine dieser Substanzen. Das hat Gründe: Im Bio-Anbau ist es verboten, chemisch-synthetische Pestizide einzusetzen. Erlaubt wäre eine Behand­lung beispiels­weise mit Kupfer oder Back­pulver.

Ob konventionell oder bio: Trauben sind per se empfindliche Früchte, die leicht von Pilzen und Schädlingen befallen werden und schnell schimmeln können. Laut CVUA tragen die Pestizide unter anderem dazu bei, dass die Früchte ihre Qualität bewahren und auf langen Trans­porten gesund und stabil bleiben.

Tipp: Die Stiftung Warentest untersucht Lebens­mittel regel­mäßig auf Rück­stände, zuletzt etwa Grünen Tee und Matcha-Tee. Im Früh­jahr 2024 fanden wir zudem heraus, dass viele Produkte in Konserven auffällig stark mit Bisphenol A belastet sind.

Konventionelle Früchte mit mindestens drei Wirk­stoffen

In allen konventionellen Früchten fanden sich mindestens drei Wirk­stoffe – die maximale Anzahl lag bei 19 Substanzen in einer Probe. Die nachgewiesenen Mittel wirken unter anderem gegen Pilze wie Mehltau oder Schädlinge wie Traubenwickler-Larven oder Blatt­zikaden. Auch wenn bei den meisten Pestiziden das jeweils geltende gesetzliche Limit nicht ausgereizt wird und sie damit zulässig sind, sind mögliche Gesund­heits­risiken durch Mehr­fachrück­stände immer noch nicht wissenschaftlich ausreichend geklärt.

Unser Rat: Waschen, waschen, waschen

Wer konventionelle Trauben kauft, sollte mögliche Belastungen mit Pestiziden im Kopf haben und die Früchte gründlichst waschen, um Rück­stände zu entfernen – am besten unter fließendem, lauwarmem Wasser. Zum Schluss die Trauben mit einem Küchen­hand­tuch oder Küchenkrepp trocken tupfen.

So lässt sich bei konventionellen Trauben der Groß­teil an Pestiziden entfernen, die sich auf der Schale befinden. Einige können allerdings auch in die Früchte ziehen. Auch Biotrauben sollten Sie waschen, da sich auf der Schale Schmutz und Keime befinden könnten.

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