
Zahltag. Der Sauren Ruhestandsfonds zahlt jeden Monat einen Teil des Fondsvermögens aus. © Getty Images / Moment RF / Jay Radhakrishnan
Ein Fonds, der monatlich ausschüttet – klingt attraktiv, ist aber teuer und langfristig riskant. Warum der Sauren Ruhestandsfonds keine Wunderlösung für die Rente ist.
Viele Anlegerinnen und Anleger stellen sich bei nahendem Rentenalter die Frage, wie sie ihr Vermögen nutzen können, um damit ihre Ausgaben im Alter teilweise oder ganz zu decken. Dieses Problem will der Sauren Ruhestandsfonds lösen. Der Fonds verspricht eine monatliche Ausschüttung von 0,3 Prozent der Anlagesumme, bei 100 000 Euro Anlagesumme also 300 Euro, unabhängig von der tatsächlichen Wertentwicklung. Im Jahr also rund 3,6 Prozent. Klingt auf den ersten Blick verlässlich, vielleicht sogar großzügig. Doch wie so oft gilt: Wenn etwas zu gut klingt, sollte man genauer hinsehen.
Extrem teurer Dachfonds
Der Sauren Ruhestandsfonds ist ein Dachfonds. Das heißt: Er investiert nicht direkt in Aktien oder Anleihen, sondern in andere Fonds. Für den Anleger bedeutet das: doppelte Kosten und weniger Transparenz. Der Fonds ruft 2,75 Prozent (korrigiert am 28. Juli 2025) jährliche Kosten auf, was für einen defensiv ausgerichteten Fonds extrem teuer ist. Zudem ist noch ein ordentlicher Ausgabeaufschlag von bis zu 4 Prozent vorgesehen. Dadurch werden die Ausschüttungen des ersten Jahres bereits aufgefressen.
Der Fonds legt viel in teure Total Return-Fonds an. Solche Fonds streben eine positive Entwicklung an, unabhängig von der Marktentwicklung. Dass diese Strategien gelingen, ist aber keineswegs garantiert. Diese Konstruktion des Fonds erklärt aber die hohen Gesamtkosten. Von den im Basisinformationsblatt ausgewiesenen 2,75 Prozent jährlich geht nur ein Teil an Sauren.
Rendite unter Ausschüttung
In den vergangenen fünf Jahren lag die durchschnittliche Rendite bei 3,3 Prozent pro Jahr. Dieser Wert bezieht sich auf eine ältere Anteilsklasse des Fonds, die nicht monatlich ausschüttet.* Das passt zur Ausschüttung von 3,6 Prozent. Beinahe. Der Unterschied ist klein, aber entscheidend: Wenn ein Fonds dauerhaft mehr ausschüttet, als er erwirtschaftet, schrumpft das Vermögen. Und damit langfristig auch die Basis für künftige Erträge – ein Effekt, der in der Ruhestandsplanung meist unerwünscht ist.
Solange die Märkte mitspielen, funktioniert das Konzept gerade so. Aber wehe, der Fonds erwirtschaftet weniger als 3,6 Prozent pro Jahr nach Kosten. Dann sinkt auch der Wert des Fondsvermögens – und damit automatisch die Ausschüttungen: Die bleiben zwar bei 0,3 Prozent des angelegten Vermögens, aber wenn das Vermögen kleiner wird, sinkt der Euro-Betrag der Auszahlung.
Vorsichtiges Konzept könnte nicht reichen
Dass die Rendite deutlich über den Ausschüttungen liegt, ist von der Fondsgesellschaft nicht vorgesehen und auch eher unwahrscheinlich. Der Aktienanteil liegt laut Anbieter bei etwa 25 bis 30 Prozent. Das klingt sicher – aber „sicher“ ist nicht dasselbe wie „ausreichend renditestark für 30 Jahre Ruhestand und ein paar Prozent Inflation obendrauf bei teuren Fondskosten“. Denn auch wenn Fondsvermögen und Ausschüttungen in Euro über lange Zeiträume konstant bleiben, wird ihr Wert durch die Inflation immer geringer.
Charme der Bequemlichkeit
Natürlich ist das Konzept für Anlegerinnen und Anleger bequem. Einmal angelegt, muss man sich nicht weiter kümmern, sondern das Geld fließt monatlich aufs Konto, ganz ohne Antrag, Beratungsgespräch oder Überlegung, wie viel man dem eigenen Depot entnehmen kann. Und anders als etwa bei einer klassischen Sofortrente bleibt das restliche Kapital vererbbar.
Ein weiterer Pluspunkt: Anleger können jederzeit aussteigen. Wer will, kann den Fonds wieder verkaufen. Ob man mit Gewinn oder Verlust aussteigt, steht auf einem anderen Blatt. Aber es ist immerhin möglich.
Alternative mit dem Pantoffel-Portfolio
Wer ein wenig Aufwand für Nutzung seines Vermögens nicht scheut, fährt mit unseren Entnahmestrategien für das Pantoffel-Portfolio wahrscheinlich besser. Vor allem, weil nur ein Bruchteil der enormen Kosten des Sauren Ruhestandsfonds anfällt. Zudem gehen die Strategien auf die tatsächliche Wertentwicklung des Portfolios ein. Anleger behalten die Hoheit über ihre Geldanlage und können Risikoneigung und ETF, in die investiert wird, selbst bestimmen. Mit unseren Rechnern können sie einfach die passende Entnahmerate für ihre Strategie berechnen.
Fazit: Bequem aber teuer
Der Sauren Ruhestandsfonds verspricht eine bequeme Lösung für Anleger, die ihr Vermögen im Ruhestand nutzen wollen. Sie sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass die hohen Kosten in Kombination mit der defensiven Anlagestrategie starke Renditen unwahrscheinlich machen. In guten Marktphasen funktioniert das Konzept einigermaßen. Bei längeren Durststrecken besteht aber die Gefahr, dass viel aus der Substanz ausgeschüttet werden muss, was die Ausschüttungen stetig verringert.
*) Korrigiert am 27.08.2025. Der Link führte vorher auf eine andere Anteilsklasse des Fonds.
-
- Mit der 4-Prozent-Regel soll ein Entnahmeplan regelmäßig an die Inflation angepasst werden können.Funktioniert das auch mit dem Pantoffel-Portfolio?
-
- Unser Pantoffel-Portfolio setzt neben Aktien-ETF auch auf Zinsanlagen als Sicherheitsbaustein. Wir klären: Anleihe-ETF oder Tagesgeld – was eignet sich am besten?
-
- Japans Aktienmarkt ist gut gelaufen. Doch der schwache Yen minderte die Rendite für Euro-Anleger. Währungsgesicherte ETF schaffen Abhilfe, aber sie haben auch Nachteile.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@Lud.Herr: Absolute Return (AR) ja kein Selbstzweck. AR soll als Beimischung das Rendite-Risiko-Profil eines Portfolios verbessern oder als Einzelanlage ein attraktives Rendite-Risiko-Profil aufweisen. Wir können hier nur über letzteres sprechen, und da konnte der Ruhestandsfonds nach unseren quantitativen Bewertungsmaßstäben im Vergleich zu einem defensiven 08/15-Portfolio nicht immer glänzen. Ein Grund sind die sehr, sehr hohen Kosten.
Im Vergleich zu einem Sicherheitsbaustein aus Anleihen konnten AR-Strategien allerdings besonders in der Zinswende punkten (aber auch wir haben rechtzeitig vor den Folgen einer Zinswende gewarnt und Tagesgeld oder kurzlaufende Anleihen empfohlen).
Wenn AR nur phasenweise interessant ist, wer sagt mir dann, wann? Wenn das so einfach wäre, würde man immer gerade die Strategie kennen, die gerade gut läuft und dort investiert sein. So einfach ist es aber nicht. Und da kommt nun mal das Pantoffel-Portfolio als günstige und robuste Alternative ins Spiel. Das ist auch nicht immer vorne, aber aufgrund der niedrigen Kosten kann man davon ausgehen, dass es langfristig unter den Top-Anlagen sein wird.
Eine Vermögensverwaltung mit einem modernen Dachfonds, mit dem sogenannten Pantoffel-ETF ist nicht vergleichbar. Was macht denn ein Pantoffel Portfolio im Absolut Return Bereich ? Werben Sie auf diese Art für ihre Pantoffel ETFs?