Schaden UV-Filter der Umwelt? Werden einige deshalb sogar verboten? Sechs Fakten zum aktuellen Wissensstand und was Anwenderinnen und Anwender beachten können.
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Testergebnisse für 36 SonnenschutzmittelFür die Wissenschaft besteht weiter Forschungsbedarf
1. Die Datenlage ist unvollständig.
Studien weisen immer wieder auf mögliche umweltschädliche Eigenschaften von UV-Filtern hin. Im Fokus stehen meist Wasserlebewesen. So wird etwa befürchtet, dass bestimmte UV-Filter als endokrine Disruptoren in der Umwelt wirken – das heißt, dass sie das Hormonsystem von Korallen, Fischen oder anderen Wasserorganismen stören könnten.
Das Problem dabei: Oft reichen die bisher vorhandenen Daten nicht für wissenschaftlich fundierte Aussagen aus. „Es ist ein langwieriger Prozess, bis klare Schlussfolgerungen möglich sind“, sagt Jürgen Arning, Chemiker am Umweltbundesamt (UBA), der die Umwelteigenschaften von Lichtschutzfiltern bewertet. „Es sammeln sich die Hinweise aus der Forschung, aber wir müssen weiter auf Daten warten, um wissenschaftlich bewerten zu können, welches tatsächliche Gefahrenpotenzial von den einzelnen Stoffen ausgeht.“
2. Jeder Filter muss einzeln bewertet werden.
Die zugelassenen und in Sonnenschutzmitteln einsetzbaren UV-Filter sind vielfältig – so wirken die chemischen oder organischen UV-Filter anders als die mineralischen. Mineralische Filter können mitunter auch Nano-Größe haben, etwa Titandioxid oder Zinkoxid, und in dieser Form wiederum andere Umwelteigenschaften. Für jeden Filter bedarf es einer Einzelfallbewertung, was konkrete Aussagen erschwert. Im Fokus von Umweltschützern stehen derzeit eher die chemischen UV-Filter.
3. Verbote sind möglich.
„Vor allem Octinoxat, Octocrylen und strukturell ähnliche Benzophenone bleiben unter Beobachtung“, sagt Jürgen Arning vom UBA. Dass einzelne Filter in Zukunft auf EU-Ebene verboten werden – so wie es in anderen Teilen der Erde, etwa auf Hawaii, bereits der Fall ist – hält Arning durchaus für möglich. Erfolgen würde eine EU-weit geltende Regelung im Rahmen der europäischen REACH-Verordnung zur Bewertung und Regulierung von Chemikalien.
Die Anbieter von Sonnenschutzmitteln reagieren aber auch bereits von sich aus und verzichten auf den Einsatz von Filtersubstanzen, die zwar weiterhin zugelassen, aufgrund ihrer Umwelteigenschaften aber in Verruf geraten sind. Sonnenschutzmittel mit Octinoxat gibt es auf dem deutschen Markt inzwischen kaum noch, auch der Einsatz von Octocrylen ist zurückgegangen.
4. Es besteht ein Zielkonflikt.
Beim Thema Sonnenschutz gilt es abzuwägen – zwischen Umwelt- und Gesundheitsschutz. Denn Verbote von UV-Filtern können möglicherweise die Umwelt und vor allem Gewässer entlasten, es den Menschen aber erschweren, sich effektiv vor schädigender UV-Strahlung zu schützen. „Es dürfte schwierig werden, UV-Filter zu finden, die für die Umwelt gänzlich unproblematisch sind“, sagt Jürgen Arning. Am Ende werde es deshalb keine rein wissenschaftliche, sondern auch eine gesellschaftspolitische Entscheidung sein, ob und welche UV-Filter verboten werden. Dazu gehöre ein Abwägen von Kosten und Nutzen auf allen Ebenen.
5. Mit Sonnencreme verantwortungsvoll umgehen.
Klar ist: Je weniger UV-Filter in Gewässer gelangen, desto besser für Korallen, Fische oder andere Wasserorganismen. Mit ein paar einfachen Verhaltensweisen kann jeder zur Vermeidung beitragen: Intensives Sonnenlicht – vor allem in der Mittagszeit – meiden. Das kommt auch der Haut zugute. Zusätzlich schützt dichtgewebte Kleidung – dann müssen nur freiliegende Hautflächen eingecremt werden. All das reduziert die erforderlichen Crememengen. Werden Sonnenschutzmittel erst zu Hause unter der Dusche abgespült, gelangen UV-Filter in die Kläranlage.
6. Werbeversprechen kritisch betrachten.
„Korallenfreundlich“ oder „Rifffreundlich“ – damit werben manche Anbieter für ihre Sonnencremes. „In der Regel tragen Produkte diese Claims, wenn sie kein Octinoxat und Octocrylen enthalten“, sagt Jürgen Arning. „Auf die Filter zu verzichten, macht in dieser Hinsicht Sinn.“ Bei den Werbeaussagen handele es sich aber nicht um offizielle Umwelt-Label. Zu bedenken bleibe, dass die genannten UV-Filter durch andere ersetzt wurden. Für die sei aber nicht unbedingt klar belegt, dass sie aus Umweltsicht besser sind. „Das löst das Problem daher nicht nachhaltig“, sagt Arning.
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Testergebnisse für 36 Sonnenschutzmittel-
- Im Test der Stiftung Warentest: 19 Sonnencremes für Kinder mit Schutzfaktor 30, 50 oder 50+. Viele der Cremes, Lotionen und Sprays überzeugen, vier fallen durch.
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- Im Test von 14 Sonnencremes fürs Gesicht finden sich auch preisgünstige unter den besten. Zwei der teuersten Produkte schützen dagegen nicht zuverlässig vor UV-Strahlen.
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- Seit 2024 ist bekannt: Sonnenschutzmittel können einen verbotenen Weichmacher enthalten. Wie riskant ist das? Wir geben Antworten auf häufige Fragen.
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Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@8iroipln: Kleidung mit UV-Schutz haben wir zuletzt 2008 getestet. Da diese Untersuchung bereits zu lange zurückliegt, um noch aktuelle Kaufempfehlungen geben zu können, nehmen wir Ihre Anfrage gerne als Testwunsch auf. Ob, wann und in welcher Form ein neuer Test realisiert werden kann, lässt sich derzeit jedoch nicht absehen.
Wie lassen sich auf der Kleidung Flecken durch Sonnenschutzmittel vermeiden?
Solche oft gelblichen Verfärbungen lassen sich nur schwer auswaschen. Verursacher sind häufig die chemischen UVA-Filter, offenbar auch in Verbindung mit Schweiß, Hautfett und Wasser. Durch Waschen der Kleidung können sich die Flecken noch verstärken.
Wir haben auch nach intensiven Recherchen kein Testverfahren gefunden, solche Flecken reproduzierbar zu erzeugen. Wie gut sie sich bei den geprüften Mitteln wieder auswaschen lassen, können wir daher nicht testen.
Verhindern lassen sich Verfärbungen am ehesten mit etwas Geduld: Ziehen Sie sich nach dem Eincremen nicht sofort an, sondern warten Sie, bis das Sonnenschutzmittel gut in die Haut eingezogen und getrocknet ist. Fleckig gewordene Kleidung möglichst bald bei mittlerer bis niedriger Temperatur und mit Waschmittel ohne Bleiche waschen.
Zusätzliche Informationen und praktische Hinweise zum Sonnenschutz haben wir hier für Sie zusammengestellt: www.test.de/Test-Sonnencreme-und-Sonnenspray-fuer-Erwachsene-4868984-4868993/#question--1749410824-19
Vielleicht am sinnvollsten Fasern zu nehmen die nicht vergilben oder in denen Sonnencreme weniger haften bleibt, also vielleicht eher Fasern wie Polyester oder Polyamid. +Sonnenschutzfunktion
Wurden eigentlich mal Schirts mit Sonnenschutz getestet? Etwas schade z.B. das scheinbar nur einen einzigen Anbieter von Sonnenschutzkleidung mit dem UV-Standart801 gibt. Daher wäre ein Test davon und sonstiger UV-Schutzkleidung sicher besonders sinnvoll.
Könnte es sich bei den Sonnencremeflecken um eine Kombination von UV-Filter und optischem Aufheller durch Waschen handeln? Optische Aufheller wirken schließlich mithilfe von UV-Licht. Wenn jetzt z.B. aber am Kragen ein UV-Absorber klebt, funktioniert das ggf. nicht mehr? Manche waschen ja jede Wäsche mit Vollwaschmittel, nicht nur die Weiße. Könnte man bei weißer Wäsche sinnvoll (also Wäsche trotzdem Weiß) auf Aufheller verzichten? Einige weiße Baumwoll-Wäschstücke darf man ja nicht mal bleichen. Und Bleiche schädigt immer auch die Fasern...
@Zibebe: Meinen Sie eine Werbung mit unserem Logo? Unter dem nachfolgenden Link finden Sie die Möglichkeit der Überprüfung unserer Logos auf Gültigkeit: www.test.de/Werbung-mit-test-Logo-Machen-Sie-den-Lizenz-Check-5047409-0/
Ich war gerade in bei dm und habe dort festgestellt, dass dort das Sundance Spray mit LSF mit Ihrem Testergebnis beworben wurde, das tatsächlich getestete Produkt allerdings nicht. Möglicherweise ist ja die Zusammensetzung identisch (ich hatte keine Zeit, die Liste der Inhaltsstoffe zu vergleichen), aber ich finde das auf jeden Fall irreführend und hatte den leisen Verdacht, dass man mich zum Kauf des deutlich teureren Produkts verführen wollte. Vielleicht war es nur ein "normaler" Fehler, der aber bei mir ein ungutes Gefühl hinterließ.