Sonnen­cremes im Test

UV-Filter als Umwelt­risiko – was bisher bekannt ist

Datum:
  • Text: Lea Sophie Lukas, Heike Dierbach
  • Wissenschaftliche Leitung: Dr. Ursula Loggen
  • Produkt­auswahl: Michaela Back­hus
  • Leitung Faktencheck: Dr. Claudia Behrens

Schaden UV-Filter der Umwelt? Werden einige deshalb sogar verboten? Sechs Fakten zum aktuellen Wissens­stand und was Anwende­rinnen und Anwender beachten können.

Sonnen­cremes im Test Testergebnisse für 36 Sonnen­schutz­mittel freischalten

Für die Wissenschaft besteht weiter Forschungs­bedarf

1. Die Daten­lage ist unvoll­ständig.

Studien weisen immer wieder auf mögliche umwelt­schädliche Eigenschaften von UV-Filtern hin. Im Fokus stehen meist Wasser­lebewesen. So wird etwa befürchtet, dass bestimmte UV-Filter als endokrine Disruptoren in der Umwelt wirken – das heißt, dass sie das Hormon­system von Korallen, Fischen oder anderen Wasser­organismen stören könnten.

Das Problem dabei: Oft reichen die bisher vorhandenen Daten nicht für wissenschaftlich fundierte Aussagen aus. „Es ist ein lang­wieriger Prozess, bis klare Schluss­folgerungen möglich sind“, sagt Jürgen Arning, Chemiker am Umweltbundesamt (UBA), der die Umwelt­eigenschaften von Licht­schutz­filtern bewertet. „Es sammeln sich die Hinweise aus der Forschung, aber wir müssen weiter auf Daten warten, um wissenschaftlich bewerten zu können, welches tatsäch­liche Gefahren­potenzial von den einzelnen Stoffen ausgeht.“

2. Jeder Filter muss einzeln bewertet werden.

Die zugelassenen und in Sonnen­schutz­mitteln einsetz­baren UV-Filter sind vielfältig – so wirken die chemischen oder organischen UV-Filter anders als die mineralischen. Mineralische Filter können mitunter auch Nano-Größe haben, etwa Titandioxid oder Zink­oxid, und in dieser Form wiederum andere Umwelt­eigenschaften. Für jeden Filter bedarf es einer Einzel­fall­bewertung, was konkrete Aussagen erschwert. Im Fokus von Umwelt­schützern stehen derzeit eher die chemischen UV-Filter.

3. Verbote sind möglich.

„Vor allem Octinoxat, Octocrylen und strukturell ähnliche Benzophenone bleiben unter Beob­achtung“, sagt Jürgen Arning vom UBA. Dass einzelne Filter in Zukunft auf EU-Ebene verboten werden – so wie es in anderen Teilen der Erde, etwa auf Hawaii, bereits der Fall ist – hält Arning durch­aus für möglich. Erfolgen würde eine EU-weit geltende Regelung im Rahmen der europäischen REACH-Verordnung zur Bewertung und Regulierung von Chemikalien.

Die Anbieter von Sonnen­schutz­mitteln reagieren aber auch bereits von sich aus und verzichten auf den Einsatz von Filter­substanzen, die zwar weiterhin zugelassen, aufgrund ihrer Umwelt­eigenschaften aber in Verruf geraten sind. Sonnen­schutz­mittel mit Octinoxat gibt es auf dem deutschen Markt inzwischen kaum noch, auch der Einsatz von Octocrylen ist zurück­gegangen.

4. Es besteht ein Ziel­konflikt.

Beim Thema Sonnen­schutz gilt es abzu­wägen – zwischen Umwelt- und Gesund­heits­schutz. Denn Verbote von UV-Filtern können möglicher­weise die Umwelt und vor allem Gewässer entlasten, es den Menschen aber erschweren, sich effektiv vor schädigender UV-Strahlung zu schützen. „Es dürfte schwierig werden, UV-Filter zu finden, die für die Umwelt gänzlich unpro­blematisch sind“, sagt Jürgen Arning. Am Ende werde es deshalb keine rein wissenschaftliche, sondern auch eine gesell­schafts­politische Entscheidung sein, ob und welche UV-Filter verboten werden. Dazu gehöre ein Abwägen von Kosten und Nutzen auf allen Ebenen.

5. Mit Sonnen­creme verantwortungs­voll umgehen.

Klar ist: Je weniger UV-Filter in Gewässer gelangen, desto besser für Korallen, Fische oder andere Wasser­organismen. Mit ein paar einfachen Verhaltens­weisen kann jeder zur Vermeidung beitragen: Intensives Sonnenlicht – vor allem in der Mittags­zeit – meiden. Das kommt auch der Haut zugute. Zusätzlich schützt dicht­gewebte Kleidung – dann müssen nur freiliegende Hautflächen einge­cremt werden. All das reduziert die erforderlichen Creme­mengen. Werden Sonnen­schutz­mittel erst zu Hause unter der Dusche abge­spült, gelangen UV-Filter in die Klär­anlage.

6. Werbe­versprechen kritisch betrachten.

„Korallenfreundlich“ oder „Riff­freundlich“ – damit werben manche Anbieter für ihre Sonnen­cremes. „In der Regel tragen Produkte diese Claims, wenn sie kein Octinoxat und Octocrylen enthalten“, sagt Jürgen Arning. „Auf die Filter zu verzichten, macht in dieser Hinsicht Sinn.“ Bei den Werbeaussagen handele es sich aber nicht um offizielle Umwelt-Label. Zu bedenken bleibe, dass die genannten UV-Filter durch andere ersetzt wurden. Für die sei aber nicht unbe­dingt klar belegt, dass sie aus Umwelt­sicht besser sind. „Das löst das Problem daher nicht nach­haltig“, sagt Arning.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 22.08.2025 um 10:47 Uhr
    Sonnenschutz

    @8iroipln: Kleidung mit UV-Schutz haben wir zuletzt 2008 getestet. Da diese Untersuchung bereits zu lange zurückliegt, um noch aktuelle Kaufempfehlungen geben zu können, nehmen wir Ihre Anfrage gerne als Testwunsch auf. Ob, wann und in welcher Form ein neuer Test realisiert werden kann, lässt sich derzeit jedoch nicht absehen.
    Wie lassen sich auf der Kleidung Flecken durch Sonnenschutzmittel vermeiden?
    Solche oft gelblichen Verfärbungen lassen sich nur schwer auswaschen. Verursacher sind häufig die chemischen UVA-Filter, offenbar auch in Verbindung mit Schweiß, Hautfett und Wasser. Durch Waschen der Kleidung können sich die Flecken noch verstärken.
    Wir haben auch nach intensiven Recherchen kein Testverfahren gefunden, solche Flecken reproduzierbar zu erzeugen. Wie gut sie sich bei den geprüften Mitteln wieder auswaschen lassen, können wir daher nicht testen.
    Verhindern lassen sich Verfärbungen am ehesten mit etwas Geduld: Ziehen Sie sich nach dem Eincremen nicht sofort an, sondern warten Sie, bis das Sonnenschutzmittel gut in die Haut eingezogen und getrocknet ist. Fleckig gewordene Kleidung möglichst bald bei mittlerer bis niedriger Temperatur und mit Waschmittel ohne Bleiche waschen.
    Zusätzliche Informationen und praktische Hinweise zum Sonnenschutz haben wir hier für Sie zusammengestellt: www.test.de/Test-Sonnencreme-und-Sonnenspray-fuer-Erwachsene-4868984-4868993/#question--1749410824-19

  • 8iroipln am 17.08.2025 um 21:03 Uhr
    Vergilbung, Schutzkleidung

    Vielleicht am sinnvollsten Fasern zu nehmen die nicht vergilben oder in denen Sonnencreme weniger haften bleibt, also vielleicht eher Fasern wie Polyester oder Polyamid. +Sonnenschutzfunktion
    Wurden eigentlich mal Schirts mit Sonnenschutz getestet? Etwas schade z.B. das scheinbar nur einen einzigen Anbieter von Sonnenschutzkleidung mit dem UV-Standart801 gibt. Daher wäre ein Test davon und sonstiger UV-Schutzkleidung sicher besonders sinnvoll.

  • 8iroipln am 17.08.2025 um 20:49 Uhr
    Flecken, optische Aufheller

    Könnte es sich bei den Sonnencremeflecken um eine Kombination von UV-Filter und optischem Aufheller durch Waschen handeln? Optische Aufheller wirken schließlich mithilfe von UV-Licht. Wenn jetzt z.B. aber am Kragen ein UV-Absorber klebt, funktioniert das ggf. nicht mehr? Manche waschen ja jede Wäsche mit Vollwaschmittel, nicht nur die Weiße. Könnte man bei weißer Wäsche sinnvoll (also Wäsche trotzdem Weiß) auf Aufheller verzichten? Einige weiße Baumwoll-Wäschstücke darf man ja nicht mal bleichen. Und Bleiche schädigt immer auch die Fasern...

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 12.08.2025 um 14:37 Uhr
    Werbung Sonnencreme dm

    @Zibebe: Meinen Sie eine Werbung mit unserem Logo? Unter dem nachfolgenden Link finden Sie die Möglichkeit der Überprüfung unserer Logos auf Gültigkeit: www.test.de/Werbung-mit-test-Logo-Machen-Sie-den-Lizenz-Check-5047409-0/

  • Zibebe am 11.08.2025 um 17:34 Uhr
    Irreführende Kennzeichnung bei Sundance von dm?

    Ich war gerade in bei dm und habe dort festgestellt, dass dort das Sundance Spray mit LSF mit Ihrem Testergebnis beworben wurde, das tatsächlich getestete Produkt allerdings nicht. Möglicherweise ist ja die Zusammensetzung identisch (ich hatte keine Zeit, die Liste der Inhaltsstoffe zu vergleichen), aber ich finde das auf jeden Fall irreführend und hatte den leisen Verdacht, dass man mich zum Kauf des deutlich teureren Produkts verführen wollte. Vielleicht war es nur ein "normaler" Fehler, der aber bei mir ein ungutes Gefühl hinterließ.