
Neuer Service. Über die Bonify-App gibt es den Schufa-Basis-Score auch gratis. © Getty Images / Rob Daly, Bonify (M)
Privatpersonen können ihren Schufa-Basis-Score auch über die Bonify-App abrufen. Ein jetzt zusätzlich angebotenes kostenpflichtiges Abo-Modell lohnt sich nicht.
Was ist der Basis-Score?
Der Schufa-Basis-Score ist ein Zahlenwert in Prozent. Er drückt aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Kundin oder ein Kunde vertraglichen Verpflichtungen nachkommen. Dabei geht es nicht um das persönliche Zahlungsverhalten, sondern um das einer Gruppe, der die Person laut Schufa angehört. Der Basis-Score wird alle drei Monate aktualisiert. Über eine kostenlose Datenkopie nach § 15 Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) können Verbraucherinnen und Verbraucher diesen Score jederzeit schriftlich bei der Schufa anfordern.
Schufa kooperiert mit Bonify

Seit 18. Juli 2023 können Privatpersonen ihren persönlichen Schufa-Basis-Score jederzeit online und kostenlos über die App des Fintechs Bonify einsehen. Die App wird vom Finanzdienstleister Forteil GmbH angeboten. Dort müssen sich Interessierte registrieren und sich entweder mit ihrem Ausweis oder mit dem Girokonto legitimieren. Bei der zweiten Variante werden nach Angaben der Schufa von Bonify keine Transaktionsdaten verarbeitet. Das Konto diene nur zur Identifizierung. Anfang Juni 2024 startete ein Benachrichtigungsservice, über den sich Menschen über Bonify kostenlos informieren lassen können, wenn erstmalig ein Negativeintrag bei der Schufa gespeichert wird.
Seit 26. November 2024 können Privatpersonen dort auch sehen, welche Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten Daten über sie abgefragt haben und welche Vertragsinformationen gespeichert sind.
Mit diesem Service wolle die Schufa die digitale Transparenz erhöhen und Menschen mehr Kontrolle über ihre Daten geben, so Schufa-Chefin Tanja Birkholz.
App-Start mit Datenschutz-Problemen
Eine Woche nach dem Start der Bonify-App im Juli 2023 hatte eine Hackerin eine Sicherheitslücke öffentlich gemacht. Die App war daraufhin offline gegangen. Bei der Registrierung im Rahmen der Identifikation mittels Bankkonto gab es eine Möglichkeit, den Namen zu manipulieren und die eigene Adresse mit einer fremden auszutauschen. Auf Basis der manipulierten Daten wurde dann ein Score angezeigt.
Seit Mai 2025 zusätzlich kostenpflichtiges Abo-Modell
Forteil will mit den Abfragen nun offenbar auch Geld verdienen. Im Mai 2025 hat das Unternehmen kostenpflichtige Abos zum Scorewert eingeführt, die etwas mehr bieten. Abonnenten können damit neben der kostenlosen Basis-Score-Abfrage zusätzlich ihre tagesaktuellen Branchen-Scores einsehen.
Die Bonify-Abos gibt es in drei Stufen: Starter, Smart und Pro. Ab der Smart-Version ist die Mieterauskunft kostenlos, Pro-Kunden können selbst Datenabfragen blockieren. Jedes der drei Abos ist monatlich oder jährlich zahlbar, die Mindestlaufzeit beträgt immer ein Jahr. Erst danach ist das Abo monatlich kündbar. Bei jährlicher Zahlung kostet das Starter-Modell 42 Euro im Jahr, Smart 51 Euro, und Pro 108 Euro. Bei monatlicher Zahlung ist es etwas teurer. Achtung: Auch ein vermeintliches Monatsabo lässt sich erst nach einem Jahr kündigen. Nur die Bezahlung erfolgt monatlich. Unsere Einschätzung: Ein kostenpflichtiges Bonify-Abo rechnet sich für die wenigsten.
Umweg über Bonify-App ist unnötig
Muss man die Bonify-App überhaupt nutzen, um seinen Schufa-Basis-Score abzufragen? Unsere generelle Einschätzung: Wir halten den Umweg für unnötig. Denn es ist weiterhin möglich, sich bei der Schufa direkt über die eigenen Daten zu informieren. Dafür kann die Datenkopie nach Art. 15 Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) bestellt werden. Sie enthält auch den Basis-Score. Die Auskunft ist kostenlos und gibt eine Übersicht zu den über die anfragende Person gespeicherten Daten. Die Datenkopie wird in der Regel innerhalb von sieben Werktagen per Post zugestellt.
Wichtig. Entscheidend für den Erhalt eines Kreditvertrags oder einer Kreditkarte ist nicht der Basis-Score, sondern es sind die speziellen Branchen-Scores, die die Schufa tagesaktuell berechnet und auf Anfrage ihren Vertragspartnern übermittelt. Diese können leicht vom Basis-Score abweichen.
Auskünfte über ihre aktuellen Branchen-Scores bekommen Verbraucher nur, wenn sie bezahlen: Entweder für ein kostenpflichtiges Abo, oder 29,95 Euro für eine Bonitätsauskunft der Schufa. In der kostenlosen Datenkopie nach Artikel 15 der DSGVO stehen nur Branchen-Scores, die Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten angefragt und die die Schufa an diese übermittelt hat. Ihre Branchen-Scores müssen Verbraucherinnen und Verbraucher aber eigentlich nicht unbedingt kennen. Ein kostenpflichtiges Bonify-Abo ist deshalb definitiv nicht notwendig.
Auch die weiteren Zusatzfunktionen der verschiedenen Abo-Stufen sind eher als Gimmicks einzuordnen. Wer eine Bonitätsauskunft haben möchte, kann sie auch separat erwerben. Die teure Pro-Version wirbt mit der Option, Datenabfragen blockieren zu können. Wenn ein ernsthafter Verdacht auf zum Beispiel auf Identitätsdiebstahl besteht, und man Schufa-Abfragen deshalb blockieren will, geht das auch ohne zusätzliche Kosten direkt über die Schufa. Das Geld können Verbraucherinnen und Verbraucher sich sparen.
Nutzer bezahlen mit Daten
Wer die Bonify-App nutzt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er mit seiner Registrierung Daten preisgibt. Diese ermöglichen es Bonify, Werbung für Produkte zu verschicken, die über die App vertrieben werden. Dieser Preis ist aus unserer Sicht zu hoch für den ständigen Zugriff auf einen Score, der nur viermal im Jahr aktualisiert wird.
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- Auskunfteien sind verpflichtet darzulegen, wie sie einen Bonitäts-Score berechnen, sagt der EuGH. Außerdem darf ein Vertragsabschluss nicht allein davon abhängen.
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- Kredit beantragen und am gleichen Tag Geld bekommen – das geht, wenn die Kreditbank digital aufs Konto schaut. Der Vergleich der Sofortkredite zeigt günstige Angebote.
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- Ab Ende 2025 sollen Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Schufa nachrechnen können, wie die Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit zustande gekommen ist.
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Kommentarliste
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Zu Ende des Artikels erwähnen Sie Kritisch und mit Recht die Funktionen der App.
M.E. hätte ein Hinweis schon in die Überschrift gepasst.
Wichtig sind doch nur die Branchen-Scores. Kein Unternehmen oder Vertragspartner bekommt jemals den Basis-Score zu sehen. Wozu soll diese App also gut sein?