
Kraftfahrzeug. Das S-Pedelec hat einen so starken Motor, dass es als Kfz gilt. © picture alliance / dpa Themendienst / Zacharie Scheurer
Mit bis zu 45 Kilometern pro Stunde fahren S-Pedelecs sehr schnell. Führerschein, Helm und Haftpflichtversicherung sind vorgeschrieben.
Rund 10 000 S-Pedelecs werden jedes Jahr verkauft. Damit bleiben die Verkaufszahlen seit 2022 stabil. Im Vergleich zu normalen E-Bikes – 2024 wurden rund 2,1 Millionen E-Bikes verkauft – ist das S-Pedelec ein Nischenprodukt. Für den Arbeitsweg kann es ideal sein, wenn Berufstätige sonst aufs Rad oder normale E-Bike verzichten, weil es ihnen ein paar Kilometer zu viel sind.
Ein S-Pedelec ist ein Elektrofahrrad mit deutlich stärkerer Motorunterstützung als bei normalen Rädern aus unserem E-Bike-Test. Rechtlich gelten S-Pedelecs deshalb als Kleinkrafträder. Wer eines fahren will, braucht zu diesem schnellen Rad eine Kfz-Versicherung, einen Helm und einen Mofa-Führerschein, mindestens Klasse AM.
Was ist ein S-Pedelec?
S-Pedelecs kosten oft mehrere Tausend Euro. Sie unterstützen Radelnde bis zu einer Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde mit maximal 400 Prozent Tretkraftverstärkung. Sie haben eine Nenndauerleistung von bis zu 4 000 Watt.
Normale Pedelecs haben eine Leistung von maximal 250 Watt und unterstützen die Tretbewegung nur bis 25 Kilometern pro Stunde. So ist es in Paragraf 63a der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung geregelt.
Die Nenndauerleistung bezeichnet die Leistung, die der Motor kontinuierlich über einen längeren Zeitraum abgeben kann, ohne Schaden zu nehmen oder überhitzt zu werden. Sie ist die „nachhaltige“ Motorleistung, kurzzeitig können höhere Spitzenleistungen möglich sein.
Der enorme Unterschied – 250 Watt beim normalen Pedelec gegenüber 4 000 Watt beim S-Pedelec – erklärt die viel höhere Geschwindigkeit und stärkere Beschleunigung der schnellen Pedelec-Variante.
Tipp: Diebstahl- und Kasko-Versicherungen für normale E-Bikes bis 25 km/h Höchstgeschwindigkeit finden Sie in unserem Test von Fahrradversicherungen.
Unser Rat
Kfz-Haftpflicht. Für Ihr S-Pedelec müssen Sie eine Kfz-Haftpflichtversicherung abschließen. Diese gibt es bereits für unter 30 Euro im Jahr, etwa bei der Huk-Coburg.
Teilkasko. Oft ist es sinnvoll, das S-Pedelec zusätzlich gegen Diebstahl zu versichern, indem Sie Teilkasko-Schutz dazuwählen. Der Beitrag ist nur wenig teurer, Ihr schnelles E-Bike wahrscheinliche Tausende Euro wert.
Schutz. Setzen Sie einen Helm auf, er ist nach Straßenverkehrsordnung (Paragraf 21a Absatz 2 StVO) vorgeschrieben. Fahren Sie auf der Straße, Radwege sind meist tabu. Ausnahmen gibt es in einzelnen Kommunen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
Kfz-Versicherung für ein Kleinkraftrad
Bei der Suche nach einer passenden Versicherung im Internet kann es hilfreich sein, mit „Kleinkraftrad“ zu suchen. Nicht alle Anbieter, die Schutz bieten, liefern Treffer, wenn mit dem Stichwort „S-Pedelec“-Versicherung gesucht wird.
Die meisten großen Versicherungsgesellschaften bieten passende Tarife an, etwa Allianz, Huk-Coburg und Huk24, R+V und WGV. Zur Auswahl stehen reine Kfz-Haftpflichtpolicen und Kombinationen mit einer zusätzlichen Teilkasko-Absicherung.
Während die Kfz-Haftpflichtversicherung nur Schäden deckt, die anderen zugefügt werden, übernimmt die Teilkasko Kosten für das eigene Rad. Sie springt zum Beispiel ein, wenn es gestohlen wird. Oft ist Teilkasko-Schutz sinnvoll, da S-Pedelecs so teuer sind.
Diese Versicherungen sind günstig
Das Versicherungsjahr beginnt am 1. März und endet am 29. Februar des Folgejahres. Bei Anmeldung im laufenden Versicherungsjahr sinken die Preise mit jedem Monat.
So kostet der Schutz für ein S-Pedelec bei der Huk-Coburg rund 30 Euro für die reine Kfz-Haftpflicht und rund 70 Euro mit Teilkasko für ein Jahr. Das Kennzeichen ist im Preis enthalten. Startet der Schutz ab August 2025, kostet er 18,50 Euro und 48,50 Euro.
Bei der Allianz gibt es Haftpflicht-Schutz ab 59 Euro für ein Jahr, mit Teilkasko sind es rund 100 Euro. Etwas teurer ist die R+V.
Viele Anbieter nehmen etwas mehr, wenn der Fahrer oder die Fahrerin unter 23, unter 26 oder unter 27 Jahre alt ist. Die jungen Versicherten zahlen einen Risikoaufschlag.
Für wen lohnt sich ein S-Pedelec?
S-Pedelecs werden hauptsächlich für den Arbeitsweg genutzt. Laut Alexander Rosenthal vom Wirtschaftsverband Zukunft Fahrrad nimmt die Nutzung des normalen Fahrrads ab einer Strecke von 10 bis 12 Kilometern deutlich ab. „Der durchschnittliche Arbeitsweg in Deutschland beträgt etwa 16 bis 17 Kilometer. Für diese Strecken kann ein S-Pedelec mit seiner starken Motorunterstützung eine Alternative sein“, so Rosenthal.
Der „Fahrrad Monitor 2023“, eine repräsentative Umfrage des Sinus-Instituts, gefördert durch das Bundesverkehrsministeriums, bestätigt: Als häufigster Grund gegen das Radpendeln werden zu weite Strecken oder zu lange Fahrtzeiten genannt. Das wäre mit einem S-Pedelec kein Problem und die Vorteile des Radfahrens bleiben: Bewegung an der frischen Luft, sportliche Betätigung im Alltag und planbare Fahrtzeiten ohne Staugefahr.
S-Pedelecs gehören auf die Straße
„Es sind bisher meist Männer mittleren Alters, die ein S-Pedelec fahren“, berichtet Rosenthal. Die Räder können sehr schnell sein und sind nicht auf Radwegen zugelassen. Diese gesetzliche Regelung ist der hohen Maximalgeschwindigkeit geschuldet. Sie gilt aktuell für Radwege noch als zu gefährlich.
Es gibt Ausnahmen, die Premiere war 2019 in Tübingen: Hier wurde Deutschlands erstes Sonderzeichen „S-Pedelec frei“ unter einem Radwegschild angebracht. So schaffte die Stadt die Grundlage, damit die schnellen E-Bikes auf ausgewählten, gekennzeichneten Radwegen fahren dürfen.
Erste Bundesländer öffnen Radwege
Nordrhein-Westfalen (NRW) folgte 2023. Mit dem gleichen Vorgehen wie in Baden-Württemberg (BW) hat das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr die Möglichkeit geschaffen, Radwege für S-Pedelecs freizugeben. So können Kommunen in NRW und BW nach Einzelfallprüfung Wege mit dem Zusatzschild „S-Pedelecs frei“ öffnen.
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