S-Pedelecs Schnelle E-Bikes gut versichern

Datum:
  • Text: Lena Sington
  • Faktencheck: Dr. Claudia Behrens
S-Pedelecs - Schnelle E-Bikes gut versichern

Kraft­fahr­zeug. Das S-Pedelec hat einen so starken Motor, dass es als Kfz gilt. © picture alliance / dpa Themendienst / Zacharie Scheurer

Mit bis zu 45 Kilo­metern pro Stunde fahren S-Pedelecs sehr schnell. Führer­schein, Helm und Haft­pflicht­versicherung sind vorgeschrieben.

Rund 10 000 S-Pedelecs werden jedes Jahr verkauft. Damit bleiben die Verkaufs­zahlen seit 2022 stabil. Im Vergleich zu normalen E-Bikes – 2024 wurden rund 2,1 Millionen E-Bikes verkauft – ist das S-Pedelec ein Nischen­produkt. Für den Arbeitsweg kann es ideal sein, wenn Berufs­tätige sonst aufs Rad oder normale E-Bike verzichten, weil es ihnen ein paar Kilo­meter zu viel sind.

Ein S-Pedelec ist ein Elektrofahr­rad mit deutlich stärkerer Motor­unterstüt­zung als bei normalen Rädern aus unserem E-Bike-Test. Recht­lich gelten S-Pedelecs deshalb als Klein­kraft­räder. Wer eines fahren will, braucht zu diesem schnellen Rad eine Kfz-Versicherung, einen Helm und einen Mofa-Führer­schein, mindestens Klasse AM.

Was ist ein S-Pedelec?

S-Pedelecs kosten oft mehrere Tausend Euro. Sie unterstützen Radelnde bis zu einer Geschwindig­keit von 45 Kilo­metern pro Stunde mit maximal 400 Prozent Tret­kraft­verstärkung. Sie haben eine Nenn­dauer­leistung von bis zu 4 000 Watt.

Normale Pedelecs haben eine Leistung von maximal 250 Watt und unterstützen die Tretbewegung nur bis 25 Kilo­metern pro Stunde. So ist es in Paragraf 63a der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung geregelt.

Die Nenn­dauer­leistung bezeichnet die Leistung, die der Motor kontinuierlich über einen längeren Zeitraum abgeben kann, ohne Schaden zu nehmen oder über­hitzt zu werden. Sie ist die „nach­haltige“ Motorleis­tung, kurz­zeitig können höhere Spitzen­leistungen möglich sein.

Der enorme Unterschied – 250 Watt beim normalen Pedelec gegen­über 4 000 Watt beim S-Pedelec – erklärt die viel höhere Geschwindig­keit und stärkere Beschleunigung der schnellen Pedelec-Variante.

Tipp: Diebstahl- und Kasko-Versicherungen für normale E-Bikes bis 25 km/h Höchst­geschwindig­keit finden Sie in unserem Test von Fahrradversicherungen.

Unser Rat

Kfz-Haft­pflicht. Für Ihr S-Pedelec müssen Sie eine Kfz-Haft­pflichtver­sicherung abschließen. Diese gibt es bereits für unter 30 Euro im Jahr, etwa bei der Huk-Coburg.

Teilkasko. Oft ist es sinn­voll, das S-Pedelec zusätzlich gegen Diebstahl zu versichern, indem Sie Teilkasko-Schutz dazu­wählen. Der Beitrag ist nur wenig teurer, Ihr schnelles E-Bike wahr­scheinliche Tausende Euro wert.

Schutz. Setzen Sie einen Helm auf, er ist nach Straßenverkehrs­ordnung (Paragraf 21a Absatz 2 StVO) vorgeschrieben. Fahren Sie auf der Straße, Radwege sind meist tabu. Ausnahmen gibt es in einzelnen Kommunen in Nord­rhein-West­falen und Baden-Württem­berg.

Kfz-Versicherung für ein Klein­kraft­rad

Bei der Suche nach einer passenden Versicherung im Internet kann es hilf­reich sein, mit „Klein­kraft­rad“ zu suchen. Nicht alle Anbieter, die Schutz bieten, liefern Treffer, wenn mit dem Stich­wort „S-Pedelec“-Versicherung gesucht wird.

Die meisten großen Versicherungs­gesell­schaften bieten passende Tarife an, etwa ­Allianz, Huk-Coburg und Huk24, R+V und WGV. Zur Auswahl stehen reine Kfz-Haft­pflicht­policen und Kombinationen mit einer zusätzlichen Teilkasko-Absicherung.

Während die Kfz-Haft­pflicht­versicherung nur Schäden deckt, die anderen zugefügt werden, über­nimmt die Teilkasko Kosten für das eigene Rad. Sie springt zum Beispiel ein, wenn es gestohlen wird. Oft ist Teilkasko-Schutz sinn­voll, da S-Pedelecs so teuer sind.

Diese Versicherungen sind günstig

Das Versicherungs­jahr beginnt am 1. März und endet am 29. Februar des Folge­jahres. Bei Anmeldung im laufenden Versicherungs­jahr sinken die Preise mit jedem Monat.

So kostet der Schutz für ein S-Pedelec bei der Huk-Coburg rund 30 Euro für die reine Kfz-Haft­pflicht und rund 70 Euro mit Teilkasko für ein Jahr. Das Kenn­zeichen ist im Preis enthalten. Startet der Schutz ab August 2025, kostet er 18,50 Euro und 48,50 Euro.

Bei der Allianz gibt es Haft­pflicht-Schutz ab 59 Euro für ein Jahr, mit Teilkasko sind es rund 100 Euro. Etwas teurer ist die R+V.

Viele Anbieter nehmen etwas mehr, wenn der Fahrer oder die Fahrerin unter 23, unter 26 oder unter 27 Jahre alt ist. Die jungen Versicherten zahlen einen Risiko­aufschlag.

Für wen lohnt sich ein S-Pedelec?

S-Pedelecs werden haupt­sächlich für den Arbeitsweg genutzt. Laut Alexander Rosen­thal vom Wirt­schafts­verband Zukunft Fahr­rad nimmt die Nutzung des normalen Fahr­rads ab einer Strecke von 10 bis 12 Kilo­metern deutlich ab. „Der durch­schnitt­liche Arbeits­weg in Deutsch­land beträgt etwa 16 bis 17 Kilo­meter. Für diese Stre­cken kann ein S-Pedelec mit seiner starken Motor­unterstüt­zung eine Alternative sein“, so Rosen­thal.

Der „Fahr­rad Monitor 2023“, eine repräsentative Umfrage des Sinus-Instituts, gefördert durch das Bundes­verkehrs­ministeriums, bestätigt: Als häufigster Grund gegen das Radpendeln werden zu weite Stre­cken oder zu lange Fahrt­zeiten genannt. Das wäre mit einem S-Pedelec kein Problem und die Vorteile des Radfahrens bleiben: Bewegung an der ­frischen Luft, sport­liche Betätigung im Alltag und plan­bare Fahrt­zeiten ohne Staugefahr.

S-Pedelecs gehören auf die Straße

„Es sind bisher meist Männer mitt­leren Alters, die ein S-Pedelec fahren“, berichtet Rosen­thal. Die Räder können sehr schnell sein und sind nicht auf Radwegen zugelassen. Diese gesetzliche Regelung ist der hohen ­Maximal­geschwindig­keit geschuldet. Sie gilt aktuell für Radwege noch als zu gefähr­lich.

Es gibt Ausnahmen, die Premiere war 2019 in Tübingen: Hier wurde Deutsch­lands erstes Sonderzeichen „S-Pedelec frei“ unter einem Radwegschild angebracht. So schaffte die Stadt die Grund­lage, damit die schnellen E-Bikes auf ausgewählten, gekenn­zeichneten Radwegen fahren dürfen.

Erste Bundes­länder öffnen Radwege

Nord­rhein-West­falen (NRW) folgte 2023. Mit dem gleichen Vorgehen wie in Baden-Württem­berg (BW) hat das Ministerium für Umwelt, Natur­schutz und Verkehr die Möglich­keit geschaffen, Radwege für S-Pedelecs frei­zugeben. So können Kommunen in NRW und BW nach Einzel­fall­prüfung Wege mit dem Zusatz­schild „S-Pedelecs frei“ öffnen.

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