
Bald nicht mehr am PC möglich. Congstar-Kunden können sich künftig nur noch per Handy-App in ihr Konto einloggen. © Getty Images / Stiftung Warentest (M)
Der Mobilfunk- und Internet-Anbieter Congstar will sein Kundenportal im Web schließen. Kunden sollen stattdessen eine Smartphone-App nutzen.
Das Ende von „meincongstar“
Seit einiger Zeit sorgt eine Ankündigung auf der Congstar-Webseite für Unmut. Unter der Überschrift „Jetzt auf die congstar App umsteigen“ heißt es da: „Das meincongstar Kundencenter [wird] ab Sommer 2025 nicht mehr in dieser Form weitergeführt.“ Die Telekom-Tochter Congstar ist unter anderem bekannt für bezahlbare DSL-Tarife ohne lange Mindestlaufzeiten.
Über das Web-Portal „meincongstar“ können Kunden aktuell beispielsweise ihre Rechnungen einsehen, Verträge, Tarife und Zugangsdaten verwalten oder das verbrauchte Datenvolumen ihres Handyvertrags überprüfen. All das soll offenbar in eine App für Android- und iOS-Mobilgeräte verlagert werden. Das stößt nicht bei allen Kunden auf Gegenliebe, wie Diskussionen in Congstars eigenen Nutzerforen, aber auch Leserzuschriften an uns zeigen.
Auf dem Petitions-Portal change.org gibt es sogar eine Online-Petition, mit der Congstar-Kunden gegen die Einstellung des Web-Portals protestieren.
Ärger über App-Zwang
Es gibt verschiedene Gründe, warum manche Menschen den Zugang übers Web gegenüber einer App bevorzugen. So sind Webseiten breiter zugänglich und lassen sich zum Beispiel auch von Windows- oder Linux-PCs aufrufen. Mobile Apps hingegen schließen all jene aus, die kein passendes Smartphone oder Tablet haben.
Doch auch wer ein Mobilgerät besitzt, möchte nicht immer alles per App erledigen müssen. Zum Beispiel aus Datenschutzgründen: Beim Surfen am PC lässt sich der unerwünschte Datenfluss über Browser-Einstellungen und Tracking-Blocker noch recht gut eindämmen. Bei mobilen Apps ist dagegen nur sehr eingeschränkt steuerbar, welche Daten sie wohin senden. Viele datenschutzbewusste Nutzer meiden daher Apps, wenn der gleiche Dienst auch über den Web-Browser verfügbar ist.
Tipp: Wie Sie Nutzer-Tracking verhindern können, lesen Sie in unserem Buch Spurlos im Internet.
Hotline und Chat statt Web-Portal
Auf Anfrage begründet Congstar die geplante Abschaltung von „meincongstar“ mit dem Nutzerverhalten. Kunden griffen schon jetzt mehrheitlich per App auf ihr Konto zu, der Bedarf nach einem Web-Zugang nehme kontinuierlich ab, schrieb uns das Unternehmen. Den Vorwurf des App-Zwangs versucht der Anbieter mit dem Verweis auf andere Kommunikationswege zu entkräften. Seine Rechnungen könne man sich auch per Mail zusenden lassen und für alles andere die Telefon-Hotline oder den Support-Chat nutzen.
Allgemeiner Trend zur App
Die App-Muffel unter den Congstar-Kunden müssen nun bis zum Sommer entscheiden, ob Hotline und Chat für sie ein angemessener Ersatz für „meincongstar“ sind oder ob sie sich einen anderen Anbieter suchen, der seinen Nutzern noch ein Kundenportal im Web bietet.
Congstars Umzug in eine Handy-App passt jedenfalls zu einem Trend, den Verbraucherschützer schon länger bemängeln. Für Kritik sorgte unter anderem die Entscheidung der Deutschen Bahn, ihre Bahncard seit Juni nur noch über ihre App und nicht mehr als Plastikkarte bereitzustellen.
Tipp: Wie viele DSL-Provider bietet Congstar seine DSL-Anschlüsse auch ohne Router an. Das für Sie passende Gerät finden Sie in unserem Test von WLan-Routern.
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- Mit einem LTE-Router lässt sich mobiles Internet zu Hause und unterwegs einrichten. Hier finden Sie den richtigen LTE-Tarif für Ihre Bedürfnisse.
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- Der Telefonanbieter 1N Telecom verschickt ohne vorherigen Kontakt Werbebriefe oder Bestätigungen zu neuen Verträgen. Je nach Anschreiben sollten Betroffene reagieren.
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Ich frage mich, ob Congstar bewusst das Risiko eingehen will, wegen mangelnder digitaler Barrierefreiheit seiner Dienstleistungen rechtlich angegangen zu werden. Ein abgeschaltetes Web-Kundencenter, das im Nachhinein möglicherweise wieder aufgeschaltet werden muss, ist vermutlich mit erheblichen Kosten verbunden. Sicherlich gäbe es einfachere Wege.