
Lebenszyklus. Im Leben ändert sich immer etwas. Für die meisten Anleger lohnt es sich, flexibel zu bleiben. © Getty Images / mathisworks
Eine neue Art von ETF schichtet zum Ende einer festgelegten Laufzeit von Aktien in Anleihen um. Warum diese Lifecycle-ETF selten sinnvoll sind und wie es besser geht.
Früher hat man Anlegerinnen und Anlegern häufig geraten, sie sollten ihre Aktienanlagen bis zum Renteneintritt in sichere Zinsanlagen umschichten. Diese Idee verfolgen „Lifecycle-ETF“, neu aufgelegte ETF des Anbieters Amundi. Auf Deutsch: Lebenszyklus-ETF. Je näher die ETF dem vorher definierten Laufzeitende kommen, umso mehr werden Aktienanlagen durch sicherere Anleihen ersetzt.
So funktionieren Lifecycle-ETF
Vier Lifecycle-ETF hat Amundi bisher aufgelegt:
Bis zu den angegebenen Terminen wird in den ETF der anfänglich höhere Aktienanteil auf 0 Prozent gesenkt und parallel der Anleihenanteil angehoben. Bei der Laufzeit bis 2030 liegt der Aktienanteil aktuell allerdings auch nur noch bei 20 Prozent, bei der längeren Laufzeit bis 2039 bei aktuell ungefähr 53 Prozent. Der Index des ETF ist so strukturiert, dass die höchste mögliche Aktienquote 30 Jahre vor Laufzeitende 80 Prozent beträgt. Eine solche lange Laufzeit hat Amundi aber aktuell nicht im Angebot. Der Aktienanteil wird durch einen Unterindex FTSE Developed ESG Screened Select abgebildet, einem Welt-Aktienindex mit Nachhaltigkeitsfilter. Der Rest wird in ETF auf Unterindizes mit Staats- und Unternehmensanleihen verschiedener Laufzeiten investiert. Ab dem Zieldatum wird das Geld in kurzlaufende Anleihen angelegt, so dass kaum noch Schwankungen entstehen.
Mit laufenden Kosten von 0,18 Prozent sind die ETF günstig.
Für kurzfristige Anlage nicht geeignet
Für Geld, das Sparerinnen und Sparer in den nächsten Jahren sicher benötigen, empfehlen wir keine Investition in Aktien. Auf kurze Sicht schwanken Aktienmärkte stark und negative Renditen sind wahrscheinlicher. Daher sollte nur Geld in den Aktienmarkt investiert werden, das mindestens zehn Jahre lang nicht benötigt wird. Für kurze Laufzeiten ist eine Anlage in Festgeld sinnvoller. Das spricht gegen eine Investition in Lifecycle-ETF bis 2030 oder 2033. Das Geld wird ohne Rücksicht auf die Marktphasen nach festen Regeln umgeschichtet, auch wenn der Markt gerade abgesackt ist und Anlegerinnen und Anleger vielleicht lieber eine Erholung abwarten würden, bevor sie ihre Aktien verkaufen.
Tipp: Die besten Angebote mit sicheren Zinsen finden Sie in unserem Festgeld-Vergleich.
Auch Rentner können langfristig in Aktien investieren
Sparerinnen und Sparer, die mit Mitte 60 in Rente gehen, haben heute im Durchschnitt noch eine recht lange Lebenserwartung von über 15 Jahren. Frauen sogar über 20 Jahre. Daher empfehlen wir Anlegerinnen und Anlegern, die mit einem gewissen Aktienanteil vor der Rente gespart haben, auch im Alter in Aktien investiert zu bleiben. Zum Rentenbeginn alle Aktien zu verkaufen, ist aus unserer Sicht nicht für jeden sinnvoll. Die defensive oder ausgewogene Variante unserer Anlagestrategie Pantoffel-Portfolio mit Aktienquoten von 25 oder 50 Prozent sorgt zum Beispiel auch im Alter noch für die Chance auf höhere Renditen.
Tipp: Wie Sie Ihr Portfolio nutzen, um Ihre Rente zu ergänzen, beschreiben wir unter Entnahmeplan mit ETF.
Fazit: Lieber selber machen
Mit Lifecycle-ETF müssen Anlegerinnen und Anleger sich früh auf Ihre spätere Anlagestrategie festlegen. Besser ist es, flexibel zu bleiben und selbst zu entscheiden, wann sie ihr Geld in sichere Anlagen umschichten wollen. Daher eignen sich die Lifecycle-ETF tatsächlich nur für Leute, die ihre Flexibilität gegen eine höhere Bequemlichkeit eintauschen wollen, und die sich sicher sind, bis zu einem bestimmten Termin keine Aktien mehr besitzen zu wollen.
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- Wissenschaftlich fundierte Anlagestrategien versprechen hohe Renditen und lassen sich mit Faktor-ETF einfach umsetzen. Wir ordnen Vor- und Nachteile dieses Ansatzes ein.
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- Sparpläne liegen auf Jahressicht im Minus, Einmalanlagen trotz Ukrainekrise im Plus. Mittel- und langfristig verzeichnen alle Pantoffel-Portfolios ein deutliches Plus.
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- Bei Auszahlplänen mit Fonds wirken sich Kursstürze an den Börsen unmittelbar auf die Entnahmerate aus. Es sei denn, man hat einen Puffer eingebaut.
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