Kaffee­mühlen im Test

Interview mit Barista Nicole Batte­feld: „Kaffee verändert sich inner­halb von Minuten“

Meister-Barista Nicole Batte­feld erzählt, wie sich der Mahl­grad auf den Geschmack auswirkt, wie sie Kaffee­mühlen reinigt und warum Supermarkt­kaffee zu billig ist.

Kaffee­mühlen im Test Testergebnisse für 15 Kaffee­mühlen 12/2019 freischalten

Kaffee portions­weise mahlen

Welche Mahl­technik ist aus Ihrer Sicht die beste?

Die Gastronomie arbeitet haupt­sächlich mit Scheibenmahl­werken. Die halten lange, ich kann sehr genau damit arbeiten und erhalte ein gleich­mäßiges Mahl­gut. Mühlen mit Kegelmahl­werk produzieren eine unterschiedliche Körnung mit größeren und kleineren Partikeln und holen oft etwas mehr Süße heraus. Kaffee aus einem Scheibenmahl­werk ist klarer im Geschmack, Kaffee aus einem Kegelmahl­werk etwas cremiger und weicher.

Wie erreichen Sie den richtigen Mahl­grad?

Jeden Morgen muss ich durch einen gröberen oder feineren Mahl­grad den Geschmack des Kaffees neu fest­stellen. Kaffee ist ein organischer Stoff, der sich stark verändert. Kaffee­pulver reagiert inner­halb der ersten drei Minuten nach dem Öffnen der Verpackung mess­bar mit Sauer­stoff und Luft­feuchtig­keit. Deshalb ist es immer schwierig, Kaffee vorzumahlen. Ich empfehle immer, den Kaffee portions­weise frisch zu mahlen.

Sollte das Mahl­gut immer gleich­mäßig sein?

Ja, denn so kann ich einen sehr konstanten Geschmack extrahieren. Bei einem sehr ungleich­mäßigen Kaffee­mehl geht das nicht, denn ich kann nicht beein­flussen, wo die großen und wo die kleinen Partikel sind. Bei Espresso oder Filter­kaffee sucht sich das Wasser kleine Straßen, die es entlang­fließt.

Ersten Shot wegschütten

Wie gehen Sie mit dem Totraum um, den Pulverresten aus dem vorherigen Mahl­vorgang?

Der Totraum sollte nicht mehr als ein bis zwei Bezüge betragen. Generell sollte man, wenn man die Mühle einstellt, immer einen Shot wegschütten, damit man wirk­lich seinen Kaffee mit dem einge­stellten Mahl­grad bekommt.

Womit reinigen Sie das Mahl­werk?

Am besten nicht mit Wasser. Es gibt spezielle Reinigungs­produkte wie glutenfreie Getreidepellets, die man einmal durch die Mühle laufen lässt. Die nehmen das Öl auf, das zwischen den Mahl­scheiben hängt. Ziehen Sie dann noch einen Extrashot − dann ist die Mühle einsatz­bereit.

Was halten Sie von gemahlenem Kaffee aus dem Supermarkt?

Gar nichts. Bedenken Sie, dass der Kaffee­preis im Supermarkt nicht nur die Mehr­wert­steuer, sondern auch die Röst­steuer enthält. Die beträgt pro Kilogramm Kaffee 2,19 Euro. Dann ist mit 5 Euro pro Pfund gar nichts bezahlt. An Kaffee arbeiten viele Hände, die bezahlt werden möchten. Meiner Meinung nach sollte ein fairer Preis für ein Kilo nicht unter 25 Euro liegen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • ViMo45 am 27.02.2024 um 10:41 Uhr
    Falsche Bewertung Eureka Mignon

    Es handelt sich in erster Linie um eine Espressomühle. Nicht nur, dass ein Vergleich zwischen einer Espressomühle und einer Nicht-Espressomühle aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen unmöglich ist, eine andere Verwendung, insbesondere einer Mignon, wäre angesichts des Preises von 350 € schlichtweg Geldverschwendung. Sie verfügt über eine stufenlose mikrometrische Mahlgradeinstellung. Wo die Tester 5 Stufen gefunden haben, ist mir ein Rätsel. Dass die einmal gefundene Einstellung nur schwer wieder zu finden ist, gilt für alle Mühlen, die alle paar Wochen zerlegt, gereinigt und dann neu eingestellt werden müssen, also für alle seriösen Espressomühlen. Also, liebe Espressoliebhaberinnen und -liebhaber, dieser Test ist nicht für euch. Für euch sind Parameter wie die statistische Größenverteilung des Kaffeemehls, seine Elektrisierung, der Scheibendurchmesser, die Möglichkeit der Mahlgradeinstellung mit Kaffeebohnen im Inneren usw. viel wichtiger als das, was hier getestet wurde.

  • vier56 am 17.02.2024 um 21:31 Uhr
    Verblüffend guter Kundendienst bei Graef

    Wir besitzen die nicht mitgetestete Graef Königsklasse, die CM1012. Nach 3 Monaten wollte sie nicht mehr mahlen, sondern nur noch summen. Wir hatten sie direkt bei Graef gekauft und konnten sie deshalb als Garantiefall zum Hersteller schicken.
    Die Reinigung ist auch bei unserer Mühle – na ja, nicht wirklich eine Katastrophe –, aber ziemlich umständlich. Und bis man den Mahlgrad optimal eingestellt hat, braucht man viele Versuche. Aber da wir fast immer dieselbe Sorte trinken, muss man nicht dauernd neu justieren. Man tut es ja auch nur, weil man es KANN. Bei unserer alten Kaffeemühle waren wir froh, dass ich durch etwas Tuning überhaupt einen einigermaßen feinen Mahlgrad erreicht hatte.
    Was aber jetzt der Graef-Kundendienst geboten hat, haut uns an Servicewüste gewöhnte Verbraucher aus den Socken. Völlig zickenfrei, ohne Wenn und Aber kam 7 Tage nach Absenden der defekten Mühle ein Paket mit einer neuen. Chapeau! Qualität des Kundendienstes ist genau so wichtig wie die der Ware.

  • steffenky am 13.08.2023 um 17:32 Uhr
    Testergebnisse

    Guten Tag, sind Testergebnisse nicht nach einer bestimmten Zeit kostenfrei abrufbar?
    MfG

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 30.05.2023 um 09:59 Uhr
    Tchibo fehlt

    @siriustag21: Vielen Dank für den Hinweis, den wir gerne als Testwunsch registriert und an das zuständige Untersuchungsteam weitergeleitet haben.

  • siriustag21 am 29.05.2023 um 11:34 Uhr
    Tchibo fehlt

    Als einer der größten Händler für Kaffee und Zubehör bietet Tchibo zwei elektrische Kaffeemühlen an. Leider sind diese nicht im Test zu finden. Die preisgünstigere davon für 49,99 EUR hat einen zu kleinen Bohnenvorratsbehälter, mahlt aber den Kaffee nach meiner Meinung gut.