Gesetzliche Krankenkassen Keine Praxis­gebühr mehr

Gesetzliche Krankenkassen - Keine Praxis­gebühr mehr

Die Praxis­gebühr in Höhe von zehn Euro je Quartal fällt ab Januar 2013 weg. Das hat der Bundes­tag heute beschlossen. test.de erklärt, was das für gesetzlich Versicherte bedeutet.

Ab Januar 2013 entfällt die Gebühr

Schon länger stand die Abschaffung der Praxis­gebühr zur Diskussion, jetzt fällt sie tatsäch­lich weg. Schon ab Januar 2013 müssen gesetzlich Versicherte beim ersten Arzt­besuch im Quartal keine zehn Euro mehr bezahlen. Auch beim Zahn­arzt­besuch fällt die Gebühr ab Jahres­beginn weg. Ebenso können sie dann auch wieder direkt beliebig viele Fach­ärzte im Quartal aufsuchen, ohne eine Über­weisung vorlegen zu müssen. Das ist bislang nötig, um bei weiteren Ärzten, die gesetzlich Versicherte inner­halb eines Quartals aufsuchen – wie zum Beispiel Augen- oder Haut­arzt – nicht erneut zehn Euro Praxis­gebühr zu bezahlen. Ausnahme: Wer sich in bestimmte Haus­arzt­verträge einge­schrieben hat, muss weiterhin zuerst den Haus­arzt aufsuchen, der gegebenenfalls zu Fach­ärzten über­weist. Auch für spezielle Fach­ärzte wie Radio­logen und spezialisierte Inter­nisten benötigen Kassenpatienten eine Über­weisung. Als Ausgleich für den Wegfall der Praxis­gebühr sollen die Kassen zusätzliche Gelder aus dem Gesund­heits­fonds erhalten. Bevor die Neuregelung in Kraft treten kann, muss sich noch der Bundes­rat damit befassen.

Ziele der Praxis­gebühr verfehlt

Seit 2004 gibt es die Praxis­gebühr. Sie wird bislang beim ersten Arzt­besuch im Quartal fällig. Wer keine Über­weisung zu weiteren Ärzten wie zum Beispiel Spezialisten wie Haut- oder Augen­ärzten vorweisen kann, muss auch dort 10 Euro zahlen. Auch für Zahn­arzt­besuche müssen gesetzlich Versicherte die Praxis­gebühr von 10 Euro je Quartal zahlen. Ziel der Praxis­gebühr war es unter anderem, unnötige Arzt­besuche von Kassenpatienten zu vermeiden. Ebenso sollten verstärkt Haus­ärzte über Weiterbe­hand­lungen bei Fach­ärzten entscheiden. Allerdings hat dieser Steuerungs­mecha­nismus in der Praxis kaum Wirkung gezeigt.

Weniger Bundes­zuschüsse für die Kassen

Die Kassen sollen ab dem kommenden Jahr einen deutlich geringeren Bundes­zuschuss erhalten. Dieser wird 2013 um 500 Millionen und 2014 um zwei Milliarden gekürzt. Mit diesem Bundes­zuschuss finanzieren die Kassen sogenannte „versicherungs­fremde Leistungen“. Das sind Leistungen der Sozial­versicherung, die nicht zu deren eigentlichem Aufgaben­gebiet gehören und daher auch nicht aus Beitrags­mitteln, sondern aus Steuer­mitteln finanziert werden. Dazu gehören zum Beispiel das Mutter­schafts­geld, zahlreiche Leistungen der Kassen bei Schwangerschaft, Empfäng­nisverhütung oder Krankengeld bei Erkrankung eines Kindes.

Kritik von Kassen­verbänden

Der Gesamt­verband der Gesetzlichen Krankenkassen spricht von zwei Milliarden Euro, die die Kassen durch den Wegfall der Praxis­gebühr verlieren werden. Die Vorstands­vorsitzende Doris Pfeiffer: „Insgesamt summieren sich die Kürzungen bei der gesetzlichen Kranken­versicherung allein für die kommenden zwei Jahre auf rund 8,5 Milliarden Euro. Die Beschlüsse der Bundes­regierung lassen die Reserven der gesetzlichen Kranken­versicherung schmelzen wie Schnee in der Sonne.“ Da die konkrete Ausgestaltung des dauer­haften Ausgleichs an die Kassen noch offen ist, fordert der Geschäfts­führer des BKK Bundes­verbands eine gerechte Regelung. Die Vorstands­vorsitzende des Verbands der Ersatz­kassen, Ulrike Elsner befürchtet, dass durch die Kürzungen in absehbarer Zeit sogar wieder Zusatz­beiträge auf die Versicherten zukommen könnten. Viele Kassen schließen das aber – zumindest für das kommende Jahr – auf ihren Internet­seiten aus.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 11.02.2013 um 11:09 Uhr
    10 Euro

    @herz26: Mögliche Antworten stehen im ersten Absatz des Artikels: Möglicherweise hat sich Ihre Bekannte in einen Hausarztvertrag eingeschrieben. Oder es handelt sich um einen überweisungspflichtigen Facharzt (z. B. einen Radiologen, siehe oben)?

  • herz26 am 09.02.2013 um 01:45 Uhr
    10 Euro als Sicherheit

    von meiner Bekannte wurden dieses Jahr 10 Euro bei einem Facharzt, bei dem sie seit langer Zeit in Behandlung ist, als Sicherheit verlangt, bis sie Überweisung von dem Hausarzt vorlegt.Warum?

  • Insider2012 am 12.11.2012 um 12:10 Uhr
    Kassengebühr weg

    Ich bin kein Anhänger der FDP, aber die Abschaffung der Praxisgebühr war überfällig. Sie sollte als Steuerungsinstrument die Menschen dazu bringen weniger zum Arzt zu gehen, in der Realität führte sie oftmals zu einer gegenläufigen Handlungsweise. Alle die bereits 10 Euro gezahlt hatten, wollten nochmal schnell in diesem Quartal zum Arzt (damit es sich auch lohnt, schließlich hat man dafür bezahlt) Und schon stiegen die Arztbesuche. Für die Praxen bedeutete das nur mehr Arbeit und die Geringstverdiener wurden durch diese Gebühr extrem belastet.