
Spieglein, Spieglein. Wer etwas mehr bezahlen will, bekommt bei Trade Republic auch die glänzende „Mirror“-Karte. © Trade Republic
Trade Republic bietet Zinsen, die sich nach dem Leitzins richten sollen – mit Haken bei der Einlagensicherung. Eine Verbraucherzentrale hat Klage eingereicht.
Der Neobroker Trade Republic ist bekannt geworden durch seine günstigen Handelskosten für Aktien, Fonds und ETF. Außerdem bietet Trade Republic gute Zinsen auf das nicht investierte Geld auf dem Verrechnungskonto für täglich verfügbares Geld. Bei seinem Zinssatz richtet sich Trade Republic nach der Höhe des Einlagezinssatzes der Europäischen Zentralbank (EZB). Dieser Zins, den die Banken für ihre Geldanlagen bei der EZB erhalten, liegt nach der Entscheidung der EZB vom 11.6.2025 bei 2,00 Prozent. Trade Republic hat seinen Zinssatz entsprechend angepasst.
Im Juni 2024 hatte Trade Republic sein Angebot umgestellt. Kundinnen und Kunden mussten in der App zustimmen, eine eigene Trade-Republic-Iban zu erhalten. Damit bekommen sie auf ihr gesamtes Cash-Vermögen eine Verzinsung, zugleich kann das Verrechnungskonto dann als Girokonto genutzt werden. Allerdings liegt nun unter Umständen nicht mehr wie bisher das gesamte Geld auf Sammelkonten von vier Partnerbanken, sondern es wird bei nicht näher von Trade Republic definierten „höheren Beträgen“ in Geldmarktfonds investiert.
Tipp: In der Trade-Republic-App können Sie (etwas versteckt) einsehen, wo Ihr Geld liegt unter: Cash -> Vorteile: Zinsen -> Durchschnittssaldo -> So bewahren wir dein Cash auf.
Einlagensicherung nicht gegeben: Raus aus dem Tagesgeldvergleich
Das ist aus Sicht von Trade Republic nachvollziehbar, denn mit Geldmarktfonds kann aktuell mit großer Sicherheit ein guter Zins erreicht werden. Aber: Geld in Sondervermögen wie Geldmarktfonds unterliegt nicht der gesetzlichen Einlagensicherung. Sollte Trade Republic insolvent werden, gehört den Kunden zwar das Sondervermögen in den Geldmarktfonds, aber eine Garantie, dass die Anteile nach einer Insolvenz von Trade Republic dem Gegenwert der Einzahlungen und Zinsen entsprechen, gibt es dort nicht.
Da wir in unserem Tagesgeldvergleich nur Geldanlagen veröffentlichen, die vollständig von der gemäß EU-Richtlinie vorgeschriebenen gesetzlichen Einlagensicherung von mindestens 100 000 Euro pro Anleger gedeckt sind, entfernten wir Trade Republic 2024 aus unserem Vergleich.
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg reichte nun Mitte Januar 2025 Klage vor dem Landgericht Berlin II wegen „irreführender Werbung“ rund um die angebotenen hohen Zinsen und Aussagen zur Einlagensicherung ein. Trade Republic weise nicht ausreichend darauf hin, dass der Zinssatz veränderlich sei und dass das Guthaben nicht vollständig der Einlagensicherung unterliege, sondern teilweise auch in Geldmarktfonds investiert werde.
Trade Republic wehrt sich gegen die Vorwürfe und teilte mit, eine vorherige Abmahnung der Verbraucherzentrale bereits vor einigen Tagen zurückgewiesen zu haben.
Die Finanzaufsicht Bafin hatte 2024 auf unsere Anfrage erklärt, dass sie keine Einzelfallbeurteilung vornehmen könne, grundsätzlich gelte aber: „Legt eine Bank das Geld eines Kunden vereinbarungsgemäß in Geldmarktfonds an, ist davon auszugehen, dass der Kunde Anteile an diesen Fonds erwirbt. Wert- oder Totalverluste sind ein intrinsisches Risiko von Anlagen in Wertpapieren und werden durch keine Sicherungseinrichtung entschädigt.“
Eine Anfrage, ab welchen Summen Geld der Kunden in Geldmarktfonds angelegt wird, beantwortete Trade Republic damit, dass dies „von Kunde zu Kunde individuell festgelegt“ werde. Durch unsere Leserinnen und Leser wissen wir, dass auch Vermögen unter 100 000 Euro betroffen sind.
Trade Republic hatte bei Bekanntgabe der neuen Regeln angekündigt: Bestandskunden, die der neuen Kundenvereinbarung inklusive neuer Iban nicht zustimmen, erhalten nach Ablauf einer Frist von 30 Tagen laut Anbieter keine Verzinsung ihres Guthabens mehr.
Tipp: Alternativen fürs Tagesgeld mit voller Einlagensicherung und guten Konditionen zeigen wir in unserem Tagesgeldvergleich.
Theoretisches Risiko mit Geldmarktfonds
Das Risiko, als Kundin oder Kunde durch die neue Konstruktion Geld zu verlieren, ist gering. Geldmarktfonds sind Investmentfonds, die in Geldmarktpapiere und Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten investieren. Sie sind sehr sicher und ihr Zins ist so gut wie immer auf dem aktuellen Zinsniveau. Privatanleger können etwa in sogenannte Overnight-ETF investieren. In Krisenzeiten kann es aber auch bei Geldmarktfonds zu Verwerfungen kommen. In welche Fonds Trade Republic das Geld ihrer Kunden konkret investiert, ist aktuell unklar.
Geld liegt bei Partnerbanken
Wichtig zu wissen: Das Guthaben auf dem Verrechnungskonto liegt auch mit eigener Iban weiterhin nur virtuell bei Trade Republic. Tatsächlich wird das Konto bei Partnerbanken geführt. Geld bis mindestens 100 000 Euro, das nicht in Geldmarktfonds liegt, ist bei allen Partnerbanken durch die Einlagensicherung abgesichert. Kundinnen und Kunden haben keinen Einfluss darauf, bei welcher Bank ihr Geld liegt. Partnerbanken sind derzeit Deutsche Bank, HSBC, J.P. Morgan und Citibank Europe. Ein Sprecher von Trade Republic sagte auf Anfrage, das Geld werde auf bis zu zwei Partnerbanken verteilt. In der App werde dem Kunden angezeigt, wie viel seines Guthabens bei welcher Bank liege.
Tipp: Je nachdem, wann Sie Kunde bei Trade Republic geworden sind, bekommen Sie die Verzinsung nicht automatisch, sondern müssen diese in der App aktivieren. Hierzu müssen Sie den Reiter „Cash“ wählen und dort unter „Zinsen“ die Aktivierung einstellen.
Debitkarte ohne Jahresgebühr
Im Januar 2024 hatte Trade Republic eine Visa-Debitkarte ohne Jahresgebühren auf den Markt gebracht. Anders als bei Kreditkarten wird das Geld bei Debitkarten nach dem Einkauf mit der Karte direkt vom Konto eingezogen. Die Karte ist mit dem gut verzinsten Trade-Republic-Verrechnungskonto verknüpft. Mit der Karte können Kundinnen und Kunden online oder im Laden bezahlen und weltweit kostenlos Geld abheben. Eine Einschränkung: Bei Abhebungen unter 100 Euro fallen Gebühren von 1 Euro pro Verfügung an. Die geltenden Wechselkurse von Visa für Bezahlungen in Fremdwährung sollen in der App einsehbar sein, zusätzliche Gebühren fallen nicht an. Zwei Varianten der physischen Karte sind mit einer einmaligen Ausgabegebühr verbunden. Die glänzende „Mirror“-Karte kostet 50 Euro, die „Classic“-Karte 5 Euro. Die rein virtuelle Karte fürs Smartphone ist kostenlos.
Tipp: Kreditkarten ohne Jahresgebühr finden Sie in unserem Test Kreditkarten im Vergleich.
Cashback für den ETF-Sparplan
Das Besondere an der Trade-Republic Karte: Es gibt bei jedem Einkauf 1 Prozent Cashback, Trade Republic nennt es „Saveback“. Das bedeutet, dass 1 Prozent der Einkaufssumme dem Käufer wieder gutgeschrieben wird, maximal jedoch 15 Euro im Monat. Das ist relativ viel: Bei der Konkurrenz mit kostenlosen Karten gibt es maximal 0,25 bis 0,5 Prozent Cashback. Das Cashback-Geld ist allerdings nicht frei verfügbar, sondern wird in einen individuell festgelegten ETF- oder Aktien-Sparplan investiert. Dafür muss ein Sparplan über mindestens 50 Euro pro Monat angelegt werden. Zusätzlich soll es möglich sein, bei der Bezahlung Beträge aufzurunden und diesen Betrag ebenfalls automatisch in ein Wertpapier fließen zu lassen. Das Geld wird dann monatlich gesammelt und in den Sparplan investiert. Finanztest empfiehlt, das Geld als Basisanlage in einen weltweit anlegenden Aktien-ETF zu investieren. Bei Trade Republic lassen sich etwa ETF auf den MSCI World besparen.
Tipp: Alle Welt-ETF finden Sie in unserem Fondsfinder Fonds und ETF im Vergleich.
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- In Weltaktien-ETF zu sparen, ist der Königsweg zum Vermögensaufbau. Doch manche wollen auch beim Sparen mehr Sicherheit. Wir zeigen Optionen für jeden Anlegertyp.
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@Lj-2010: Wie bereits im Artikel aufgeführt, gilt der Schutz des gesetzlichen Einlagensicherungssystems nicht für das Anlagevermögen, das in einem Geldmarktfonds steckt. Das Risiko, als Kundin oder Kunde bei der Investition in Geldmarktfonds zu verlieren, ist zwar gering, aber nicht ausgeschlossen. In Krisenzeiten kann es aber auch bei Geldmarkfonds zu Verwerfungen kommen.
Wenn Sie mehr zum Geldmarktfonds lesen möchten, können Sie unseren Test zu den Geldmarkt-ETF lesen:
www.test.de/GeldmarktETF
Detailinfos zum Blackrock ICS Euro Liquidity Premier Dis EUR (IE000GWTNRJ7) selbst sind in unserem Dauertest zu den Fonds nicht zu finden, da dieser Geldmarktfonds erst am 1.11.2022 aufgelegt wurde und damit noch zu jung ist für unsere Testmethode.
www.test.de/fonds
Sehr geehrter Team Finanztest Team,
ich habe bei Trade republic Geld verzinst und ca. 50 % meines angelegten Geldes liegt hier:
IE000GWTNRJ7
BlackRock Institutional Cash Series Euro Liquidity Fund Premier Fonds
Die anderen 50% liegen bei der DB.
Wir sicher ist die Einlage in Irland?
Gern würde Ihr Fachmeinung dazu lesen.
MfG
LJ
Im März 2024 habe ich ein Konto bei TR eröffnet und Geld überwiesen, damit dieses als Tagesgeld verzinst wird.
Motiviert wurde ich durch das Tagesgeld-Zinsranking in Finanztest (FT) und drei Monate später aufmerksam durch einen FT-Hinweis, dass eine Aktivierung der Verzinsung erforderlich sei.
Nachdem TR die Zinsen für die drei Monate nicht nachträglich gutschreiben wollte, habe ich die Bafin-Schlichtungsstelle eingeschaltet, die einen Schlichtungsvorschlag zu meinen Gunsten unterbreitet hat, den TR aber abgelehnt hat.
Man behauptet, dass die Notwendigkeit der Zinsaktivierung klar erkennbar sei, was heute zwar stimmt, vor 14 Monaten aber nicht der Fall war.
Jetzt will ich Klage einreichen. Wer ebenfalls betroffen ist, vielleicht als Zeuge auftreten und von einem positiven Urteil profitieren möchte, kann mich gerne kontaktieren unter hartmutoelmann@web.de
@rlehner: Danke. Guter Hinweis. Trade Republic können, bzw. müssen im Konto nachschauen, bis zu welchem Betrag ihr Geld bei der Partnerbank liegt und ab welchem Betrag das Geld in Geldmarktfonds fließt. Dieser Wert ist individuell und wird monatlich neu ermittelt.
@alle Trade Republic Kunden:
Die Information zu den Zuteilungsregeln ist sehr versteckt:
- klicken Sie im Konto auf Cash
- scrollen Sie ganz nach unten zu Vorteile-
- Unter Vorteile erscheint das dritte Mal "Zinsen"
- Klicken Sie auf dieses "Zinsen"
- in der sich neu öffnenden Übersicht gibt es noch einmal den "Durchschnittssaldo"
- an dieser Stelle lässt sich "Durchschnittssaldoanklicken"
- Ganz am Ende der neuen Übersicht unter "So bewahren wir Ihr Geld auf" gibt es einen
kleingeschriebenen grauen Text "Erfahre mehr über die Einlagensicherung..." in dem
sich im Fließtext zwei Link befinden.
- Der Link hinter "Zuteilungsregeln" führt zum Öffnen eines erneuten Fensters, in dem sich im Fließtext am Ende des vorletzten Absatzes die Info zur Zuteilung befindet:
"Das aktuelle Guthaben der Partnerbank beträgt ...... €. Dieses Guthaben wird monatlich automatisch ermittelt.
In den vertraglichen Vereinbarungen ist der partnerbankbetrag genannt, der individuell je kunde den betrag festlegt, ab dem die anlage in geldmarktfonds erfolgt.
Unter "Erfahre mehr ueber die zuteilungsregel" habe ich diesen betrag gefunden (bei mir 25TEur). Schwierig zu finden, ab immer vorhanden diese info.