Ändere-dein-Pass­wort-Tag Vier Wege zu starken Pass­wörtern

Ändere-dein-Pass­wort-Tag - Vier Wege zu starken Pass­wörtern

Viel hilft viel. Wählen Sie möglichst lange Pass­wörter mit einer Mischung aus Klein- und Groß­buch­staben, Ziffern und Sonderzeichen. © Getty Images/iStockphoto

Pass­wörter nerven. Gerade deshalb nutzen viele Menschen schwache Kenn­wörter. Wir zeigen, wie Sie Ihre so stark machen, dass Sie sie möglichst nie mehr ändern müssen.

Nie wieder das Pass­wort wechseln: Das ist das Ziel des alljähr­lichen „Ändere-dein-Pass­wort“-Tages am 1. Februar. Der Name des Aktions­tages ist inzwischen irreführend, denn Fachleute sind sich längst einig, dass es besser ist, wenn Nutze­rinnen und Nutzer nicht ständig ihr Kenn­wort wechseln.

Früher hielt man regel­mäßige Änderungen für eine gute Idee. Doch in der Praxis zeigte sich, dass das kein Plus an Sicherheit bringt: Menschen greifen oft zu schwachen Kenn­wörtern, wenn sie sie ständig ändern müssen. Kein Wunder, schließ­lich muss man sie sich ja irgendwie merken können. Daher rät unter anderem das Bundes­amt für Sicherheit in der Informations­technik (BSI) seit Jahren vom routine­mäßigen Pass­wort-Wechsel ab.

Am „Ändere-dein-Pass­wort“-Tag geht es deshalb inzwischen eher darum, alle Online-Konten ein für alle Mal so abzu­sichern, dass man die Kenn­wörter möglichst nie mehr ändern muss. Mit den folgenden Methoden und Tipps kann das gelingen.

Methode 1: Zwei-Faktor-Schutz

Eine der sichersten Login-Methoden ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA). Hier kommt zum Pass­wort ein zweites Element hinzu: Sei es ein per Authentifizierungs-App über­mittelter Zahlencode oder ein spezieller 2FA-Stick.

Der Faktor Wissen (Pass­wort) wird also durch den Faktor Besitz (Gerät) ergänzt: Nutzende brauchen entweder ihr Handy, um den Zahlencode zu empfangen oder eben einen 2FA-Stick. Angreifer müssten so nicht nur das Pass­wort kennen, sondern auch noch Zugriff auf die Hard­ware ihres Opfers haben. Beides zusammen ist ziemlich unwahr­scheinlich. Dennoch sollte man auch bei 2FA-Nutzung starke Pass­wörter verwenden (siehe Methode 4).

Der Zwei-Faktor-Schutz funk­tioniert viel einfacher als es klingen mag – oft dauert die Eingabe des zweiten Faktors nur eine Sekunde. Sehr viele Online-Dienste ermöglichen inzwischen 2FA, bei einigen Anbietern ist die Methode sogar Pflicht – etwa beim Online-Banking.

Methode 2: Pass­keys

Ähnlicher sicher wie der Zwei-Faktor-Schutz, aber bequemer sind sogenannte Passkeys. Diese Technik ist auch als „pass­wort­lose Anmeldung“ bekannt. Nutzende brauchen sich dabei gar kein Kenn­wort mehr zu merken.

Statt­dessen identifizieren sie sich über biome­trische Methoden wie Gesichts-Scans oder das Einlesen ihres Finger­abdrucks. Das funk­tioniert meist über das eigene Handy oder den Computer. Pass­keys sind noch relativ neu, gelten aber als Technik der Zukunft und sind bereits auf vielen Portalen verfügbar.

Methode 3: Pass­wort­manager

Passwortmanager lösen zwei Probleme auf einmal: Sie erstellen sehr lange und komplexe Pass­wörter – und sie nehmen Nutzenden die Last ab, sich all diese Kenn­wörter zu merken. Statt­dessen muss man nur noch ein einziges Kenn­wort im Kopf behalten: das Masterpass­wort. Dieses schließt den Pass­wort­manager auf – und der trägt das jeweils benötige Account-Kenn­wort dann auf Nach­frage eigen­ständig in Apps und auf Webseiten ein.

Das ist ein doppelter Fort­schritt gegen­über selbst fest­gelegten Kenn­wörtern, die relativ einfach sein müssen, weil man sie sich sonst nicht merken kann. Pass­wort­manager lassen sich unter anderem als App, im Browser oder als Teil des Betriebs­systems nutzen.

Diese Methode bringt aber auch zwei potenzielle Probleme mit sich: Vergisst man das Masterpass­wort oder verliert man das Gerät, auf dem der Pass­wort­manager läuft, ist man möglicher­weise aus den eigenen Accounts ausgesperrt. Schließ­lich kennt man die einzelnen Pass­wörter ja gar nicht mehr. Und tritt bei einem Anbieter ein Daten­leck auf, könnten auf einen Schlag alle Pass­wörter gestohlen werden, falls sie per Cloud synchronisiert werden – in der Vergangenheit gab es solche Lecks bereits.

Methode 4: Starke Pass­wörter

Die schwächste Methode besteht darin, sich ganz auf selbst gemachte Pass­wörter zu verlassen. Wer das tut, sollte zumindest einige grundlegende Regeln befolgen, um Hacker abzu­wehren:

  • Verwenden Sie bei jedem Konto ein anderes Pass­wort. Falls Sie ein und dasselbe Kenn­wort auf mehreren Portalen nutzen, gerät möglicher­weise ein Account mit Bank­daten in Gefahr, nur weil Ihr Katzenforum gehackt wurde.
  • Verwenden Sie nur Pass­wörter mit mindestens acht Zeichen – je mehr, desto besser.
  • Nutzen Sie niemals Ihr Geburts­datum, den Namen Ihrer Kinder oder Haustiere, andere leicht zu erratende Daten oder Trivial-Kenn­wörter wie „Pass­wort“, „12345678“, „abcdefg“, „qwertz“ oder „iloveyou“.
  • Wählen Sie stets Kombinationen, in denen Klein- und Groß­buch­staben, Ziffern und Sonderzeichen vorkommen. Ansonsten machen Sie es Angreifern leicht, da diese dann nur eine relativ geringe Anzahl von Zeichen ausprobieren müssen, um Ihr Pass­wort zu knacken.

Tipp: Basis-Sätze basteln

Da Sie wahr­scheinlich Accounts auf zahlreichen Portalen haben, ist es sinn­voll, sich einen Basis-Satz zu bauen und diesen dann zu variieren.
Beispiel: Ihr Sohn heißt Alexander und lebt in Hamburg. Ihr Basis-Satz könnte daher lauten: „Unser erstes Kind Alexander wohnt in Hamburg“.

  • Nehmen Sie von jedem Wort den ersten Buch­staben, aus „erstes“ machen Sie „1.“ Ihr Basis-Pass­wort wäre dann U1.KAwiH.
  • Variieren Sie das Kenn­wort auf jeder Platt­form – etwa, indem Sie vom Portal­namen stets den letzten Buch­staben und die Zeichen­anzahl einbeziehen.
    Beispiel: Der letzte Buch­stabe von Netflix ist „x“ und der Name „Netflix“ besteht aus sieben Zeichen. Ihr Netflix-Pass­wort hieße dann also U1.KAwiHx7.
  • Die Kenn­wörter für Ihre E-Mail-Konten sollten besonders sicher sein. Das können Sie erreichen, indem Sie Ihren Basis-Satz noch um einen weiteren Satz ergänzen, etwa: „Mein Mail-Konto ist superduper­extrasicher!“. Wenn Sie auch mit diesem Satz so verfahren wie oben geschildert, würde Ihr Kenn­wort für ein GMX-Post­fach dann U1.KAwiHx3MM-Kisdes! lauten.

Weitere Tipps: Geräte und E-Mail-Konten schützen

Egal für welche Methode Sie sich entscheiden: Es gibt einige grund­legende Hand­griffe, die Ihre Cybersicherheit stärken.

  • Schützen Sie Ihre Handys, Tablets und Computer stets mit einem biome­trischen Merkmal, einem Pass­wort oder einem Pin-Code. Ansonsten haben Fremde Zugriff auf Ihre Daten, falls Sie das Gerät verlieren oder es gestohlen wird.
  • Schützen Sie Ihre E-Mail-Konten mit besonders starken Pass­wörtern. Denn: Wenn Sie bei einem Online-Dienst Ihr Pass­wort zurück­setzen, schickt Ihnen das jeweilige Portal meist eine E-Mail. Hat ein Krimineller Zugriff auf Ihren E-Mail-Account, kann er also einfach Ihre Pass­wörter ändern.
  • Schützen Sie sich vor Phishing – dabei hilft Ihnen unser Phishing-Ratgeber. Phishing ist die wohl häufigste Angriffs­form, mit der Pass­wörter gestohlen werden. Oft läuft das über täuschend echt wirkende Mails oder Messenger-Nach­richten: Die fordern Nutze­rinnen und Nutzer auf, Links anzu­klicken und dann auf den verlinkten Betrugs-Seiten ihre Anmelde-Daten einzugeben. So können die Täter sie stehlen.
  • Kontrollieren Sie mithilfe von Seiten wie HaveIbeenPwnd oder dem HPI Identity Leak Checker, ob Ihre Login-Daten bereits gestohlen wurden. Falls ja, sollten Sie die Pass­wörter der betroffenen Konten sofort ändern. Auch manche Sicher­heits­programme informieren auto­matisch über bekannt­gewordene Daten­lecks.
  • Vorsicht bei Sicher­heits­fragen: Viele Portale stellen Ihnen Sicher­heits­fragen, wenn Sie Ihr Pass­wort vergessen haben. Meiden Sie Fragen, deren Antworten Fremde leicht rausfinden können – etwa den Mädchen­namen Ihrer Mutter.

Fazit: Zwei-Faktor-Schutz oder Pass­keys

Nach aktuellem Stand der Technik sind die beiden erst­genannten Methoden – Zwei-Faktor-Schutz und Pass­keys – die sichersten Wege, um Ihre Login-Daten vor Angriffen zu schützen. Wir raten dazu, eines dieser beiden Verfahren einzusetzen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • OrSz80 am 13.02.2025 um 19:03 Uhr
    Warnung vor falschen Warnungen

    Test.de hat es ja schon kommentiert, aber ich will das auch noch einmal einordnen. Die 'Warnungen' vom 1.2. sind fachlich mindestens fragwürdig und auf dem Niveau von seichten Internetforen.
    1. Keine Methode ist ausreichend sicher, um den Angriffsvektor Mensch / Social Engineering vollständig zu mitigieren.
    2. Passwörter zu wechseln ist in der Fachwelt schon seit fast 10 Jahren nicht mehr Standard. Auch NIST und BSI sind hier konsequenterweise vor 3 Jahren nachgezogen.
    3. Leider liegt die Umsetzung der Hinweise von Test überwiegend nicht in der Hoheit des Anwenders. Wenn der Server alle 90 Tage einen Pw Wechsel erzwingt, kann sich der Anwender auf den Kopf stellen, aber es ändert nichts daran.
    4. Man weiß nicht, welche Maßnahmen serverseitig implementiert sind. Wenn die Passwörter gar nicht oder nur schwach verschlüsselt sind, kann man als Anwender nichts machen.
    5. Transportverschlüsselung, und viele weitere Argumente,..
    Disclosure: arbeite seit vielen Jahren in Bereich InfoSec

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 03.02.2025 um 16:19 Uhr
    Empfehlungen von test.de

    Lieber Eliasss72, Danke für Ihren Kommentar. In der Kürze, in der Sie das Ganze aktuell formulieren, haben Ihre Aussagen einen reinen Behauptungs-Charakter, der durch keinerlei Fakten unterfüttert wird. Gerne können Sie uns sowie anderen Lesenden erklären, warum Passkeys „auf gar keinen Fall“ verwendet werden sollten, obwohl die Technik unter anderem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, der FIDO-Alliance, der Polizei, Verbraucherzentralen und dem US-amerikanische National Institute of Standards and Technology empfohlen wird. Unsere Lesenden wären sicherlich ebenfalls dankbar für einen Beleg zu Ihrer These, dass „ALLE Passwortmanager bereits sehr einfach gehackt“ worden sind. Besten Dank im Voraus!

  • Eliasss74 am 01.02.2025 um 11:13 Uhr
    Aufpassen bei den Empfehlungen von test.de!

    Naja, woher haben Sie - test.de - Ihre Tipps her? :-/
    Methode 1: Zwei-Faktor-Schutz = gut
    Methode 2: Passkeys = auf gar kein Fall!
    Methode 3: Passwortmanager = Ignorieren Sie diesen Tipp. ALLE Passwortmanager wurden bereits sehr einfach gehackt.
    Methode 4: Starke Passwörter = ok