
Schadstoffe am Strand. Greenpeace fand im Meeresschaum an deutschen Küsten die Ewigkeitschemikalien PFAS. © Greenpeace / Roman Pawlowski
Der Schaum, den Wellen am Strand auftürmen, ist mit kritischen Fluorchemikalien belastet – auch in Deutschland. Zu dem Ergebnis kommt eine aktuelle Greenpeace-Studie.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat Meeresschaum an sechs deutschen Urlaubsorten an Nord- und Ostsee auf problematische Fluorchemikalien (PFAS) untersucht – und sehr hohe Belastungen festgestellt.
Urlaubsorte an Nord- und Ostsee untersucht
Die Stichproben hatte Greenpeace an Nordseestränden auf Sylt, Norderney und Borkum sowie in Sankt Peter Ording genommen, an der Ostsee in Boltenhagen und Kühlungsborn.
Anschließend analysierte die Organisation den zu Wasser zerfallenen Schaum auf 31 verschiedene PFAS. Diese Abkürzung steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Ergebnis: In allen Proben ließen sich sehr hohe PFAS-Belastungen nachweisen. Studien an niederländischen und dänischen Stränden hatten zuvor ebenfalls hohe PFAS-Werte festgestellt.
Gesundheitsrisiken durch PFAS
PFAS ist eine Sammelbezeichnung für viele Tausend Chemikalien. Nicht für alle ist klar, ob sie gesundheitsgefährdend sind. Insbesondere viele kurzkettige PFAS bringen aber nachgewiesenermaßen Gesundheitsrisiken mit sich.
Das können etwa Leberschäden oder verringerte Reaktionen auf Impfungen sein. Einige der Substanzen stehen zudem im Verdacht, krebserregend zu sein.
Problematische Chemikalien nachgewiesen
Zu den 31 Fluorchemikalien, auf die Greenpeace den Meeresschaum getestet hat, gehören auch die sogenannten PFAS-4. Dahinter verbergen sich die vier Verbindungen PFOA, PFOS, PFHxS und PFNA. Sie sind die am besten erforschten PFAS und auch am stärksten reguliert. Die Verwendung von PFOA und PFOS beispielsweise ist in der EU bereits seit einigen Jahren verboten.
Die PFAS-4 machten in der Greenpeace-Studie bei allen Proben mindestens 92 Prozent der gesamten Belastung mit den Fluorchemikalien aus.
Badegewässer-Grenzwert vielfach überschritten
In Deutschland existiert bislang kein PFAS-Grenzwert für Badegewässer, in Dänemark hingegen schon. Dort dürfen Badegewässer 40 Nanogramm PFAS pro Liter enthalten. Die Greenpeace-Messungen der besonders problematischen PFAS-4 lagen je nach Probe 290- bis 3 777-mal über diesem Grenzwert.
Kein Spielzeug für Kinder und Tiere
So anziehend die Schaumberge am Strand insbesondere für Kinder oder Tiere sind, Greenpeace rät aufgrund möglicher Gesundheitsrisiken, Abstand zu halten.
Damit schließt sich die Umweltorganisation den Empfehlungen des niederländischen Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit und Umwelt und der dänischen Behörde für Patientensicherheit an. Es rät darüber hinaus: Beim Baden das Verschlucken von Meerwasser vermeiden und nach dem Schwimmen im Meer immer gründlich abduschen.
Den Kontakt zu Meeresschaum sollte man auch deshalb vermeiden, weil sich darin neben PFAS auch Krankheitserreger sammeln können.
Vorsicht vor allem bei altem Schaum
Die Fluorchemikalien haben, ganz ähnlich zu Waschmittel, schaumbildende Eigenschaften. Sie tragen dazu bei, dass Meeresschaum entsteht und weniger schnell wieder zu Meerwasser zerfällt. Bei festem Schaum sollte man besonders vorsichtig sein, da auch die Konzentration von PFAS besonders hoch sein könnte.
In der Greenpeace-Studie war die Probe aus einem Schaumteppich, der sich in Kühlungsborn wohl schon einige Stunden vor der Probenahme angelagert hatte, mit Abstand am höchsten mit PFAS belastet.
Wie PFAS in die Umwelt gelangen
Aufgrund ihrer wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften wurden und werden PFAS in diversen Alltagsgegenständen eingesetzt: in Beschichtungen von Pfannen, Funktionskleidung und lange beispielsweise auch in Skiwachs oder auch im Löschschaum aus Feuerlöschern.
Auch die Stiftung Warentest weist in ihren Tests immer wieder PFAS nach − zuletzt beispielsweise in den Sitzbezügen von Fahrradanhängern für Kinder.
Bei der Herstellung, Nutzung und auch bei der Entsorgung solcher Produkte gelangen die problematischen Substanzen in die Umwelt. Dort verteilen sie sich und werden nicht abgebaut − deshalb werden sie auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet. Und: Sie können zum Menschen zurückkommen. Über Lebensmittel, Aerosole – und auch über den Schaum an Stränden.
Tipp: Mehr zu den gesundheitlichen Risiken von PFAS
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