
Rüstung. Der Kurs der Rheinmetall-Aktie hat sich in diesem Jahr zwischenzeitlich fast verdreifacht. Viele Anleger möchten etwas abhaben vom großen Reibach. Andere haben ethische Bedenken. © picture alliance / dpa / David Young
Großer Hype um Rüstungsaktien: Viele Anleger wittern lukrative Investments. Andere fürchten, dass ihr Nachhaltigkeitsfonds gegen ihren Willen nun in Waffen investiert.
Auf der ganzen Welt geben die Länder mehr Geld für Waffen und Rüstung aus. Nach Angaben des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI sind die Militärausgaben der Staaten 2024 weltweit um 9,4 Prozent gestiegen, in Europa sogar um 17 Prozent. Insgesamt flossen weltweit rund 2,7 Billionen US-Dollar in Waffen und Rüstung, das sind etwa 2,4 Billionen Euro. Europäische Staaten gaben rund 600 Milliarden Euro aus. Vor diesem Hintergrund sind Aktien von Waffenherstellern stark gestiegen. Die Fondsindustrie hat reagiert und eigens Themenfonds für Rüstung auf den Markt gebracht, einige Nachhaltigkeitsfonds haben ihre Ausschlusskriterien geändert.
Wir geben einen Überblick über die Entwicklungen, die neuen Rüstungs-ETF und Tipps für nachhaltig orientierte Anlegerinnen und Anleger, die nicht in Waffen und Rüstung investieren wollen.
Rüstungsbranche zuletzt besser als breit gestreute Indizes
Die Aktien von Waffenherstellern haben sich seit einem Jahr überdurchschnittlich entwickelt, wie der folgende Vergleichschart zeigt (Stand 19. Juni 2025). Das gilt insbesondere für europäische Konzerne.
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Auch der Renditevergleich über längere Zeiträume ergibt einen Vorsprung für Rüstungsaktien. Allerdings liegt das zum großen Teil am aktuellen Hype.
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Enorme Kursgewinne bei Rüstungsaktien wie Rheinmetall
Der Chart zeigt die Wertentwicklung der Top-10-Rüstungsfirmen aus dem MSCI Europe Aerospace & Defense Index. Rheinmetall hatte über die vergangenen zwölf Monate die stärksten Kursgewinne. Allein in diesem Jahr hat sich der Kurs der Aktie weit mehr als verdoppelt.
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Fondsindustrie setzt auf den Hype auf
Die hohen Kursgewinne haben das Interesse der Anleger geweckt. Das wiederum rief die Fondsindustrie auf den Plan. Die ersten Rüstungs-ETF kamen vor zwei Jahren auf den Markt. Die beiden ältesten weltweit anlegenden Rüstungs-ETF sind der VanEck Defense und der HANetf Future of Defense, aufgelegt im März und im Juli 2023. Die anderen vier kamen 2024 auf den Markt. Der VanEck Defense ETF hat Stand 31. Mai 2025 rund 5,4 Milliarden Dollar eingesammelt, das entspricht etwa 4,7 Milliarden Euro. Der HANetf Future of Defense verwaltet rund 2,1 Milliarden Euro.
Die beiden ETF, die sich auf den europäischen Markt konzentrieren, sind im März und April dieses Jahres an den Start gegangen. Mittlerweile sind fünf weitere europäische Rüstungs-ETF aufgelegt worden, die wir demnächst in unseren Fondsfinder aufnehmen werden.
Weltweit und europaweit anlegende Rüstungs-ETF
Aktuell listen wir im Fondsfinder sechs Rüstungs-ETF, die weltweit investieren, und zwei Rüstungs-ETF, die europaweit anlegen.
Tipp: Für Details klicken Sie in der Tabelle jeweils auf die Isin des Fonds.
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Auf Sicherheit ausgerichtete Fonds
Im Februar dieses Jahres startete die Deka den aktiv gemanagten Fonds Deka Security and Defense. Der Fonds investiert nicht nur in die Rüstungsbranche, sondern auch in Sicherheitsdienstleistungen wie IT-Sicherheit oder Versicherungen. Geächtete Waffen sind außen vor. Die größte Position ist aktuell Rheinmetall (Stand 31. Mai 2025). Im Dezember 2024 kam der LBBW Sicher leben auf den Markt. Auch er widmet sich den Themen IT-Sicherheit und Rüstung. Größter Wert im Portfolio ist der amerikanische Hersteller von Flugzeugtriebwerken, GE Aerospace.
Waffen in nachhaltigen Fonds
In Deutschland haben die Bankenverbände, der Zertifikate- und der Fondsverband gemeinsame Regeln für den Vertrieb nachhaltiger Finanzprodukte entwickelt. Dieses sogenannte ESG-Zielmarktkonzept hat sich nun dahingehend geändert, dass Rüstungswerte in nachhaltigen Produkten, etwa in Fonds, fortan erlaubt sind. Nicht erlaubt in nachhaltigen Fonds sind allerdings Investitionen in kontroverse Waffen wie Landminen oder Streumunition. Ähnlich die Regelungen der EU: Die neuen Namensvorschriften der Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA für grüne Fonds sehen ein Verbot nur für geächtete Waffen vor.
Tipp: Details über die ESMA-Leitlinien lesen Sie im Beitrag Was die strengeren Namensregeln für grüne Fonds bringen.
Bei Deka und Union ist Rüstung in nachhaltigen Fonds ausgeschlossen
Bei Union Investment sind in sämtlichen Publikumsfonds Investitionen in Firmen nicht gestattet, die eine Beteiligung an geächteten Waffen sowie eine direkte Beteiligung an Atomwaffen und -systemen aufweisen. Fonds ohne Nachhaltigkeitsstrategie können in Hersteller konventioneller Waffen investieren. In den nachhaltigen Publikumsfonds sind Aktien und Anleihen von Unternehmen aus der Rüstungsbranche dagegen ausgeschlossen. Waffen seien zwar in vielen Fällen notwendig, heißt es bei Union, „aber sie sind nicht nachhaltig“.
Bei der Deka sind Rüstungskonzerne in nachhaltigen Fonds ebenfalls ausgeschlossen.
Allianz GI erlaubt Rüstungsgüter in bestimmten Fonds
Auch Allianz Global Investors hält Rüstungsinvestitionen nicht für nachhaltig. Allerdings erlaubt Allianz GI seinen nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung eingestuften Fonds nun, in bestimmte Rüstungsgüter und zugehörige Dienstleistungen anzulegen. Ein Grund seien die geopolitischen Veränderungen, die mehr Investitionen erforderten. Artikel 9-Fonds sind nicht von der Änderung betroffen. Geächtete Waffen bleiben weiterhin ausgeschlossen.
Die Offenlegungsverordnung der EU
Die Offenlegungsverordnung enthält Regeln über Transparenzpflichten über Nachhaltigkeitsrisiken. Anbieter sollen ihre Fonds in eine von drei Kategorien einstufen: Artikel 6, Artikel 8 oder Artikel 9.
- Eine Einstufung nach Artikel 8 bedeutet, dass der Fonds nachhaltige Aspekte berücksichtigt.
- Eine Einstufung nach Artikel 9 heißt, dass die Fonds bestimmte nachhaltige Ziele verfolgen.
Die meisten Nachhaltigkeitsfonds sind dem Artikel 8 zugeordnet. Bisher beinhaltet die Einstufung keine Einordnung der Fonds in „streng“ oder „weniger streng“. Auch in unserer Untersuchung nachhaltiger Fonds konnten wir nicht feststellen, dass Artikel-9-Fonds nachhaltiger sind als Artikel-8-Fonds – oder umgekehrt. Unter den Testsiegerfonds gibt es beides.
Die DWS legt verschiedene Nachhaltigkeitsfilter an
Die Fondsgesellschaft DWS unterscheidet ihre Artikel-8-Fonds in zwei Kategorien: Bei Fonds, die den hauseigenen „Basic Exclusions Filter“ anwenden, sind künftig Anlagen in Rüstungswerte erlaubt. Bei Fonds, die das Kürzel ESG (Environment, Social, Governance) oder nachhaltigkeitsbezogene Begriffe im Namen führen und den sogenannten „ESG Investment Standardfilter“ der DWS nutzen, sind Investitionen in Rüstungsfirmen weiterhin ausgeschlossen. In beiden Fonds-Kategorien bleiben außerdem Investitionen in geächtete Waffen ausgeschlossen.
Ethische Banken gegen Waffen in Nachhaltigkeitsfonds
Die nachhaltige GLS Bank sowie sieben Kirchenbanken (Bank für Kirche und Caritas, Bank im Bistum Essen, Darlehenskasse Münster, Evangelische Bank, KD-Bank, Pax-Bank, Steyler Ethik Bank) haben sich gegen das ESG-Zielmarktkonzept positioniert: „Investitionen in Rüstung sind notwendig, aber nicht nachhaltig“, schreiben sie in einem gemeinsamen Papier, das auch vom Branchenverband FNG (Forum für nachhaltige Geldanlagen) unterstützt wird. Die Banken sprechen sich gegen die Aufnahme von Rüstungskonzernen in ethisch-nachhaltige Finanzprodukte aus. Der Einsatz von Waffen und Rüstungsgütern zerstöre Leben, die Zivilgesellschaft, die Umwelt und Infrastrukturen, heißt es.
Hinzu kommt: Viele nachhaltig orientierte Anlegerinnen und Anleger wollen kein Geld mit Waffen und Rüstung verdienen – zumal die Waffenhersteller ihre Produkte häufig auch in Konfliktgebiete ausliefern.
Tipp: Einen Überblick über die ethischen Anlagekriterien der Institute finden Sie in unserem Vergleich nachhaltiger Banken.
Nachhaltigkeitskriterien der Stiftung Warentest: Bei Rüstung streng
In der Nachhaltigkeitsbewertung der Stiftung Warentest unterscheiden wir zwischen geächteten und konventionellen Waffen. Wir wenden ein zweistufiges Verfahren an. Zunächst legen wir folgende Knock-Out-Kriterien an:
- Es gibt nur einen Punkt von fünf möglichen, wenn das Portfolio Hersteller von geächteten oder Nuklearwaffen enthält.
- Es gibt zwei Punkte unter anderem dann, wenn Unternehmen im Portfolio sind, die mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes mit der Produktion von zivilen Schusswaffen und konventionellen Waffen erzielen.
Bei unserer Untersuchung von nachhaltigen Aktienfonds im Herbst sind 27 Prozent der getesteten Fonds an den auf Waffen und Rüstung bezogenen Knock-Out-Kriterien gescheitert.
Auch in der weiteren Bewertung sind wir streng: Das Ausschlusskriterium für kontroverse Waffen gilt nur dann als voll erfüllt, wenn die Fonds geächtete und kontroverse Waffen auch in ihrem Nachhaltigkeitsansatz explizit ausschließen. Bei konventionellen Waffen gilt der Ausschluss als voll erfüllt, wenn die Fonds nicht in Unternehmen investieren, die mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes mit Waffen oder Rüstung erzielen. Diese Toleranzschwelle ist branchenüblich und trägt dem Umstand Rechnung, dass nicht alle Tätigkeiten eindeutig zugeordnet werden können. Manche Güter können beispielsweise sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden.
Tipp: Unsere Nachhaltigkeitsbewertung im Detail finden Sie im Beitrag Warum wir grüne Fonds jetzt strenger testen.
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Fondsfinder: Mit oder ohne Rüstungsinvestments
Wer Rüstungsinvestitionen vermeiden will, schaut sich die von uns bewerteten Nachhaltigkeitsfonds an. Die strengsten Fonds haben Waffen sämtlicher Art ausgeschlossen. Für Anleger, die mit unserem Pantoffel-Portfolio sparen: Die besten ETF haben geächtete Waffen komplett ausgeschlossen und konventionelle Waffen zumindest zum Teil. Der Ausschluss hier ist also etwas weniger streng.
Tipp: Einzelheiten – etwa sämtliche Ausschlusskriterien eines Fonds – finden Sie auf der jeweiligen Einzelansicht der Fonds. Nach bestimmten Ausschlusskriterien wie etwa dem Ausschluss kontroverser Waffen können Sie gezielt filtern. Klicken Sie dazu im Fondsfinder auf „Weitere Filter“ und „Stiftung Warentest: Nachhaltigkeitskriterien“.
Wer dagegen gezielt in den Verteidigungssektor investieren will, filtert im Fondsfinder nach Themenfonds Verteidigungstechnologie oder Themenfonds Sicherheit.
Tipp: Sie klicken auf der Startseite auf „Alle Fonds anzeigen“ und suchen dann im Filter „Fondsgruppen“ weiter.
Ausblick unsicher
Ob der Hype weitergeht oder seinen Höhepunkt schon überschritten hat, können wir nicht sagen. In der Vergangenheit kamen Themenfonds oft spät oder zu spät auf den Markt. Vor wenigen Jahren etwa erfasste ein Hype die Erneuerbaren Energien. Anleger investierten Milliarden in entsprechende Fonds, doch kurze Zeit später drehten die Kurse ins Minus, wie unser Bericht über den iShares Global Clean Energy zeigt. Beim jetzigen Run auf Rüstungswerte lautet das Argument, dass die geopolitische Lage noch jahrelange Investitionen erfordern wird. Es ist jedoch unklar, wie viel der künftigen Gewinnerwartungen bereits in den Kursen steckt.
Tipp: Falls Sie in Themenfonds investieren wollen, mischen Sie sie nur zu einem geringen Teil bei. Bei Einzelaktien ist noch größere Vorsicht geboten.
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- Wer Wert auf strenge Nachhaltigkeitskriterien legt, wird bei ETF nicht fündig. Wir zeigen, welche Fonds hohe Nachhaltigkeit mit stabilem Anlageerfolg kombinieren.
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- Lieber aktiv gemanagte Fonds oder grüne ETF? Unser Test nachhaltiger Fonds und ETF zeigt, was besser ist und mehr Renditechancen hat. Musterdepots helfen bei der Auswahl.
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- Investieren grüne Fonds tatsächlich grün? Ein Nachhaltigkeitsbeirat aus Fachleuten kann dafür sorgen, dass wirklich nur nachhaltige Aktien im grünen Portfolio landen.
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