
Sicherheitsleine. Anlegerinnen und Anleger fürchten Kursstürze an den Börsen. Wir zeigen, wie man sich absichern kann. © Getty Images / Massimo Colombo
Ein Kurssturz kommt oft aus dem Nichts. Unsere Leserinnen und Leser wollen wissen, welche Absicherungsinstrumente wir empfehlen. Die einfachste Methode ist die beste.
Aktien sind eine gute, chancenreiche Geldanlage. Aber sie sind nicht sicher. Die Kurse an den Börsen schwanken, mitunter stürzen sie steil ab. Anlegerinnen und Anleger würden sich dagegen gerne absichern. Tatsächlich gibt es zahlreiche Absicherungsinstrumente, von denen wir einige hier vorstellen. Vorweg: Alle Absicherungsstrategien haben ihre Vor- und Nachteile. Die beste von allen ist die richtige Mischung. Der Reihe nach.
Augen zu und raus
Wer Angst vor einem baldigen Crash hat, könnte seine Aktienanlagen ganz einfach verkaufen.
Vorteil: Bei einem Portfolio mit sehr wenigen Aktien und Fonds ist das eine kostengünstige Absicherungsstrategie. Anleger mit günstigen Depots werden durch die Handelskosten heutzutage auch nicht mehr ruiniert. Andere Kosten fallen nicht an. Und man kann selbst bestimmen, wann man wieder in den Markt einsteigen möchte.
Nachteil: Sollte das Portfolio größer sein und viele Titel enthalten, wird es aufwendig und teurer. Falls man sich geirrt hat und die Kurse weiter aufwärts gehen, nimmt man an weiteren Gewinnen nicht mehr teil. Und die Wahrscheinlichkeit, dass man sich irrt und Gewinne verpasst, ist groß. Viele Leute nehmen zum Beispiel an, dass es nach einem neuen Allzeithoch auf jeden Fall wieder runtergeht. Manchmal stimmt das, meistens aber nicht.
Absicherung für Profis
Die gängigste Möglichkeit, mit der professionelle Portfolioverwalter heute absichern, ist der Verkauf von Futures. Futures sind standardisierte und an speziellen Börsen gehandelte Termingeschäfte, die sich auf einen bestimmten Basiswert beziehen. Das kann ein Index sein, eine Aktie oder ein Rohstoff. Abgerechnet wird bei Fälligkeit, außer der Sicherheitsmarge müssen Investoren bei Kauf kein Geld auf den Tisch legen. Deshalb zählen sie zu den Hebelprodukten: Man gewinnt oder verliert mehr als beim direkten Kauf des Basiswertes. Futures auf die weltweit gängigen Aktienindizes sind leicht verfügbar. Mit einem Depot aus Einzelaktien stimmen die Indizes zwar nicht eins zu eins überein, aber meist ist ein passender Index-Future eine völlig ausreichende Annäherung an das abzusichernde Portfolio.
Vorteil: Die große Auswahl an Futures ermöglicht, gängige Portfolios genau genug abzusichern. Futures für Standard-Indizes sind liquide. Wenn einer ausläuft, kann die Absicherung leicht mit einem neuen verlängert werden. Man muss wenig Cash vorstrecken.
Nachteil: Auch hier partizipiert man nicht mehr an Gewinnen seines eigentlichen Portfolios, sollten die Märkte doch steigen. Sie werden dann durch die Verluste der Futures aufgefressen. Nur professionelle Anleger haben Zugang zu Terminbörsen.
Ausweichmöglichkeiten für private Anlegerinnen und Anleger
Privatanleger haben keine Möglichkeit, Futures zu handeln. Sie können aber auf andere, ähnliche Instrumente zurückgreifen, zum Beispiel auf gehebelte Derivate wie Mini-Futures, Turbos, Faktor- oder Knock-Out-Optionsscheine. Die Papiere unterscheiden sich im Detail, doch sie funktionieren so ähnlich wie Futures und haben in etwa dieselben Vor- und Nachteile wie die oben beschriebenen Absicherungsmöglichkeiten. Hinzu kommen eventuell höhere Kosten.
Put-Option: Gut, aber teuer
Es gibt eine gängige Möglichkeit, sich gegen Verluste abzusichern und trotzdem an Gewinnen teilzuhaben: Put-Optionen beziehungsweise Optionsscheine. Wenn der Markt und das eigentliche Portfolio fallen, steigen die Put-Optionen im Wert und kompensieren die Portfolioverluste.
Vorteil: Wenn der Markt und das Portfolio doch steigen sollten, dann war die Option zwar nutzlos, aber am Marktanstieg nimmt man mit seinem Portfolio vollständig teil. Nur die Kosten für die Option gehen verloren.
Nachteil: Optionen sind teuer und haben eine begrenzte Laufzeit. Daher funktioniert damit eine dauerhafte und vollständige Portfolioabsicherung nicht – die Kosten fressen schnell den gesamten Portfoliowert auf. Für Anfänger ist die Wertentwicklung der Optionen oder Optionsscheine während der Laufzeit schwer zu durchschauen.
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Mit Short-ETF auf fallende Kurse setzen
Mit einem Short-ETF nehmen Anleger nicht an der tatsächlichen, sondern der gegenteiligen Entwicklung des Basiswerts teil. Daher ist mitunter auch von inversen ETF die Rede. Ein Short-ETF auf den Dax fällt, wenn der Dax steigt. Und er steigt, wenn der Dax fällt. Auf diese Weise können sich Anleger vor fallenden Kursen schützen.
Vorteil: Mit Short-ETF lässt sich kurzfristig sehr gut auf fallende Kurse setzen.
Nachteil: Die perfekte Absicherung bieten Short-ETF nur am ersten Tag. Wie gut sie über längere Zeiträume ein bestehendes Portfolio absichern, hängt hingegen vom genauen Kursverlauf des Basiswertes ab. Short-ETF ohne Hebel verlangen einen hohen Einsatz – ein halbwegs vollständig abgesichertes Portfolio besteht zu 50 Prozent aus Short-ETF. Mit einem (Short-)Hebel von zwei machen sie immer noch circa ein Drittel des Portfolios aus.
Die Tücken der Stop-Loss-Orders
Manche Anleger, die verhindern wollen, dass ihr ETF beim nächsten Crash Verluste macht, setzen dafür eine Stop-Loss-Order. Wir raten davon ab. Eine Stop-Loss-Order löst, sobald bei einem Kurssturz ein bestimmter Indexstand erreicht ist, einen Verkaufsauftrag aus. Allerdings wird der ETF nicht bei diesem, sondern dem nächstmöglichen handelbaren Kurs verkauft. Und der kann deutlich tiefer liegen.
Die beste aller Absicherungsstrategien
Die gute Nachricht für alle Anleger ist: Tatsächlich benötigen Sie keine Absicherungsstrategie – vorausgesetzt, Sie haben Ihr Depot gut aufgestellt und die Mischung zwischen riskanten und sicheren Anlagen entsprechend Ihres Risikotyps ausgewählt. Die drei Varianten unseres Pantoffel-Portfolios – defensiv, ausgewogen, offensiv – können als Blaupause für die passende Mischung dienen. Denken Sie auch daran: Aktienanlagen sind langfristige Investments.
Sie sollten nicht erwarten, dass man durch irgendeine Absicherungsstrategie weniger Risiko eingehen kann, gleichzeitig aber die Renditechancen einer „normalen“ Anlage erhalten kann.
Unser Tipp: Wenn es das nächste Mal crasht, dann schauen Sie sich Ihr Gesamtdepot an, nicht den Aktienanteil alleine. Das ergibt ein realistischeres Bild Ihrer Geldanlage und ist besser für die Nerven. Ein Beispiel: Angenommen, Sie haben entsprechend Ihrer Risikoneigung 40 000 Euro in einem ausgewogenen Depot liegen, das je zur Hälfte aus Aktien-ETF und Zinsanlagen besteht. Nun fällt der Aktienanteil von 20 000 Euro auf 16 000 Euro. Dann hat der Aktienanteil zwar 20 Prozent Verlust gemacht (4 000 Euro von 20 000 Euro), ihr gesamtes Portfolio hingegen nur 10 Prozent (4 000 Euro auf 40 000 Euro).
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- Das beliebte Pantoffel-Portfolio lässt sich problemlos mit nachhaltigen ETF umsetzen. Und es lohnt sich auch, wie unser Vergleich mit der klassischen Variante zeigt.
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- Sparpläne liegen auf Jahressicht im Minus, Einmalanlagen trotz Ukrainekrise im Plus. Mittel- und langfristig verzeichnen alle Pantoffel-Portfolios ein deutliches Plus.
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- Bei Auszahlplänen mit Fonds wirken sich Kursstürze an den Börsen unmittelbar auf die Entnahmerate aus. Es sei denn, man hat einen Puffer eingebaut.
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Mag zwar ganz toll sein, sich intensiv um die "Absicherung" des Depots zu kümmern oder müssen, aber "der Markt" macht ´eh was er will und die Infos darüber, die bei uns Kleinanlgern ankommen sind eh "Schnee von Gestern", da dann bereits siehe "Markt" längst darauf reagiert wurde. Ich halte absolut nichts von Absicherungen oder ggf. auch potentiellen Renditebeschleunigern". Immer schön diversiviziert bleiben, ein wenig "cash" in der Hinterhand und ansonsten einfach laufen lassen, sowie das Depot nach persönlicher Risikoneigung ausrichten. Da sollte man aber bereits vorher einmal Verluste auf Exeltabelle visualisieren, sodass tatsächlich der entsprechende Wert des Depots ersichtlich ist. Vielleicht überlegen es sich dann ja Viele inwieweit sie ihren Risikoanteil im Depot ansetzen.
Viele Grüsse und weiterhin fröhliches Investieren sowie lesen im berühmten Kaffeesatz, was die Entwicklungen angeht. Must30
@test.it.harder: Das ist korrekt, einige Broker bieten Privatanlegern auch den Futureshandel an. Es gibt allerdings viele "aber" in dem Fall: Die Mindesthandelbaren Volumen können sehr, sehr hoch liegen (ein Dax-Future bewegt knapp eine halbe Million Euro). Wenn man auf kleinanlegertauglichere Instrumente wie Mini- oder Micro-Dax ausweicht steigen die Handelskosten. Und vor allem: In der Regel gibt es keine Nachschusspflicht, sondern eine Verlust-Position wird zwangsweise glattgestellt, solange die Sicherheiten ausreichen. Das Absichern eines bestehenden Aktienportfolios (das vielleicht bei einem anderen Anbieter liegt) ist damit in der Regel nicht möglich. Für echten Futureshandel ist eine Bonitätsprüfung wie bei Finanzgegenparteien nötig (das hat nichts mit der Schufa o.ä.zu tun). Entsprechende Erfahrung muss auch nachgewiesen werden, eine Selbstauskunft wie bei Geschäften für Privatanleger üblich reicht dann nicht mehr. Normale Privatanleger haben unseres Wissens nach keine Möglichkeit mit Nachschusspflicht zu handeln (zu Recht), diese handeln dann Futures nur mit Einschränkungen. Das ähnelt dann wieder stark CFDs, Turbos etc.
"Privatanleger haben keine Möglichkeit, Futures zu handeln. " ?!
Seit wann?
Melden Sie sich zB bei WHselfinvest an und handeln Sie Futures wenn Sie das wollen.