Risiken bei Aktien und Fonds Wie Sie Ihr Depot vor Kurs­stürzen schützen

Datum:
  • Text: Karin Baur
  • Testleitung: Yann Stoffel
Risiken bei Aktien und Fonds - Wie Sie Ihr Depot vor Kurs­stürzen schützen

Sicher­heits­leine. Anle­gerinnen und Anleger fürchten Kurs­stürze an den Börsen. Wir zeigen, wie man sich absichern kann. © Getty Images / Massimo Colombo

Ein Kurs­sturz kommt oft aus dem Nichts. Unsere Lese­rinnen und Leser wollen wissen, welche Absicherungs­instru­mente wir empfehlen. Die einfachste Methode ist die beste.

Aktien sind eine gute, chancenreiche Geld­anlage. Aber sie sind nicht sicher. Die Kurse an den Börsen schwanken, mitunter stürzen sie steil ab. Anle­gerinnen und Anleger würden sich dagegen gerne absichern. Tatsäch­lich gibt es zahlreiche Absicherungs­instru­mente, von denen wir einige hier vorstellen. Vorweg: Alle Absicherungs­strategien haben ihre Vor- und Nachteile. Die beste von allen ist die richtige Mischung. Der Reihe nach.

Augen zu und raus

Wer Angst vor einem baldigen Crash hat, könnte seine Aktien­anlagen ganz einfach verkaufen.

Vorteil: Bei einem Portfolio mit sehr wenigen Aktien und Fonds ist das eine kostengüns­tige Absicherungs­strategie. Anleger mit günstigen Depots werden durch die Handels­kosten heut­zutage auch nicht mehr ruiniert. Andere Kosten fallen nicht an. Und man kann selbst bestimmen, wann man wieder in den Markt einsteigen möchte.

Nachteil: Sollte das Portfolio größer sein und viele Titel enthalten, wird es aufwendig und teurer. Falls man sich geirrt hat und die Kurse weiter aufwärts gehen, nimmt man an weiteren Gewinnen nicht mehr teil. Und die Wahr­scheinlich­keit, dass man sich irrt und Gewinne verpasst, ist groß. Viele Leute nehmen zum Beispiel an, dass es nach einem neuen Allzeit­hoch auf jeden Fall wieder runter­geht. Manchmal stimmt das, meistens aber nicht.

Absicherung für Profis

Die gängigste Möglich­keit, mit der professionelle Portfolio­verwalter heute absichern, ist der Verkauf von Futures. Futures sind stan­dardisierte und an speziellen Börsen gehandelte Termin­geschäfte, die sich auf einen bestimmten Basis­wert beziehen. Das kann ein Index sein, eine Aktie oder ein Rohstoff. Abge­rechnet wird bei Fälligkeit, außer der Sicher­heits­marge müssen Investoren bei Kauf kein Geld auf den Tisch legen. Deshalb zählen sie zu den Hebel­produkten: Man gewinnt oder verliert mehr als beim direkten Kauf des Basis­wertes. Futures auf die welt­weit gängigen Aktienindizes sind leicht verfügbar. Mit einem Depot aus Einzel­aktien stimmen die Indizes zwar nicht eins zu eins über­ein, aber meist ist ein passender Index-Future eine völlig ausreichende Annäherung an das abzu­sichernde Portfolio.

Vorteil: Die große Auswahl an Futures ermöglicht, gängige Portfolios genau genug abzu­sichern. Futures für Stan­dard-Indizes sind liquide. Wenn einer ausläuft, kann die Absicherung leicht mit einem neuen verlängert werden. Man muss wenig Cash vorstre­cken.

Nachteil: Auch hier partizipiert man nicht mehr an Gewinnen seines eigentlichen Portfolios, sollten die Märkte doch steigen. Sie werden dann durch die Verluste der Futures aufgefressen. Nur professionelle Anleger haben Zugang zu Terminbörsen.

Ausweich­möglich­keiten für private Anle­gerinnen und Anleger

Privat­anleger haben keine Möglich­keit, Futures zu handeln. Sie können aber auf andere, ähnliche Instru­mente zurück­greifen, zum Beispiel auf gehebelte Deri­vate wie Mini-Futures, Turbos, Faktor- oder Knock-Out-Options­scheine. Die Papiere unterscheiden sich im Detail, doch sie funk­tionieren so ähnlich wie Futures und haben in etwa dieselben Vor- und Nachteile wie die oben beschriebenen Absicherungs­möglich­keiten. Hinzu kommen eventuell höhere Kosten.

Put-Option: Gut, aber teuer

Es gibt eine gängige Möglich­keit, sich gegen Verluste abzu­sichern und trotzdem an Gewinnen teil­zuhaben: Put-Optionen beziehungs­weise Options­scheine. Wenn der Markt und das eigentliche Portfolio fallen, steigen die Put-Optionen im Wert und kompensieren die Portfolio­verluste.

Vorteil: Wenn der Markt und das Portfolio doch steigen sollten, dann war die Option zwar nutzlos, aber am Markt­anstieg nimmt man mit seinem Portfolio voll­ständig teil. Nur die Kosten für die Option gehen verloren.

Nachteil: Optionen sind teuer und haben eine begrenzte Lauf­zeit. Daher funk­tioniert damit eine dauer­hafte und voll­ständige Portfolio­absicherung nicht – die Kosten fressen schnell den gesamten Portfolio­wert auf. Für Anfänger ist die Wert­entwick­lung der Optionen oder Options­scheine während der Lauf­zeit schwer zu durch­schauen.

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Mit Short-ETF auf fallende Kurse setzen

Mit einem Short-ETF nehmen Anleger nicht an der tatsäch­lichen, sondern der gegen­teiligen Entwick­lung des Basis­werts teil. Daher ist mitunter auch von inversen ETF die Rede. Ein Short-ETF auf den Dax fällt, wenn der Dax steigt. Und er steigt, wenn der Dax fällt. Auf diese Weise können sich Anleger vor fallenden Kursen schützen.

Vorteil: Mit Short-ETF lässt sich kurz­fristig sehr gut auf fallende Kurse setzen.

Nachteil: Die perfekte Absicherung bieten Short-ETF nur am ersten Tag. Wie gut sie über längere Zeiträume ein bestehendes Portfolio absichern, hängt hingegen vom genauen Kurs­verlauf des Basis­wertes ab. Short-ETF ohne Hebel verlangen einen hohen Einsatz – ein halb­wegs voll­ständig abge­sichertes Portfolio besteht zu 50 Prozent aus Short-ETF. Mit einem (Short-)Hebel von zwei machen sie immer noch circa ein Drittel des Portfolios aus.

Die Tücken der Stop-Loss-Orders

Manche Anleger, die verhindern wollen, dass ihr ETF beim nächsten Crash Verluste macht, setzen dafür eine Stop-Loss-Order. Wir raten davon ab. Eine Stop-Loss-Order löst, sobald bei einem Kurs­sturz ein bestimmter Indexstand erreicht ist, einen Verkaufs­auftrag aus. Allerdings wird der ETF nicht bei diesem, sondern dem nächst­möglichen handel­baren Kurs verkauft. Und der kann deutlich tiefer liegen.

Die beste aller Absicherungs­strategien

Die gute Nach­richt für alle Anleger ist: Tatsäch­lich benötigen Sie keine Absicherungs­strategie – voraus­gesetzt, Sie haben Ihr Depot gut aufgestellt und die Mischung zwischen riskanten und sicheren Anlagen entsprechend Ihres Risiko­typs ausgewählt. Die drei Varianten unseres Pantoffel-Portfolios – defensiv, ausgewogen, offensiv – können als Blau­pause für die passende Mischung dienen. Denken Sie auch daran: Aktien­anlagen sind lang­fristige Investments.

Sie sollten nicht erwarten, dass man durch irgend­eine Absicherungs­strategie weniger Risiko eingehen kann, gleich­zeitig aber die Rendite­chancen einer „normalen“ Anlage erhalten kann.

Unser Tipp: Wenn es das nächste Mal crasht, dann schauen Sie sich Ihr Gesamt­depot an, nicht den Aktien­anteil alleine. Das ergibt ein realistischeres Bild Ihrer Geld­anlage und ist besser für die Nerven. Ein Beispiel: Angenommen, Sie haben entsprechend Ihrer Risikoneigung 40 000 Euro in einem ausgewogenen Depot liegen, das je zur Hälfte aus Aktien-ETF und Zins­anlagen besteht. Nun fällt der Aktien­anteil von 20 000 Euro auf 16 000 Euro. Dann hat der Aktien­anteil zwar 20 Prozent Verlust gemacht (4 000 Euro von 20 000 Euro), ihr gesamtes Portfolio hingegen nur 10 Prozent (4 000 Euro auf 40 000 Euro).

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Must30 am 02.09.2024 um 16:43 Uhr
    Futures handeln etc.

    Mag zwar ganz toll sein, sich intensiv um die "Absicherung" des Depots zu kümmern oder müssen, aber "der Markt" macht ´eh was er will und die Infos darüber, die bei uns Kleinanlgern ankommen sind eh "Schnee von Gestern", da dann bereits siehe "Markt" längst darauf reagiert wurde. Ich halte absolut nichts von Absicherungen oder ggf. auch potentiellen Renditebeschleunigern". Immer schön diversiviziert bleiben, ein wenig "cash" in der Hinterhand und ansonsten einfach laufen lassen, sowie das Depot nach persönlicher Risikoneigung ausrichten. Da sollte man aber bereits vorher einmal Verluste auf Exeltabelle visualisieren, sodass tatsächlich der entsprechende Wert des Depots ersichtlich ist. Vielleicht überlegen es sich dann ja Viele inwieweit sie ihren Risikoanteil im Depot ansetzen.
    Viele Grüsse und weiterhin fröhliches Investieren sowie lesen im berühmten Kaffeesatz, was die Entwicklungen angeht. Must30

  • Profilbild Mitarbeiter_Stoffel am 02.09.2024 um 12:04 Uhr
    Futures handeln

    @test.it.harder: Das ist korrekt, einige Broker bieten Privatanlegern auch den Futureshandel an. Es gibt allerdings viele "aber" in dem Fall: Die Mindesthandelbaren Volumen können sehr, sehr hoch liegen (ein Dax-Future bewegt knapp eine halbe Million Euro). Wenn man auf kleinanlegertauglichere Instrumente wie Mini- oder Micro-Dax ausweicht steigen die Handelskosten. Und vor allem: In der Regel gibt es keine Nachschusspflicht, sondern eine Verlust-Position wird zwangsweise glattgestellt, solange die Sicherheiten ausreichen. Das Absichern eines bestehenden Aktienportfolios (das vielleicht bei einem anderen Anbieter liegt) ist damit in der Regel nicht möglich. Für echten Futureshandel ist eine Bonitätsprüfung wie bei Finanzgegenparteien nötig (das hat nichts mit der Schufa o.ä.zu tun). Entsprechende Erfahrung muss auch nachgewiesen werden, eine Selbstauskunft wie bei Geschäften für Privatanleger üblich reicht dann nicht mehr. Normale Privatanleger haben unseres Wissens nach keine Möglichkeit mit Nachschusspflicht zu handeln (zu Recht), diese handeln dann Futures nur mit Einschränkungen. Das ähnelt dann wieder stark CFDs, Turbos etc.

  • test.it.harder am 02.09.2024 um 03:09 Uhr
    Futures handeln

    "Privat­anleger haben keine Möglich­keit, Futures zu handeln. " ?!
    Seit wann?
    Melden Sie sich zB bei WHselfinvest an und handeln Sie Futures wenn Sie das wollen.