Investieren in Deutsch­land Mit Dax-ETF zum neuen Höchst­stand

Datum:
  • Text: Karin Baur
  • Testleitung: Thomas Krüger
  • Faktencheck: Martin Heeger
Investieren in Deutsch­land - Mit Dax-ETF zum neuen Höchst­stand

Dax im Plus. Längst Geschichte ist die Marke von 20 000 Punkten, die der Dax im Dezember vergangenen Jahres erst­mals knackte. Im Juli sprang er bereits über 24 000 Punkte. © picture alliance / REUTERS / Staff

Trotz aller Unsicherheit steigt der Dax weiter. Am 9. Juli erreichte er mit 24 609 Punkten einen neuen Rekord. Wir zeigen ETF auf deutsche Aktien und ihre Unterschiede.

Der deutsche Aktien­index Dax ist immer für eine Über­raschung gut. Am 9. Juli hat er mit der Marke von 24 609 Punkten einen neuen Höchst­stand erreicht – und das, obwohl die Konjunktur in Deutsch­land weiterhin lahmt und Krisen in Nahost und Zoll­drohungen aus den USA für Unsicherheit sorgen. Anleger glauben wohl nicht mehr an den „Zoll-Hammer“: Mit Siemens und BASF gehörten zwei Export­titel zu den stärksten Werten der letzten Tage. Zu den Gewinnern gehören auch die Auto­mobil­aktien, die besonders von einem erträglichen Ausgang der Zoll­streitig­keiten profitieren würden.

Dax, FAZ-Index, MSCI Germany und FTSE Germany im Vergleich

Wie die Grafik zeigt, laufen die vier Indizes Dax, FAZ-Index, MSCI Germany und FTSE Germany All Cap seit Januar 2010 sehr ähnlich. Am besten gelaufen ist der Dax, der leicht vor FTSE Germany All Cap und MSCI Germany liegt. Den letzten krassen Einbruch gab es im Februar/März 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie. Auch 2022 sanken die Kurse.

Tipp: Wenn Sie mit der Maus über die Linien ziehen, können Sie sich den Index Ihrer Wahl anzeigen lassen. Alternativ können Sie in der Legende unter der Grafik die nicht gewünschten Linien wegklicken.

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Wert­schwankungen sind höher als in anderen Industrieländern

Börsenkenner wissen schon länger, dass der deutsche Aktienmarkt ein relativ heißes Eisen ist. Die Wert­schwankungen sind höher als an einigen anderen etablierten Börsenplätzen. Zieht man zum Beispiel den maximalen Verlust in den vergangenen 20 Jahren heran, steht Deutsch­land mit 55 Prozent schlechter da als die USA und Japan. Der US-amerikanische Aktienmarkt hat in diesem Zeitraum höchs­tens 51 Prozent einge­büßt, in Japan waren es 53,5 Prozent. Nur Europa insgesamt ist noch etwas schlechter.

Dennoch sind Dax und Co bei Anle­gerinnen und Anlegern beliebt, denn der Heimatmarkt hat seinen besonderen Reiz.

USA vor Deutsch­land

Wie die Grafiken zeigen, liegt Deutsch­land, was die kurz­fristige Wert­entwick­lung angeht, deutlich vor den USA und dem Welt­index MSCI World – der allerdings zu mehr als zwei Dritteln aus US-Aktien besteht. Bei den Lang­frist-Renditen haben MSCI World und MSCI USA aber weiter die Nase vorn.

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Deutsch­land hat keine ausgeprägte Aktienkultur

Der deutsche Aktienmarkt ist mit einem kümmerlichen Anteil von unter 3 Prozent am MSCI World recht zwergenhaft. Es gibt hier­zulande eben keine gewachsene Aktienkultur wie in Groß­britannien und vor allem wie in den USA.

Auch was Anzahl und Größe börsennotierter Unternehmen angeht, kann Deutsch­land interna­tional nicht mithalten. Um nur ein prägnantes Beispiel zu nennen: Die größte deutsche Aktiengesell­schaft, der Software­konzern SAP, bringt es im Juli 2025 auf einen Börsen­wert von rund 330 Milliarden Euro. Das klingt beein­druckend, doch Nvidia ist mit rund 4 Billionen Euro ungefähr zwölfmal so viel wert.

Deutscher Leit­index bietet trotz nur 40 Titeln gute Streuung

Apro­pos Informations­technologie: Die welt­weit wichtigste Branche spielt in Deutsch­land eine geringere Rolle. Statt­dessen haben in breiten Deutsch­landindizes klassische Industrieunter­nehmen ein höheres Gewicht als zum Beispiel im MSCI World. Und rund ein Fünftel machen Finanz­werte aus, deutlich mehr als in den Welt­indizes. Das muss kein Nachteil sein, hat aber in der jüngeren Vergangenheit die Wert­entwick­lung nicht gerade befördert.

Der allseits bekannte Dax ist natürlich der deutsche Index, auf den es das reichhaltigste ETF-Angebot gibt. Obwohl er nur 40 Aktien enthält, deckt er den einheimischen Markt gut genug ab, so dass wir ETF auf diesen Index mit unserem Stiftung Warentest-Urteil „1. Wahl“ versehen können. Wer bequem in den breiten deutschen Aktienmarkt anlegen möchte, ist damit gut bedient. Aufgepasst: Deutsch­land ist nur zur Beimischung, nicht als Basis­anlage geeignet.

Tipp: Im Fonds­finder erhalten Sie Bewertungen und Kenn­zahlen zu Aktienfonds Deutschland.

Dax – das Aushängeschild

Der Dax wird seit 1988 berechnet und besteht mitt­lerweile aus 40 Aktien. Der maximale Anteil jeder Aktie beträgt 15 Prozent, leichte Über­schreitungen bis zur nächsten Anpassung sind möglich.

FAZ Index – Der deutsche Markt in seiner Breite

Der älteste Deutsch­land­index, der FAZ-Index, enthält immerhin 100 Unternehmen, darunter die wichtigsten mittel­großen deutschen Aktiengesell­schaften. Im FAZ-Index finden sich nur Konzerne, deren Aktien an der Frank­furter Wert­papierbörse gelistet sind. Seine Top-Positionen ähneln denen des Dax. Airbus fehlt, da die Firma ihren Haupt­sitz im Ausland hat.

FTSE Germany All Cap – Index mit vielen Aktien

Der FTSE Germany All Cap ist der breiteste Deutsch­land-Index, den man zurzeit als ETF bekommen kann. Er umfasst rund 150 Aktien und enthält im Gegen­satz zum Dax auch eine Reihe kleiner Unternehmen. Deren Index­anteil ist allerdings gering. Ausländische Börsengesell­schaften wie Airbus sind im Index nicht vertreten.

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Dax, MDax, SDax und TecDax im Vergleich

Neben dem Dax gibt es noch Indizes, die sich auf speziel­lere Segmente am deutschen Aktienmarkt richten: MDax, SDax und TecDax. Die Grafik zeigt, wie sich die vier Indizes Dax, MDax, SDax und TecDax seit Januar 2010 entwickelt haben. Anders als der Dax sind MDax, SDax und TecDax derzeit nicht auf Allzeit­hoch.

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Gezieltes Investment in Neben­werte

Wer gezielt auf sogenannte Neben­werte setzen möchte, findet in ETF auf die Indizes MDax und SDax die passenden Anlagen. Sie haben tendenziell stärkere Wert­schwankungen als der Dax, bieten dafür aber gerade bei glück­lich gewähltem Einstieg attraktive Rendite­chancen.

MDax – die zweite Liga

Einige der größeren 50 MDax-Aktien waren früher schon mal im deutschen Leit­index Dax vertreten. Der MDax enthält aber auch eine Reihe mittel­stän­discher Unternehmen, etwa aus dem Maschinenbau. Industrieunternehmen sind die stärkste Branche.

SDax – klein, aber oho

Mit 70 Unternehmen bietet der SDax ein breites Spektrum kleiner Börsen­unternehmen. Seine Haupt­branchen sind Industrie und Informations­technologie.

Gezielt auf Hightech setzen

Gleiches gilt für den TecDax, den Nach­folger des Neue-Markt-Indexes Nemax 50. Dass er ausschließ­lich Technologie­aktien enthält, macht ihn für spekulative Anleger besonders reizvoll. Sie sollten aber auf hohe Verluste gefasst sein, falls die Börsen mal wieder in den Crash-Modus übergehen.

Anders als der MDax und der SDax eignet sich der TecDax kaum zum Kombinieren, denn er enthält nur Aktien, die auch in anderen Deutsch­land-Indizes vorkommen. Der TecDax ist eine Wette auf die Technologiebranche. Da sich an den Zukunfts­aus­sichten von Internet-, Software- oder Biotechfirmen nichts geändert hat, bleibt er ein interes­santes Nischen­investment.

TecDax – geballte Technologie

Der TecDax fokussiert sich auf Aktien aus den Sektoren Computer, Internet, Biotechnologie und alternative Energien. Titel aus dem TecDax sind daneben auch in Dax, MDax oder SDax vertreten. Die Top-10-Aktien sind sehr hoch gewichtet, was für die Risiko­streuung unvor­teilhaft ist.

Den Dax gibt es auch als nach­haltige Variante

Der ein oder andere möchte mit bestimmten Geschäften kein Geld verdienen. Für viele ist etwa Rüstung so ein Thema, andere wollen Kohl­einvestments vermeiden. Der Dax 50 ESG-Index bildet die 50 größten und liquidesten Unternehmen aus dem deutschen Aktienmarkt ab, die gute Nach­haltig­keits­werte haben und nicht aktiv sind in den Geschäfts­feldern kontroverse Waffen, Tabak, Kern­energie, Kraft­werk­skohle oder Rüstungs­güter.

Tipp: Mehr über nach­haltige Aktienfonds finden Sie im Beitrag Warum wir grüne Fonds jetzt strenger testen.

Die Grafik zeigt, wie sich die nach­haltige Dax-Variante im Vergleich mit der klassischen geschlagen hat.

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Deutsch­land im gut gestreuten Depot

Bleibt die Frage, wie sich Deutsch­land-ETF sinn­voll in ein Wert­papierdepot einfügen lassen. Für ihre Gewichtung am Aktien­vermögen ziehen wir unsere bewährte Grund­regel heran, dass Anle­gerinnen und Anleger mindestens 70 Prozent in breit aufgestellte, möglichst welt­weit ausgerichtete ETF stecken sollten.

Es bleiben maximal 30 Prozent des Aktien­kapitals für speziel­lere, gern riskantere Investments, darunter die genannten Deutsch­land-Indizes. Für „Normal­anleger“ sind weniger als 30 Prozent sinn­voll.

Tipps: Wenn Sie gezielt ETF für einen bestimmten Index suchen, hilft Ihnen unser Fondsfinder. Scrollen Sie auf der Start­seite nach unten und nutzen Sie unseren Index-Selektor.

Wie das Deutsch­land-Pantoffel-Portfolio funk­tioniert und wie es in der Vergangenheit gelaufen ist, lesen Sie im Beitrag Anlegen mit Kick – zehn Beimischungen im Test.

(mit dpa)

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