Umbau im Aktien­index Dax Mit 40 Aktien auf neuem Kurs

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Umbau im Aktien­index Dax - Mit 40 Aktien auf neuem Kurs

Aktien­index DAX. Neue Regeln erlauben Airbus erst­mals den Aufstieg in den wichtigsten deutschen Index. © Getty Images

Der bekann­teste deutsche Aktien­index Dax wurde rund­erneuert. Für Anle­gerinnen und Anleger bietet das neue Chancen. Wir zeigen, welche ETF sich dafür eignen.

Mehr Unternehmen, neue Regeln

Es war die einschneidendste Reform des Dax seit seiner Einführung im Jahr 1988: Seit 20. September 2021 enthält der Index 40 statt vorher 30 Aktien. Zusätzlich gibt es einige Regel­änderungen. Wie wirken diese Neuerungen sich aus? Und mit welchen ETF können Sie breit gestreut in Deutsch­land anlegen?

Allein der Börsen­wert zählt

Über die Aufnahme in den Dax 40 entscheidet nun allein der Börsen­wert. Er ergibt sich, wenn man alle Aktien eines Unter­nehmens mit dem aktuellen Börsenkurs multipliziert. Der Versicherungs­konzern Allianz zum Beispiel hat rund 412 Millionen Aktien ausgegeben, die am 30. September 2021 zu Kursen von etwa 195 Euro gehandelt wurden. Das ergibt einen Börsen­wert von mehr als 80 Milliarden Euro.

Für die Berechnung zählen nur frei handel­bare Aktien. Wert­papiere, die dauer­haft im Besitz eines Groß­aktionärs sind, etwa des deutschen Staates, werden nicht mitgezählt.

Die zweite Eintritts­karte für den Index fällt künftig weg. Bisher mussten Unternehmen für die Aufnahme in den Dax auch einen hohen Umsatz an der deutschen Börse aufweisen, also zumindest in die Nähe der 30 meist­gehandelten deutschen Werte kommen.

Airbus gehört jetzt zu den Top-Werten

An der Reihen­folge der Top-10-Unternehmen ändert sich wenig – mit einer spektakulären Ausnahme: Der deutsch-französische Luft­fahrt­konzern Airbus gehört neuerdings ebenso zu den größten Dax-Titeln wie SAP, Siemens oder BASF.

Bisher war das Unternehmen im MDax gelistet, wo es inhalt­lich nie so recht hingepasst hat. Dort tummeln sich ansonsten vor allem mittel­stän­dische Firmen, meist mit einem Börsen­wert von deutlich unter 10 Milliarden Euro. Nach den alten Regeln des Indexanbieters war Airbus die Aufnahme in den Dax verwehrt, da die Aktie vor allem an der Pariser Börse gehandelt wird – und nicht im deutschen Xetra-Handel.

Konsequenzen aus Wirecard-Skandal

Der Dax ist nicht nur größer geworden, es gelten auch strengere Regeln für seine Mitglieder. Als Konsequenz aus dem Wirecard-Skandal haben diese nun gegen­über dem Indexanbieter umfassender als bisher Rechenschaft abzu­legen und können bei Verstößen ausgeschlossen werden. Potenzielle Dax-Aufsteiger, die nicht mindestens zwei Jahre profitabel gewesen sind, dürfen nicht in die erste Börsen­liga aufrücken.

Ob sich die Maßnahmen bewähren, muss die Zukunft zeigen. Dass die Firmen stärker unter die Lupe genommen werden als bisher, ist auf jeden Fall ein Fort­schritt.

MDax wurde umge­krempelt

Neben Airbus wanderten folgende Unternehmen vom MDax in den Dax: Zalando, Siemens Healthineers, Symrise, Hellofresh, Sartorius, Porsche Auto­mobil Holding, Brenn­tag, Puma und Qiagen. Der MDax, gewissermaßen die zweite deutsche Börsen­liga, hat sich im Zuge der Reform gewaltig verändert. Allein durch den Abflug von Airbus verlor er deutlich an Börsen­wert. Außerdem besteht er nun nur noch aus 40 statt vorher 50 Aktien.

Neben den zehn Dax-Abgängen sind auch Hoch­tief, MorphoSys, Encavis, Nordex und Shop Apotheke Europe aus dem MDax verschwunden. Sie notieren jetzt im SDax, der Unternehmen mit geringem Börsen­wert zusammenfasst. Im Gegen­zug stiegen Vantage Towers, Befesa, Zooplus, Hypoport und Jung­heinrich aus diesem Index in den MDax auf.

Als Mittel­stands­index weiterhin attraktiv

Seine Attraktivität für Anleger hat der MDax durch die Veränderungen aber nicht verloren. Er ist nun eher ein Mittel­stands­index, und gerade in guten Börsen­phasen sind sogenannte Midcaps und Small­caps, also Unternehmen mit mitt­lerem und kleinem Börsen­wert, mehr als nur ein Geheimtipp. In der Vergangenheit sind solche Unternehmen oft besser gelaufen als große Aktiengesell­schaften.

Was bringt der Finanztest-ETF-Check?

Mit ETF lassen sich günstig eigene Anlage-Strategien umsetzen. Finanztest stellt in lockerer Folge interes­sante Indizes vor, die für eine Beimischung ins Depot infrage kommen.

Was sind ETF?
Exchange Traded Funds, auf Deutsch: börsen­gehandelte Fonds, sind Fonds, die versuchen, den zugrunde liegenden Index abzu­bilden. Sie bieten die einfache Möglich­keit, in Aktien-, Renten- oder Rohstoff­märkte zu investieren. Durch die Wahl eines passenden Indexes sind sehr gezielte Anlagen möglich.
Basis­anlage.
Ein ETF für den breiten globalen Aktienmarkt reicht als Basis­investment. Finanztest empfiehlt zum Beispiel die Indizes MSCI World (nur Industrieländer) und MSCI All Country World (Industrie- und Schwellenländer).
Ergän­zung.
Mit ETF lassen sich auch gut eigene Ideen umsetzen. Dafür geeignet sind zum Beispiel Branchen-, Themen- oder Strategie-ETF. Wenn Anleger mindestens 70 Prozent ihrer Aktien-ETF in markt­breite Indizes stecken, können sie mit dem Rest etwas mehr riskieren.

Bisher im ETF-Check:

Auf breite Streuung achten

Deutsche Aktien stehen bei einheimischen Anlegern hoch im Kurs. Diesen sogenannten Home Bias gibt es auch in vielen anderen Ländern, die eine nennens­werte Auswahl an Aktiengesell­schaften zu bieten haben. Dennoch ist es nicht sinn­voll, sich bei der Aktien­anlage vorwiegend auf das eigene Land zu konzentrieren.

Eine breite interna­tionale Streuung mindert erwiesenermaßen das Risiko. Sie ist sehr einfach umzu­setzen, indem man auf welt­weit anlegende Aktien-ETF setzt. Unsere Fonds-Datenbank enthält zahlreiche Fonds, die für diesen Zweck infrage kommen. Anleger erkennen sie am Finanztest-Siegel „1. Wahl“. Grund­lagen zur Anlage mit ETF können Sie in unserem ETF-Special nach­lesen.

Zwar sind auch Dax-ETF erste Wahl, aber eben nur für ein Investment in den deutschen Aktienmarkt. Durch die Erweiterung auf 40 Aktien ist in dem Index der Einfluss der zehn Top-Positionen gesunken. Sie machen aktuell „nur“ noch etwa 58 Prozent des Indexes aus, im alten Dax 30 waren es meist zwischen 63 und 65 Prozent. Von der breiten Streuung eines globalen Aktien-ETF mit seinen knapp 1 600 Titeln sind Dax-ETF aber weit entfernt.

IT-Branche nur schwach vertreten

Das größte Defizit des Dax bleibt weiterhin die unzu­reichende Branchen­abdeckung. Vor allem der Technologiesektor ist in Deutsch­land, wie in der gesamten Europäischen Union, unterre­präsentiert.

Mit dem Software­konzern SAP hat Deutsch­land nur ein einziges IT-Unternehmen von Welt­rang. Im Direkt­vergleich mit den US-amerikanischen Technologieriesen wirkt dieser fast zwergenhaft. So brachte es Microsoft Mitte August 2021 auf einen Börsen­wert von fast 1,8 Billionen Euro, SAP jedoch nicht einmal auf 150 Milliarden Euro.

Am deutschen Aktienmarkt sind dafür jene Unternehmen präsenter als im Welt­aktien­index, die lang­lebige Konsumgüter produzieren – allen voran Autos. Ein Dax-ETF ist deshalb eine gute Beimischung für ein breit aufgestelltes Wert­papierdepot, nicht mehr und nicht weniger.

Alternativen zu Dax-ETF

Wer auf den bekann­testen Deutsch­land­index setzt, macht gewiss keinen Fehler und hat den Vorteil, dass er nicht mal in sein Depot schauen muss, um die Entwick­lung zu verfolgen. Den aktuellen Dax-Stand findet man über­all.

Für Aktienfans, die nicht nur auf die großen deutschen Unternehmen, sondern zusätzlich auf mittel­große oder kleine Firmen setzen wollen, gibt es aber interes­sante Alternativen, die ebenfalls „1. Wahl“ sind.

Der FAZ-Index ist der älteste deutsche Aktien­index. Er enthält 100 vorwiegend große und mittel­große Aktien. Einen ETF gibt es von Lyxor (Isin LU 065 062 402 5), die jähr­lichen Kosten liegen bei 0,15 Prozent.

Rund 160 Aktien bündelt der ETF Vanguard Germany All Cap (IE 00B G14 3G9 7). Seine Kosten liegen bei 0,10 Prozent pro Jahr. Damit beteiligen sich Anleger nicht nur an den Dax-Aktien, sondern auch an Unternehmen aus den Indizes MDax, TecDax und SDax. Ob sie damit auf lange Sicht besser fahren als mit dem Dax allein, lässt sich allerdings nicht voraus­sagen.

Die neuen Top Ten im Dax

Finanztest rät: Ein Dax-ETF bietet Anlegern eine sehr einfache und trans­parente Möglich­keit, auf den Börsen­stand­ort Deutsch­land zu setzen. Durch die Aufstockung um zehn Werte bietet der Index eine breitere Streuung als zuvor. Für Anleger, die auch in mittel­große und kleine deutsche Aktien investieren wollen, gibt es mit dem FAZ-Index und dem Germany All Cap zwei ETF-Alternativen.

Geeignet für: Anle­gerinnen und Anleger, die Welt-ETF sinn­voll ergänzen wollen, und für aktive Depotbastler, die sich aus Regionen- und Länder-ETF ein eigenes Portfolio zusammen­stellen.

Index­anteil der Top-10-Aktien

Umbau im Aktien­index Dax - Mit 40 Aktien auf neuem Kurs

ETF-Anbieter (Isin; Kosten pro Jahr, sortiert nach Kosten)

  • Xtra­ckers (LU 027  421 148  0; 0,09 %)
  • Amundi (FR 001 065  571 2; 0,10 %)
  • Deka (DE 000 ETF L01 1; 0,15 %)
  • Lyxor (LU 025 263 375 4; 0,15 %)
  • iShares (DE  000 593 393 1; 0,16 %)
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Kommentarliste

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  • Rentenberater10 am 17.09.2021 um 11:02 Uhr
    Zuviel Focus auf den Dax

    Meines Erachtens wird zuviel Focus auf den Dax gelegt. Im internationalen Vergleich schneidet der DAX eher "miserabel" ab. Die Focusierung auf die sog. ETF's ist zwar verständlich - allerdings kosten diese auch laufende Gebühren und mindern den Ertrag zum Teil erheblich. Im übrigen kann ich so einen ETF zum Großteil auch selbst abbilden und dann fallen keine laufenden Kosten (z.B. bei Internetbanken, Broker etc.) an. Die wiederangelegten Dividenden ohne abgezogene Gebühren verleihen dem Depot einen "Turboeffekt".